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Der bis zu 8047 Meter tiefe Indische Ozean ist mit 74,9 Millionen km² Fläche der drittgrößte Ozean der Erde. Er grenzt an den Antarktischen Ozean, den afrikanischen, asiatischen und den australischen Kontinent und fasst ein Volumen von ca. .73.556.000 km². Foto: ISN International Security Network GmbH / Sonja Bell

Operativ-taktische Initiativen zur Bekämpfung der Piraterie

Von Andreas Engelbracht

Wie die statistisch aufgearbeitete Entwicklung der Piraterie zeigt, hat sich insbesondere in den Jahren 2012 und 2013 die Zahl der Vorfälle im Bereich Ostafrika, Indischer Ozean und im Golf von Aden stark verringert. Die Gründe für diesen Rückgang sind mannigfach. Neben der Präsenz von Kriegsschiffen scheint jedoch die Sicherung der Handelsschifffahrt durch bewaffnete private Sicherheitskräfte die wesentlichste Rolle dabei zu spielen. Inzwischen sind gerade diese Sicherungsmaßnahmen gut durchorganisiert und werden durch die verschiedenen Anrainerstaaten entsprechend akzeptiert und unterstützt.

Aufgrund der Entspannung der Lage im Indischen Ozean meinen bereits einige Reeder, ihre Sicherheitsmaßnahmen vernachlässigen und nach und nach zum Tagesgeschehen übergehen zu können, gerade so, als sei in den vergangenen Jahren nichts passiert. Die Piraterie jetzt zu unterschätzen, davor kann nur eindringlich gewarnt werden! Die aggressive Piraterie vor Somalia konnte nur zurückgedrängt werden, weil diese kriminellen Banden und Clans erkennen mussten, dass es keine leichte Beute für sie mehr gibt und dass es inzwischen für sie zu heiß ist, Handelsschiffe in ihrem Einzugsgebiet zu attackieren. Die umfangreichen Sicherungs- und Schutzmaßnahmen sind der Grund für die Eindämmung der Piraterie an der ostafrikanischen Küste. Die Piraten sind weder geläutert noch schwören sie ab. Die Gefahr ist nach wie vor akut, auch wenn man sie nicht mehr so häufig wahrnimmt.

Ganz entgegengesetzt entwickelt sich die Situation in Westafrika, in den Gewässern der Anrainerstaaten des Golfes von Guinea. Hier entwickelt sich eine Piraterie mit dem Potenzial, Ostafrika zu überbieten. Zwar sind in Westafrika Staatsgefüge vorhanden, doch basieren diese leider auf Korruption, Clanwirtschaft und Instabilität. Nigeria ist als wirtschaftlich stärkste Kraft zugleich auch das Pulverfass der Region. Die zunehmenden Übergriffe auf Handelsschiffe und die räuberischen Überfälle auf dieselben sind von einer anderen Qualität und Motivation geprägt als die in Ostafrika. Sowohl weit draußen, bis zu 200 NM vor der Küste, als auch in den Häfen selbst finden Attacken und räuberische Diebstähle statt, meist einhergehend mit außergewöhnlicher Brutalität. Sicher ist man bemüht, das Problem einzudämmen, jedoch sind die Staaten der Elfenbeinküste bis einschließlich Kamerun hierzu weder polizeilich, noch militärisch oder logistisch in der Lage. Zumal die hier operierenden Banden und Piratengangs zum Teil durch korrupte Behörden durchsetzt und teilweise auch durch diese angestiftet und ausgerüstet werden. Die gleichsame Umsetzung oder Übernahme der am Horn von Afrika erfolgreichen Bekämpfungsmaßnahmen für den Golf von Guinea scheitert an den rechtlichen und tatsächlichen Gegebenheiten. Die Nutzung von bewaffneten Sicherheitsteams in den Küstengewässern der Anrainerstaaten ist in der Regel nur mit nationalen Kräften möglich. Ein Mandat zur internationalen Piraterie Bekämpfung wie etwa „ATALANTA“ gibt es für diese Region nicht. Einige Staaten bieten „Sichere Reeden“ an, die gegen eine Gebühr benutzt werden können und die von (teilweise nicht vorhandenen bzw. nicht einsatzbereiten) Marineeinheiten gesichert sein sollen.

 

 

Neben diesen unkoordinierten Maßnahmen wurden einige Organisationen beauftragt, sich der Problematik anzunehmen und eine Lösung zu schaffen. Hierzu zählen zum Beispiel:

  • The “Economic Community of Central African States“ (ECCAS),
  • The “Economic Community of African States” (ECOWAS),
  • The “Gulf of Guinea Commission” (CGG),
  • The “African Union” (AU),
  • The “UN Office for West Africa” (UNOWA),
  • The “Regional Office of the United Nations for Central Africa” (UNOCA),
  • The “The “Maritime Organization of the West and Central Africa” (MOWCA) und die IMO.

MV Antares. Foto: ISN International Security Network GmbH / Sonja BellHieraus wird ersichtlich, dass es keine zentrale Stelle zur Piraterie Bekämpfung gibt, wodurch eine Problemlösung in weite Ferne rückt und den Kriminellen Tür und Tor öffnet. Reeder – insbesondere Betreiber von Tankerflotten – suchen händeringend Hilfe zum Schutz ihrer Schiffe, die ihre Wartezeit bis zum Einlaufen bzw. bis zur „Ship to Ship-Operation“ nicht mehr abliegen, sondern zur Prävention vor Übergriffen in ständiger Fahrt, oft weit außerhalb der Ökonomischen 200NM Zone vor Nigeria verbringen. Das kostet im Durchschnitt pro Schiff und „Wartetag“ mindestens 100 Tonnen Treibstoff! Hier kann – wie auch global der Indik gezeigt hat – der befähigteMV Markab; beide Schiffe gehören der Antares Charter GmbH. Foto: ISN International Security Network GmbH / Sonja Bell Einsatz von privaten Sicherheitsunternehmen die Lösung des Problems sein.

Die deutsche ISN International Security Network GmbH hat das Problem erkannt und bietet im Golf von Guinea operativ-taktische Sicherheitslösungen an, die autark und unabhängig von landgestützten Maßnahmen ein Höchstmaß an Schutz und Sicherheit vor Piraterie bieten. Hierzu kooperiert die ISN International Security Network GmbH mit der 2012 gegründeten Antares Charter GmbH und operiert selbstständig mit zwei eigenen Schiffen in ISN Guards bei einer Ship-to-Ship Übersetzungdiesem Gebiet. Die „ANTARES“ und die „MARKAB“ wurden für diesen Zweck gechartert und entsprechend umgerüstet. Beide Schiffe verfügen über eine hohe Seefestigkeit und über eine hohe Seeausdauer. Sie werden luft- bzw. seeseitig versorgt und können somit permanent präsent sein. Die taktischen Fähigkeiten erlauben es diesen Schiffen, neben Begleit- und Sicherungsaufgaben auch folgende Servicedienstleistungen wahrzunehmen:

  • Shuttledienste mit RIB`s
  • Medizinische Versorgung („Medical-Room“ jeweils an Bord)
  • Absicherung von „Ship to Ship“-Operationen
  • Übernahme und Abgabe von bewaffneten Sicherheitskräften auf See
  • Seeraumüberwachung und Aufklärung
  • Seenotrettung und technische Unterstützung
  • Retranslations-Funkstelle
  • Landemöglichkeit für Helikopter (MARKAB)

 

ISN Guards gehen an Bord der Antares und beim Training für den Notfall im Medical Room an Bord der Antares

Die Präsenz der Schiffe erlaubt es den Reedern,Sicherheitsdienstleistungen für genau den Zeitraum abzurufen, für den diese benötigt werden. Allerdings mit der Einschränkung, dass bewaffnete Guards nicht in die Territorialgewässer einlaufen dürfen. Die nationalen Gesetze der Anrainerstaaten fordern in der Regel, dass in diesem Bereich nationale Sicherheitskräfte eingesetzt werden müssen.

Alle bisherigen Einsätze und Sicherungsmaßnahmen verliefen erfolgreich. Das Konzept von der ISN wird von den Auftraggebern als „echte Alternative“ zu anderen Lösungsmöglichkeiten (insbesondere den nationalstaatlichen) gewürdigt und als effektiv bezeichnet.
 (Alle Fotos: ISN/Sonja Bell)