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 Management diskret

Kongo-Niebel, wie ihn manche respektlos nennen, hat mal wieder für Diskussionsstoff gesorgt. Forsch hat er sich Ende März mit seiner Entourage in Gebiete Malis aufgemacht, wo freiwillig keiner hingeht. Und das ohne Personenschutz und gepanzerte Limousinen. Irgendwie schneidig. In manchen Gazetten machte man sich über ihn lustig. Bei den Sicherheitsfachleuten ließ die Heiterkeit spürbar nach. Schließlich hätten die beamteten Sicherheitsleute im Fall der Fälle die zweifelhafte Ehre gehabt, den Herrn Minister, egal wo, herauszuholen. In den Presseberichten bekam auch das BKA sein Fett ab, ebenso wie das Innenministerium. Beiden unterstellte man, mit der Verweigerung von Personenschutz für die Reise nach Mopti ein Exempel statuiert zu haben. Wie dem auch sei, hinter den Kulissen hat es ganz schön gerumst. Und Entwicklungsminister Dirk Niebel konnte zufrieden sein: Nahezu alle Zeitungen berichteten über ihn.

 

Ähnliche Publicity hat auch, nein, erfährt immer noch, der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW). Seit Herbst 2012 liegt der Verband als Arbeitgeber mit ver.di im Clinch. Es geht um die kleine Gruppe der Luftsicherheitsassistenten an den Flughäfen. Der Schaden für die Volkswirtschaft geht mittlerweile in viele Millionen, wie Gunnar Vielhaack, Verhandlungsführer des BDSW für Nordrhein-Westfalen, vorrechnet. Die verhinderten Luftreisenden ertragen die an Streiktagen fatale Situation mit Fassung, die Steuerzahler die Kosten.
Der Schwesterverband (oder heißt es richtiger Bruderverband?) Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste e. V. (BDGW), mit 41 ordentlichen Mitgliedern nicht gerade ein Gigant, macht sich hingegen selbst Probleme. Im Osten der Republik wurde der Aufstand gegen die Verbandsoberen geprobt. Als Wortführer gelten Harnid R. Schmidt, geschäftsführender Gesellschafter der WSN-Sicherheit und Service GmbH in Neubrandenburg und Otto Wilhelms, Vorstandsvorsitzender der SVG AG in Wilhelmshaven. Der Stein der östlichen Erregung ist (wieder einmal) die satzungsgemäße Gewichtung der abgegebenen Stimmen bei Abstimmungen.

Dabei spielt nämlich der satzungsgemäße Beitrag der Mitgliedsunternehmen eine Rolle: ca. 600 Euro bedeuten 1 Stimme. Der zu zahlende Vereinsbeitrag wiederum richtet sich nach der Lohnsumme und der Anzahl der GWT-Fahrzeuge des Betriebes. Klar, dass kleinere Unternehmen wesentlich weniger Stimmen vergeben können als die Großen. Die fünf größten Mitgliedsunternehmen können so jede Abstimmung entscheiden.

Am 2. April trafen sich in Erfurt die „klein und mittelständischen“ Rebellen, es waren ihrer zehn, um ihr Anliegen mit der Verbandsspitze zu diskutieren. Das Ergebnis: Man möchte einen eigenen Verband, die „Stimme des Mittelstandes“, in dem bestehenden BDGW gründen, mit dem man „eigentlich zufrieden“ sei. Die Stimmung wäre sachlich und entspannt gewesen, berichtet ein Teilnehmer.

Ein ähnliches Anliegen treibt wohl auch Sicherheitsunternehmen in Bayern um. Nachdem man aber die seit Monaten mit großer Härte geführten Tarifverhandlungen mit ver.di verfolgt habe, möchte man das separatistische Vorhaben lieber aufgeben und im BDSW bleiben. Kein Zweifel, die Satzungen beider Verbände bedürfen der Überarbeitung…

 

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