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 Grafik: Mobotix

Ein ganz normales Einfamilienhaus

Von der Planung bis zum Einbau einer Videosicherheitsanlage

Helmut Brückmann im Gespräch mit Jörg Steuerwald von der MOBOTIX AG

Wenn ein Unternehmen etwas vom Vertrieb versteht, dann sicherlich die MOBOTIX AG. Von allen Stimmen im bunten Chor der Kamerahersteller kann das Unternehmen auf eine ständige Steigerung des Umsatzes und des Gewinns seit fast zehn Jahren verweisen. Das mag zum einen der geschickten Vertriebsstrategie, dem starken Partnernetzwerk und der Werbung geschuldet sein, zum anderen aber sicherlich den innovativen und sinnvollen Produkten. Dabei ist „Kamerahersteller“ eigentlich ein falscher Begriff, denn Firmenchef Dr. Ralf Hinkel und sein Unternehmen verstehen sich sowohl als Software- als auch Kamerahersteller.

Elektromeister Uwe Gütl beim Überprüfen der übersandten Installationsteile.Als Beispiel mag eine Videosicherheitsanlage in einem ganz normalen Einfamilienhaus gelten, deren Planung und Einbau unsere Redaktion begleitet hat. Mit von der Partie war ein örtliches Elektrofachgeschäft, dessen Monteure bei MOBOTIX geschult waren. Die Aufgabe war, das Hoftor zur Straße und den hinteren Hofeingang des Hauses mit einer Kamera und einer Türstation zu sichern. Und auch zur Sicherung des großen, an einen Wald angrenzenden Gartenbereich wurde eine Kamera eingesetzt.

In einem ausführlichen Planungsgespräch zwischen dem Hausbesitzer, der örtlichen Elektrofirma und MOBOTIX wurde die einzusetzende Technik zuvor ausgewählt und in einem umfassenden Sicherheitskonzept mit Zeitschiene festgehalten, das von MOBOTIX dem Auftraggeber sowie dem Elektromonteur zugeschickt wurde.

Da die vorhandenen Leitungswege der Telefon- und Klingelanlage benutzt wurden, mussten keine zusätzlichen Kabel verlegt werden. Das Vermeiden von Aufbrucharbeiten, dem Ausstemmen von Schlitzen und weiteren Baumaßnahmen birgt zudem unter ästhetischen Punkten einen Vorteil.

Die festgelegte Zeitschiene wurde eingehalten

Die gesamte Anlage ist nunmehr ein Jahr in Betrieb und läuft bisher Tag und Nacht ohne Störung. Selbst im Winter oder wie jetzt bei brütender Hitze. Dabei ist die empfindliche Elektronik in den Kameras offenbar so ausgelegt, dass sie während des Betriebs weder Heizung noch Kühlung benötigt. Da haben herkömmliche Kameras sicherlich noch Nachholbedarf. Und nicht nur was die Kühlung betrifft, wie ein Gespräch mit Jörg Steuerwald, Leiter technisches Projektmanagement bei MOBOTIX, ergibt, der das Projekt konzipiert und begleitet hat.

Gesprächspartner Jörg Steuerwald betreute das Projekt.Ich gehe mit ihm die drei Kamera-Stationen der Anlage durch, möchte aber zunächst wissen, ob die Videoanlage als Alarmanlage anzusehen ist: „Ja sicher, man kann zu jeder Zeit sehen, was sich auf dem Grundstück tut. Wir haben in dem Projekt sogar Zwangspunkte, wie an der Eingangstüre, wo man über Schaltungskontakt feststellen kann, wann die Tür geöffnet wurde. So kann man klar definieren, dass jemand widerrechtlich eingedrungen ist.“

Doch gehen wir der Reihe nach und stellen fest, welche Möglichkeiten die Anlage bietet.

 

Erste Station: Kamera am Haupteingang

Wir beginnen am Haupteingang von der Straße her. Jörg Steuerwald: „Dort befindet sich die S14, unsere Doppel-Doppel-Hemispheric Kamera am Hoftor, auch bei Schnee voll funktionsfähig. Deutlich sind die beiden Augen für Tag- und Nachtbetrieb zu erkennen. Hemispheric Kamera.“ Es ist erlaubt, wie es hier der Fall ist, die Kamera verdeckt in die Lampe auf dem Hoftorpfosten einzubauen, sodass nur ein minimalistischer Austritt für das eigentliche Auge – das Sensormodul – da ist. „Dabei haben wir speziell die Tag- und Nacht-Variante gewählt. Zwei Sensormodule nebeneinander, um einerseits bei Tag schöne Farbbilder zu haben und nachts mit dem ‚Nachtauge’ lichtempfindlicher arbeiten zu können. Die Kamera erfüllt dabei auch zahlreiche Funktionen der Türkommunikation. Der Besucher klingelt, Sie sehen im Haus, wer klingelt. Sie sehen die Person auf dem Bildschirm, können mit der Person sprechen oder sehen, wer geklingelt hat, als Sie nicht zu Hause waren“, sagt Jörg Steuerwald.

 

Die zwei Drähte der Klingelanlage reichen für die Anlage aus.

 

Und auf welche Weise wird das gespeichert? „Diese Daten werden lokal auf der SD-Karte gespeichert. Das ist die einfachste Form. Wir brauchen wirklich nur die Kamera, um die komplette Einheit zu betreiben. Dank unserer dezentralen Systemarchitektur benötigen wir kein extra Speichergerät, keinen PC, keine extra Software. Das lässt das Ganze sehr schlank erscheinen und nimmt auch die Komplexität aus dem Gesamtsystem. Das hat Vorteile. Nach einem Stromausfall schaltet sich die Anlage problemlos wieder ein. Wenn ich möchte, kann ich noch eine kleine USV-Anlage zur unterbrechungsfreien Stromversorgung davorschalten und mich so gegen Stromausfall absichern. In unserem Fall nutzen wir die vorhandene Klingelanlage für die Datenübertragung, da kein Netzwerkkabel vorhanden ist. Ein solches im Nachhinein zu verlegen, hätte das Aufgraben zugepflasterter Wege und Durchbrechen von Hausmauern bedeutet. Für die komplette Anlage genügte der Klingeldraht, wobei die vorhandene Klingel natürlich weiter funktioniert. Wir haben dazu unser System Mx2wire eingesetzt. Das Tolle ist: Über die zwei Drähte haben wir die Stromversorgung und die Datenverbindung für Kameras, Lautsprecher und Mikrofon“, erklärt Jörg Steuerwald.

Kommunikationsmöglichkeiten der Anlage, sogar weltweitWenn ich das richtig verstanden habe, werden die Daten – ob Bild oder Ton – zu den Abfragestellen im Haus transportiert. Zum Beispiel auf den PC, in das WLAN, auf ein Videobildtelefon, iPad, iPhone und an jedes analoge Haustelefon. Dazu Steuerwald: „Mit der kostenlosen MOBOTIX-App können Sie mit iPhone oder iPad auch von unterwegs kommunizieren, können sich mit dem Briefträger am Hoftor unterhalten oder der Reinigungskraft die Tür öffnen. Mit einem zweiten Schaltausgang lassen sich andere Dinge erledigen, zum Beispiel das Licht einschalten.

Diese Möglichkeiten bieten die installierte Kamera im Garten sowie die Türstation. Die Kameras sind so eingestellt, dass sie die Aufnahmen im Daueraufzeichnungsmodus bereits fünf Sekunden vor einem Ereignis speichern, um sie bei der Abfrage der Ereignisse wiederzugeben. Im Blickfeld der Kamera kann man Bewegungsfenster festlegen. Wenn sich darin etwas verändert, springt die Kamera an; nachts werden die Scheinwerfer eingeschaltet. Wer will, kann sich zusätzlich den Alarm auf sein Handy legen oder den Nachbarn per Telefon informieren lassen.“

Bei jeder Art von Kommunikation spielt die Bandbreite eine ausschlaggebende Rolle. Mein Gesprächspartner erklärt das so:

„Unter Bandbreite versteht man hier die zur Verfügung stehende Datenmenge, die man über das Internet oder das mobile Internet transferieren kann.“

Und je höher die Auflösung der Bilder, desto mehr Daten fallen an, versuche ich meine Kenntnisse an den Mann zu bringen. „Richtig. Und jetzt kommt unsere MOBOTIX-App zur Geltung. Denn die App sagt der Kamera nicht nur, liefere mir das Originalbild, also hoch aufgelöst, sondern die Kamera liefert zunächst zur schnelleren Darstellung ein Bild mit geringerer Auflösung. Erst wenn ich mir durch Zoomen bestimmte Details heranhole, zum Beispiel das Gesicht einer Person, wird nur dieser Ausschnitt aus dem hoch aufgelösten Originalbild übertragen. Dadurch nutzen wir optimal die zur Verfügung stehende Bandbreite bei größtmöglicher Detailgenauigkeit.“

Und was kostet diese App? Steuerwald lacht: „Nichts. Sie ist Standard. Bei MOBOTIX gibt es keine Software, die zusätzlich etwas kostet. Wenn bei uns jemand eine Kamera bestellt, dann ist diese komplett – im Gegensatz zu manchen anderen Herstellern, wo man für Objektiv, Wetterschutz oder Lizenzen extra zur Kasse gebeten wird. Bei uns sind alle Features im Preis enthalten.“

Sind denn bei unserem Beispiel alle Features verfügbar? Wir sind, wenn der geneigte Leser die Sache mitverfolgt hat, ja immer noch am Hoftor. Jörg Steuerwald schmunzelt: „Wir nutzen in diesem konkreten Einsatzszenario so ungefähr 10 bis 15 Prozent der Möglichkeiten – natürlich könnten aber auch zahlreiche weitere Features genutzt werden. Darunter kann man sich zum Beispiel Livecam-Optionen, stündlich wird via FTP ein Livebild auf die Website transferiert, Alarmierung im Störungsfall via Sprachanruf, oder die langfristige Archivierung auf einem externen Speichermedium, vorstellen. In unserem Falle, für den Haushalt eines Einfamilienhauses, haben wir eine schlanke Version gewählt. Einfach und professionell. Ich betone nochmals: Die Kameras haben alle Features dabei, der Kunde hat die freie Wahl, der Preis ist gleich.“

Steuerwald bemerkt meinen skeptischen Blick und ergänzt: „Unterschiede gibt es lediglich bei den verschiedenen Kameramodellen. Hier stehen kostengünstigere Basic-Modelle bis hin zu Secure-Modellen mit allen Funktionen zur Verfügung.“

 

Zweite Station: Türstation am Seiteneingang

Station an der Tür zum Garten, auch programmierbarIch habe verstanden und möchte über die T24 Türstation an der Tür zum Garten sprechen. Mein im Erklären unermüdlicher Gesprächspartner nickt und beginnt: „Bei dieser Anlage ist das hemisphärische Objektiv nicht im Sensormodul integriert, wie es am Hoftor im Lampengehäuse der Fall ist, sondern fest in der Türstation T24 verbaut. Diese verfügt über einen Klingeltaster und einen zusätzlichen Schalter, der meist als Lichtschalter dient. Zusätzlich haben wir ein Erweiterungsmodul angeschlossen, ein sogenanntes Keypad, mit dem man einerseits verschiedene Adressierungen zur Rufsignalisierung wählen kann, zum Beispiel in einem Mehrfamilienhaus. Diese Funktion kommt in der vorliegenden Anwendung, einem Einfamilienhaus, nicht zur Anwendung. Da Einbrecher meist von der Rückseite eines Hauses kommen, haben wir zur besseren Ausleuchtung der Türstation einen Bewegungsmelder, der nachts die Hofbeleuchtung schaltet, installiert. Außerdem hat die Tür einen Kontakt, der meldet, wann geöffnet wurde. Die Kamera der Türstation zeichnet immer auf, wenn jemand in den Türbereich kommt. Der PC lässt sich zum Programmieren verwenden und liefert gestochen scharfe Bilder der Kameras wie hier von der Kamera an der Tür zum Garten.Die gesamte Anlage ist zum Beispiel nur für gewisse Zeiten freischaltbar. Man könnte auch einen Sprachanruf aufs Telefon absetzen, oder auf das iPhone, dann gleich mit Bild. Aus den schon erwähnten zahlreichen Funktionen könnte man eine ganze Reihe aktivieren und aus dem Ganzen eine klassische Zugangskontrolle machen. Es lassen sich auch Zugangscodes an Zutrittsberechtigte ausgeben; deswegen gibt es das große Tastenfeld. Man benötigt keinen Hausschlüssel mehr. Man kann auch RFID-Karten einsetzen. Das ist praktisch. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, beispielsweise für Handwerker, nur für eine gewisse Dauer Zutritt mittels einer RFID-Karte zu gewähren. Wird diese Karte nach Abschluss der Arbeiten nicht zurückgegeben, wird sie nach Ablauf einer Frist automatisch gesperrt. Eine solche Karte zu fälschen, ist wesentlich schwerer als einen Nachschlüssel zu fertigen“.

 

Dritte Station: Kamera im Gartenbereich

Das wäre die Absicherung der Türe zum Garten, und ich lenke den Redefluss meines Gesprächspartners auf den Für ungebetene Besucher unerreichbar: DOM-Kamera mit Halogenscheinwerfer unter dem Dachüberstand.Bereich der dritten Kamera, die den Gartenbereich bis hin zum Wald absichert. Diese Kamera ist zusammen mit einem Halogenstrahler in Höhe des Hausdaches angebracht.

Jörg Steuerwald: „Zum Garten hin haben wir eine Domkamera D14 mit Tag- und Nachtfunktion eingesetzt. Bei Tage nutzen wir ein Farb- und nachts ein Schwarz-Weiß-Auge (Objektiv). Nachts steuert ein Bewegungsmelder den Scheinwerfer. Geht der Scheinwerfer an, springt auch die Kamera an, da sie auf Veränderungen im Bild programmiert ist.“

Das wird dann Speicher kosten, melde ich mich. Apropos Speicher: Wie groß ist der eigentlich und wo befindet er sich? Steuerwald weiß auch hier Bescheid: „Wir nutzen bei allen Kameras und der Türstation die kameraintegrierte SD-Karte. Vom Werk aus ist auch die D14 mit einer 4-GB-Karte bestückt. In unserem beschriebenen Beispiel haben wir eine 16-GB-Karte verwendet, was in diesem Anwendungsfall für mindestens eine Woche Aufzeichnung reicht. Die von MOBOTIX geschulten Elektromonteure beim Programmieren der Anlage.Dann wird sie automatisch überschrieben. Maximal sind 64 GB möglich. Der Charme des dezentralen Konzepts ist, dass sich alle Features in der Kamera befinden und die Stromversorgung über das Datenkabel erfolgt. Das geht nur, weil die Kameras einen sehr geringen Stromverbrauch haben, was sich bei der Stromrechnung günstig auswirkt. Inklusive Speicherung benötigt die D14 nur 3,5 Watt. Wir arbeiten also hier garantiert mit Green Energy, um ein Schlagwort unserer Zeit zu gebrauchen.“

Und langlebig sind sie offenbar auch. Denn meine eigene Kamera ist schon mehr als zehn Jahre ununterbrochen im Dienst, auch wenn das Dreiecksgesicht des Gehäuses noch immer gewöhnungsbedürftig ist – wie auch der Name. „MOBOTIX setzt sich zusammen aus ‚Mobile Robotik’“, klärt mich Steuerwald auf. Und es gäbe noch ältere Kameras als die meine, die noch immer im Einsatz seien, seit 2001. Zum Abschluss will ich noch wissen, wohin bei MOBOTIX die Reise noch geht. Steuerwald bleibt auch die Antwort auf diese Frage nicht schuldig: „Wir haben eine offene Plattform. Im Prinzip haben wir mit unserer Hardware eine Basis für unsere Software geschaffen. Was die Software hergibt, wird auf der Hardware ausgeführt. Ob die Hardware dann morgen Augen hat oder keine, das ist irrelevant. Wir verstehen uns als Komplettanbieter, also als ein Softwareunternehmen mit angeschlossener Hardwareproduktion.“

Ich bedanke mich für das Gespräch.

 

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