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Berliner Feuerwehr bilanziert einsatzreichsten Ausnahmezustand „Wetter“ seit jeher

Seit Donnerstag bewältigte die Feuerwehr nahezu 4.000 Wetter-Einsätze

Die Sturmtiefs „Ylenia“ und „Zeynep“ hielten die Hauptstadt und die Berliner Feuerwehr seit Donnerstag, 17.02.2022, in Atem. Mit nahezu 4.000 wetterbedingten Einsätzen war es der einsatzreichste Ausnahmezustand Wetter in der Geschichte der Berliner Feuerwehr.

Zwischen dem 17.02. (00:00 Uhr) bis 20.02. (16:00 Uhr) erreichten über 15.300 Notrufe die Leitstelle der Feuerwehr – ein Rekordwert. Rund 10.500 Einsätze waren die Folge, davon fast 4.000 wetterbedingt – auch das ein Rekord. Zur Verdeutlichung der enormen Schlagzahl: Alle 30 Sekunden rückte die Berliner Feuerwehr in dem genannten Zeitraum zu einem Einsatz aus. Insgesamt 3 Mal kam es seit Donnerstag zum Ausnahmezustand Wetter. 3 Personen wurden verletzt. Unter ihnen befindet sich auch eine Einsatzkraft der Berliner Feuerwehr, die während eines Einsatzes in Kladow tätlich angegriffen wurde.
 

Chronologie der Ereignisse:

Donnerstag, 17.02.2022: Sturmtief „Ylenia“

In der Nacht des 17.02.2022 erreichten erste Vorboten des Sturmtiefs „Ylenia“ Berlin. Aufgrund einer Häufung von wetterbedingten Einsätzen wurde um 02:30 Uhr der Ausnahmezustand Wetter ausgerufen. Das feuerwehrtaktische Stichwort „Ausnahmezustand“ bedeutet: Einsätze werden nach Priorität abgearbeitet. Zu Orten, an denen akut Menschenleben in Gefahr sind, rückt die Feuerwehr unverzüglich an. Einsätze, die Aufschub erlauben, müssen warten. Die schnelle Indienstnahme von zusätzlichen Freiwilligen Feuerwehren und ein Abschwächen des Windes erlaubte den Übergang in den Normalbetrieb bereits um 04:30 Uhr. Diese Lageberuhigung sollte jedoch nur kurz anhalten. Am Morgen des 17.02.2022 nahmen Wind und Böen erneut zu, sodass um 09:00 Uhr zum zweiten Mal der Ausnahmezustand Wetter ausgerufen wurde. Während des Ausnahmezustandes Wetter gingen in der Leitstelle der Berliner Feuerwehr über mehrere Stunden kontinuierlich zeitgleich mehr als 60 Anrufe ein. An sonstigen Tagen sind es durchschnittlich 5 zeitgleiche Anrufe. Neben den dort im Dienst befindlichen Kräften wurden zur Notrufannahme und Disponierung Auszubildende und Mitarbeitende aus der Freizeit herangerufen, um die hohe Anzahl an Notrufen schnellstmöglich entgegenzunehmen. Der Ausnahmezustand Wetter wurde um 23:59 Uhr beendet. Im gesamten Tagesverlauf von 00:00 Uhr bis zum Ende des Ausnahmezustandes bewältigte die Berliner Feuerwehr insgesamt 1.366 wetterbedingte Einsätze.

Freitag, 18.02.2022 – Sonntag, 20.02.2022: Sturmtief „Zeynep“

Am Freitagabend, 18.02.2022, erreichte das Orkantief „Zeynep“ die Region Berlin und Brandenburg. Die Berliner Feuerwehr rief infolge des hohen Einsatzaufkommens um 20:10 Uhr den Ausnahmezustand Wetter aus. Der Ausnahmezustand Wetter konnte erst am Sonntag, dem 20.02.2022, um 16:00 Uhr beendet werden. Somit war die Berliner Feuerwehr seit Donnerstag 88 Stunden unter dem Einfluss der Stürme „Ylenia“ und „Zeynep“ im Dauereinsatz. Von Freitag (18.02.2022, 20:10 Uhr) bis Sonntag (20.02.2022, 16:00 Uhr) bewerkstelligten die Feuerwehrkräfte 2.447 wetterbedingte Einsätze. So viele waren es nicht einmal in den Silvesternächten noch vor der Corona-Pandemie, die sonst als einsatzreichste Nächte des Jahres für die Berliner Feuerwehr gelten. „Ylenia“ und „Zeynep“ sorgten in der Summe demzufolge für 3.813 wetterbedingte Einsätze. Somit handelt es sich um die einsatzreichste Wetterlage für die Berliner Feuerwehr seit jeher. Nicht einmal der 4-tägige Ausnahmezustand Wetter angesichts des Orkans „Xavier“ im Jahr 2017 hatte so viele Einsätze zur Folge. Damals waren es knapp über 3.000 wetterbedingte Einsätze.

Fazit:

Die langanhaltende und intensive Inanspruchnahme aller Kräfte stellte die Berliner Feuerwehr vor eine große Herausforderung, die dank guter Vorplanung und hohem Engagement erfolgreich bewerkstelligt wurde. Nicht außer Acht zu lassen ist dabei, dass die Berliner Feuerwehr trotz der extremen Wetterlage weiterhin den Grundschutz gewährleistet. Das heißt, die Berliner Feuerwehr ist weiterhin für Notfälle im rettungsmedizinischen Bereich (z. B. Herz-Kreislaufstillstand), für die Brandbekämpfung und die sonstigen Technischen Hilfeleistungen (z. B. bei Verkehrsunfällen) erreichbar und sofort zur Stelle. Die schnelle Verfügbarkeit von kompetenter Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr und das außergewöhnlich hohe Engagement von Dienstkräften, auch aus der Freizeit heraus, sind von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Menschen in Berlin. Weiterhin hat sich die eingeführte Systematik zur Priorisierung und Erkundung von wetterbedingten Einsätzen bewährt. Darüber hinaus haben sich das bereits etablierte Notruf-Qualitätsmanagement und die Leitstellenreserve der Freiwilligen Feuerwehr positiv auf die Bewältigung der hohen Auslastung des Notrufs 112 ausgewirkt. Auch Kräfte der Bezirksämter Pankow und Reinickendorf haben in den vergangenen Tagen bei niedrigschwelligen Unwettereinsätzen unterstützt. Dies trug zu einer punktuellen Entlastung der Feuerwehrkräfte bei. Hierbei handelt es sich um ein Modellprojekt, dessen bedeutsame Funktion sich angesichts der Sturmereignisse bewiesen hat. Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die nach wie vor reibungslose und zielführende Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk. Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen dazu: „Es ist dem außergewöhnlich hohen Engagement aller Kräfte, insbesondere der Freiwilligen Feuerwehr und dem Personal der Leitstelle zu verdanken, dass die immense Anzahl an Notfällen professionell und zügig bewältigt werden konnte. Auch der Einsatz der Spezialkräfte des Technischen Dienstes und der Speziellen Rettung aus Höhen und Tiefen war unverzichtbar. Mein großer Dank für die tatkräftige Mithilfe richtet sich auch an das Technische Hilfswerk und das Grünflächenamt Pankow und Reinickendorf.“ Weiterhin betont er: „Es sind solche Ereignisse wie diese, an denen sich die Leistungsfähigkeit der Berliner Feuerwehr sehr eindrucksvoll beweist. Vom Auszubildenden bis zum Disponierenden am Notruf 112: Alle waren im Einsatz. Unsere Leute sind für Krisen gemacht. Eine gute Ausbildung, regelmäßige Schulungen und Training sind ein Garant für die Sicherheit der Menschen in Berlin. Sie können sich auf ihre Feuerwehr verlassen - im wahrsten Sinne des Wortes auch bei Wind und Wetter.“ Hinsichtlich der nie dagewesenen hohen Anzahl an Notrufen sagt Dr. Homrighausen: „Die Sicherheit beginnt am Notruf 112. Alle 60 Notrufleitungen waren über mehrere Stunden belegt. Auch hier erhielten wir großartige Unterstützung der Leitstellenreserve der Freiwilligen Feuerwehr. Weiterhin haben sogar Mitarbeitende ihren Dienst angetreten, obwohl sie eigentlich frei gehabt hätten.“ Leider ist es am Samstag in Kladow zu einem unerfreulichen Ereignis gekommen. Während die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Kladow sich gerade im Einsatz befanden, wurden sie tätlich angegriffen und verletzt – konnten aber im Dienst verbleiben.

Bilanz des Ausnahmezustands Wetter der Berliner Feuerwehr in Zahlen:

  • 15.313 Notrufe insgesamt 
  • 10.534 Einsätze insgesamt im Zeitraum 17.02.2022 (00:00 Uhr) bis 20.02.2022 (16:00 Uhr)
    • davon 3.813 wetterbedingte Einsätze 
  • zu Spitzenzeiten rund 150 Lösch- und Hilfeleistungsfahrzeuge der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr zeitgleich im Einsatz
  • insgesamt rund 1.030 Feuerwehrkräfte im Einsatz
    • davon 530 der Berufsfeuerwehr 
    • davon 500 der Freiwilligen Feuerwehr 
  • 59 Freiwillige Feuerwehren im Dienst 
  • Mehr als 60 Notrufe gingen über mehrere Stunden gleichzeitig in der Leitstelle ein. Es kam daher zu Wartezeiten. Zum Vergleich: An sonstigen Tagen sind es durchschnittlich 5 zeitgleiche Anrufe. 
  • 133 Kräfte des Technischen Hilfswerks mit 18 Fahrzeugen
  • 12 Kräfte der Bezirksämter Pankow und Reinickendorf
Mehrere Bäume stürzten auf eine Gasleitung. Die Berliner Feuerwehr stellte Absicherungsmaßnahmen für die Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg sicher.