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 Hausherrin Diana Rutzka-Hascher, Präsidentin der Hauptverwaltung Hessen der Deutschen Bundesbank, eröffnete die Jubiläumsveranstaltung.

 50 Jahre Geld- und Werttransport in Deutschland

Festveranstaltung des BDGW

Von Thomas Lay

Am 9. November 2016 feierte die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e.V. (BDGW) ihr 50-jähriges Jubiläum in den festlichen Räumlichkeiten der Deutschen Bundesbank, Hauptverwaltung Hessen. Redner der Veranstaltung waren, die Hausherrin, Präsidentin der Hauptverwaltung Hessen der Deutschen Bundesbank, Diana Rutzka-Hascher sowie der Vorsitzende des BDGW, Michael Mewes. Die Festrede hielt Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Einen Rückblick über 50 Jahre Geld- und Werttransport gab Helmut Brückmann, Chefredakteur Veko-online.

Frau Rutzka-Hascher begrüßte die Gäste und überbrachte dem Verband die besten Glückwünsche zum Jubiläum und wünschte alles Gute für die Zukunft, verbunden mit Michael Mewes, Vorsitzender der Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. bei seiner Begrüßungsrede.der Freude, dieses Jubiläum im Hause der Deutschen Bundesbank abhalten zu dürfen. In ihrer Begrüßung wie sie auf die bemerkenswerte Architektur und die stilvoll eingepasste Kunst des Gebäudes hin. Diese postmoderne Architektur gelte als eines der Aushängeschilde in Deutschland, so Frau Rutzka-Hascher. Zum Thema passend erläuterte sie die Wandgemälde, welche im wesentlichen Motive und Szenen aus Faust der Tragödie zweiter Teil umsetzen. Hier geht es unter anderem auch um die von Mephisto an den Kaiser herangetragenen Idee, zur Linderung der Finanznöte des Hofes, Papiergeld zu erschaffen, welches es damals noch nicht gab. „Es sei beindruckend, dass und wie Goethe schon vor über 180 Jahren die unterschiedlichsten Auswirkungen von Papiergeld beleuchtete und in seinen Werken verewigte“, so Frau Rutzka-Hascher. Die Motive verweisen darauf, dass man dies auch als Mahnung ansehen und man das Geldwesen unbedingt einer unabhängigen Zentralbank überantworten sollte. Der Vorsitzende des BDGW, Michael Mewes, dankte nach seiner Begrüßung der Gäste Frau Rutzka-Hascher für ihre freundlichen Worte und die Möglichkeit, diesen Festakt in den Räumlichkeiten der Deutschen Bundesbank abhalten zu dürfen.

Ganz herzlich begrüßte er noch die weiteren Gäste, welche im Anschluss „gefordert“ seien. Dies waren Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, welcher die Festrede hielt. Ferner Helmut Brückmann, Chefredakteur veko-online, welcher seit Jahrzehnten kompetent und zuverlässig über alle Aufgabengebiete der Sicherheitswirtschaft schreibt und einen Rückblick über 50 Jahre Geldtransport geben wird.

Man wolle sich aber nicht nur mit der Geschichte der Branche beschäftigen, sondern auch einen Blick in die Zukunft wagen. Wie werden sich die Zahlungssysteme ändern? Wie wird man in der Zukunft bezahlen und welche Bedeutung hat die Industrie dabei? Gelingt der Übergang vom Geldtransporteur und heutigen Wertdienstleister zum künftigen Zahlungsdienstleister? Kompetente und anerkannte Vertreter der Kundenverbände würden sich dieser Fragen in der anschließenden Podiumsdiskussion annehmen.

Im weiteren Kontext begrüßte er Dr. Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer Bundesverband deutscher Banken,Berlin.
Ein weiterer Willkommensgruß galt auch Ralf Wintergerst, dem neuen Chef von Giesecke & Devrient, einem besonderen Mitgliedsunternehmen der Branche, welches ein international ausgerichtetes Hightech Unternehmen darstelle, so Mewes. Ebenfalls willkommen geheißen wurde Phillip Otto, Chefredakteur der „Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen“ für die Bereitschaft, als Insider der Materie, die am Ende stattfindende Podiumsdiskussion zu moderieren. Als Ehrengast begrüßte der Vorsitzende Karl-Heinz Schies. Er gilt als Pionier der Branche, da er vor 50 Jahren in Mannheim mit den ersten professionellen Geld- und Werttransporten begonnen hatte.

In einem Zitat von Kurt Tucholsky, „Erfahrung heißt gar nichts“, führte Mewes aus, „man kann seine Sache auch 50 Jahre schlecht machen“, aber er sei der Überzeugung, das hätte man keinesfalls getan. Man blicke zurück auf 50 Jahre Gewerbeentwicklung, welche immer herausfordernd, jedoch nicht immer erfolgreich und schmerzfrei gewesen sei. Die Unternehmen hätten sich jedoch den wachsenden und wechselnden Anforderungen gestellt. Chancen wurden genutzt, und man habe sich in einem harten Wettbewerb behauptet. Innovation und Lernfähigkeit spielten eine entscheidende Rolle.

Tagtäglich würden mehr als 3 Milliarden Euro geschützt. Hieraus ergebe sich auch eine besondere Verantwortung für die 11.000 Mitarbeiter. Die Vermeidung und Abwehr von Überfällen gehörten nach wie vor zu den Kernaufgaben des Verbandes sowie seiner Mitgliedsunternehmen. Gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft und den Sachversicherern sei es gelungen, Deutschland zum Präventionsführer in Europa, wenn nicht der Welt in Sachen Sicherheit zu entwickeln. „Mit ein bisschen Stolz darf man feststellen, dass die Bedeutung unserer Industrie anerkannt ist,“ führte Mewes weiter aus.

Man habe sich in den vergangen 50 Jahren mit den Dienstleistungen weit über den Transport von Sicherheitsdienstleistungen hinaus entwickelt. Man sei ein wichtiger Partner für die Kreditwirtschaft, den Handel, die Gastronomie und weitere Wirtschaftsbereiche und nehme als Geld- und Wertdienstleister eine Schlüsselfunktion im gesamten Bargeldkreislauf wahr, zeigte Mewes weiter auf. Diese Dienstleistungen würden in Zukunft noch wichtiger und weiter ausgebaut, da Bargeld, entgegen aller Bemühungen der non-cash Lobby weiterhin und über lange Zeit existieren werde. Den harten Wettbewerb im Handel und der kleinen Industrie des Geld- und Werttransports kenne man schon lange. Die mit zunehmender Automatisierung steigenden Anforderungen, hinsichtlich technischer Kompetenzen und einzuhaltender Servicelevel, seien herausfordernd.

Der Frage, ob sich die Bemühungen der Unternehmen von Werttransporteuren über Wertdienstleister hin zu Zahlungsdienstleister entwickeln bzw. entwickeln sollten, werde man in der anschließenden Podiumsdiskussion nachgehen.

Festrede

„Ein halbes Jahrhundert gibt es die Geld- und Werttransportbranche schon. Verglichen mit anderen Wirtschaftszweigen ist diese Zeitspanne zwar kurz und die Branche Carl-Ludwig Thiele, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, hielt den Festvortragklein, aber die Entwicklung die in fünf Dekaden stattgefunden hat, ist jedoch beachtlich“, so Thiele zu Beginn seiner Festrede. Ging es vor allem am Anfang um den Logistikaspekt des Transports des Bargelds, kam später als weitere Aufgabe die Befüllung der immer zahlreicher werdenden Geldautomaten hinzu. Mehr und mehr Chashcenter wurden gebaut und das Dienstleistungsangebot rund um das Bargeld aufgebaut. Die Branche hat sich in wenigen Jahrzehnten fest im Markt etabliert, was auch in den Filialen der Deutschen Bundesbank deutlich erkennbar sei.

Die Geld- und Werttransportbranche sei daher wichtig für das Funktionieren des Bargeldkreislaufs in Deutschland. Bargeld sei nach wie vor beliebtestes Zahlungsinstrument in Deutschland. Daher müsse es zu jeder Zeit dort zur Verfügung stehen, wo es gebraucht werde. „Dies wird als Selbstverständlichkeit erachtet und die ausgeklügelte Logistik die dahinter steckt, ist wohl niemand bewusst, der sich nicht tagtäglich damit beschäftigt. Im Zivilschutzkonzept der Bundesregierung, welches im August diesen Jahres vom Kabinett beschlossen wurde, wird festgestellt, dass derzeit die Bundesbank mit ihren derzeit 35 Filialen nicht alleine die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit Bargeld übernehmen kann. Daher bedarf es der Einbindung privatwirtschaftlicher Akteure in eine allgemeine Krisenvorsorge," so Thiele. Da die Aufstellung und Befüllung der Geldausgabeautomaten hier für die Branche im Vordergrund stehe, seien diese ebenfalls von der Aufstellung von Not- und Krisenplänen betroffen. Die Bundesbank arbeite kontinuierlich daran, eine stärkere Vernetzung aller Marktteilnehmer und ihrer jeweiligen Notfallpläne zu erreichen, um die flächendeckende Bargeldversorgung auch im Krisenfall sicherzustellen. "Die Rolle der Wertdienstleister," so Thiele weiter, "ist im Laufe der Jahrzehnte immer umfassender und komplexer geworden, da die Bargeldlogistik heute anders funktioniert als noch vor 50 Jahren." Die EZB habe die Branche in Europa einer genauen Betrachtung unterzogen. Ziel des dabei erstellten Berichts war, die Kenntnisse über die Branche zu vertiefen und zu klären, ob gegebenenfalls Handlungsbedarf hinsichtlich stärkerer Regulierung und Aufsicht bestehe. Im internationalen Vergleich steche  Deutschland schon allein durch die große Anzahl der Werttransportunternehmen heraus. Die Branche sei im Mittelstand verankert und breit aufgestellt. In einigen anderen Ländern teilten sich zum Teil nur zwei Akteure den kompletten Markt auf. In Deutschland herrsche dagegen ein starker Wettbewerb, was zu effizienten Strukturen und zur angemessenen Preissetzung beitrage. Thiele sieht daher den deutschen Markt gut aufgestellt. Deutschland schneidet auch bei der Sicherheit hervorragend ab. In Ländern, wie Deutschland, in denen der physische Schutz der Werte im Vordergrund stehe, sind die Überfallzahlen tendenziell niedriger als in denen, die den Einsatz von Robstop vorsehen und den  von Waffen verbieten. Was aber noch nicht so gut funktioniere, so Thiele weiter, seien grenzüberschreitende Transporte. "Eine entsprechende EU-Verordnung aus 2011 war dazu gedacht, grenzüberschreitende Straßentransporte von Bargeld zu erleichtern und zu harmonisieren. Im Ergebnis haben diese Transporte jedoch ab, statt zugenommen. Die unterschiedlichen nationalen Vorschriften zur Bewaffnung werden oft als Hindernis gesehen. Demnächst steht eine Überprüfung der Wirksamkeit dieser Verordnung durch die EU-Kommission an und man wird sehen ob Hemmnisse abgebaut werden können", führte Thiele weiter aus.

In einer Welt immer neuer Bezahlsysteme müsse sich auch die Branche bewähren. Das alt bekannte Bargeld habe viele Vorteile, welche von der Bevölkerung sehr geschätzt würden. So ermöglich die oft negativ bewertete Anonymität der Barzahlung den Menschen ihr Recht auf informelle Selbstbestimmung auszuüben, man werde nicht zum gläsernen Kunden. Bargeld finde nicht nur als Zahlungs- sondern auch als Wertaufbewahrungsmittel Verwendung. Ein Gutteil der ausgegebenen Banknoten werde daher auch gehortet, so Thiele, und er sei davon überzeugt, dass unser  Bargeld noch lange erhalten bleibe.

Die Bundesbank werde  mit der für das Jahr 2019 vorgesehenen Eröffnung der neuen Filiale in Dortmund einen weiteren Meilenstein, hin zu noch effizienterem Bargeldhandling, erreichen. Es wird zu mehr „In sich“ Geschäften kommen und weniger Bargeld physisch transportiert werden. Er sei aber sehr zuversichtlich. Die Branche habe es bislang immer wieder geschafft, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Letztlich müssten sich jedoch immer wieder alle Akteure auf wechselnde Marktbedingungen einstellen, wenn sie im Wettbewerb mit unbaren Zahlungsinstrumenten bestehen wollten. Die Entscheidung über das Bargeld trage  jedoch letztlich die Wirtschaft und  der Bürger, dem das Geld gehöre,  welchem Zahlungsmittel er den Vorrang gebe. Wohin die Reise ginge, wolle die Bundesbank  mit der vierten Studie zum Zahlungsverhalten herausfinden und Anfang 2018 publizieren. In Krisenzeiten biete Bargeld als Notenbankgeld ohne Ausfallrisiko einen sicheren Hafen. Es sei einfach, schnell, bequem und ohne technische Hilfsmittel nutzbar und wird deshalb als wichtiger Bestandteil des Wirtschaftslebens bleiben, dessen ist Thiele überzeugt.

Ein Rückblick auf 50 Jahre Geld- und Werttransport in Deutschland

Helmut Brückmann gab einen Rückblick über 50 Jahre Geld- und Werttransporte.Zu Beginn seines Referats dankte Helmut Brückmann für die Ehre, aus heutigem Anlass , einen Rückblick über „50 Jahre Geld- und Werttransporte“ geben zu dürfen. Er teilte sein Ausführungen in acht Abschnitte.

Helmut Brückmann: „Für den Verband beginnt die moderne Geschichte für den Geld- und Werttransport in Deutschland mit dem Jahr 1966, als ein Karlheinz Schies das erste Geldtransportunternehmen in Mannheim gründete. Lange also, bevor der Verband, nein, die beiden Verbände Bundesvereinigung für Sicherheitstransporte und der Fachverband der Geld- und Werttransportunternehmen e.V. die Branche in der Öffentlichkeit repräsentierten.“

  • Was jedoch war vorher?

Wenn es um große Beträge ging, hätte zum Beispiel die Bundesbank keine Mitarbeiter mit Geldtaschen durch die Lande geschickt, Mit diesem gepanzerten Geldtransporter transportierte die Hessische Bereitschaftspolizei Bares für die Bundesbank.
Foto: © E. Dersch, Dt. Polizeioldtimer Museum, Marburg
sondern ein hessisches Unternehmen damit beauftragt, in dem rund 3.000 vorwiegend junge, gut durchtrainierte Männer für die Arbeit zur Verfügung ständen. Man wäre mit Maschinenpistolen bewaffnet und verfüge über gepanzerte Fahrzeuge wie zum Beispiel den Mercedes 280 G mit Kugellafette im Fenster für die Maschinenpistole. Die gepanzerten Fahrzeuge würden alle von der Bundesbank zur Verfügung gestellt.

Zu kriminellen Handlungen sei es in dieser Zeit nicht gekommen. Keine Innentäter und keine Angriffe von außen, denn alle Fahrzeuge wären grün gewesen und hätten Blaulicht getragen. Das Personal habe damals die Hessische Bereitschaftspolizei gestellt. Die fragenden Gesichter der Zuhörer entspannten sich.

Die Bundesbank hätte also bei Bedarf die Möglichkeit gehabt, sichere Geldtransporte durchzuführen. "Doch was war mit den Geschäftsleuten, Kaufhäusern und sonstigen Bedarfsträgern, die – warum auch immer – Geld transportieren mussten. Man musste sich selbst helfen, wobei meist der Geschäftsführer oder auch der Lehrling mit einer sogenannten Geldbombe zur nächsten Bank geschickt wurde", so Brückmann. Das sollte sich ab 1966 ändern, denn damals hätte „en Mannemer“ eine Idee aus Amerika mitgebracht und umgesetzt. Karlheinz Schies, heute 85 Jahre alt, und quasi der Urvater der Branche Geld- und Werttransport. „Ein gewisser Karlheinz Weis, Inhaber von HEROS, machte mich schon 2005 auf das Unternehmen von Schies aufmerksam, welches er damals bereits gekauft hatte. Das vereinbarte Kaufgeld von 1 Million wurde bezahlt, sagte mir später Karlheinz Schies“, so Helmut Brückmann weiter.

Aber der Reihe nach. Schies habe seine Tätigkeit in den USA mit einer eigenen Kfz-Werkstatt gekrönt, doch es habe ihn wieder in die alte Heimat gezogen, mit umgerechnet 20.000 DM in der Tasche, was damals viel Geld war. Wieder in Mannheim, habe er nach dem Vorbild der Amerikaner Brink’s und Wells Fargo ein GWT-Unternehmen aufgezogen, welches er Security Service Werttransporte GmbH genannt habe. Andere Unternehmen folgten. Seine gepanzerten Transporter habe er schon damals selbst gebaut. Deshalb habe es auch nicht lange gedauert, bis er eine eigene Firma für die Panzerung von GWT-Fahrzeugen auf die Beine stellte. Noch heute habe er ein Unternehmen in Polen, das solche Fahrzeuge herstelle.

„Eines möchte ich aber hier doch noch feststellen: Karlheinz Schies zeigte allen, dass es möglich ist, in der Branche Geld zu verdienen, viel Geld“, so Brückmann in seinem Rückblick. Davon zeuge nicht nur seine Stiftung, die er mit 80 Jahren gründete und mit einem Anfangskapital von 1 Million Euro ausstattete. Er ist in Mannheim ein hoch geachteter Sponsor."

  • Verbände

Frank Mauersberger, der erste Vorsitzende der BDGW.
Foto: © BDGW
Nachdem Karlheinz Schies gezeigt habe, wie man nach amerikanischem Muster durch den Transport von Geld auch solches verdienen könne, seien nach und nach auch andere auf den Gedanken gekommen, es ihm gleichzutun. Wenn in Deutschland aber fünf das Gleiche täten, sei es üblich, dass ein Verband gegründet werde. In unserem Fall wären es gleich zwei: Wilhelm Rückriegel war Präsident der Bundesvereinigung für Sicherheitstransporte in Hanau und Frank Mauersberger stand dem Fachverband der Geld- und Werttransportunternehmen e.V. vor. Beide hätten etwas sinnvolles getan und hätten sich am 30. November 1989 zu Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Werttransportunternehmer e.V., kurz BDGW, zusammengeschossen.

1. Vorsitzender sei Frank Mauersberger, Vize  Wilhelm Rückriegel und Jochen Segler geworden. Frank Mauersberger hätte ein GWT-Unternehmen, die WSO, in Osnabrück, während Rückriegel die Protectas in Frankfurt geführt hätte und Jochen Segler Geschäftsführer der Geld- und Werttransport GmbH in Hannover gewesen sei.

  • Überfälle, Statistiken europäischer Vergleich

"Der Höhepunkt der Überfälle sei in den Jahren 1999 bis 2004 gewesen, im Durchschnitt 12 Überfälle pro Jahr auf Transportfahrzeuge. Gelegentliche auch unter Einsatz von Panzerfäusten. Ab 2005 sei die Zahl der Überfälle stufenweise  auf drei pro Jahr zurückgegangen, 2011 und 2013 seien sogar ohne Überfälle geblieben.
Vergleicht man das letzte Jahr, also 2015 mit anderen europäischen Ländern, dann gab es Überfälle auf gepanzerte Fahrzeuge in Frankreich 21, Italien 33, Schweiz sieben, United Kingdom 167, Deutschland fünf. Überfälle auf Geldboten in Deutschland von 1999 bis 2015 im Durchschnitt pro Jahr 129." In seinem Rückblick brachte Helmut Brückmann noch weitere interessante Zahlen ans Tageslicht: 2008 hatte das Vereinigte Königreich 1000, Frankreich 126 und Deutschland vier Überfälle. Hierfür lieferte er auch gleich eine passende Analyse. „Wer den Grund für das fast dramatische Absinken der Überfallzahlen hierzulande sucht, braucht dazu nicht lange: Verbesserte Bestimmungen der Berufsgenossenschaft, verbesserte Ausbildung und beständige Verbesserung der Transportfahrzeuge sind als Quelle zu nennen“, so Helmut Brückmann. „Bei letzterem zählt nicht nur Stahl und Kevlar, sondern zunehmend auch ausgeklügelte Datentechnik“, so Brückmann weiter.

  • Tod im Dienst

„Nicht unerwähnt sollten auch diejenigen bleiben, die in Ausübung ihrer Tätigkeit ihr Leben lassen mussten", führte Helmut Brückmann weiter aus. „1997 wurden bei zehn Überfällen, vier Geldtransporteure erschossen, darunter ein Doppelmord in Peißen bei Halle. Der Täter, welcher bereits einmal einen Geldtransporteur erschossen hatte, wurde gefasst. Er hatte zuvor bereits zwischen rivalisierenden Banden zwei Menschen getötet. Nach seiner Verurteilung konnte der Täter fliehen. Er steht bis heute auf den Fahndungslisten der Polizei – wegen 5fachen Mordes."

Am 19.12.1999 hält Adnan Hodzic in der Aachener LZB drei Mitarbeiter eines Geltransportunternehmens als Geiseln. Durch die Freigabe des Initiativschuss durch den Polizeiführer wurde der Geiselnehmer getötet und alle Geiseln konnten dadurch gerettet werden.

  • GWT in der ehemaligen DDR

Nach der Wende wurde der Chef der Dresdner Wach- und Sicherheitsgesellschaft, Dr. Franz Feuerstein nach Geld- und Werttransportunternehmen in der DDR befragt. Seine Antwort war kurz: „GWT als Unternehmen gab es nicht, somit also auch keine Überfälle. Die DDR-Mark bot dafür keinen Anreiz.“ Nach dem Fall der Mauer habe in der GWT-Branche ein „run“ in die ehemalige DDR eingesetzt. „Es waren neun  Werttransportdienstleister, welche Anfang der 90er Jahre aktiv im Osten der Republik tätig waren und heute nicht mehr am ostdeutschen Markt sind.
Derzeit sind 14 Unternehmen auf dem ostdeutschen Markt tätig."

  • Größte Herausforderung: Umstellung auf den EURO

Währungsumstellungen und Währungsreformen habe es in Deutschland schon mehrere gegeben, zum Beispiel 1990 nach der Wende die Einführung der DM in der DDR. 440 Mio. DM-Banknoten mit einem Gewicht von 460 Tonnen wären zumeist in ungepanzerten Fahrzeugen transportiert worden, zum Beispiel in Gefangenentransportwagen. „Die größte Herausforderung aber gab es am 1.1.2002. Der Euro wird als Bargeld eingeführt. Diese Umstellung stellte die Branche vor ungeahnte Herausforderungen, manche sprechen auch von chaotischen Zuständen. In manchen ungesicherten Räumen standen Säcke mit DM, die der ein oder andere als wertloses Altgeld ansah."

  • Die größten Skandale der Branche

„Wenn der Montag zum Mittwoch wird“ und wie man mit anderer Leute Geld sorglos wirtschaften konnte. Die Bombe um HEROS platzte am 20.Februar 2006 – der Geschäftsführer meldete Insolvenz an. Der Schaden habe mehr als  500 Mio. Euro betragen und sei vom Landgericht in Hildesheim mit 11 Jahren Freiheitsentzug bewertet worden.

„Die Reste von HEROS sammelten aus den USA Goldman Sachs und MattlinPatterson auf und machten daraus SecurLog. Das Unternehmen wurde später verkauft und firmiert heute unter dem Namen Prosegur und hat eine spanische Mutter" fuhr Brückmann fort. „Nachdem die Branche sich 2006 langsam von dem Skandal erholte und sich die verbliebenen Kunden teilte, platzte am 29. August 2006 die nächste Bombe: Arnolds Sicherheit GmbH geht Pleite, es fehlten in der Kasse im Vergleich zu HEROS läppische 24 Mio. Euro. Das Jahr 2006 hatte es für die Branche in sich: In Bonn geht Laserich und Partner mit 2,5 Mio. Hartgeld Pleite, in Nordham der Grafschafter Wach- und Sicherheitsdienst, ebenso mit 2,5 Mio. Den Inhaber nannten Fachkundige „Bonsai-Heros“, weil er offenbar das System HEROS kopiert hatte."

  • Abschaffung des Bargelds

„So lange ich die Branche kenne, taucht regelmäßig das Gespenst der Abschaffung des Bargelds auf“, so Brückmann weiter.

Als die Abschaffung des 500 Euro-Scheins beschlossen wurde, hätten viele gemeint, damit habe die generelle Abschaffung des Bargelds und damit die Einschränkung der Existenzgrundlage der Branche begonnen. „Finger weg vom Bargeld“ titelte der Spiegel in seiner Ausgabe 4/16.

Für die Abschaffung des Bargelds würden sich in erster Linie Kreditkarten-Unternehmen engagieren. „Wenn ich die Zeichen der Zeit richtig deute, sind deren Tage wohl auch bald gezählt, dann nämlich, wenn man in naher Zukunft statt der Karte das Handy zücken kann. Ich glaube aber, in der Frage Bargeld Abschaffen haben die Deutschen aber doch eine andere Mentalität als zum Beispiel die Schweden“, Brückmann weiter. Münzgeld gäbe es seit 2.600 Jahren (Lydien), Papiergeld seit rund 1.000 Jahren (China). Mit Prognosen solle man gerade in der Bargeldfrage vorsichtig sein. Der berühmte dänische Wissenschaftler Niels Bor habe einmal, sicherlich zu recht, gesagt:

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Mit diesem treffenden Zitat schloss Brückmann seinen „Rückblick“ über 50 Jahre Geld- und Werttransporte.

Experten diskutieren

In der anschließenden Podiumsdiskussion, moderiert durch Philipp Otto, ging es im Schwerpunkt um die Thematik „Wandel der Zahlungssysteme: Vom Geldtransporteur Die hochkarätige Diskussionsrunde war von einem hohen fachlichen Niveau geprägt.zum Wertdienstleister zum Zahlungsverkehrsdienstleister“.

„Jährlich werden fünfzehntausend Tonnen Bargeld durch die Bundesbank bearbeitet", so der Vorstand der Bundesbank Thiele. Vor fünf, sechs Jahren habe sie angekündigt, sich ein Stück weit aus der Fläche zurückzuziehen, so Otto, und manches auf andere Institutionen, Banken, Wertdienstleister umzulagern. Von einem Einbruch im Bargeldkreislauf sei die Rede. Es sei eine Umstellung im Bereich der Filialen der Deutschen Bundesbank erfolgt, welche frühzeitig kommuniziert worden wäre, denn es hätte eine Planungssicherheit für die Mitarbeiter nach innen, aber auch nach außen gegolten. Das sei auch für die Werttransporteure wichtig, denn sie müssen wissen, wo ihre logistischen Ansprechpartner in der Bundesbank wären. Aus diesem Grunde sei es wichtig zu wissen, welcher Standort  bestandskräftig sei und welcher nicht.

Für die Kreditwirtschaft saß Dr. Michael Kemmer in der Diskussionsrunde, welcher sich insgesamt zufrieden zeigte mit der Aufteilung der Wertschöpfungskette zwischen den drei Akteuren, Bundesbank, Banken und Wertdienstleister. Er sah hier jedoch auch noch Potenzial, die Effizienz zu steigern. Es gebe regulatorische Anforderungen: „man könne aber in der Summe zufrieden sein und etwas Nachjustierung sei kein Schaden“, so Kemmer. Ralf Wintergerst von Giesecke & Devrient stellte fest, dass sich diese Welt immer mehr fragmentiere und man heute immer mehr Möglichkeiten habe zu bezahlen. Man kann bar bezahlen, mit der Karte, mit Chip, kontaktlos, man hat das mobile Telefon, Armbänder, also viele unterschiedliche Varianten. Diese einzelnen Märkte entwickeln sich laut Wintergerst sehr unterschiedlich. „Die Welt der Herstellung der Banknoten in sich ist ein ganz geschlossener eigener Markt, ebenfalls die gesamten Systeme hierzu“, so Wintergerst weiter.

„Eine Diskussion, die circa seit einem dreiviertel Jahr die Gemüter beschäftige, sei die Abschaffung des Bargelds", so Philipp weiter. „Die Abschaffung des Münzgeldes, des fünfhundert Euro Scheins, Bargeldobergrenze. Woher stamme diese Diskussion", richtete er eine Frage an die Bundesbank. „Sei es eine politische Diskussion, eine geldpolitische Diskussion?". Laut Thiele sei dies eine ganz unterschiedliche Gemengelage. Zahlungsverkehr sei ein Ertragsbringer, wenn er vernünftig in der Kreditwirtschaft gehandhabt wird, man könne damit Geld verdienen. Mit Bargeld nicht, wertfrei dargestellt, so Thiele. Und weiter: „Der Bürger wird hier etwas empfindlich, denn es ist sein Geld und wenn hier Grenzen gesetzt werden, dann müssen diese erst einmal sehr gut begründet sein und vom Bürger nachvollzogen werden können. Ihn," so Thiele „überraschte die Unsensibilität, wie mit diesem Thema umgegangen wurde." Dr. Kemmer fand es vernünftig, mehr Effizienz in den Zahlungsverkehr zu bringen, er könne jedoch auch gut verstehen, dass der Kunde extrem empfindlich reagiere, wenn man ihn reglementiere.

Zinspolitik, Gebühren etc.

Wie bereits in seiner Eingangsrede festgestellt, merke die Branche im unmittelbaren Tagesgeschäft, dass die Banken einsparen, so der Vorsitzende des BDGW. Die generelle Frage an den Handel sei, wie der Kunde gerade im bevorstgehenden Weihnachtsgeschäft bezahle. Welche anderen Zahlungsmittel würden in Anspruch genommen? Ulrich Binnebösel merkte an, dass es im mittelständischen Einzelhandel durchaus auch noch Potenzial für die Branche gäbe, da dort tatsächlich noch der Mitarbeiter das Geld selbst zu Bank bringe. Hier sind Themen wie Wechselgeldbeschaffung und Gutschriften bei den Bankfilialen ein Thema. An erster Stelle der Geschenke stehe der Gutschein und erst auf Platz acht das Geldgeschenk. Die Bezahlung auch hier erfolge in erster Linie unbar. Wobei man etwas differenzieren müsste, kleinere Beträge bis fünfzig Euro erfolgten bar, der Rest über Karte. Man dürfe aber auch den Online Handel hier nicht unberücksichtigt lassen. Jedoch sei ein Trend zur Kartenzahlung generell erkennbar. Ulrich Binnebösel fügte weiter an, dass noch annähernd die Hälfte des Umsatzes im Einzelhandel bar getätigt werde.

„Flying Dinner“ zum AbschlussAufgrund der Unmenge an neuen Zahlungssystemen sei es auch eine enorme Herausforderung an den Einzelhandel, mit diesen umzugehen. Vier von fünf Zahlungen erfolgen dennoch auch heute noch bar, jedoch eine Ende der Digitalisierung sei noch nicht in Sicht; man müsste sehen, was sich letztendlich durchsetze. Die Branche des Geld- und Werttransports müsse  Konzepte entwickeln, baren und unbaren Zahlungsverkehr in irgendeiner Weise sinnvoll zu kombinieren.

Bei einem „Flying Dinner“ konnte man den Veranstaltungsabend ausklingen lassen.

(Fotos ohne Vermerk ©: BDGW)