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„Barockengel“ BMW 501 als Streifenwagen (verwendet 1961 bis 1971 beim Polizeiamt München, Funkrufname Isar 12); Exponat bei der Sonderausstellung 60 Jahre Bayerische Polizei in Ingolstadt
© Foto:Mattes, Wikimedia Commons | Lizenz: Public domain / CC0

Ein nicht alltäglicher Job

Helmut Brückmann im Gespräch mit Alexander Thorwirth

Wenn Minister in ihren Dienstwagen vorfahren, Konzernbosse zu Tagungen oder Kongressen unterwegs sind, dann geschieht dies nicht selten in sondergeschützten Fahrzeugen. Nicht besonders zu erwähnen braucht man jene Zeitgenossen, die einfach genug Geld haben und sich in Zeiten von terroristischen Aktivitäten schützen wollen, ob von den Behörden entsprechend eingestuft oder nicht. Wer es dabei sportlich liebt, lässt sich in einem BMW zum Ziel bringen. Mein Gesprächspartner Alexander Thorwirth (49) war bis Mitte des Jahres bei BMW für den Vertrieb dieser Fahrzeuge verantwortlich. Doch beileibe nicht nur für „solche Fahrzeuge“.

Wir treffen uns an einem schönen Sommertag auf der Dachterrasse der BMW Welt in München am Olympiapark und genießen eine hervorragende Küche.
Sehr schnell wird mir klar, dass mein Gesprächspartner nicht nur für die „Gepanzerten“ bei BMW zuständig war. Dieser Bereich gehört vielmehr zu einem kleinen Imperium, das sich Direktvertrieb nennt und in viele Sparten aufgeteilt ist. Ich kann mir unter diesem Begriff nichts Konkretes vorstellen. Natürlich kauft man sondergeschützte Fahrzeug nicht beim Autohändler um die Ecke. Und in Massen werden solche Fahrzeuge auch nicht hergestellt.

Nachdem Alexander Thorwirth sich vorgestellt hat, sieht er meinen fragenden Blick und erläutert:
Alexander Thorwirth„Was meinen bisherigen Geschäftsbereich angeht, so teilt sich der Direktvertrieb in eine Reihe von Sparten. Da sind zu einem großen Teil die Behörden als Kunden, die ganz normale Serienfahrzeuge kaufen. Daneben gibt es aber auch Behörden, die spezielle Fahrzeuge ordern, nämlich Sicherheitsfahrzeuge und Einsatzfahrzeuge. Dazu gehören zum Beispiel Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste. Wobei die Letztgenannten bei uns auch zu den ‚Behörden‘ zählen. Normalerweise kaufen Behörden ja Serienfahrzeuge, die aber durch besondere Folien, Zusatzausstattungen oder besondere Ausrüstung aus dem Rahmen fallen. Aber auch sogenannte ‚getarnte‘ Fahrzeuge gehören zum Direktvertrieb. Vereinfachend kann man sagen, dass der Direktvertrieb für all jene Fahrzeuge zuständig ist, die ein Autohaus nicht im Programm hat, und für jene speziellen Kunden, die nicht im Autohandel einkaufen.“

In welchen Ländern waren Sie tätig?
Mit dem kurz beschriebenen Aufgabenbereich war ich für ganz Deutschland zuständig. Zuvor, in den Jahren 2004 – 2006, war ich im internationalen Bereich der Leiter des Zentralbereichs für das gleiche Geschäft. Um ein Beispiel dafür zu nennen: Wenn ein Vertriebsverantwortlicher in Hongkong, in Italien, in Rio oder wo auch immer so ein Spezialfahrzeug an Behörden verkaufen wollte, sorgte ich für den nötigen Support. Bei meiner späteren Tätigkeit in Deutschland, als Leiter des Direktvertriebes, war ich natürlich selbst für dies alles zuständig und verantwortlich. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich nicht nur für Behörden, sondern auch für andere Kundengruppen zuständig war wie zum Beispiel die Autovermieter, VIPs oder andere spezielle Sonderkunden.

Was muss man unter „spezielle Sonderkunden“ verstehen? Die Feuerwehr zählt ja bei BMW zu den Behörden.
Die Feuerwehr gehört mit zu den Behörden, weil Einsatzfahrzeuge bei uns generell bei den Behörden angesiedelt sind. Direktvertrieb betrifft aber nicht nur Behörden, sondern zum Beispiel auch Autovermieter oder die sogenannten ‚Großkunden Direkt‘. Das sind Großunternehmen, die unmittelbar bei uns bestellen, wie meinetwegen die Deutsche Telekom. Dies ist eine Sonderform. Dann gibt es darüber hinaus die VIPs und weitere Sonderkunden, die wir über den Handel in einem speziellen Verfahren beliefern. Alle diese Kunden werden aber über den Direktvertrieb bedient. Beispiele sind bestimmte Kooperationen, die wir haben z. B. im Bereich Golf. Wenn Sie professioneller Golfer sind und einer bestimmten Organisation angehören, dann gehören Sie in dieses Sonderkundensegment hinein. Dann gibt es andere Kooperationen, die wir haben, wie Sie sie vielleicht auch in der Presse gelegentlich sehen. Als Beispiel wäre da der ADAC zu nennen. Auch wenn wir uns bei großen Gewinnspielen engagieren, fällt dies in den Bereich des Direktvertriebs.

Zum Direktvertrieb gehört also alles, was nicht der BMW-Händler um die Ecke macht.
Alles was nicht über den Handel geht, ganz genau. Aber der Kernbereich ist logischerweise das Thema Behörden-, Einsatz- und Sicherheitsfahrzeuge mit den beschriebenen speziellen Abnehmergruppen.

Wie sind denn Ihre Vertriebserfolge bei der Polizei?
Wir haben hervorragende Erfolge in den letzten Jahren erzielt. Als ich 2010 die Verantwortung für den Direktvertrieb übernommen habe, waren wir schon seit vielen Jahren bei der Bayerischen Polizei etabliert. Wir hatten aber auch als Lieferant anderer Polizeien in Deutschland schon einen bedeutenden Anteil am Markt gehabt. Wenn man sich mal überlegt, was kaufen Polizeien für Fabrikate ein? Welcher Hersteller kann auch ein Polizeifahrzeug entwickeln? Ein Polizeifahrzeug ist meines Erachtens das anspruchsvollste Einsatzfahrzeug, wenn es darum geht, die hohen Anforderungen der stets kritischen (Polizei-)Kunden zu erfüllen. Dazu kommt noch der beträchtliche Aufwand für die Ausschreibung. Jetzt nicht im Sinne von „wie viel Papier“, sondern wie aufwändig der Prozess selbst ist. Auch wenn sie das „Papier“ erfolgreich bewältigen und dann am Ende eine Zusammenarbeit haben, die wirklich gut läuft, sind sie als Hersteller immer wieder gefordert. Und gerade Polizeien sind kritische Kunden. Wir haben aufgrund der Produkte, die wir in der Zeit, in der ich verantwortlich war, gebracht haben, eine Menge guter Kritiken bekommen. Traditionell waren ja Fahrzeuge unserer BMW 3er und 5er Reihe bei der Polizei im Einsatz. Heute haben wir zusätzlich andere Fahrzeugkonzepte wie unsere ‚Sports Activity Vehicles‘ X1 und X3 oder auch geräumige Fahrzeuge wie einen BMW 2er GranTourer.

Bei der Bayerischen Polizei ist BMW ja wohl der Hauslieferant?
Das war in Bayern Ende der 60er Jahre so, als wir den „Barockengel“, den BMW 502, auslieferten. Das Fahrzeug erlangte nicht zuletzt durch die TV-Serie „Isar 12“ große Popularität. Das liegt lange zurück. Das Thema der Ausschreibung in den einzelnen Bundesländern hat durchaus Jahr für Jahr variiert. Die Dauerphase, seit der wir in Bayern liefern, ist noch nicht so lange her. Aber zumindest mal zwei oder drei Ausschreibungszyklen ist es jetzt gelungen, die Ausschreibung wenigstens für die BMW 3er TouringFahrzeuge, die wir im Programm haben, zu gewinnen. Wenn irgendwelche Busse oder Transporter gefordert werden, können wir natürlich nicht mit anbieten, das ist ja klar. Aber wir haben es in der letzten Zeit schon geschafft, mit dem richtigen Produktangebot die Ausschreibungen zu gewinnen. Ein wichtiger Punkt in meiner „Amtszeit“ war der neue BMW 3er Touring, also das aktuelle Modell, das wir heute auf der Straße haben. Es hat signifikante Vorteile im Gegensatz zum Vorgänger – für den Zweck als Einsatzfahrzeug. Das hatte mit einer Spurverbreiterung hinten und mit einer Verlängerung zu tun, wodurch der hintere Bereich des Fahrzeugs wesentlich geräumiger wurde. Der Stauraum hat sich deutlich verbessert, denn die Polizei führt in ihren Einsatzfahrzeugen sehr viel Einsatzmaterial mit. Das hat zu viel Interesse bei Polizeibehörden geführt. Nicht nur in Bayern, sondern auch in anderen Bundesländern, wo wir präsent sind. Letztes typisches Beispiel ist die Ausrüstung der Polizei in NRW. Die Partnerschaft mit diesem Bundesland wurde im vergangenen November bei der Übergabe der ersten Streifenwagen an Innenminister Jäger offiziell besiegelt.

Manchmal ist es ja nicht so einfach, eine Ausschreibung zu gewinnen, wenn in dem betreffenden Bundesland ein anderer Autohersteller mit seinem Produkt Arbeitsplätze schafft. In NRW ist ja wohl zu früheren Zeiten Ford in Köln der Platzhirsch gewesen.
Es gibt mehrere Bundesländer, wo wir eine solche Situation vorfinden. In Hessen gibt es Opel, in Niedersachsen VW, in Stuttgart Daimler. Es gibt Situationen – je nach Bundesland – wo es darum geht, die dominante Präsenz eines Autoherstellers aus dem Bundesland zu überwinden. In Bayern gäbe es theoretisch zwei Hersteller, die in Frage kommen. Nicht immer treten die Wettbewerber aggressiv auf. Wir haben in NRW zurzeit eigentlich niemanden, der da vor Ort mit einer ausgebauten Flotte Polizeifahrzeuge liefern könnte. Insofern war das jetzt gut für uns, und mit dem notwendigen Quäntchen Glück haben wir dann ja auch die Ausschreibung gewonnen. Auch zu früheren Zeiten haben wir uns in NRW an Ausschreibungen beteiligt, kamen aber nicht zum Zuge. Jetzt hat es aber endlich geklappt.
 
Früher galt NRW als eine Domäne von Ford.
Es kommt einerseits immer auf die Modelle an, die der Hersteller gerade im Portfolio hat. Das eigentliche Thema ist aber dann, ob die aktuellen Modelle auch für Einsatzfahrzeuge verwendbar sind. Wir müssen als Autohersteller die Entwicklung eines Einsatzfahrzeuges mit anbieten. Ich glaube, erst dann kann man die wirklichen Inhalte, die der Katalog an Leistungsanforderungen enthält, auch darstellen. Man kann nicht mit einem Serienfahrzeug im Sinne einer simplen Umrüstung ein gutes Einsatzfahrzeug bauen. Das geht nicht. Sie müssen die Einsatzfahrzeugeigenschaft in das Fahrzeug „reinentwickeln“. Und dafür brauchen Sie natürlich erstmal die Bereitschaft des Unternehmens, weil eine solche Entwicklung Geld kostet, die das Einsatzfahrzeug gegenüber dem Serienfahrzeug teurer macht. Das muss sich aber Im November 2015 wurde die Partnerschaft mit NRW durch die Übergabe der ersten Streifenwagen offiziell besiegelt.auch so darstellen, dass der Kunde sagt, er ist bereit dazu, die Mehrkosten letztendlich zu tragen. Einsatzfahrzeuge stehen bei BMW groß auf der Fahne, weil wir dafür auch die nötige Kompetenz besitzen – über viele Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt – Einsatzfahrzeuge auch zu entwickeln. Das hat natürlich damit zu tun, dass ein paar Basiseigenschaften von BMW für die Nutzung als Einsatzfahrzeug äußerst günstig und ohnehin vorhanden sind: wie z. B. das Thema Dynamik, das Thema Sicherheit und auch das Thema Wirtschaftlichkeit. Das sind Aspekte, die zu den Eigenschaften eines jeden BMW gehören. Und damit ist natürlich für den Beschaffer die Eignung als Einsatzfahrzeug schon grundsätzlich gegeben. Jetzt kommt noch dazu, was man alles darstellen muss, damit man das Einsatzfahrzeug so liefern kann, wie die Behörde es braucht. Das ist meist aufwändig. Dafür braucht man eine gewisse Baukastenflexibilität an typischen Ausrüstungen für Einsatzfahrzeuge. Wie zum Beispiel eine Funkausrüstung bzw. eine Funkvorbereitung. Im Zweifel auch verschiedene Hersteller von Funkanlagen. Manchmal nur digital, manchmal immer noch analog und digital. Man muss ziemlich flexibel sein. Dann geht es natürlich weiter über Tonfolge und Signal bzw. Blitzer oder irgendwelche Formen von Dachbalken mit Blaulicht und so weiter. Da braucht man auch Kooperationen mit den Ausrüstern dieser speziellen Ausstattungen. Aber immer geht es darum: Ist die Behörde mit dem vorgesehenen Paket einverstanden? Wenn Sie beispielsweise standardmäßig einen 3er Touring mit einem Dachbalken A oder B ausrüsten, während die Behörde aber ein Fabrikat C im Einsatz hat, an welchem das Personal geschult ist, dann muss man sich irgendwie einigen. Auch dafür ist eine Entwicklungskompetenz erforderlich, wenn man in diesem Geschäft Erfolg haben will. Damit haben wir uns einen Namen gemacht, weshalb ich glaube, dass in Verbindung mit den produktseitigen Impulsen, die in meiner Zeit geschehen sind, das ganze gut geklappt hat. Da geht es nicht nur um den Klassiker wie einen BMW 3er Touring oder analog einen 5er Touring, sondern da gab es auch Themen wie meinetwegen einen BMW X3. Wir haben durch mühevolle Arbeit bei den Behörden die Bereitschaft dafür erreicht, das Fahrzeugkonzept eines BMW X3 als behördentaugliches Einsatzfahrzeug in den Markt zu bringen. Dabei war nicht nur die Geländegängigkeit ausschlaggebend, sondern vor allen Dingen die erhöhte Sitzposition oder auch die Absicherung für die Beamten im Straßenverkehr, weil das Fahrzeug erhöht und gut sichtbar ist. Da wir diverse Fahrzeugtypen als Einsatzfahrzeuge anbieten, hat das für die Beschaffer Vorteile, denn sie können die Fahrzeugtypen mehr auf die Einsatzgegebenheiten abstellen. Es ist eben ein Unterschied, ob Einsatzfahrzeuge für die Autobahn oder das Stadtgebiet benötigt werden. Das interessiert nicht zuletzt auch die Personalräte. Mit einer solchen Angebotsstrategie sind wir bisher sehr erfolgreich gefahren. Wir wurden zunehmend auch präsenter auf den Straßen, was auch bei der Bevölkerung auffiel und zur „gefühlten“ Sicherheit des Bürgers beiträgt. Also ein Polizeifahrzeug ist für die Bevölkerung offensichtlich immer ein sehr interessantes Objekt. Es gibt Untersuchungen über die sehr positive Wirkung von Polizeifahrzeugen beim Bürger.

Polizeifahrzeuge im öffentlichen Verkehrsraum sind natürlich auch eine nicht zu unterschätzende Werbung für den Hersteller.
Werbung ist jetzt ein bisschen zu viel gesagt. Die Tatsache, dass ein Auto grün oder blau beklebt ist, enthält ja nicht die Botschaft: Kaufe einen BMW. Sondern die Botschaft lautet ja nur: Schau mal, hier gibt es einen Kunden im öffentlichen Sektor. Der hat bestimmte Aufgaben, jeder kennt diese Sonderaufgaben. Jeder weiß um die Spezialitäten dafür und die besondere Bedeutung und entnimmt dann sozusagen so eine Art Abstrahleffekt aus der Entscheidung des Beschaffers oder der Behörde, sich einen BMW zu bestellen. Und leitet daraus möglicherweise für seine eigenen Einschätzungen über verfügbare Produkte etwas ab. 

Und darauf haben verschiedene Hersteller wohl Wert gelegt.
Das ist sicherlich auch Grundlage einer Strategie, wo ein Hersteller sagt, ich möchte Kompetenz haben im Bereich Einsatzfahrzeuge. Ich möchte diesen Effekt nutzen oder ich möchte mit den Eigenschaften, die mein Fahrzeug ohnehin hat, letztendlich in diesem Sektor signifikant wahrnehmbar sein. Das ist auf jeden Fall damit Übergabe des BMW 2er GranTourer an die Bayer. Polizeiverbunden. Ein Beispiel wäre noch zu nennen: Es ist der BMW 2er GranTourer, den wir im Rahmen der letzten IAA quasi informell mal als Beispiel vorgestellt haben, ohne dass das in dem Falle schon offiziell gewesen wäre. Wir haben das Fahrzeug dann im Nachgang ebenso in die bayerische Ausschreibung wie auch schon bei anderen Ausschreibungen eingebracht. Es besteht mit diesem Angebot die Möglichkeit, ein Fahrzeug mit Van-ähnlichem Charakter von BMW zu beziehen, nachdem wir das Basisfahrzeug eingeführt haben. Der 2er GranTourer hat keinen Vorgänger in der Produktpalette von BMW. Dementsprechend war das ein völlig neuartiges Angebot aus unserem Haus. Hier ging es einfach darum, ob nach den Vorstellungen einer Behörde ein solches Fahrzeug gegen die bereits auf dem Markt befindlichen Angebote konkurrieren kann. Offenbar ist das möglich. Wir können damit auf dem Markt bestehen und bieten so eine weitere Variante von Polizeifahrzeug unter den Sondereinsatzfahrzeug en an, die mittlerweile auch akzeptiert wird.

Erst seit diesem Jahr? Oder
Erst seit diesem Jahr, richtig. Wenn man in diesem Zusammenhang von neuen Angeboten für Polizei, Rettungsdienst Das Los Angeles Police Department setzte im September 2015 auf das weltweit erfolgreichste elektrische Einsatzfahrzeug…und Feuerwehr spricht, muss man auch gleich das Thema Elektromobilität erwähnen. Wir haben zeitgleich der bayerischen Polizei und dem Los Angeles Police Department BMW i3-Fahrzeuge für den Polizeieinsatz übergeben. Diese Aufträge in zwei Kontinenten war ein schöner Zufall, belegt aber auch das Interesse der Polizei an der Elektromobilität. Es ist technisch eine große Herausforderung, ein Fahrzeug mit Carbonstruktur als Einsatzfahrzeug zu bauen. Weil ein …zur gleichen Zeit wie der Freistaat Bayern. Hier bei der Übergabe der ersten drei BMW i3 an Innenminister Joachim Herrmann.Einsatzfahrzeug An- und Ausbauten hat, die spezifische Verankerungen brauchen; die natürlich sicherheitsrelevant sind; dazu gehören logischerweise Objekte von Beschleunigungstests, Crashtests und so weiter. Sie müssen sehr sicher fixiert sein. Das ist bei einem Elektrofahrzeug mit der Bauart eines BMW i3 nicht so einfach. Diese Probleme haben wir aber gelöst!

Wir haben mit der Carbonstruktur Neuland im Fahrzeugbau betreten. Noch nie hat ein anderer Hersteller so wie wir damit in Serie produziert. Dabei haben wir den Prozess der Carbonproduktion und speziellen Montage dieses Werkstoffs parallel zum Auto selbst entwickelt. On Top kam dann noch eine Einsatzfahrzeugversion hinzu, mit all den Dingen, die dafür erforderlich sind. Selbstverständlich wird man in den Behörden diese Fahrzeuge testen und sich über die Einsatzmöglichkeiten Gedanken machen. Es ist logisch, dass ein Auto mit geringer Reichweite für bestimmte Einsatzzwecke nicht geeignet ist. Aber auch einem herkömmlichen Kraftfahrzeug kann der Sprit ausgehen. Allerdings ist die Reichweite des BMW i3 in den letzten Monaten schon verbessert worden. Und sie wird sich weiter verbessern.

Die Kardinalfrage wird aber weiterhin die stark begrenzte Reichweite dieser Elektroautos sein.
Wir haben gerade kommuniziert, dass wir hinsichtlich des aktuellen Modells BMW i3 eine zweite Batterieversion entwickelt haben, die eine anderthalbfache Reichweite erlaubt, weil sie eine größere Speicherkapazität hat. Sie beträgt jetzt 250 Kilometer – ein Aspekt, der für manchen Beschaffer interessant wird.

Verlassen wir jetzt den Bereich der herkömmlichen Einsatzfahrzeuge, um uns den sondergeschützten Fahrzeugen der Marke BMW zuzuwenden.
Wir bauen diese Fahrzeuge seit den späten 1960er Jahren, haben etwa 5 Jahrzehnte Erfahrung. Wichtig ist, dass wir auf der einen Seite natürlich ein Limousinenangebot haben, insbesondere in den höheren Schutzklassen. Wir fertigen aber auch Fahrzeuge mit geringeren Schutzklassen für Länder, die eine geringere Bedrohungslage haben. Die höheren Schutzklassen werden von Regierungen und Behörden aufgrund der Bedrohung durch terroristische Anschläge oder zur Nutzung in Krisengebieten beschafft. Und dann gibt es die andere Kategorie, die sich eher an Privatkunden richtet, die sich vor Straßenkriminalität oder ähnlichem schützen wollen, zum Beispiel in Mittel- und Lateinamerika. Wir bieten den BMW 7er sondergeschützt in der hohen Schutzklasse und darüber hinaus den BMW X5 in zwei Schutzklassen an, die letztendlich durchaus auch behördliche Einsätze erlauben. Wie schon gesagt, es kommt auf die Bedrohungsart an. Der BMW X5 mit Sonderschutz wird gerne von Privatkunden in den vorgenannten Ländern genutzt, da er für die oft katastrophalen Straßenverhältnisse besser geeignet ist als eine große Limousine.

Vor einiger Zeit haben sich beamtete Personenschützer darüber beklagt, dass die sondergeschützten Fahrzeuge von BMW zu wenig Zuladung hätten.
Jedes sondergeschützte Fahrzeug hat eine sehr begrenzte Zuladung. Das ergibt sich einfach aus dem Konzept und ist überhaupt nichts BMW-Spezifisches. Wenn es BMW verfügt über eine ansehnliche Palette von sondergeschützten Fahrzeugen wie hier ein BMW X5.Definitionen gibt, wo die Zuladung verhältnismäßig hoch angesetzt wird, dann kann es natürlich eng werden. Das ist völlig klar. Das hat aber auch damit zu tun, mit welcher Ausstattung ein sondergeschütztes Fahrzeug bestellt wird. Es gibt eine Basisversion und es gibt Versionen mit Zusatzausstattungen wie eingebauter Feuerlöschanlage, Sauerstoffanlage und, und, und. Damit verringert sich natürlich die Zuladung. Die Grenze setzt am Ende die Fahrzeugphysik. Zuladung im Grenzbereich ist immer wie ein Ritt auf einer Rasierklinge. 

Thomas v. GroßmannIhr Nachfolger als Leiter Direkt und Sonderkunden wurde Thomas v. Großmann, der über mangelnde Arbeit sicherlich nicht klagen wird.
Abschließend sollten Sie unseren Lesern noch verraten, welchen Aufgabenbereich Sie nunmehr betreuen.
Aktuell bin ich nach der vorgenannten Position jetzt Leiter der Vertriebsplanung und -steuerung bei BMW in Deutschland und in dieser Funktion auch Stellvertreter des Vertriebschefs. Man könnte diese Funktion als Zentrale im Innendienst des Vertriebs bei BMW bezeichnen, aber für alle Fahrzeuge, nicht nur den Direktvertrieb, sondern auch den Vertrieb über die Handelsorganisation etc. Selbst die Steuerung des Vertriebs an Mitarbeiter ist hier enthalten. Jedes Fahrzeug, das wir in einem unserer Geschäftsbereiche verkaufen, wie z.B. im Direktvertrieb, in einem Autohaus, oder in einer unserer Niederlassungen, wird

  • vorher geplant,
  • quasi in der Produktion ‚bestellt‘,
  • mit Hilfe unserer Verkaufsförderung angeboten,
  • dann mit der exakt vom Kunden gewählten Ausstattung in unsere Systeme eingesteuert,
  • nach Fertigstellung für die Logistik disponiert,
  • und anschließend als verkauft in unserem Berichtswesen berichtet.

Alle diese Funktionen obliegen mir in meiner neuen Verantwortung als Prozesspartner der operativen Vertriebsbereiche.

Herr Thorwirth, ich danke für das Gespräch und wünsche gutes Gelingen im neuen Aufgabenfeld.

Fotos: © BMW Group