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Ministerin Ursula von der Leyen weist auf Probleme im Zusammenhang mit den Einsätzen hin.  (Quelle: Bundeswehr/Arning)

Psychische Erkrankungen kein Tabu-Thema

Von Oliver Arning

Anlässlich des fünften Todestages des Fußballnationalspielers und Torhüters von Hannover 96 veranstaltet die Robert-Enke-Stiftung vom 7. bis 11. November im Landesmuseum Hannover eine Aufklärungs- und Erinnerungsausstellung. Am Eröffnungsabend diskutierten Teresa Enke, Prof. Dr. Petra Garlipp, Oberärztin der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zum Thema „Volkskrankheit Depression“.

 

Der Moderator und Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung Hendrik Brandt führte mit einem Rückblick auf Robert Enkes Todestag in die Podiumsdiskussion ein. Anschließend fragte er die Gäste, ob und woran sie sich mit Blick auf diesen Tag erinnern könnten.

Nachdem Enkes Ehefrau über den schleichenden Verlauf der Erkrankung ihres Mannes, der von Lustlosigkeit und Niedergeschlagenheit bis schließlich zum Tode führte, berichtet hatte, betonte Frau Prof. Dr. Garlipp, dass es sehr gute Behandlungsmöglichkeiten gebe. Moderator Brandt ging hinsichtlich des Krankheitsbildes auf die Auslandseinsätze sowie deren Auswirkungen auf die Soldaten ein.

 

Wir haben viel gelernt

Psychische Erkrankungen gebe es bei der Bundeswehr, einem Arbeitgeber mit vielen tausend Soldaten und zivilen Mitarbeitern, natürlich auch, so Medizinerin und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen. „“In den meisten Fällen sprechen wir von sogenannten posttraumatischen Belastungsstörungen. Diese gehen in der Regel auf lebensbedrohliche Erfahrungen oder ähnliche Ereignisse zurück.”“ Oftmals reichten nach der Rückkehr ins Heimatland Situationen, Geräusche oder Gerüche aus, um die Erinnerungen an die Erlebnisse wieder auszulösen. „“Wir haben in den zurückliegenden Jahren und zum Teil aus sehr bitteren Erfahrungen gelernt”“, betonte die Ministerin.

Die Bundeswehr arbeite seit vielen Jahren daran, bereits im Vorfeld Belastungen und Auswirkungen für eingesetztes Personal zu identifizieren und präventive Maßnahmen zu ergreifen. „“Wir haben schon viel erreicht, haben aber noch Raum zur Verbesserung”“, merkte sie selbstkritisch an. In diesem Zusammenhang rückte von der Leyen die Bedeutung von Netzwerken und Familie in den Fokus der Diskussion.

 

Familien, Freundeskreis und das Psychosoziale Netzwerk der Bundeswehr

Es liege in der Natur der Aufgaben von Soldaten sowie zivilen Mitarbeitern, die in Auslandeinsätzen aktiv seien, dass sie zum Teil unvergleichbaren physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt seien. Das gelte auch für die Familienangehörigen. „“Daher ist die Schaffung von Netzwerken, wie das Psychosoziale Netzwerk der Bundeswehr, die Zusammenarbeit mit den evangelischen und katholischen Militärgeistlichen sowie die Betreuungsorganisation der Bundeswehr ein ganz wichtiger Bestandteil der Fürsorge gegenüber unseren Angehörigen.”“

 

Es gibt noch viel zu tun – Aufklärung ist wichtig

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darin, dass es noch viel zu tun gebe, um für bundesweit geschätzt vier Millionen betroffene Menschen ein optimales Umfeld zu schaffen und psychische Erkrankungen wie Depressionen zu enttabuisieren. Neben quantitativen und qualitativen Herausforderungen auf medizinischer Seite sei vor allem Ursula von der Leyen dankt Teresa Enke für ihre Aufklärungsinitiative. (Quelle: Bundeswehr/Arning)die individuelle Einsicht, erkrankt sein zu können, der wichtigste Schritt.

Für Soldaten sei es herausfordernd, eine Schwäche zuzugeben. „“Hier sind häufig Scham und die Angst, den Arbeitsplatz verlieren zu können, große Hürden. Der Angst eines Arbeitsplatzverlustes sind wir mit rechtlichen Rahmenbedingungen entgegengetreten. Wer an einer posttraumatischen Belastungsstörung erkrankt ist, wird nicht entlassen”“, betont die Ministerin am Ende der Diskussion. Die Einsicht, vielleicht erkrankt zu sein und sich krank zu melden, könne man nicht erzwingen. „“Daher danke ich Frau Enke und der Stiftung, dass sie über die Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten informieren und zur Aufklärung beitragen”“, so von der Leyen abschließend.

 

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