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 Foto: © Thomas Wolf, www.foto-tw.de/wikimedia

Sicherheitsveranstaltungen in der Bundeshauptstadt

Von Heinz-Werner Aping

Die Monate Oktober und November geben auch der Sicherheitswirtschaft regelmäßig Zeit und Anlass, im Format eintägiger Veranstaltungen sowohl auf ein noch laufendes Jahr zurück zu blicken, als auch den Blick in die Zukunft zu richten. Veko-online nimmt nach Möglichkeit die Gelegenheit wahr, diese Veranstaltungen zu besuchen und Ihnen darüber zu berichten.
Die Veranstaltungen im Herbst ergänzen die vielfältigen Bemühungen des laufenden Jahres, den Bereich der privatwirtschaftlichen Sicherheitsleistung weiter zu entwickeln und zu positionieren. Dazu gehören die vielfältigen Bemühungen der Verbände genauso wie die Entscheidungen des Deutschen Bundestages zur Änderung des § 34a der Gewerbeordnung oder auch die SECURITY im September in Essen.

„Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor – STATE OF SECURITY"

Die „Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor – STATE OF SECURITY“, eine Veranstaltung von KÖTTER Security und German Business Protection in Kooperation mit der Allianz SE, stieß erneut auf großes Interesse.Den Anfang machte in diesem Herbst die zur KÖTTER Unternehmensgruppe gehörende German Business Protection mit ihrer mittlerweile dritten „Sicherheitskonferenz am Brandenburger Tor – STATE OF SECURITY. 120 Teilnehmer, darunter viele bekannte und vertraute Gesichter aus Behörden, Firmen und Verbänden, folgten der Einladung in die bevorzugte und bestens geeignete Adresse der kooperierenden Allianz SE unmittelbar am Brandenburger Tor.
Im Mittelpunkt stand das Thema Wirtschaftskriminalität.

Mit sieben Vorträgen aus unterschiedlicher Perspektive wurde beleuchtet, inwiefern Deutschland als weiterhin eines der „sichersten Länder der Welt“ dennoch in besonderer Verantwortung steht, bisherige Denk- und Handlungsansätze zu überprüfen und das zukünftige Handeln neu auszurichten. Der Blick der prominenten und kundigen Vortragenden reichte von den Auswirkungen geopolitischer Entwicklungen über das allgegenwärtige Problem der Sicherheit im Bereich der Informationstechnik bis hin zu den Anforderungen an die gegenwärtigen und künftigen Herausforderungen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Im Eingangs-Vortrag forderte Friedrich P. Kötter, u. a. Verwaltungsrat der KÖTTER SE & Co. KG Security, weiter in die Sicherheit zu investieren, innovativ zu bleiben und Sicherheit neu zu denken. Vor allem sei die Trennung zwischen Wirtschaftsschutz und Cybersicherheit nicht mehr zeitgemäß. Mit der rasanten Zunahme der Vernetzung änderten sich die Risiken. So könnten zunächst harmlos wirkende Störungen in einer Kettenreaktion zu gravierenden Schäden führen.

Wie treffend und aktuell diese Einschätzung ist dürfte in Anbetracht des jüngsten Hacker-Angriffs auf die Telekom kaum bezweifelt werden.

Dr. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, und Friedrich P. Kötter, u. a. Verwaltungsrat der KÖTTER SE & Co. KG Security, Berlin
Fotos (2) © German Business Protection
Kötter führte weiter aus, dass vor diesem Hintergrund flexible Sicherheitsansätze vielversprechender seien als statische Mechanismen. Das sei ein Paradigmenwechsel, der sich aktuell bereits in den USA und Großbritannien durchsetze. Kötter ergänzte allerdings, dass der Faktor Mensch gerade in diesem Spannungsfeld stärker in den Mittelpunkt gerückt werden müsse. „Er ist und bleibt eine große Schwachstelle.“ Neben die umfangreichen Investitionen in technische Sicherungssysteme müssten deshalb mehr Anstrengungen für die Ausbildung und Qualifizierung der Mitarbeiterschaft auch der Sicherheitsunternehmen unternommen werden.

Als Folgeredner knüpften Dr. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), und Dr. Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), mit ihren Vorträgen an. Sie nutzten außerdem die Chance, gleichzeitig für die „Initiative Wirtschaftsschutz“, die im Frühjahr von Bundesinnenminister Dr. Thomas de Maizière, BDI-Präsident Ulrich Grillo und den Präsidenten der führenden Sicherheitsbehörden ins Leben gerufen worden war, zu werben.

Maaßen betonte, dass Sicherheit sehr wohl beziffert werden könne, auch wenn der Preis in betriebswirtschaftlicher Hinsicht nicht immer quantifizierbar sei. Er widmete sich kritisch der Forderung, dass ein Preis der Sicherheit im Verzicht auf Freiheitsgüter im Sinne der demokratischen Grundordnung liegen könne. Es sei allerdings unabdingbar, Freiheit und Sicherheit nicht als konkurrierende Größen zu verstehen, sondern diese in ein konstruktives Spannungsverhältnis zu setzen. Maaßen betonte die Frühwarnfunktion der Nachrichtendienste und stellte fest, dass sich der Verfassungsschutz als Brandmelder der deutschen Gesellschaft verstehe. Hier warb er ausdrücklich für die Initiative Wirtschaftsschutz und die Zusammenarbeit der Wirtschaft mit dem Verfassungsschutz.

Die Wichtigkeit einer engen Zusammenarbeit zwischen nachrichtendienstlichen Strukturen und der deutschen Wirtschaft betonte auch Dr. Stefan Mair bei seinen Ausführungen zu „Sicherheit und Industrie 4.0“. Er führte aus, dass geopolitische Entwicklungen zu einem zentralen Thema für deutsche Unternehmen geworden seien. In einer globalisierten Welt bedeute größere Vernetzung aber zugleich größere Verletzbarkeit. Viele Unternehmen seien sich jedoch der realen Risiken immer noch nicht bewusst. Besonders bei kleinen und mittelständigen Firmen bestehe Handlungsbedarf. Deutschland verfüge zwar über sehr gute Datenschutzgesetze und die IT-Sicherheit sei vielerorts auf einem hohen Niveau. Dennoch blieben vielfältige Herausforderungen unweigerlich bestehen und die Sicherheitsbehörden könnten nicht die Gesamtverantwortung für die Sicherheit von Unternehmen gewährleisten.

Prof. Dr. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz Gruppe, legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf betriebswirtschaftliche und volkswirtschaftliche Dimensionen der Sicherheit. Das Grundbedürfnis vieler Menschen nach Sicherheit sei nicht erfüllt. In einer Zeit vielschichtiger, globaler Herausforderungen würden die Begrenzung wirtschaftlicher Risiken und das gleichzeitige Treffen von Vorkehrungen und Präventionsmaßnahmen zunehmend schwieriger. Heise sprach den Unternehmen selbst eine große Verantwortung zu, für Sicherheit zu sorgen. Das koste zwangsläufig Geld und „ob Unternehmen oder Privathaushalte darin investieren, hängt unter anderem vom Kenntnisstand der möglichen Bedrohungen, von Präzedenzfällen und ebenso von der subjektiven Einschätzung des Einzelnen ab.“

Maxim Worcester, Beirat von German Business Protection, griff die geopolitische Lage auf, egal ob Syrien oder die Uneinigkeit in der Europäischen Union und forderte, dass „die internationale Gemeinschaft dringend ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnen muss“.

Die Reihe hochkarätiger Redner bei der diesjährigen STATE OF SECURITY vervollständigten Dr. Elisabeth Hauschild, Leiterin des Hauptstadtbüros der Diehl Stiftung & Co. KG („Die Grenzen der Sicherheit“) sowie Brigadier Rob Rider, Militärattaché an der Britischen Botschaft in Berlin, („Sicherheitspolitische Konsequenzen des Brexits“).[1]

SECURITAS Sicherheitstag

Key-Note Speaker Hubertus Andrä, Polizeipräsident München, auf dem Securitas Sicherheitstag 2016ZUKUNFT: SICHERHEIT – Zukunft schützen. Sicherheit gestalten.-
Unter dieses Motto stellte die Firma SECURITAS den mittlerweile fünften Securitas Sicherheitstag am 3. November 2016 und verzeichnete ihren bisherigen Besucherrekord.

Als sowohl von der Lage wie von den technischen Möglichkeiten her idealer Konferenzort diente das erst vor kurzem fertig gestellte moderne Hotel Steigenberger mit Blick auf das Bundeskanzleramt und das Reichstagsgebäude, eine Gehminute vom Berliner Hauptbahnhof entfernt. Moderator Rudi Cerne führte die mehr als 350 Experten der Sicherheitsbranche professionell durch eine gelungene Veranstaltung.

Sicherheit als Voraussetzung für Mobilität, Risch Management und Digitalisierung 4.0 waren die Kernthemen, die in Vorträgen mit hochrangigen und kompetenten Teilnehmern beleuchtet und bei der abschließenden Podiumsdiskussion diskutiert wurden.

Den Grußworten des Botschafters Schwedens in der Bundesrepublik und des erst neu im schwedischen Mutterkonzern angestellten Magnus Ahlqvist als Divisional President der Securitas Security Services Europe folgte die Key-Note des Münchener Polizeipräsidenten Hubertus Andrä.

Während das Grußwort des schwedischen Botschafters sich mit der Verbundenheit Schwedens mit Deutschland, der Verbundenheit vor allem auch für gemeinsame Werte und der Rolle Deutschlands in Europa beschäftigte, nutze der erst seit kurzem im weltweiten Konzern aufgestellte Ahlqvist die Gelegenheit, seine Vorstellungen und daraus abgeleitet die Zielsetzungen von Securitas zur Gewährleistung von Sicherheit für die Zukunft darzustellen. Der souveräne Vortrag zeigte erneut auf, welch hohen Stellenwert integrierte Lösungen und Qualifizierung der Mitarbeiterschaft in der Zukunft spielen werden, um erfolgreich am Markt präsent zu sein.

Die Key Note von Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä beleuchtete eindrucksvoll die Ereignisse zur Silvesternacht und im Olympia-Einkaufszentrum. Sein Vortrag „München 16 – Herausforderungen einer Amoklage in Zeiten hoher terroristischer Bedrohung“, eine überaus gelungene Präsentation der jeweiligen Abläufe sowie der Herausforderungen und der Leistung bei der Bewältigung solcher Einsatzlagen, dazu trotz der ernsten Inhalte vorgetragen mit feinsinnigem Humor, wurde mit großem Applaus bedacht. Es schlossen sich zwei Expertenrunden mit jeweils vier Teilnehmern an. 

Die Expertenrunde 1 mit Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamtes a.D., Ansgar Heveling, Vorsitzender des Innenausschusses des Deutschen Bundestages, Dr. Günter Krings, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern und Thomas Striethörster, Präsident der Bundespolizeidirektion Berlin, widmete sich dem Thema „Sicherheit & Mobilität im Zeichen des Terrors“. Während Ziercke die aktuelle Bedrohungslage durch Terrorismus, und hierbei eben auch die gegenwärtige aktuelle Bedrohungslage für Deutschland darstellte, gingen die Vertreter der politischen Ebene auf die Herausforderungen und Leistungen von Regierung und Parlament ein. Striethörster stellte anhand der Bundespolizeidirektion Berlin dar, welche Herausforderungen dies für die Arbeit der Sicherheitsbehörden, u.a. an Flughäfen und Bahnhöfen mit sich bringt. Er zollte hierbei nicht nur dem Gastgeber, sondern vielen im Bereich Luftsicherheit tätigen Menschen hohes Lob für ihre guten Leistungen in diesem wichtigen Aufgabengebiet.

Die Expertenrunde 2 mit Michael Sorge, Head of Corporate Security Bayer AG, Arne Schönbohm, Präsident des BSI, Thomas Tschersich, Leiter Group Security Services Deutsche Telekom AG, und Dr. Dr. Petra Dickmann, Direktorin drc dickmann risk communications widmete sich dem Thema „Risk Management und Digitalisierung 4.0“.

Den zeitlich begrenzten Eingangsstatements der Diskustanten folgte eine von Rudi Cerne souverän moderierte Podiumsdiskussion, wobei die Diskussion in der Expertenrunde 2 aufgrund einer Fülle von praktischen und anschaulichen Beispielen speziell durch den anwesenden IT-Experten der Telekom etwas angeregter verlief als die erste Runde.

Im Foyer des Hotels standen kundige Mitarbeiter weniger ausgewählter Firmen bereit, einige zukunftsweisende Produkte vorzustellen und begleiteten unaufdringlich das Austauschen und „Netzwerken“ in den ausreichenden Pausen und das Get together nach Abschluss der Vorträge.

Die Firma Securitas nutzte die Veranstaltung auch, ein besonderes Jubiläum zu feiern und sich selbst vom Beginn ihrer Tätigkeit in Deutschland bis zum heutigen Stand als Manfred Buhl, CEO Securitas Deutschland
Fotos (2): © Securitas
Marktführer im Bereich der privaten Sicherheitsunternehmen darzustellen. Der Name Securitas ist seit mittlerweile zwanzig Jahren auf dem deutschen Markt präsent. Im Jahr 1996 hatte die schwedische Securitas AB die DSW Security in Düsseldorf übernommen, aus der die heutige Securitas Deutschland entstand. Manfred Buhl, CEO Securitas Deutschland, bereits 1996 einer der Geschäftsführer bei DSW, stellte die Entwicklung von damals bis zur heutigen Größe dar.

Manager der ersten Stunde waren für das Jubiläum als Ehrengäste zum Sicherheitstag 2016 geladen worden und bereicherten die Veranstaltung: Reinhard W. Ottens, ehemals geschäftsführender Gesellschafter DSW Security Gruppe, und Håkan Winberg, ehemaliger Finanzvorstand (CFO) der Securitas AB, Stockholm. Jens Müller, COO Securitas Deutschland, zog als Resümee für die erfolgreiche Veranstaltung: ‘Für unsere Kunden und uns war der Securitas Sicherheitstag ein hervorragender Austausch mit ausgewiesenen Experten. Impulse wurden gesetzt und aufgenommen, das war ein wichtiger Wissenstransfer“.

Weitere Infos und Videos: #SiTag16 [2]

Deutscher Sicherheitstag der Allianz für Sicherheit in der Wirtschaft (ASW)

Die ASW hatte für den 10. November in die Kalkscheune in Berlins historischer Mitte eingeladen. Unweit des Hauptbahnhofs und nahe beim berühmten Friedrichstadtpalast, fußläufig zum Brandenburger Tor und der Museumsinsel, bot der Konferenzort in einer denkmalgeschützten Maschinenfabrik ein stilvolles Ambiente für die aktuellen Themenstellungen im Bereich der Sicherheitsfragen für Unternehmen.

Vor rund 120 Teilnehmern veranstaltete der ASW-Bundesverband unter dem Motto "Sicherheit 4.0 – Antworten auf globale Megatrends" den zweiten Deutschen Sicherheitstag und konnte kompetente und interessante Vortragende dafür gewinnen. Die Einführung in die Veranstaltung, die einen weiten thematischen Bogen beschrieb, übernahm der Vorstandsvorsitzende des ASW- Bundesverbandes Volker Wagner.

Dr. Ulrich Eberl stellte sein Buch "Smarte Maschinen – neue Sicherheitsanforderungen im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz" vor und entführte in eine Welt mit für viele völlig neuen Möglichkeiten.

BSI Präsident Arne Schönbohm ging auf die Erkenntnisse seiner Behörde zu den aktuellen Bedrohungen ein und stellte die neue Cyber-Sicherheitsstrategie der Bundesregierung vor.
(http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/Themen/OED_Verwaltung/Informationsgesellschaft/cybersicherheitsstrategie-2016.pdf?__blob=publicationFile)

Aus der Pressemitteilung des ASW-Bundesverbands: „Totale Vernetzung – immer weiter zunehmende Komplexität, Smart Factory, Smart Grids, Smart Cities, Smart Home und Automotive werden begleitet von einem erheblichen Nachholbedarf bei der Sicherheit in vielen Bereichen. Aber: Wo IT-Sicherheit und Datenschutz groß geschrieben werden, generieren sie einen klaren Standortvorteil.“
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Jens Krickhahn von der Allianz Global Corporate & Speciality SE referierte schließlich zum Thema "Cyberrisiken Transferlösungen als Teil des Risikomanagements". Nach seinen Aussagen sind die monetären Schäden für Firmen durch „Cybercrime“ ansteigend und die Versicherer sind derzeit dabei, das neue Geschäftsfeld Cyberversicherungen zu konzipieren und zunächst die Datenbasis dafür zu schaffen.

Mittags gaben der Vorsitzende des ASW Bundesverbandes, Volker Wagner, als Vertreter des Gastgebers, Dr. Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), und Arne Schönbohm, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) eine gemeinsame Pressekonferenz und stellten das Wirtschaftsgrundschutz-Handbuch vor.

Das neue Handbuch, ein gemeinsames Werk von ASW, BfV und BSI auf Initiative des Bundesministeriums des Innern (BMI) greift das Format des bewährten IT-Grundschutzes auf und ergänzt die Maßnahmen der Informationssicherheit um Aspekte des Wirtschaftsschutzes. In der Vorstellung der beteiligten Partner bietet das Werk Handlungsempfehlungen und Orientierung für eine effektive Unternehmenssicherheit und gibt eine umfangreiche Hilfestellung bei der Entwicklung eines funktionierenden Sicherheitskonzeptes. Es ist das Ergebnis eines Forschungsprojekts, an dem der ASW Bundesverband und die HiSolutions AG über zwei Jahre gearbeitet haben. Mitgewirkt haben Experten aus zahlreichen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie Vertreter der Sicherheitsbehörden. Gefördert wurde das Projekt durch das Land Berlin und aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE).[3]

Wagner startete die Pressekonferenz mit dem Hinweis „Kein Tag ohne Gefahr“ und pries das Werk als Angebot praxisorientierter Lösungen von „klein bis groß“, betonte in der Pressekonferenz insbesondere die Mittelständler als Adressaten, verfügen diese doch oftmals nicht über eigene Sicherheitsabteilungen und auch nicht den Überblick über Fragestellungen, Problemlagen, Lösungsmöglichkeiten und Anbieter im Bereich eines effektiven Schutzes ihrer Unternehmen.

Als besonderen Vorteil sieht Wagner den modularen Aufbau des Wirtschaftsgrundschutz-Handbuches, das Stück für Stück erweitert und regelmäßig aktualisiert werden soll, um so allen Nutzern die für sie passenden Bausteine für ihr eigenes Handeln zu bieten. In einem ersten Schritt werden Sicherheitsstandards für den Aufbau und Betrieb eines Sicherheitsmanagementsystems sowie eines Notfall- und Krisenmanagements vorgestellt, darüber hinaus Maßnahmen zu den Bereichen Reisesicherheit und Sicherheitsschulungen präsentiert.

„Wir schaffen damit ein Werk, an dem sich Unternehmen – insbesondere Mittelständler – orientieren können, welche Maßnahmen sie ergreifen sollten, um sich angemessen zu schützen“, so der Vorsitzende des ASW Bundesverbandes Volker Wagner.[4] Das Handbuch böte einen Werkzeugkasten, in dem jeder das für ihn passende Werkzeug finden könne.

In den nächsten Monaten sollen weitere Bausteine veröffentlicht werden,- beispielsweise zur Lauschabwehr, zum Management von Wirtschaftskriminalität, zu Produkt- und Knowhow-Schutz sowie zur Steuerung von Sicherheitsdienstleistungen.

BfV-Präsident Dr. Hans Georg Maaßen stellte heraus, dass es zu den Aufgaben des BfV gehöre, die Wirtschaft auf die aktuellen Risiken und Gefahren, seien es terroristische Gefahren oder solche im solche im Bereich der Informationstechnik hinzuweisen und Schutzmöglichkeiten aufzuzeigen. Das sei bereits seit vielen Jahren Aufgabenverständnis und Betätigungsfeld des BfV. Er stellte heraus, dass die Gefahren mehr geworden sind und die Zahl der Angreifer deutlich höher. Zudem sei die Angriffsfläche für kriminelle Täterstrukturen wie für feindliche Dienste größer geworden. Besonders hervorzuheben sei, dass realweltliche Angriffe und Angriffe der „Cyberwelt“ nicht nebeneinander ständen, sondern miteinander verschmelzen. Am Vorabend von „Industrie 4.0“ böte die deutsche Wirtschaft eine große potentielle Angriffsfläche.
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Ein modularer Baukasten habe bisher gefehlt. Er bezeichnete das Wirtschaftsgrundschutz-Handbuch als erstmalige Bündelung praxisgerechter Handlungsempfehlungen. Er lud die Unternehmen dazu ein, dieses Instrument zu nutzen und ihre Sicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und zu optimieren.“

Der Präsident des BSI, Arne Schönbohm erklärte, dass das BSI seine Erfahrungen mit der Informationssicherheit und insbesondere mit dem IT-Grundschutz in den Maßnahmenkatalog eingebracht habe. Die bewährte Vorgehensweise des IT-Grundschutz mit ihrem breiten fachlichen Fundament habe so konnte um Aspekte des Wirtschaftsschutzes ergänzt werden können. Das Handbuch sei auch eine Antwort auf die komplexe Bedrohungslage und Ergebnis von Analysen, die zeigen, dass durch Basismaßnahmen bereits ein Großteil der Angriffe abgewehrt werden kann.

Schönbohm verwies in seinem Statement auch auf die Ausführungen vom Vortag, als der Bundesminister des Innern, Dr. Thomas de Maizière im Beisein von Schönbohm in der Bundespressekonferenz die Cyber-Sicherheitsstrategie der Bundesregierung vorstellte.[5] Er hielt sich kurz und bündig und bezeichnete auch das vorgestellte Wirtschaftsgrundschutz-handbuch eindeutig als Schritt in die richtige Richtung.

Das Handbuch zum Wirtschaftsgrundschutz wird auf www.wirtschaftsschutz.info, der Webseite der „Initiative Wirtschaftsschutz“, dem Verbund von Staat und Wirtschaft für mehr Sicherheit in den Unternehmen, zum kostenlosen Download zur Verfügung gestellt.

Informationsveranstaltung zur materiellen Sicherheit im Zentralrat der Juden in Deutschland

Eine Sicherheits-Veranstaltung ganz anderer Art fand ebenfalls am 10. November nur wenige Meter von der Kalkscheune entfernt in den Räumen der Jüdischen Akademie in der Johannisstraße statt.

Seit vielen Jahren lädt der Sicherheitsberater beim Zentralrat der Juden in Deutschland Fachkräfte zur materiellen Sicherheit aus Behörden, Verbänden und Firmen zu einer eintägigen Veranstaltung. Regelmäßig erfahren die Teilnehmer überaus interessante und eindrucksvolle Vorträge über Probleme, vor allem aber über neue Entwicklungen im Bereich der materiellen (Objekt-)Sicherheit. So reichte das Spektrum der diesjährigen Vorträge vor vollbesetztem Saal von Gedanken zur Gefährdungslage in Deutschland aus Sicht des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK) über die Falldarstellung „Sprengung von Geldautomaten“ hin zur Absicherung von Personen und Gütern bzw. Transporten durch GPS/GSM/RF-Tracker in offener und verdeckter Anbringung bis hin zur modernen datenschutzkonformen Videotechnik mit Aufnahmen und Analyse bis hin zur automatisierten Tätererkennung. Den Reigen der interessanten Vorträge schloss ein Vortrag über neueste Innovationen im Bereich von Sicherheitsfolien mit zertifizierter Erfüllung höchster Sicherheitsstandards.

Veko-Online wird hierüber zu einem späteren Zeitpunkt berichten.

 

Quellen:

[1] Zitiert aus Pressemitteilung der Fa. Kötter, www.koetter.de
[2] www.securitas.de
[3] www.asw-bundesverband.de
[4] www.asw-bundesverband.de, aus Pressemitteilung zur Pressekonferenz
[5] www.bmi.bund.de

Über den Autor
Heinz-Werner Aping
Heinz-Werner Aping
Heinz-Werner Aping, Direktor beim Bundeskriminalamt a.D., Jahrgang 1953, war bis zu seiner Pensionierung Ende Mai 2014 fast vierzig Jahre im kriminalpolizeilichen Dienst in Land und Bund tätig. Von 1975 bis 1999 diente er bei der Berliner Polizei vom Kommissar bis zum Kriminaldirektor in vielen Feldern klassischer und schwerer Kriminalität und zuletzt fünf Jahre als Leiter des kriminalpolizeilichen Stabes des Polizeipräsidenten. Mit dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin wechselte Aping zum Bundeskriminalamt und verantwortete als Leitender Kriminaldirektor und Gruppenleiter in der Abteilung Sicherungsgruppe Grundsatz, Haushalt, Ausbildung, Lagebeurteilung, Staatsbesuche, Observation und Technikeinsatz des Personenschutzes für die Verfassungsorgane des Bundes und seiner ausländischen Gäste. Im Jahre 2001 wurde ihm die Leitung der gesamten Abteilung übertragen, die er bis zu seiner Pensionierung innehatte. Von 2001 bis zu seiner Pensionierung war Aping mit mehrmaliger Wiederwahl Chairman der Association of Personal Protection Services (APPS), des internationalen Netzwerkes von 50 staatlichen Personenschutzdienststellen von China bis zu den USA einschließlich Europol, Interpol, EU und UN mit Konferenzen weltweit. Heinz-Werner Aping ist als selbstständiger Berater tätig. Er ist Mitglied der Redaktion VeKo-online und zuständig für den Bereich Sicherheitspolitik.
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