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Securitas im Flüchtlingscamp Heidenau

Warum sollte die Private Sicherheit nicht von den Problemen mit Flüchtlingen betroffen sein? Die Probleme setzen sich mit dem Zuzug immer neuer Flüchtlingsströme fort und bescheren der damit beschäftigten Behörden immer neue, schier unlösbare Aufgaben. Es gibt eine Welle privater Hilfsbereitschaft. Aber auch die für das Problem originär zuständigen Behörden wie die Polizei und Ordnungsämter haben ihr Limit erreicht.

 

Was wäre die sogenannte Öffentliche Hand ohne die Männer und Frauen der Privaten Sicherheit bei der Bewältigung der vielfältigen Sicherheitsaufgaben bei bald 1 Million von Flüchtlingen?

Die meist mit dem gesetzlichen Mindestlohn ausgestatteten privaten Sicherheitsbediensteten versehen vornehmlich Wachdienste und Brandschutzaufgaben in Flüchtlingscamps. Am 2. September berichtete die auflagenstarke Süddeutsche in großer Aufmachung über einen Wachmann, der zum Schutz der Flüchtlingsunterkunft in Heidenau eingesetzt war. „Der 25-jährige Philipp B.  bekennt sich auf Facebook zur NPD und einer rechtslastigen Hooligan-Gruppierung und bezeichnet Flüchtlinge als ‚Asylschmarotzer’“.

Wie konnte das passieren? Fragte sich mancher Leser, nachdem die Meldung der Süddeutschen vom 2. September auch am 5. September im Mannheimer Morgen  und in Die Welt erschienen war.

Allerdings war der Wachmann bereits Ende August nicht mehr in Heidenau tätig. Das mit der Bewachung beauftragte Sicherheitsunternehmen, die Securitas Deutschland, hatte schon Tage vor dem Presseanruf reagiert, also noch bevor der Vorfall in der Presse erschien. Wir befragten den Pressesprecher des Unternehmens, Bernd Weiler, zu dem Vorfall:

„Securitas ist am 31. August 2015 in Sozialen Medien auf am vorangegangenen Wochenende veröffentlichte Hinweise gestoßen, dass ein Mitarbeiter eines Subunternehmers, der in Heidenau zum Einsatz kam, durch mehr als fragwürdige „Likes“, „Post“ oder „Freunde“ in diversen Netzwerken auffällig geworden war. Noch am selben Tag wiesen wir den Subunternehmer an, den Mitarbeiter von dem Schutzobjekt in Heidenau abzuziehen und an keinem anderen Einsatz für uns mehr zu beteiligen.
Tage später rief das Rechercheteam der Süddeutschen Zeitung, des NDR und des WDR – mit offensichtlich zugespielten Informationen von Internetaktivisten – bei Securitas mit einer Nachfrage in diesem Fall an. Wir konnten dazu klar sagen: „Wir hatten schon vor der Medienanfrage reagiert. Securitas untersuchte den Fall und hat den Mann unverzüglich abgezogen.“ Er war für einen Subunternehmer tätig, der kurzfristig und vorübergehend – wegen der Eile des Auftrags – hinzugezogen worden war. Die Personalunterlagen des Beschuldigten waren, ebenso wie sein polizeiliches Führungszeugnis, einwandfrei. Die Internetaktivisten, die sich an die Medien gewandt hatten, sind bis heute nicht an Securitas herangetreten. Offensichtlich war ihnen das Medienecho wichtiger, als über einen direkten Kontakt die Fakten zu klären.
Securitas Deutschland hat gegenüber rechtsradikaler oder fremdenfeindlicher Gesinnung eine Null-Toleranz-Politik. Dies ist auch in den „Werten und ethischen Grundsätzen von Securitas“ festgeschrieben. Diesen Grundsätzen verpflichten sich alle Securitas-Beschäftigte bei ihrer Einstellung; sie sind auf unseren Internetseiten für jeden nachlesbar.“

Zu dem Vorfall wäre noch anzumerken, dass nach dem Statistischen Bundesamt Ende 2014 in Deutschland insgesamt 189.547 Bedienstete im Bewachungsgewerbe tätig waren. Polizeibeamte gab es 2012 die beachtliche Zahl von 243.982; aktuellere Zahlen haben wir nicht gefunden.

Interessant ist die Feststellung von Securitas, dass das Polizeiliche Führungszeugnis des Wachmanns „sauber“ war. Für die Sicherheitsbranche insgesamt gilt, dass man auch für die Subunternehmer haften muss. Im Kreuzfeuer der Kritik steht immer das Unternehmen, welches den Auftrag erhalten hat.

Und noch eine grundsätzliche Anmerkung zum Einsatz von Securitas-Mitarbeitern in Flüchtlingsunterkünften, die wir von Pressesprecher Bernd Weiler erfahren haben: 

„Wir haben bei Securitas Deutschland inzwischen ein Schulungskonzept – bis hin zur wiederkehrenden Auffrischung der Inhalte als e-Learning-Tool – für Mitarbeiter, die in Flüchtlingseinrichtungen eingesetzt werden (sollen), entwickelt. Qualität und Schulung des Personals sind bei solchen Einrichtungen – teilweise mit traumatisierten Flüchtlingen oder auch alleinreisenden minderjährigen Flüchtlingen – sehr wichtig. Dass eine solche Qualität nicht zum Mindestlohn zu erbringen ist und die Schulungen auch etwas Zeit bzw. Vorlauf erfordern, versteht sich von selbst.“

Ob alle Helfer – von Amts wegen oder privat – an  der Bewältigung des Zustroms von Flüchtlingen derart vorbereitet an die Arbeit gehen, ist zwar wünschenswert, aber wohl kaum durchführbar.

Helmut Brückmann 

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