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Gedenken am Desider-Friedmann-Platz, mittig mit den Kränzen der Repräsentanten der Politik und Religionen am Abend des 8. November 2020.
Foto: C Von Bwag - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=95938359

Die aktuelle Bedrohung durch islamistische Terroristen

Prof. Dr. Stefan Goertz, Hochschule des Bundes, Fachbereich Bundespolizei

Spätestens die vier aktuellen islamistischen Anschläge in Dresden, bei Paris, in Nizza und in Wien im Herbst 2020 verdeutlichen das hohe Bedrohungsniveau, das weiterhin von islamistischen Terroristen in Deutschland und anderen europäischen Staaten (vor allem in Frankreich) ausgeht. Dieser Beitrag beleuchtet zu Beginn Indizien für das aktuell hohe Bedrohungsniveau, untersucht dann den taktischen Ablauf und die Wirkmittel der islamistischen Anschläge des Herbstes 2020 und abschließend potenzielle islamistische Anschlagsszenarien und Wirkmittel der Zukunft.

Indizien für das aktuell hohe Bedrohungsniveau

Durch die vier islamistischen Anschläge im Herbst 2020 wurden neun Menschen getötet und über 30 weitere – teilweise schwer – verletzt. Ein weiteres Indiz für ein in den letzten Monaten konstant hohes Bedrohungspotenzial durch islamistische Terroristen in Europa waren und sind mindestens 92 verübte bzw. durch die Sicherheitsbehörden verhinderte Anschläge. Durch die verübten Anschläge wurden 800 Menschen getötet und über 3765 verletzt.1 Neben den bisher sieben in Deutschland verübten islamistischen Anschlägen wurden von 2002 bis heute durch die deutschen Polizei- und Verfassungsschutzbehörden mindestens 25 (!!) islamistische Anschläge verhindert. Im Zeitraum 2000 bis 2020 haben Polizei- und Verfassungsschutzbehörden in Europa über 40 islamistische Anschläge verhindert.2

Eine besonders konkrete terroristische Bedrohung geht von den islamistischen Gefährdern und „relevanten Personen“ aus: Aktuell gibt es nach Angaben des Bundesministeriums des Innern 627 islamistische Gefährder und 513 „relevante Personen“, welche die Innere Sicherheit Deutschlands bedrohen. Diese hohe Gefährderzahl stellt für die deutschen Polizei- und Verfassungsschutzbehörden eine operative und organisatorische Belastung von historischem Ausmaß dar. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes von Anfang November 2020 befinden sich in Deutschland derzeit 97 islamistische Gefährder und 24 als „relevante Personen“ bezeichnete Islamisten in Freiheit. Als „relevante Personen“ gelten Menschen, die innerhalb des islamistisch-terroristischen Spektrums eine Führungsrolle einnehmen oder als Unterstützer agieren.3 Daneben gehe nach dem Analyseinstrument „Radar iTE“ zudem von 151 Islamisten ein „moderates Risiko“ aus.

Der taktische Ablauf und die Wirkmittel der islamistischen Anschläge des Herbstes 2020

Der syrische Flüchtling und Gefährder Abdullah Al-H. griff am Abend des 4.10.2020 in Dresden ein homosexuelles Paar aus Nordrhein-Westfalen mit Küchenmessern an, ermordete einen Mann und verletzte seinen Partner schwer. Homosexuelle als Ziele von islamistischen Terroristen ist eine Nachahmertat (Copycat) des Anschlags auf einen Homosexuellen-Nachtclub in Orlando/USA am 2.6.2016, bei dem insgesamt 49 Menschen getötet und über 53 verletzt wurden. Von 2014 bis 2020 wurden in Europa über 30 islamistische Anschläge mit Messern, Äxten und Macheten verübt. Die statistische Wahrscheinlichkeit, dass die nächsten islamistischen Anschläge mit Messern verübt werden, ist nach dem Prinzip von ubiquitären, einfach zu beschaffenden Wirkmitteln des low level-Terrorismus signifikant höher als Anschläge mit Sprengstoff.

Einsatz- und Rettungsfahrzeuge vor dem Nachtclub während der Geiselnahme
Foto: Von City of Orlando Police Department: https://twitter.com/OrlandoPolice + http://www.cityoforlando.net/police/ - https://twitter.com/OrlandoPolice/status/741902485070045184, Copyrighted free use, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49407232

Am 16.10.2020 wurde der französische Lehrer Samuel Paty, der im Unterricht Mohammed-Karikaturen besprochen hatte, im Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine enthauptet. Dieser Anschlag folgte dem Copycat-Prinzip von Anschlägen im Zusammenhang mit Mohammed-Karikaturen und gegen „Islamkritiker“ wie 2014 auf den Regisseur Theo van Gogh, 2010 auf den dänischen Zeichner Kurt Westergaard, von dem die Mohammed-Karikaturen in „Jyllands-Posten“ stammten, im Mai 2010 auf den schwedischen Mohammed-Karikaturisten Lars Vilks sowie 2015 auf die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ in Paris. Deutsche polizeiliche Spezialkräfte nahmen am 15.4.2020 fünf Mitglieder einer mutmaßlichen islamistisch-terroristischen Gruppierung in Deutschland fest, die Anschläge auf zwei Einrichtungen der US-Streitkräfte in Deutschland und auf einen vermeintlichen „Islamkritiker“ geplant hatten. Islamistische Anschläge im Zusammenhang von Mohammed-Karikaturen und „Islamkritik“ haben also ein potenziell hohes Nachahmerpotenzial.

Der tunesische Flüchtling Brahim Issaoui tötete mit einem islamistischen Anschlag auf die Kirche Notre Dame in Nizza am 29.10.2020 drei Christen, darunter den Küster der Kirche. Der französische Staatsanwalt Jean-François Ricard erklärte nach dem Anschlag, dass der Jihadist mit einem großen Messer einer 60-jährigen Frau die Kehle so weit aufgeschnitten habe, „dass es einer Enthauptung gleichkommt“4. In seiner Tasche fand die Polizei zwei weitere Messer, zwei Handys sowie einen Koran. Die französische Anti-Terror-Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Attentäter noch viel mehr Menschen töten wollte. Eine Untergruppe des „Islamischen Staats“ ruft seit Wochen im Internet islamistische Einzeltäter dazu auf, Anschläge zu verüben. Der Anschlag in der Kirche Notre Dame in Nizza muss als Nachahmer-Tat des Anschlags in einer Kirche in Nord-Frankreich im Sommer 2016 bewertet werden, als zwei Salafisten einem Priester vor dem Altar die Kehle durchgeschnitten hatten. Kirchen als Symbole für die christliche Welt sind definitiv auch zukünftig Anschlagsziele und auch Synagogen, die meisten Islamisten sind auch Antisemiten, entsprechen einer islamistischen Anschlagslogik.

Am 2.11.2020 tötete ein islamistischer Gefährder mit österreichischer und nordmazedonischer Staatsbürgerschaft in einem Wiener Ausgehviertel (kurz vor Beginn von Corona-Lockdown-Maßnahmen) vier Menschen, darunter eine Deutsche, und verletzte über 20, darunter einen Polizisten. Der islamistische Gefährder war wegen einer versuchten Ausreise zum „Islamischen Staat“ nach Syrien zu einer 22-monatigen Haftstrafe verurteilt worden, vorzeitig entlassen und hatte an einem Deradikalisierungsprogramm teilgenommen. Neun Minuten lang schoss Kujtim F. in der Wiener Innenstadt wahllos auf Passanten und Cafébesucher, über 150 Schuss gab er ab, ehe ihn ein Angehöriger der österreichischen Spezialeinheit Wega erschoss.5 Der Attentäter von Wien benutzte als Wirkmittel für seinen Anschlag eine Kalaschnikow. Seit 2012 wurden bei 15 islamistischen Anschlägen Schusswaffen benutzt, die schwerer zu beschaffen sind als Wirkmittel wie Messer und KfZ. Wenn Schusswaffen für Anschläge benutzt werden, sind die Zahlen von Getöteten und Verletzten aufgrund von blast injuries deutlich höher. Sprich: Gelingt es islamistischen Terroristen, Schusswaffen als Wirkmittel zu beschaffen, ist die Aussicht auf eine hohe Zahl von Getöteten und Verletzten deutlich höher als bei Anschlägen mit Messern und Macheten. Ein Beispiel hierfür ist der Anschlag eines islamistischen Hit-Teams am 13.11.2015 in Paris, als 130 Menschen ermordet und 350 Menschen verletzt wurden, die meisten davon durch Schusswaffen.

Potenzielle islamistische Anschlagsszenarien und Wirkmittel der Zukunft

Um zukünftige terroristische Anschlagsszenarien, ihre Wirkmittel und ihre statistische Wahrscheinlichkeit zu analysieren und zu prognostizieren muss in zwei Ebenen unterschieden werden. Einerseits in low level-Anschlagsszenarien, deren Modi Operandi leicht(er) und vor allem von Einzeltätern anzuwenden und deren Wirkmittel leichter zu beschaffen sind. Andererseits in komplexe Anschlagsszenarien auf einem taktisch und technisch deutlich höherem Niveau.

Low level-Anschlagsszenarien und Wirkmittel

Anschläge mit Fahrzeugen stellen ein Anschlagsszenario und ein Wirkmittel dar, für das Al Qaida und der „Islamische Staat“ in den online-Magazinen Inspire und Dabiq seit Jahren werben. Umgesetzt wurde dieses Anschlagsszenario wiederholt in Israel, in Nizza 2017, in Berlin 2016, zwei Mal in London im Jahr 2017, in Stockholm 2017, in Barcelona 2017 sowie in New York 2017.

Anschläge mit Messern und Macheten stellen ein noch häufiger verübtes Anschlagsszenario dar, wurden in der Vergangenheit auch wiederholt gegen Polizisten und Soldaten als Repräsentanten des demokratischen Staates verübt. Anschläge mit Messern und Macheten sind dort besonders effektiv, wo viele Menschen auf engstem Raum zusammen sind, beispielsweise in Bussen, U- und S-Bahnen, Zügen, Gondeln, Schulen, Kindergärten, Universitäten, Kirchen, Tempel und Synagogen. Weil Großveranstaltungen wie Fußballspiele und Konzerte im Augenblick wegen der Corona-Maßnahmen entfallen, steigt statistisch die Wahrscheinlichkeit eines solchen Anschlages auf solche Ziele, die nicht durch Corona-Maßnahmen eingeschränkt sind, im Augenblick vor allem Schulen und Kindergärten.

The terrorist attack in Stockholm April 7, 2017. Truck transported away during the night.
Foto: Von Frankie Fouganthin - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=57801792

Anschläge mit Sprengstoff wurden in der Vergangenheit auch von islamistischen Einzeltätern und Kleinstzellen nach dem Prinzip von low level-Terrorismus verübt, bzw. geplant, aber von den Sicherheitsbehörden verhindert. Beispiele dafür sind der Anschlag auf einen Sikh-Tempel in Essen 2016, in Ansbach 2016 sowie 2017 auf ein Popkonzert in Manchester. Die durch Sprengstoff verübten blast injuries töteten und verletzten (häufig mit Amputationen als Folge) in der Vergangenheit deutlich mehr Menschen als andere Anschlagsszenarien. Der Attentäter hatte ein Selbstlaborat verwendet und damit 23 Menschen getötet und über 800 (!!) verletzt.6 Anleitungen zum Bau von Selbstlaboraten kursieren zahlreich auf islamistischen Websites und werden im salafistisch-jihadistischen Milieu geteilt.

Auf einem deutschsprachigen Telegram-Kanal, der den „Islamischen Staat“ propagandistisch unterstützt, wurde am 22.8.2016 folgender Text veröffentlicht:
Was passiert, wenn Muslime anfangen Steine von Brücken zu schmeißen? Häuser anzuzünden? (…) Die Aufklärung solcher Taten ist für die Behörden, sehr schwierig und der Täter, sollte er sich nicht allzu blöd anstellen, könnte solche Taten oft wiederholen. Die Angst der Bevölkerung würde nur noch dadurch steigen, wenn der Täter dann noch die Tat filmt und den IS-Medien die Aufnahme zuspielt, oder?7 Dazu stellte der Nutzer ein Bild und einen Bericht über einen Vorfall im August 2016 in Dänemark ein, bei dem Unbekannte einen Betonklotz von einer Autobahnbrücke geworfen und das Auto einer deutschen Familie getroffen hatten. Die Mutter auf dem Rücksitz des Autos wurde dabei getötet und ihr Mann schwer verletzt. Diesem Prinzip von low level-Anschlagsszenarien folgte ein irakischer Flüchtling, der am 7.10.20218 ein Stahlseil an der ICE-Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Nürnberg und München spannte, um ein Entgleisen des Zuges zu bewirken.

Dass solche und ähnliche low-level-Anschlagsszenarien in der Zukunft umgesetzt werden ist statistisch deutlich wahrscheinlicher als komplexe Anschlagsszenarien von jihadistischen Hit-Teams auf Atomkraftwerke, Regierungsgebäude, Kritische Infrastruktur und ähnliche Ziele.

Komplexe Anschlagsszenarien und Wirkmittel

Beispiele für komplexe Anschlagsszenarien sind die Sprengstoffanschläge auf einen Bahnhof in Madrid (2004, mit industriellem Sprengstoff, 191 Tote und über 2.050 Verletzte), auf eine U-Bahn und einen Bus in London (2005, Copycat-Anschlag von Madrid) sowie vor allem der komplexe Anschlag am 13.11.2015. Mögliche Anschlagsziele solcher komplexer Anschlagsszenarien sind Flughäfen und Bahnhöfe, öffentliche Verkehrsmittel im Allgemeinen (Busse, U-Bahnen, S-Bahnen, Züge, Gondeln), Hindernisse auf Gleisen, Sprengstoffexplosionen in Zügen, gerade dort ist mit einem second hit-Anschlagsszenario durch herrenlose Gepäckstücke zu rechnen, aber auch Schiffe, Fähren und Tanker. Grundsätzlich große Menschenmengen im Rahmen von Fußballspielen, Konzerten, Weihnachtsmärkten, Großereignissen (Events), u.a. das Oktoberfest in München, der Wiener Prater, Fußgängerzonen, Kirchentage, Christopher Street Day, Fridays for Future, Freizeitparks aber auch kritische Infrastrukturen mit hoher Bedeutung für die Zivilbevölkerung (Krankenhäuser, Stromversorgung, Wasser etc.).

Komplexe Anschlagsszenarien wären – auf der Grundlage der Analyse bisher verübter und geplanter Anschläge – Anschläge auf Einrichtungen der Politik und Behörden, zeitlich versetzte Anschläge (Doppel, Tripel, etc.), ein Second Hit mit Sprengstoff und/oder Schusswaffen auf die Polizei, Rettungskräfte und Schaulustige und Geiselnahmen als ein Teil des Szenarios.

Biologische und/oder chemische Waffen stellen besondere Wirkmittel komplexer Anschlagsszenarien dar. „Das“ worst-case-Szenario wäre ein gezielter terroristischer Absturz mit einem Flugzeug in ein Atomkraftwerk, wobei nach den Anschlägen des 11.9.2001 diverse Maßnahmen der Sicherheitsbehörden zur Vermeidung eines solchen Szenarios getroffen wurden, so dass dieses Anschlagsszenario weniger wahrscheinlich ist.8

Bahnhof Atocha
Foto: Von Luis García, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=553198

Am 12.6.2018 wurde der islamistische Terrorist Sief Allah H. von Spezialkräften der Polizei Nordrhein-Westfalen (SEK) festgenommen und dadurch ein islamistischer Anschlag mit Rizin verhindert. Nach Angaben des Bundeskriminalamtes habe es schon „konkrete Vorbereitungen“ für einen Sprengstoffanschlag mit Rizin gegeben, nach Angaben des BKA-Präsidenten Holger Münch „ein in Deutschland einmaliger Vorgang“. Sief Allah H. hatte bereits begonnen, Rizin herzustellen und Material für den Bau eines Sprengsatzes besessen. Rizin ist ein hochgiftiger biologischer Kampfstoff. Die Bundesanwaltschaft nannte weitere Details: So wurden bei Sief Allah H. 84,3 Milligramm Rizin und 3150 Rizinussamen sichergestellt. Der Jihadist habe alle Rizinussamen über einen Internetversandhandel bestellte, erklärte die Bundesanwaltschaft. Bei der Razzia wurden außerdem 250 Metallkugeln, Drähte mit aufgelöteten Glühbirnen und 950 Gramm einer Mischung aus Aluminiumpulver und Substanzen aus Feuerwerkskörpern gefunden. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft wollte Sief Allah H. „an einem geschlossenen und belebten Ort einen Sprengsatz mit einer mit Rizin präparierten Splitterladung zünden“. Dieser Anschlag mit Rizin hätte Hunderte Menschenleben gefährden können. Der islamistische Terrorist Sief Allah H. wurde am 26.3.2020 vom Düsseldorfer Landesgericht schuldig für die Herstellung einer biologischen Waffe und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat gesprochen und in erster Instanz zu zehn Jahren Haft verurteilt.9

Abschließend: Komplexe Anschlagsszenarien wurden seit 2004 in Europa seltener als low level-Anschläge verübt und geplant und sind im Augenblick statistisch unwahrscheinlicher als low level-Anschläge. Auf der anderen Seite garantieren sie wesentlich höhere Opferzahlen, was eine wichtige Motivation für islamistische Terroristen darstellt, so dass sich die deutschen Sicherheitsbehörden auch hierauf einstellen müssen.

Fazit und Ausblick

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Thomas Haldenwang, sagte nach dem Anschlag in Dresden und nach dem Anschlag in Wien Anfang November 2020: „Wir müssen jeden Tag auch in Deutschland mit einem islamistischem Anschlag rechnen“ und dass die deutschen Bundesbehörden einen „sehr scharfen Blick auf die uns bekannten Gefährder werfen“ müssten, „denn es gibt sicherlich den oder die einen oder andere, die über Nachahmungstaten nachdenkt“. Die Polizei- und Verfassungsschutzbehörden müssten zurzeit „sehr wachsam“ sein. Als Hauptauslöser für die islamistisch motivierten Anschläge in den vergangenen Wochen und Tagen sieht Präsident Haldenwang die neuerliche Diskussion über die Mohammed-Karikaturen in Frankreich. Das Thema habe „die Emotionen der Islamisten sehr stark hochkochen lassen“, sagte Haldenwang.10

Die Bedrohung durch islamistische Terroristen in Deutschland und Europa ist sehr konkret. Deswegen müssen die deutschen Sicherheitsbehörden für eine effektive Terrorismusabwehr weiter personell, organisatorisch und rechtlich gestärkt werden. Der islamistische Anschlag in Dresden und das Nicht-Weitergeben von Informationen des Bundesnachrichtendienstes an die sächsischen Polizei- und Verfassungsschutzbehörden zeigt, dass die strukturelle Zusammenarbeit der deutschen Sicherheitsbehörden auf den Ebenen Bund und Länder effektiver werden muss. Zudem müssen die Deradikalisierungsprogramme zivilgesellschaftlicher Träger durch die deutschen Behörden auf ihre Effizienz überprüft werden.

 

Quellen:

 

Über den Autor
Prof. Dr. Stefan Goertz
Prof. Dr. Stefan Goertz
Prof. Dr. Stefan Goertz, Professor für Sicherheitspolitik, Schwerpunkt Extremismus- und Terrorismusforschung, Hochschule des Bundes, Fachbereich Bundespolizei
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