Flughafenlöschgigant SIMBA 8x8-HRET für Fraport
Von Gerda Königstorfer
Mit knapp 49.000 Kilo Gewicht und zwölf Meter Länge sind die neuen SIMBA 8x8-HRET zweifellos die bisher größten Rosenbauer-Fahrzeuge. Der erste SIMBA des acht Fahrzeuge umfassenden FRAPORT-Auftrages verließ bereits am 30.9.03 die Rosenbauer-Konzernzentrale in Leonding/Österreich. Später folgten dann die restlichen Fahrzeuge zu den Flughäfen in Frankfurt am Main und Hahn.
Hahn liegt im Hunsrück und ist Teil der Fraport AG, weshalb ein gemeinsames Einsatzkonzept mit untereinander austauschbaren Löschfahrzeugen erdacht wurde. Damit war eine Grundbedingung für den neuen SIMBA gegeben, nämlich die STVZO-Tauglichkeit mit max. 3,0 m. Die FRAPORT AG ersetzte mit den neuen Rosenbauer SIMBA 8x8-HRET die 1985 gelieferten Rosenbauer SIMBA 8x8.
Mit dem 9,5 Mio. Euro Auftrag mussten aber auch die Löschanforderungen der neuen Frankfurter Landebahn und des Großraumflugzeuges Airbus A380 erfüllt werden, weshalb der neue SIMBA über einen Löscharm (Bezeichnungszusatz HRET = High Reach Extended Turret) verfügt. Grundsätzlich sollten die neuen SIMBAs der Mannschaft äußerlich und im Innenraum ein den bisherigen Fahrzeugen entsprechend baugleiches Bedienfeld bieten, um der Mannschaft den Wechsel der Fahrzeuggeneration zu erleichtern. Daher erscheint der neue SIMBA 8x8-HRET auf den ersten Blick seinem Vorfahren sehr ähnlich.
Unter die GFK/Alu-Hülle packte Rosenbauer aber den neuesten Stand der Technik.
Das Fahrgestell
Zwei 600-PS-Liebherr-Motoren katapultieren das 49 Tonnen-Fahrzeug in 21 Sekunden auf 80 und weiter auf bis zu 140 km/h Spitze. Mit Titan als Sonder-Fahrgestell-Hersteller, Kessler-Achsen, Knott-Bremsen und ZF-Lenkung wollte man mit nur europäischen Zulieferern sicherstellen, dass zwecks Servicefreundlichkeit die Technik möglichst im metrischen Maßsystem gehalten werden kann.
Jeder der beiden ladeluftgekühlten Euro 3 zertifizierten Turbodiesel im Heck treibt über ein eigenes Allison-Automatikgetriebe die zwei Hinterachsen bzw. die zwei Vorderachsen an. Automatisches DriveMangement (ADM) garantiert perfekten Synchronisationslauf beider Triebwerke (max. Differenz: = 3 Kurbelwellen-Upm), und schaltet automatisch alle Differentialsperren. Die voll elektronischen Motor- und Getriebesteuerungen verfügen über ein Standard- und ein Alarm-Fahrprogramm bei dem kurzzeitig signifikante Erhöhungen der Motorleistungsspitze möglich sind. Der Steuerungs-Rechner wäre aber auch jederzeit neu auf geänderte Parameter einstellbar.
Luftfederung und Doppelsattel-Bremsen sorgen für sicheren Bodenkontakt auf Straße und Gelände sowie für radikalen Stillstand.
Kabine/Aufbau
Die Kabine ist aus Stahl-Formrohrgerippe gefertigt, während alle sonstigen Geräteräume, Pumpen- und Motor-Räume, Gerätekästen und der Tank aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GKF) ausgeführt sind. Für die Ergonomie des Fahrerhauses und deren Bedienstände fertigte Rosenbauer im Vorfeld ein Modell und optimierte mit den Zuständigen der FRAPORT-Feuerwehr.
Im Einsatzfall läuft die Mannschaft – bestehend aus Fahrer und zwei Beifahrern – nach dem Drücken des außenliegenden Alarmstartknopfes in die Kabine und nimmt auf ergonomischen Schwingsitzen Platz. Die mittels seitlichen Absprengsteckern vorgewärmten Fahrmotoren laufen zu diesem Zeitpunkt bereits. Sobald der SIMBA dann die Geschwindigkeit von 3 km/h überschreitet, falten sich automatisch die elektropneumatischen Kabinenauftritte ein und die Schwingtüren schließen/verriegeln sich. Das ausgeklügelte Klimatisierungs-System, rundum elektr. beheizbare Scheiben, elektr. Schiebefenster und die besondere Lärmdämmung runden das Ergonomie-Sicherheitspaket ab - perfekte Arbeitsplatz-Bedingungen bei jeder Tageszeit, Witterung und Stand by-Betrieb. Aus arbeitsmedizinischen Gründen war ein maximaler Kabinen-Innen-Geräuschpegel von 76 dBA (bei 80 km/h) einzuhalten.
Bedienelemente, Steuerungsgriffe, Bedien- und Service-Displays und der Bildschirm der Wärmebild- Rückfahr-Kamera ordnen sich übersichtlich rund um jeden Cockpitplatz an.
Fahrer und Beifahrer können eigenständig wahlweise entscheiden, wer die Löscheinrichtungen steuert. Unterstützt wird die Einknopfbedienung durch Rechnersteuerung mit Can-Bus-Technik. MIt GPS ermöglicht diese fahrzeugeigene Datenringleitung auch Ferndiagnosen und Einstellungen im Servicefall.
Überdies informiert GPS die Einsatzleitstelle permanent über die genaue Einsatzposition des Fahrzeuges. Dieses Navigations-System wurde von Fraport und Honywell entwickelt.
Löscharm (HRET)
In 14 m Arbeitshöhe kann mittels Wärmebildkamera der Brandherd lokalisiert werden und mittels HYDRO-CHEM-NOZZLE ca. 3.500 l/min Wasser/Schaum und/oder 5 kg/sec Pulver
ausgebracht werden. Mitgeführt werden 12.500 Liter Wasser, 1.500 Liter Schaum und 500 kg Pulver.
Auf eine Piercing Nozzle wurde aus Gründen der Einsatztaktik bewusst verzichtet, da man am Fraport über moderne Rettungstreppen und manuelle Bohrgeräte samt. Löschlanzen verfügt.
Löschtechnik
Bewährte Rosenbauer-Löschtechnik in Form der zweistufigen Normaldruckpumpe R600 mit ND-Schaumvormischer FOAMATIC RVMA500 wird von einem separaten Deutz-Dieselmotor betrieben. Das Motorpumpenaggregat entspricht den neuesten Abgasvorschriften für Stationär-Motore. Es speist neben dem HRET noch Selbstschutz-Bodensprühdüsen und den hinter der elektr. pneumatisch hochfahrbaren Frontklappe verborgenen Frontwerfer. Er ist mit einer Hohlstrahldüse für Wasser/Schaumbetrieb ausgesattet. Ein Handstrahlrohr mit 50 m Schlauch (elektr. rückspulbar) auf einer Rosenbauer-Schnellangriffshaspel ist ebenfalls unter dieser Frontklappe angeordnet. Damit ist der neue SIMBA auch für eventuelle Kleinbände – auch im Gebäudebereich - einsetzbar.
Nach ICAO-Vorschrift zusammengestellte Ausrüstung rundet das Fahrzeug-Löschkonzept ab.
Beleuchtung/Farbgebung
Fahrzeug-Hauptscheinwerfer, zwei elektr. pneumatisch aus der Frontschürze ausklappbare 600 W-Flugfeldscheinwerfer, zwei HRET und zwei Werfer-Zielscheinwerfer nutzen modernste XENON-Lichttechnik. Nebelscheinwerfer, seitliche Umfeldscheinwerfer und zwei mobile mit 10 m Kabel versehene 600 W Flugfeldscheinwerfer ergänzen diese Front-Beleuchtung.
Front-und Seiten-Blitzleuchten, Dachblitz- und Flugfeldpositions-Leuchten sorgen neben der Farbgebung zusätzlich für passive Sicherheit.
Das Fahrzeug wurde weiß lackiert und ganzflächig mit 3M-Tagesleucht-Folie beklebt. Ein umlaufendes nachleuchtendes Reflexband ergänzt die Warnwirkung bei Dunkelheit. Diese Beklebetechnik wurde wegen ihrer Reperaturfreundlichkeit gewählt.