Briefe an die Redaktion
Die meisten Leserbriefe zur Ausgabe 5/14 befassten sich mit der Titelgeschichte von Bernd Walter: Freiheit versus Sicherheit – die falsche Alternative und der Reportage von Klaus-Henning Glitza: Sicherheitswirtschaft - Sicherheitsdienste im Brennpunkt. Eine Auswahl:
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Schade, dass es zunächst gründlich schief und auf Kosten von Lebensqualitäten bedürftiger Menschen sowie das Bild ordentlich dienstleistender Sicherheitsunternehmen gehen muss, bevor die Politik aktiv wird. Seit Jahren arbeitet der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft getragen von seinen knapp 900 Mitgliedsunternehmen an der Verschärfung von Zugangskriterien zum Gewerbe. Dazu hat er sich qualitativ und tiefgründig in die politische Diskussion und Entscheidungsfindungsprozesse eingebracht. Spätestens seitdem die Innenministerkonferenz private Sicherheitsunternehmen als Bestandteil der nationalen Sicherheitsarchitektur anerkannt haben, hätten Minister wie Herr Jaeger Zeit gehabt, ihren politischen Lippenbekenntnissen Taten folgen zu lassen. Hätte helfen können, aber im Widerstreit der Interessen zwischen Innen- und Wirtschaftsministerium, dem die im Gewerberecht verankerten Sicherheitsdienstleistungen angehören, gibt es mit Sicherheit fundierte Gründe, die auch einen Innenminister von allzu forschem Vorgehen abhalten. Und dann waren da ja auch noch die Gewerkschaften der Polizei. Wie war das noch gleich? Hoheitliches Handeln? Welcher Sicherheitsdienstleister strebt denn einen Einsatz in diesem Bereich an? Waren es nicht die Innenminister 2009, die von ihren obersten Polizisten eine stärkere Zusammenarbeit mit privaten Sicherheitsakteuren forderten. In einigen Ländern gibt es sogar sogenannte Sicherheitskooperationen. Da könnte sich Herr Jaeger mal ein Beispiel dran nehmen. Schade ist und bleibt, dass offensichtlich Menschen misshandelt wurden und die Masse der über 180.000 Sicherheitsmitarbeitern mal wieder durch Einzelne in eine Schmuddelecke gerückt wurden! Schade!
Oliver Arning, Dortmund
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Mit der letzten Ausgabe ist veko-online wieder ein großer Wurf gelungen. Das ist gute, alte CD-Art. Die Titelgeschichte werde ich sicher in nächster Zeit zitieren. Die angesprochenen Probleme (z.B. Personelle Ausdünnung der Polizei) sind 1:1 auch in Österreich vorhanden. Auch der Artikel über Burbach ist sehr informativ und räumt mit einigen Fehlinformationen uninformierter Massenmedien auf. Wir, das heißt die „Vereinigung Kriminaldienst Österreich“, werden im nächsten Jahr das Thema „Polizei und Sicherheitswirtschaft – Partner oder Konkurrenten“ in Form einer Veranstaltung und in Form einer Artikelserie in unserer Zeitschrift verarbeiten. Da wird sicher anhand des Beispiels Burbach angesprochen werden, ob die Vorfälle in dieser Form auch in Österreich möglich wären. Da wir auf eine ausgewogene Berichterstattung Wert legen, haben wir bereits beim „Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs“ angefragt, ob eine Mitwirkung erwünscht ist.
Richard Benda, Präsident „Vereinigung Kriminaldienst Österreich (VKÖ)“, Wien
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Vielen Dank für die aktuelle Veko-online, inzwischen ist das ein umfangreiches und sehr informatives und vielseitiges Sicherheitspaket/-magazin. Die Darstellungen zur Security haben mich interessiert.
Bedauert habe ich, dass einzelne Fachbeiträge keine Angaben zum Verfasser hatten.
Der Beitrag von Herrn Walter enthielt leider wenig Neues, das Titelfoto hatte ich schon vor Jahren im Sicherheitsmelder veröffentlicht.
Wie immer schreibt der Chefreporter Klaus-Henning Glitza aktuell, leicht lesbar und erschöpfend. Bedauert habe ich, dass seine Fachbücher nicht in der Vita genannt werden.
Claus Gerber, Stuttgart
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Einerseits bin ich sehr froh, dass jemand mit der Kompetenz des Autors sich dazu zu Wort meldet. Andererseits vermisse ich Aspekte, die weh tun könnten. Erlauben Sie mir einige Zuspitzungen.
Wir weigern uns einzugestehen, dass wir mitten in einem Paradigmenwechsel stecken:
Asymmetrische Kriege sind weder in Afghanistan noch in Syrien oder sonstwo durch konventionelle Streitkräfte zu gewinnen. Punkt! Auch nicht „with all military might“, wie Präsident Obama seinen Sieg in Afghanistan angekündigt hatte.
Die Zeiten sind vorbei, in denen es gereicht hat, Täter zu ermitteln und für ihre Tat zu bestrafen. Was da droht, ist so verheerend, dass man eine Tat vor der Ausführung erkennen und sie fast um jeden Preis verhindern muss. Das macht nicht nur die Unschuldsvermutung obsolet, sondern auch den Verzicht auf Ermittlungsmethoden gegenüber bloß oder nicht einmal Verdächtigen. Wie, um Gotteswillen, gehen wir damit um? Es erschüttert die tragenden Säulen unserer Rechtsphilosophie. Reparaturen an der Sicherheits-Architektur nützen da gar nichts. Schönreden auch nicht.
Tatsache ist, dass Einsatzkräfte von ATALANTA vor dem Einsatz allen Ernstes gefragt wurden, ob sie denn auch garantieren könnten, dass dabei nicht vielleicht auch Piraten sterben. Sind wir noch zu retten? Und der Nationalsozialistische Untergrund hat einen korrumpierten Inlandsgeheimdienst enttarnt. Die Morde des NSU dem Organisierten Verbrechen zuzuschreiben! Das kann nicht nur brandgefährliche Dämlichkeit vom Verfassungsschutz gewesen sein. Da werden Gelder via V-Mann-Führer und V-Leuten zur Finanzierung an eben den Sumpf weitergeleitet, den man angeblich austrocknen will. Warum? Weil man sich nicht nur persönlich, sondern auch ideologisch allzu nahe gekommen ist? Siehe das „irrtümliche“ Schreddern der Unterlagen, die eben darauf hingewiesen hätten. Für wie blöd halten uns diese Leute? Der antidemokratische Minister und österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß hat es am besten gesagt: „Der Kampf gegen die Rechte ist uns aufgezwungen. Der Kampf gegen die Linke ist uns Herzenssache“.
Dagobert Lindlau, München
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Danke für die interessanten Beiträge von Klaus-Henning Glitza – dessen Schilderung der Hintergründe der Ereignisse in Burbach sorgfältig recherchiert ist – und von Bernd Walter, einem der wenigen hervorragenden Autoren der Bundespolizei. Seine Feststellungen und Thesen sind für mich bis auf wenige Ausnahmen überzeugend. Nicht richtig ist allerdings, dass Massenkriminalität und Gewaltbereitschaft ansteigen – jedenfalls nicht langfristig. Und das Gewaltmonopol ist natürlich normativ verankert. Walter konnte auch nicht begründen, dass zunehmend mehr Sicherheitsleistungen an Private ausgelagert werden. Wenn eine Kommune Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens „auf Streife“ schickt, sind sie noch nicht mit Hoheitsbefugnissen ausgerüstet, sondern beobachtend und meldend tätig. Ich sehe keine oligopolistische Entwicklung durch Aufgabenerweiterung der Sicherheitsdienstleister und keinen Paradigmenwechsel durch Public-Private-Partnership, so dramatisch schön das auch klingen mag. Die Police-Private-Partnerships liegen außerhalb des kommerziellen Bereichs und erweitern weder Aufgaben noch Befugnisse der Unternehmen. Aber unabhängig von diesen „Kleinigkeiten“ ist es ein stilistisch tadelloser und hoch informativer Beitrag.
Reinhard Rupprecht, Oberwinter
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Anmerkung: Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe zu kürzen.