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„An der Front“ Präsident Wurm im Einsatz

Innere Zufriedenheit am Ende des Berufslebens

Helmut Brückmann sprach mit Wolfgang Wurm, Präsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, kurz vor dessen Versetzung in den Ruhestand am 31. Mai 2019

Präsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin WurmHerr Präsident, an den Lagerfeuern der Bundespolizei erzählt man sich, Sie hätten kundgetan, Ihre zu Ende gehende Amtszeit nicht zu verlängern. Das ist heutzutage etwas ungewöhnlich für Beamte in Ihrer Position. Offenbar sind Sie mit Ihrer Pension zufrieden. Es gib ja auch noch ein Leben nach dem Dienst.

Jaaa, also bei uns, der Bundespolizei, ist es so, dass die Spitzenämter verlängert werden können – sofern Bedarf gesehen wird. Im Regelfall haben wir uns darauf einzustellen, dass wir pünktlich gehen. In meinem Fall war es mein Wunsch, nicht mehr in meiner Funktion bis weit über die 60 zu arbeiten. Planungen im Innenministerium standen dem nicht entgegen.

Seit sechs Jahren sind Sie Präsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, eine Direktion, die eine Reihe besonderer Aufgaben hat, auch wenn der Regierungssitz nicht mehr in Bonn ist.

Auch wenn der Sitz der Bundesregierung heute Berlin ist, so ist Bonn immer noch Sitz oder noch Teilsitz wichtiger Ministerien. Außerdem haben wir dort Organisationen der UN, wir haben unverändert hier eine Reihe von wichtigen, nationalen und übernationalen Unternehmen. Mit anderen Worten, Bonn selbst ist immer noch für viele Behörden ein wichtiger Standort – und damit auch für die Bundespolizei. Aber unsere Zuständigkeit erstreckt sich über ganz Nordrhein-Westfalen. Und wir sorgen hier für die Bereiche Bahnpolizei, Luftsicherheit und auch entlang der Grenzen, heute als Binnengrenzen ausgeworfen, für Sicherheit.

In der Tat, eine große Fläche. Doch wo liegt Ihr polizeilicher Schwerpunkt?

Dieser liegt für uns im bahnpolizeilichen Aufgabenfeld und an den beiden großen Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn.

Beamte der Bundespolizei am FlughafenZwei bedeutende Flughäfen – in der heutigen Zeit eine permanente Gefahr für die Sicherheit, noch dazu beide granznah liegen.

Richtig. Wenn wir beispielsweise einen extremistischen oder auch terroristischen Anschlag haben, wie neulich noch in Utrecht, dann gewinnen auch die Binnengrenzen sofort an Priorität. Dann müssen wir, wenn es geht, im Minutenbereich, ansonsten spätestens nach einer Stunde, dort mit Maßnahmen der Grenzalarmfahndung präsent sein, um einen möglicherweise flüchtenden Attentäter in Richtung Deutschland festzustellen und aufzuhalten oder gegebenenfalls auch Absetzbewegungen aus dem Unterstützungsbereich festzustellen, um gebenenfalls und auch dort Festnahmen vorzunehmen. Diese gefahrenabwehrende Komponente an den Binnengrenzen bleibt unverändert eine ganz wichtige Aufgabe, auch wenn sie sich im Regelfall nur als bloße Überwachungsmaßnahme darstellt; Kontrollen sind nur im Ausnahmefall möglich, dass bedeutet, im Normalfall spürt der Bürger von den Sicherungsmaßnahmen nichts. Gibt es aber einen besonderen Anlass, ob bei uns oder im Nachbarland, dann werden auf Knopfdruck die Sicherheismaßnahmen der Grenze aktiviert. Dann zeigen wir hundert Prozent Präsenz.

Mit welchem Personal machen Sie das?

Wenn alle im Dienst sind, haben wir ca. 3.200 Polizistinnen und Polizisten zur Verfügung. Zurzeit stehen wir am Ende einer Phase von drei Jahren, wo wir über diese Personalstärke nicht immer verfügen konnten. Starke Altersabgänge waren die Ursache; dazu kamen aber auch Unterstützungsnotwendigkeiten entweder im Ausland oder auch an der Grenze zu Österreich in Bayern. Diese personellen Engpässe haben wir inzwischen überwunden, da die ersten starken Ausbildungsjahrgänge bei uns angekommen sind. Wir haben alleine in diesem Jahr 244 neue Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen begrüßen können. Im vergangenen Jahr 170; im Herbst kommen noch mal 150. Wenn man das zusammenzieht, dann kommt man auf einen Personalaufwuchs von gut 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern...

Zusätzlich

… die wir in zwei Jahren neu in den Dienstbereich hineinbekommen haben, und die dienen zunächst einmal dazu, die Abgänge und Verluste, die wir hatten, auszugleichen. Spätestens ab dem Jahr 2020 werden wir dann deutlich in einen Aufbau gehen. Die Entscheidung in der politischen Ebene...

traf der Minister…

… genau. Unser Innenminister hat eine deutliche Aufstockung der Bundespolizei entschieden; er trägt sie auch weiterhin aktiv mit und damit nach vorne. Deshalb dürfen wir davon ausgehen, dass wir so bis zum Jahre 2024 ungefähr noch um weitere 1.000 Mitarbeiter bis auf 4,5 Tausend aufgestockt werden. Das ist dann die personelle Ein Beamter bei PassformalltätenGröße, mit der wir in NRW eine, wie ich glaube, sehr ausgeprägte Sicherheitsarbeit leisten können. Da wir diesen Ausbaustand noch nicht haben, müssen wir unsere Aufgaben noch Schwerpunkt orientiert durchführen. Wir haben im Hintergrund dazu eine intensive Lageauswertung. Das heißt, für den Bürger in den Metropolbereichen, in den Schwerpunkten, sind wir präsent, und zwar rund um die Uhr. An anderen, nicht so bedrohten Orten, müssen wir momentan nur mit einer sporadischen Präsenz auskommen. Dort können wir uns immer nur dann blicken lassen, wenn uns tatsächlich eine Gefahr mitgeteilt wird oder wir auf Grund eigener Bewertung dort einen Gefahrenbereich erkennen. Aber wie gesagt, dass wird in einigen Jahren besser aussehen.

Sie haben 41 Dienstjahre. Wie viele davon als Präsident?

Ich bin seit 2008 in der Funktion eines Präsidenten in der Bundespolizei. Zunächst einige Jahre noch in Frankfurt und jetzt seit sechs Jahren hier in Sankt Augustin. Wobei ich glaube, dass man die letzten sechs Jahre besonders herausheben muss. Die Spezialisierung an einem Großflughafen wie Frankfurt war eine große Herausforderung. Das enge Zusammenwirken mit den Airlines, mit der Luftverkehrswirtschaft generell, aber auch die Internationalität war dort ein Stück weit der Schwerpunkt. Hier, in NRW, ist es aber eine intensive Vernetzung mit allen anderen Sicherheitsbehörden, eine sehr dynamische Gesamtlage. Wir haben jedes Wochenende beispielsweise die Problematik mit quer durch das Land reisenden Fußballstörern, Rowdys, Großgruppen von emotionalisierten, alkoholisierten Menschen, die den Fußball nur als Anlass nehmen, um sich aus ihrer Sicht auszuleben. Solange das friedlich abginge, wäre das für uns auch kein Problem.

Ärgerlicherweise gehen aber dabei Scheiben zu Bruch, werden ganze Eisenbahnwaggons demoliert, werden Ladenzeilen ausgeraubt, und es werden mitreisende Bürger, die eigentlich nichts mit all dem zu tun haben, belästigt; dabei kommt es sogar zu Körperverletzungen. Ein solches Verhalten der Fans können wir natürlich nicht hinnehmen.

Hier passt jetzt schön das neue Urteil des Oberverwaltungsgerichts Bremen vom 19. März 2019, nach dem die Sportvereine an den Polizeikosten beteiligt werden können. Frei nach dem Motto: Wer kickt, bezahlt!

Mit persönlich gefällt das neue Urteil recht gut, weil es uns die Möglichkeit gibt, hier eine Miteinbindung der Vereine in die Bezahlstruktur vorzusehen.

Die Fußballvereine gelten auch nicht gerade als arm…

Auch aus meiner Sicht nicht. Ein schönes Beispiel: Am vergangenen Wochenende war der HSV zu Gast in Dortmund. Uns wurden 1.100 Gastfans angekündigt, davon waren ungefähr 10 bis 15 Prozent einer gewaltbereiten Klientel zuzuordnen. Und genau diese Größenordnung war's dann auch ungefähr, die stark alkoholisiert und gewaltbereit, in Teilen auch wirklich hoch emotionalisiert und gereizt in Dortmund ankamen. Um die Lage sicher abzuarbeiten, haben wir zusätzlich eine Spezialhundertschaft luftverlastet, also mit dem Hubschrauber einfliegen lassen müssen. Mit diesen zusätzlichen Kräften konnten wir dann tatsächlich die Fans auch nach dem Spiel wieder sicher in die Züge geleiten und ohne große Schäden zurück in ihre Heimatstandorte bringen. Das war ein besonders kostenträchtiger Einsatz, da hätte ich mir zumindest die Kosten für diese zusätzlichen luftverlasteten Kräfte gerne von dem Verein erstatten lassen. Ich glaube das ist das, was das Gericht angesprochen hat.

Wenn Sie nach der langen Dienstzeit mal zurückschauen, für sich selber ein Resumee ziehen, gibt's da einen Fall, wo Sie sagen: „Mein Gott, das wollte ich nicht noch mal erleben!“?

Also, es gibt eine ganze Reihe von Beispielen, von denen ich sage: „Das möchte ich so nicht noch mal erleben!“ Exponiert ist da der Anschlag am Flughafen Frankfurt Main auf amerikanischen Soldaten1. Dort war ich als verantwortliche Führungskraft vor Ort, und es hat sein eigenes Bewenden, wenn man dort schwer Verletzte sieht, Tote sieht und unter diesem Eindruck stehenden Kollegen um sich hat, die tapfer ihre Aufgabe wahrnehmen; aber wenn man ihnen in die Augen sieht, merkt man, dass sie psychisch doch sehr deutlich unter dem Geschehen leiden.

Haben Sie auch einmal ein richtiges Desaster im Dienst erlebt?

Nein. Im Großen und Ganzen bin ich wirklich in der glücklichen Lage, mit einem klaren Nein antworten zu können. Die Einsatzmaßnahmen, an denen ich entscheidend „Halt Bundespolizei“migewirkt habe, waren aus Sicht der Bundespolizei zu dem fraglichen Zeitpunkt entweder nicht steuerbar oder wir haben sie erfolgreich beendet. Es war kein Desaster, aber es war ein extrem schwieriger Einsatz, den wir in der Silvesternacht 2015/2016 in Köln hatten. Und es gibt viele Einsatzmaßnahmen, da waren wir deutlich erfolgreicher. Auch wenn in dieser Silvesternacht unsere Kollegen vor Ort alles gegeben haben, waren sie doch – zahlenmäßig – weit unterlegen. Und sie waren überrascht von dem, was dort passierte. Und wir hatten plötzlich eine Gesamtsituation, die wir als Polizei zunächst nicht mehr beherrschen konnten. Es dauerte dann leider längere Zeit, bis wir die richtigen Instrumente zur Hand hatten, worauf auch zunehmend die Sicherheit wieder eintrat. Aber es gab dort bedauerlicherweise eben auch eine Phase, wo Menschen verletzt, Frauen angegriffen wurden und wir haben's entweder nicht sehen können oder wir haben die erforderlichen Schutzmaßnahmen nicht rechtzeitig ergreifen können. Das darf sich so nie mehr wiederholen.

Sie waren nach meiner Kenntnis aber nicht der Hauptverantwortliche in diesem Einsatz?

Ich war selbst nicht in der Einsatzverantwortung und befand mich an Silvester zu Hause. Allerdings war ich dann später in der Aufarbeitung intensiv mit dem Einsatz beschäftigt. Ich habe aber auch in der Aufarbeitung immer wieder von allen Experten und Verantwortungsträgern bescheinigt bekommen, dass es große Fragen gab zur Einsatzvorbereitung, zur Einsatzgestaltung, zu organisatorischen Fragen, zur Zusammenarbeit der unterschiedlichen Beteiligten; jedoch eigentlich bestand nie ein Zweifel daran, dass die Polizeibeamten, die vor Ort mit der Situation klar kommen mussten, wirklich alles gegeben haben. Das war auch mein Eindruck nach der Aufarbeitung der Ereignisse.

Es lag also nicht an den eingesetzten Kräften?

Es lag nicht an den Beamten selbst, sondern es lag an vielen, vielen Dingen, die wir heute besser wissen, und eine solche Situation würde sich auch heute nicht mehr wiederholen. Da bin ich mir absolut sicher! Wir haben die Einsatzplanung komplett umgestellt. Wir sind heute in der Zusammenarbeit mit den Beteiligten, auch mit den nicht polizeilichen Behörden, wesentlich weiter. Die Stadt Köln beispielsweise setzt sich in diesen Fällen selbst als Veranstalter ein. Das heißt, sie ist damit auch gebunden, ein eigenes Sicherheitskonzept zu entwickeln und das mit der Landespolizei sowie mit uns als Bundespolizei abzustimmen. Das funktioniert seit dem geschilderten Vorfall ohne Probleme. Wir haben deutlich Fortschritte gemacht, die wir natürlich auf andere Lagen projizieren.

Und es funktioniert!

Wir arbeiten besser mit den beteiligten Stellen zusammen und halten im Zweifel mehr Polizeikkräfte im Hintergrund parat.

Wir sollten hier aber nicht nur über Misserfolge sprechen. Was rechnen Sie denn zu Ihren großen Erfolgen

Also für mich ist jeder Tag, wo wir die Schutzleistung für die Bürger auf die Straße bringen, ein Erfolg und ein guter Tag.

Das hätte ich jetzt auch geantwortet...

(Lacht) Wenn ich nach rückwärts schaue – ich hatte das große Glück als Führungskraft, dass ich nicht nur operative Verantwortung trug, sondern dass ich hier und da auch an organisatorischen Fragen mitarbeiten durfte. Die letzte Reform in der Bundespolizei führte dann ja 2008 auch zur Neustrukturierung. An diesem Projekt durfte ich an entscheidender Stelle mitarbeiten; viele meiner Überlegungen wurden realisiert. Das macht schon zufrieden. Auch später habe ich mich in den Bereichen Kriminalitätsbekämpfung und Fahndung intensiv einbringen können. All das findet sich heute als Realität wieder, was damals nur im Kopf, in der Vorstellung von vielen, vielen, sehr professionell arbeitenden Kollegen war. Meine Aufgabe war damals, diese Dinge zusammen zu fassen und daraus einen Organisationsvorschlag zu entwickeln, der dann sich eben auch realisierte. Ich glaube, das ist für die meisten ein großes Glück, wenn man neben dem täglichen, operativen Dienst auch so ein paar grundlegende, organisatorische Dinge mit begleiten darf. Da bin ich auch durchaus ein bisschen stolz, aber viel wichtiger, auch zufrieden damit.

Wie sehen Sie denn die heutige Bundespolizei im Sicherheitsgefüge unseres Landes? Das war ja früher mal anders, zu BGS- und Buscho-Zeiten.

Ja, ich bin überzeugt, dass der ehemalige Bundesgrenzschutz den richtigen Weg hinein in die Polizei genommen hat. Und heute als Bundespolizei in einer sehr klaren spezialgesetzlichen Aufgabe, aber auch sehr deutlich seine bezw. ihre Position herausgearbeitet hat. Gemeinsam mit den Länderpolizeien können wir sehr stark sein. Wir bieten eigentlich alle Komponenten von der Bereitschaftspolizei über Spezialisierungen wie die GSG9 oder wie Entschärfungskräfte, aber auch wie die jetzt bei den Ländern eingeführten Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten; letztere gibt’s bei uns schon seit Jahren, da sind wir also so etwas wie Pioniere gewesen. All das zeigt auf, dass wir als Bund für die Länder sehr viel mit in die Waagschale werfen können, insbesondere bei speziellen Anlässen, bei sogenannten Sonderlagen. In der Alltagsorganisation brauchen sich die Länder um das Thema Bahnpolizei, Grenzpolizei oder Luftsicherheit, nicht zu kümmern. Darüber hinaus unterstützen wir massiv Organisationen, die im Auslandseinsatz verantwortlich zeichnen, insbesondere Frontex oder die UN...

Einsatz an den GrenzenWäre ich jetzt draufgekommen: Sicherheitsgefüge Europas...

Genau... Auch da bringen wir uns nachhaltig ein. Es sind unsere Experten, die beispielsweise in Ägypten, in Saudi-Arabien, in Tunesien, in Zentralafrika, bei ersten Verwaltungsorganisationen, ersten Sicherheitsstrukturen nach westlichem Muster beraten und auch ein Stück weit installieren. Unsere Mitarbeiter, die dies tun, meist über ein Jahr zwei Jahre, kommen dann zurück mit dem ausgeprägten Know-how aus diesen Ländern. Aber auch natürlich mit zusätzlichen Fertigkeiten wie Sprachkompetenz, Verhandlungskompetenz, Organisationskompetenz. All das kommt natürlich unserer Organisation auch ein Stück weit wieder zu Gute. Also insofern ist das alles kein Invest nur in eine Richtung, sondern kommt auch positiv auf die Organisation zurück. Dort entlasten wir auch die Gesamtheit der Bundesländer durch unseren, wie ich schon denke, respektablen Beitrag. Insgesamt sehe ich die Bundespolizei als eine absolut zweckmäßige Ergänzung zu den Länderstrukturen. Mir käme nie in den Sinn, eine Landespolizei in ihrem Bestand in irgendeiner Form zu kritisieren oder über ihre Notwendigkeit diskutieren zu wollen. Und ich glaube, so, wie wir es geregelt haben, bringt der Bund seine Kompetenzen ein, wo es länderübergreifend gleiche Themenstellung gibt. Das macht Sinn, das ist effizient und kann so das Gesamtsystem stützen. Die Zusammenarbeit, die ich, sowohl damals in Frankfurt wie auch heute hier in NRW wahrnehme, ist dann auch deutlich in Richtung Partnerschaft ausgelegt. Zusammen werden wir die Sicherheitsleistung für den Bürger am besten entwickeln können. Hier in NRW arbeiten wir neben der Landespolizei aber auch intensiv mit der Zollverwaltung zusammen. An den Grenzen, an den Flughäfen, im bahnpolizeilichen Aufgabenbereich mit zivilen Sicherheitsdienstleistern beispielsweise der Bahn oder anderer, mit den Ordnungsämtern, wie gerade schon am Beispiel Köln dargestellt. Und ich glaube, dass das auch der Weg der Zukunft ist, dass sich jeder mit seinen Kompetenzen, mit seinen Zuständigkeiten, aber immer im Hinblick auf eine abgestimmte Zielrichtung, einbringt.

Es wird oft gemunkelt, dass sich die Bundespolizei und die Landespolizeien durch ihr Auftreten voneinander unterscheiden. Letztere würden es mit Anzugsordnung und ähnlichen Dingen nicht mehr so genau nehmen?

Ich glaube nicht, dass wir uns im Umgang mit anderen wesentlich von der Landespolizei unterscheiden. Was wir haben, was wir uns bewahrt haben, ist ein formal klares Auftreten. Immer noch. Dazu ein schönes Beispiel: Ich habe heute hier einen Aufstiegslehrgang begrüßt. Dazu können sich die Lehrgangsteilnehmer zwanglos in einer Gruppe hinstellen. Da stehen sie so wie ein Haufen vor einem. Oder, das haben die Teilnehmer von heute gemacht. Ohne dass sie dazuaufgefordert wurden, stellten sie sich in einem Block Dreierreihe auf, richten sich ein bisschen aus. Sie standen trotzdem wie man so sagt, zwanglos da. Macht aber gleich ein anderes Bild. Und so treten wir, die Bundespolizei, auch meist auch nach außen auf, korrekt in der Uniform und klar im Auftreten – was auch bei unserem Gegenüber auch 'ne deutliche Wirkung entfaltet. Allein durch das Auftreten machen wir klar: Hier ist Polizei, hier ist Sicherheit, und wir stehen auch dazu! Viele Kollegen Polizeiführer / Vorgesetzte in den Bundesländern, mit denen ich mich auch über die Jahre immer wieder abgeglichen habe, beneiden uns darum, haben aber Schwierigkeiten, das in ihr Selbstverständnis, in das Auftreten in den Landespolizeien wieder hinein zu bekommen. Wir waren auch diejenigen, die traditionell noch ein bisschen vom robusten Auftreten profitierten, Präsident Wurm im Interview mit dem Herausgeber von Veko-online Helmut Brückmanndas jetzt durch die Anschläge, die Terrorbedrohungen wesentlich vermehrt wieder abgerufen wird. Das haben die Länder inzwischen auch, doch meist nur in ihren Spezialeinheien. Wir haben diese Haltung in der gesamten Organisation sehr, sehr schnell wieder etabliert; viele wussten ja noch, „wie das ging“. Insofern sind wir eigentlich ganz glücklich. Wir konnten dort, wo die Traditionen positiv waren, etwas mit in die „neue Zeit“ rüber nehmen. Von anderem Ballast haben wir uns dann auch bald verabschiedet.

Herr Präsident, danke für Ihre Ausführungen, auch wenn sie nicht jedem gefallen werden.
Für Ihren Ruhestand wünsche ich Ihnen weiterhin jene innere Zufriedenheit, die Sie offensichtlich trägt, dazu Gesundheit und noch viele erfüllte Lebensjahre.

1  Beim Mordanschlag am Frankfurter Flughafen am 2. März 2011 handelte es sich um den ersten Anschlag in Deutschland mit Todesopfern unter einem islamistischen Hintergrund. Ermordet wurden zwei amerikanische Soldaten, zwei weitere wurden schwer verletzt. - Red.

© alle Bilder Bundespolizeidirektion Sankt Augustin