Revierdienst gehört zu den klassischen Aufgaben eines Sicherheitsdienstes.

Sicherheit aus einer Hand

Helmut Brückmann im Gespräch mit Armin Berchtold, Chef der Securitas Gruppe Schweiz

Wenn man mit Geschäftsführern oder gar geschäftsführenden Inhabern von Sicherheitsunternehmen über ihr Unternehmen spricht, pflegen diese mit einem gewissen Stolz ihre Ausführungen mit dem Hinweis zu beginnen, man verkaufe Sicherheit aus einer Hand. Meist folgen dann umfassende Erklärungen, welche Tätigkeiten ihr Wachdienst alle erledige, eben alles aus einer Hand.

Als wir vor fast einem Jahr die Schweizer Securitas in Zollikofen unweit von Bern besuchten, um Armin Berchtold, den CEO der Securitas Gruppe zu interviewen1, CEO Armin Berchtoldsprach dieser vornehmlich über jene Unternehmenszweige, die nicht den Sicherheitsdienst betrafen, also mehr die technische Seite der Gruppe mit Firmen wie Securiton oder Hekatron.

„Sicherheits- und Schutzbedürfnisse mit menschlicher Leistungsfähigkeit, technischen Systemlösungen und effizienten Services zu begegnen, ist die Erfolgsgrundlage der Securitas Gruppe Schweiz, zu welcher die Securitas AG gehört. Dank der Vielfalt an professionellen, spezialisierten Firmen unserer Gruppe ist sie in der Lage, umfassende Sicherheit aus einer Hand zu gewährleisten,“ beginnt Armin Berchtold unser Gespräch. Wir sind beim Thema.

Veko-online: Herr Berchtold, für unsere Leser darf ich nochmals aus bisherigen Beiträgen über Ihr Unternehmen in Erinnerung rufen: Die Schweizer Securitas AG wurde bereits 1907 als Sicherheitsunternehmen von Oberst Jakob Spreng gegründet, dessen Enkel Samuel und weitere Angehörige der Familie Spreng noch heute dem Verwaltungsrat angehören.

Armin Berchtold: Die heutige Securitas AG war die erste Firma der heutigen Gruppe, gegründet 1907. Sie widmete sich dem Bewachungsgeschäft.

Die Gründung erfolgte sechs Jahre, nachdem in Deutschland zwei Kaufleute aus Hannover das erste Sicherheitsunternehmen Europas gegründet hatten, welches heute noch unter der Bezeichnung VSU Niedersächsische Wach und Schließgesellschaft Eggeling und Schorling KG firmiert, ein Familienunternehmen wie auch die Schweizer Securitas.

Korrekt. Das Bewachungsgeschäft war Gegenstand des Unternehmens und ist es bis heute geblieben.
 
Das Verhältnis zur Polizei gilt als ausnehmend gut und ist besonders beim Interventionsdienst von Vorteil.Mit welchem Schwerpunkt heute?
Wenn ich auf Umsatz und auf Mitarbeiter schaue, dann bildet immer noch die Sicherheitsdienstleistungen / Bewachung den größten Teil. Die Securitas ist mittlerweile eine von über 20 Firmen im Konzern und mit Abstand immer noch die größte. Rund 50 Prozent der Konzernmitarbeiter arbeiten bei der Securitas AG.
 
Das sind wie viele in Zahlen?

Insgesamt haben wir im Konzern etwa 15.000 Mitarbeiter, davon sind rund 8.000 bei der Securitas AG, also in der Bewachung, tätig. Daraus ersieht man unschwer, dass die Securitas Gruppe zwei Bereiche hat: Das ist zum einen das Dienstleistungsgeschäft mit der Securitas AG als dem mit Abstand größtes Unternehmen, aber auch kleinere Dienstleistungsunternehmen wie zum Beispiel die Certas mit ihren Alarmzentralen oder die WSH in Deutschland, ebenfalls ein Sicherheitsdienstleister. Der andere große Bereich in der Gruppe befasst sich mit Technik und Sicherheitssystemen. Was wir sicher feststellen können ist, dass der Bereich Alarm und Sicherheit wächst, und zwar schneller als das Dienstleistungsgeschäft. Wir sind im Dienstleistungsgeschäft nur in der Schweiz tätig und im angrenzenden Ausland mit den Firmen WSH in Singen (D), die Securitas Alpes in Annecy (F) sowie die Securitas Liechtenstein.
 
Unsere Zeit erscheint mehr und mehr unsicher, weshalb der Objektschutz mehr und mehr an Bedeutung gewinnt.Warum verstärken Sie nicht Ihre Präsenz in Deutschland?

Darüber haben wir schon im vergangenen Jahr miteinander gesprochen: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man uns dort im Bereich der Bewachung nicht unbedingt braucht, so lange die Märkte sich nicht ändern. Wir bleiben mit unserer WSH „mit einem Fuss“ in Süddeutschland präsent, das genügt uns, einstweilen. Das Gleiche gilt auch für Frankreich.
 

Sie haben gesagt, der Bereich Alarm und Sicherheit wächst weiter…

Und zwar kontinuierlich. Jedes Jahr wachsen wir und zwar auch im Dienstleistungssektor. Für mich ist das immer noch interessant, auch wenn wir mit Abstand die größte Firma im Schweizer Bewachungsgeschäft sind. Wir kennen die genauen Zahlen nicht, aber wir sind mit der Securitas AG das klar größte Bewachungsunternehmen in der Schweiz. Neben uns gibt es aber laut Schweizer Handelsregister noch über 800 eingetragene Firmen, die ebenfalls Bewachungsdienstleistungen erbringen. Wir sind eine von den 800. Eine unglaubliche Zahl für die kleine Schweiz. Gleichwohl wachsen wir auch als Branchenleader jedes Jahr. Wir wissen nicht genau, wie der Markt sich künftig verhalten wird. Aber ich bin überzeugt, dass wir mit dem Markt wachsen, was sicher an unserem guten Image liegt. Das ist meine Interpretation. Das besagt aber nicht, dass wir die Konkurrenz nicht spüren. Diese 800 Firmen sind meist ganz kleine, lokale Unternehmen, die sich am Markt bewegen, zum Beispiel, wenn es gilt, mit ein paar Leuten eine Baustelle abzusichern. Durch ihre Vielzahl sind diese Kleinstunternehmen auch relevant für uns.
 
Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man.

Definitiv. Ich habe da überhaupt nichts dagegen. Für mich ist aber wichtig, dass die Konkurrenz gleich lange Spieße hat. Im Sinn von Fairness. Und dort haben wir in der Schweiz, das muss ich offen sagen, eine Fehlentwicklung, die ich Ihnen gerne erläutere. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir in der Schweiz seit langem für unsere Blick in die moderne EinsatzzentraleBranche einen allgemein gültigen Gesamtarbeitsvertrag mit der Gewerkschaft Unia. Das ist auch gut so, denn er ist allgemein verbindlich.

Weniger gut ist allerdings, dass dieser allgemeinverbindliche Vertrag mit Mindestlöhnen und allem Drum und Dran nur für Firmen mit mehr als zehn Mitarbeitern gilt. Und wenn ich vorhin eine Zahl von 800 Sicherheitsfirmen genannt habe, dann sagt die Statistik, dass über 80 Prozent dieser Firmen weniger als zehn Mitarbeiter haben. Das heißt im Klartext, diese Firmen unterstehen nicht dem Gesamtarbeitsvertrag und haben arbeitsrechtlich andere Voraussetzungen als größere Unternehmen; sie können fast alles machen, was sie wollen. Sie haben damit eine ganz andere Kostenstruktur als wir.
 
Also keinerlei Tarifbindung.

Und dann kämpfen wir plötzlich am gleichen Objekt mit Firmen, die nicht diesen arbeitsrechtlichen Regelungen unterstehen. Wir sind alle freidenkend, und wir sind gewiss nicht diejenigen die sagen: Der Staat muss alles regeln und machen. Aber hier sage ich, wenn der Staat hier nicht wirklich allgemeinverbindlich mit Regeln eingreift, dann ist das für die gesamte Branche nicht gut, wettbewerbsverzerrend. Dann haben wir Wildwuchs im Markt. An dem Thema arbeiten wir auch als Verband VSSU, der etwa vergleichbar mit dem BDSW in Deutschland ist. Seit Juni dieses Jahres bin ich übrigens Präsident dieses Verbandes. Wir versuchen mit der Politik das Problem landesweit zu lösen, damit alle in der Branche gleiche Spieße haben.

Eigentlich sollte man meinen, dass Sie bei Ihrer marktbeherrschenden Stellung dieses Problem auch politisch schnell lösen können?

Als ein Unternehmen von 800 können wir nicht den Markt regulieren; dazu benötigen wir die Politik.
 
Und wo liegt das Problem?

Es gibt politische Parteien in der Schweiz, die das Thema lieber nicht anfassen wollen. Das ist ein bisschen das Problem. Wir unterstützen als VSSU deshalb die Nationalrätin Priska Seiler Graf, die vom Bundesrat eine Gesetzesinitiative in unserem Sinne verlangt, also für die private Sicherheitsindustrie. Dort sind auch gewisse Bedingungen gesetzt, was Ausbildung betrifft. Das ist sehr wichtig. So soll künftig zumindest der Leumund der Mitarbeiter geprüft werden, wobei auch geprüft werden Der Deutsche Schäferhund ist nicht nur seiner Nase wegen ein guter Mitarbeiter.muss, ob der Mitarbeiter überschuldet ist. Das sind so Elemente, deren Überprüfung wir verlangen, um Kriminelle auszuschließen, denn ein schlechtes Image der Branche würde alle treffen. Dann würden auch wir in die gleiche Ecke gestellt. Fehlverhalten anderer trifft uns besonders, denn unser Name Securitas ist in der Schweizer Bevölkerung ein Synonym für alle Sicherheitsunternehmen.
 
Sie haben von kontinuierlichem Wachstum von einigen Prozent gesprochen. Auf was führen Sie den Boom zurück?

Das ist kein Boom. Überhaupt nicht. Wir haben einen tiefen einstelligen Prozentsatz Wachstum. Wenn Sie mit Abstand Marktleader sind auf einem sehr hohen Niveau, dann ist das ein sehr guter Erfolg. Wir schaffen es jedes Jahr kontinuierlich, ein paar Prozent organisch zu wachsen. Das ist nicht selbstverständlich, weil man auch wissen muss, dass bei wiederkehrenden Ausschreibungen der Grosskunden auch oft Umsatzreduktionen aufgrund geänderter Vorgaben oder der Reduktion des Dienstleistungsniveaus zu verkraften sind.

Wir wachsen ja nicht, weil wir teurere Dienstleistungen verkaufen können. Ganz im Gegenteil, die Preise in der Sicherheit gehen durchschnittlich jedes Jahr zurück. Einerseits aufgrund des generellen Preisdrucks am Markt aber dann vor allem auch aufgrund des geänderten Produkte- und Dienstleistungsmix. Den Preisverfall, den wir am Markt spüren, auch weil diese vorgenannten Konkurrenten da sind, haben wir zu kompensieren, um nur das gleiche Niveau zu halten wie bisher. Dazu kommt der Mehrumsatz, den wir generieren – sei es mit Zusatzdienstleistungen oder Neukundenakquise und so weiter.

Das heißt doch, diejenigen, die sich noch am Markt behaupten können, sorgen dafür, dass die Preise nach unten gehen?

Das ist so. Ich vermute es ist in Deutschland genau das Gleiche. Der ewige Preiskampf. Wenn ich eine Firma bin, die nicht den gleichen Regulierungen untersteht wie größere Firmen, dann kann ich geringere Löhne zahlen, brauche keine Spesen zu übernehmen. Kurzum, mein Angebot wird günstiger, und ich erhalte den Zuschlag wenn nur das Preisargument zählt. Anders sieht in einem solchen Falle die Situation bei den Mitarbeitern aus, die geringeren Lohn haben und Spesen nicht ersetzt erhalten. Im Klartext heißt das, dass bei solchen Firmen wohl meist nicht die besten Arbeitnehmer zu finden sind, was sich natürlich auf die Qualität auswirkt.

Szenenwechsel. Sie sind nicht nur CEO der Securitas-Gruppe sondern seit Juni 2017 auch Präsident des Berufsverbandes VSSU. Einem Berufsverband ist immer an der Qualifikation seiner Mitglieder gelegen. Wie sieht das bei Ihnen aus?

Im Gesamtarbeitsvertrag gibt es eine Regelung, dass jeder Mitarbeiter die Mindestanzahl an Ausbildung haben muss. Darin liegt im Moment auch noch ein Problem, denn die Lehrinhalte sind nämlich nicht verbindlich definiert. Also theoretisch könnte man fischen gehen oder ein Boot bauen. Theoretisch. Aber jetzt sind wir im VSSU dabei festzulegen, was geschult werden muss. Eine Mindestzahl von Unterrichtsstunden sind vorgeschrieben. Aber größere Firmen schulen ihr Personal meist länger. Sie merken, das Thema ist für uns noch nicht abschliessend gelöst.
 
Für die Kunden in Deutschland ist nicht die Ausbildungsfrage, sondern der Stundenpreis die vorherrschende Frage. Und in der Schweiz?

Eine gute Ausbildung ist die Grundlage des Erfolges.Das ist bei uns leider genauso. Besonders bei den Großkunden. Bei diesen spüren wir mehr und mehr, dass die Einkäufer am Drücker sind, obwohl die Sicherheitsleute natürlich die Verantwortung tragen. Wir müssen daher vermehrt versuchen von der reinen Preisdiskussion wegzukommen und die Qualitätsthemen in den Vordergrund zu rücken. Dies ist aber bei den Ausschreibungen letztlich auch nicht einfach zu bewerten, womit oft eben doch dem einfach zu vergleichenden Preis die höchste Bedeutung zugeordnet wird.
 
Ein großes Unternehmen wie die Securitas AG hat bei der Preisgestaltung auch Vorteile – zum Beispiel, wenn für einen Einsatz eine große Zahl von Sicherheitspersonal benötigt wird; viele Mitbewerber haben Sie da nicht zu fürchten.

Das stimmt allerdings auch. Dennoch halten wir uns an unsere internen Preisvorgaben. Es rächt sich im Markt, wenn man bei fehlender Konkurrenz plötzlich überhöhte Preise verlangen würde.
 
Vergleicht man die Löhne in der Schweizer Sicherheitsbranche mit denen in Deutschland, dann fällt sofort das Lohngefälle auf. Die Schweiz ist offenbar ein El Dorado für die Bediensteten.

Unsere Leute verdienen im Vergleich zu Deutschland sicher viel mehr. Aber das ist ja nicht nur in unserer Branche so. Sie können da auch andere nehmen. Die Schweiz ist ein Hochlohnland, aber auch ein Hochpreisland. Das muss man bei einer solchen Diskussion auch fairerweise sagen. Das bestätigen uns auch deutsche Touristen, „Gemischte“ Doppelstreife am Bahnhof.die hier Urlaub machen. Das ist einfach so. Wir haben insgesamt ein anderes Niveau. Allerdings ist dieses in jedem Kanton anders, es gibt keine einheitliche Bundesregelung. Bei uns sind 26 Kantone zuständig mit mehr oder weniger unterschiedlichen Regelungen für gleiche Sachverhalte. Es gibt sogar Kantone, die haben keine speziellen Regelungen für die private Sicherheit. Für uns als flächendeckendes Unternehmen ist das sehr schwierig, da wir die unterschiedlichen Bestimmungen in den verschiedenen Kantonen beachten müssen. Ein praktisches Beispiel: Die Westschweizer Kantone haben ein eigenes Konkordat für die Private Sicherheit, der Kanton Freiburg gehört dazu und dieser grenzt direkt an den Kanton Bern. Wenn die in Freiburg einen Großanlass haben, dann kann es sein, dass wir zum Beispiel Leute von Bern dort einsetzen möchten. Das ist eine Entfernung von rund 30 km. Aber diese Mitarbeiter können nicht einfach dorthin geschickt werden, außer sie haben vorher von diesem Konkordat eine Zulassung für die Arbeit. Wenn man aber die Zulassung beantragt, dann dauert das bis zur Bewilligung je nach Kanton Wochen bis Monate. Das macht unsere Arbeit teilweise so schwierig.
 
Sie gelten auch als Kenner der Privaten Sicherheit in Deutschland, nicht nur, weil die Securitas Gruppe mit der genannten WSH in Singen quasi einen Brückenkopf unterhält. Gibt es im Vergleich mit Deutschland eine ungewöhnliche Aufgabe für die Private Sicherheit, die es nur in der Schweiz gibt?

Einen Punkt sollte man noch erwähnen: Wo endet die Private Sicherheit und wo beginnt die Öffentliche Sicherheit? So wie in Deutschland wird darüber auch in der Schweiz viel diskutiert. Die Positionspapiere des BDSW zu dieser generellen Frage finden wir sehr spannend. Diese Diskussion haben wir in der Schweiz natürlich auch. Und auch das wird wieder kantonal sehr unterschiedlich behandelt. Es gibt Kantone, wo es zum Beispiel für Private sehr schwierig ist, den ruhenden Verkehr zu kontrollieren. Weil die Politik das im Kanton eben nicht will und nur die Polizei für diese Aufgabe einsetzt. Es gibt aber andere Kantone, die gehen mit der Aufgabenübertragung an Private viel weiter und setzen – ähnlich wie in Deutschland – Private zur Mitarbeit in Gefängnissen ein. Sogar Gefangenentransporte werden von Privaten vorgenommen. Wir von Securitas haben sogar seit 2001 einen Vertrag mit den Behörden zum interkantonalen Transport von Gefangenen. Wir transportieren also beispielsweise Gefangene von Zürich nach Bern oder Lausanne. Das funktioniert hervorragend und zur vollsten Zufriedenheit des Auftraggebers.
 
Mit welchen Fahrzeugen erfolgt der Transport?

Wir haben dafür einen eigenen Fuhrpark, unsere Gefangenenbusse. Und wir haben auch einen Gefangenenzug zusammen mit der SBB, der einmal pro Tag zwischen Gefangenenzug. Der angehängte Wagen hat keine Fenster.Zürich und Bern und retour verkehrt und Gefangene übernimmt oder übergibt, nachdem uns die Polizei zuvor erforderliche Einzelheiten mitgeteilt hat. Die Betonung liegt auf erforderlich, denn wir erfahren nur Name, Vorname, und von wo nach wo der Gefangene gebracht werden. Wir wissen nicht, wessen der Gefangene beschuldigt wird. Datenschutz gilt auch hier. Das Ganze funktioniert seit 2001 zur höchsten Zufriedenheit des Bundes und der Kantone. Anfangs war das für alle Beteiligten schon ein großes Thema: Kann das, darf das sein, dass jemand privat in Gefangenenkontakt kommt? Wir sind inzwischen als Securitas im Gefangenensegment etabliert. Mittlerweile haben auch verschiedene Kantone ihren innerkantonalen Gefangenentransport an Private ausgelagert; wir sind in einigen Kantonen im Geschäft, unter anderem zum Beispiel in gewissen Kantonen der Westschweiz. Wir transportieren dann auch innerhalb dieser Kantone – wo es oft mehrere Gefängnisse gibt – die Gefangenen.

Bei der Polizei hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass ein gut ausgebildeter privater Wachmann diese Arbeit genau so gut verrichten kann wie ein Polizist. Die Polizei entscheidet aber immer, wer transportiert wird und wie der Transport durchgeführt wird. Sprich: Handschellen ja oder nein. Und wenn man uns jemanden mit Handfesseln übergibt, dann geben wir den mit der gleichen Fesselung wieder ab. Wenn er ungefesselt übergeben wird, dann transportieren wir ihn ungefesselt. Das ist wirklich ein spannendes Thema für unsere Firma.
 
Wenn Sie vom „Zug“ sprechen, damit meinen Sie einen regulären, öffentlichen Zug der Schweizerischen Bundesbahn (SBB), an dem ein Gefangenenwagen angehängt ist?

Nein, der Zug besteht aus der Lokomotive und einem Wagen mit Gefangenenzellen, getrennt für Frauen und Männer. Es gibt als besondere Ausrüstung einen Notrufknopf, Überwachung des gesamten Transportes mit GPS, WC-Anlage, Klimaanlage etc. Aus verständlichen Gründen kann ich hier nicht mehr sagen.
 
Wie ist sonst das Verhältnis zur Polizei?
Natürlich gibt es in dieser Frage auch feine Unterschiede in den Kantonen. Aber generell kann ich feststellen: Das Verhältnis zwischen Polizei und unserem Unternehmen ist hervorragend. Wir respektieren uns gegenseitig, und als Sicherheitsunternehmen Securitas werden wir nicht nur im Markt als Synonym für Sicherheitsunternehmen schlechthin wahrgenommen. Auch die Schweizer Polizei sieht uns als wirklichen Leader in dieser Branche an.

(Alle Fotos: Securitas AG)

Quelle:

1  Vgl. Ausgabe 5/16