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Stefan Kaller Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat
Foto: © KÖTTER Services / Marc Darchinger

Wettstreit um die „besten Köpfe“ darf nicht zum Risiko werden

Bei der 5. „STATE OF SECURITY – Die Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor“, einer Veranstaltung von KÖTTER Security und German Business Protection (GBP) in Kooperation mit der Allianz SE, diskutierten am 13. November 2018 rund 70 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Behörden über neue Herausforderungen für die Unternehmenssicherheit im Zuge des fortschreitenden Wettstreits um die „besten Köpfe“.
Der Druck für Wirtschaft und öffentliche Hand in Sachen Personalrekrutierung steigt stetig. Mit über 1,2 Millionen unbesetzten Stellen, dies entspricht einer weiteren Zunahme von rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr, verzeichnete die Arbeitsmarkt-Statistik jüngst einen neuen Rekordwert. Speziell die Besetzung qualifizierter Stellen gestaltet sich immer schwieriger: Bei technischen Berufen, IT- und Logistik-Spezialisten, Fachkräften im Gesundheitswesen und anderen „Engpass-Berufen“ beträgt diese mittlerweile häufig zwischen 150 und 200 Tagen, also rund ein halbes Jahr. „Dies zeigt die Dramatik, in der sich Deutschland befindet. Wir sprechen nicht mehr von einem Fachkräfte-, sondern einem Arbeitskräftemangel“, sagte Friedrich P. Kötter, Verwaltungsrat der KÖTTER Security Gruppe. Mit Negativfolgen nicht allein für Produktion, Verwaltung etc. und damit die Wachstumschancen. „Zunehmend gerät auch die Sicherheit in Gefahr, weil der drastische Rekrutierungsdruck ungewollt Tür und Tor öffnet für Spionage, Produktpiraterie oder andere Formen der Wirtschaftskriminalität. Personalmanagement und Unternehmensschutz müssen daher Hand in Hand gehen“, unterstrich der Vizepräsident des Bundesverbandes der Sicherheitswirtschaft (BDSW).

Die Dringlichkeit dieser Forderung verdeutlichten auch die bei der Veranstaltung im Allianz Forum beispielhaft angeführten Negativerfahrungen innerhalb der deutschen Wirtschaft. So machten betroffene Unternehmen, um besonders attraktiv für Bewerber zu wirken, u. a. ungewollt sensibelste Informationen zu Investitionen oder Ausschreibungen transparent. Und zahlten dafür einen hohen Preis, da sich der vermeintliche Top-Bewerber als Spion eines Konkurrenten entpuppte. Gleichzeitig werden „frisierte“ Bewerbungsunterlagen ebenfalls immer stärker zum Gefahrenherd. Dabei sind Unternehmen diesen Entwicklungen aber nicht schutzlos ausgeliefert. „Prävention ist auch hier das A und O“, erklärte GBP-Geschäftsführer Dirk H. Bürhaus. Im Fokus steht die regelmäßige Schulung von Recruiting-Verantwortlichen, welche Informationen sie zur positiven Positionierung der Arbeitgebermarke bekannt geben dürfen, genauso wie Workshops, durch sie „Bewerbungsschwindlern“ gezielt auf die Spur kommen. Darüber hinaus unterstützen Background-Checks (Pre-Employment Screening) speziell bei der Besetzung von sensiblen Fach- und Führungspositionen Fake-Bewerbungen frühzeitig zu entlarven.

Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierung

Anette Kramme, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, machte in ihrer Rede deutlich, dass auch das Personalmanagement sich durch die Digitalisierung und den damit einhergehenden Flexibilitätsansprüchen der Beschäftigten verändern wird. Zudem verschärft sich die Fachkräfteknappheit in einigen Berufen und Regionen aufgrund des demografischen Wandels. Investitionen in Weiterbildung und Qualifizierung sowie den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit werden zum Dreh- und Angelpunkt der Fachkräftestrategie. Je erfolgreicher Unternehmen ihre Mitarbeiter weiterbilden und damit an das Unternehmen binden, desto weniger dringend stellt sich das Problem der Personalgewinnung.

Herausforderungen in der Personalgewinnung (v.l.) Dr. Ronny Schimmer Geschäftsführerin Personal bei der DB Sicherheit GmbH, Hans-Christian Marxen ehem. Personalchef BASF Asien, Moderation Christine Kipke, Hermann Kühne Leiter Unternehmenssicherheit Berliner Wasserbetriebe
Foto: © KÖTTER Services / Marc Darchinger
Welche Herausforderungen in der Personalrekrutierung sich daraus ergeben und worin Chancen der zunehmenden Digitalisierung im Personalmanagement bestehen, stand im Fokus der anschließenden, von Christine Kipke (Geschäftsführerin exploqii/KnowBe4) moderierten Diskussionsrunde mit Hans-Christian Marxen (ehemaliger Personalchef BASF Asien), Hermann Kühne (Leiter Unternehmenssicherheit der Berliner Wasserbetriebe) und Dr. Ronny Schimmer (Geschäftsführerin Personal bei der DB Sicherheit GmbH). Gleiches gilt für den „Zwischenruf“ von Alex Weishaupt (Head of Cyber Security Practice, EMEA Professional Search bei Korn Ferry) und den Initialvortrag „Kampf um die Talente“ von Digitalisierungs-Expertin Yvonne Hofstetter.

Neuer Rechtsrahmen für die Sicherheitswirtschaft

Moderiertes Gespräch, Regulatorischer Handlungsbedarf in der Sicherheitswirtschaft (v.l.) Friedrich P. Kötter Verwaltungsrat der KÖTTER Security Gruppe, Moderation Staatssekretär a. D. Fritz Rudolf Körper, Christoph Schäfer Bundesamt für Verfassungsschutz, Thomas Ernst Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, VII B3 Freie Berufe, Gewerberecht
Foto: © KÖTTER Services / Marc Darchinger
Flankiert wurde die Veranstaltung durch die Fragestellung nach der Rolle der privaten Sicherheitswirtschaft. Dabei unterstrichen Stefan Kaller, Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat, sowie Torsten Akmann, Staatssekretär für Inneres bei der Senatsverwaltung für Inneres und Sport des Landes Berlin, in ihren Statements die wichtige Bedeutung der privaten Dienstleister und ihrer rund 260.000 Beschäftigten speziell für den Wirtschaftsschutz. Im Zuge der von Staatssekretär a. D. Fritz Rudolf Körper moderierten Diskussion zum „Regulatorischen Handlungsbedarf in der Sicherheitswirtschaft“ betonte Thomas Ernst vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie die Bedeutung und die Entwicklungsmöglichkeiten des Bewacherregisters. Friedrich P. Kötter unterstrich die Notwendigkeit umfassender gesetzlicher Reformen für die Sicherheitswirtschaft. Mit Blick auf dieses auch von der Bundesregierung für die laufende Legislaturperiode angepeilte Ziel erklärte Friedrich P. Kötter: „Ein bundeseinheitliches Sicherheitsgesetz wäre das beste Instrument, um branchenübergreifend hohe Standards bei Qualität und Ausbildung zu gewährleisten.“