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 Einsatz der Frankfurter Feuerwehr bei Feuer in einem Hotel-Aufzug

Brandschutz im Hotel

Welchen Stellenwert hat Sicherheit für die Hotelgäste? Die jüngste Forderung des Dehoga-Landesverbandes Bayern, die Auflagen für den Brandschutz im Gastgewerbe zu lockern, sorgt für Kopfschütteln bei Feuerwehren und Sicherheitsexperten. Ulrich Jander, vom Fernsehen bekanner Hotelsicherheitsberater, warnt in unserem Interview vor fatalen Folgen.

 

Herr Jander, zurzeit gibt es in der Branche Gerüchte, Forderungen, die Brandschutz und statische Anforderungen in Hotels betreffen, seien von den Behörden überzogen.
Sicherheitsexperte Ulrich JanderUlrich Jander: Ja, diesen Bericht des Dehoga-Landesverbandes Bayern habe ich mit einem innerlichen Kopfschütteln auch zur Kenntnis genommen.

Inwiefern zwingt es Sie zu einem Kopfschütteln, wenn’s brennt kommt doch die Feuerwehr?
Tja, das stimmt schon, wir können uns in Deutschland glücklich schätzen, dass wir hier so ein gutes Brandschutzkonzept haben, und das minimiert bei uns auch die Brandgefahren. 

Ist es denn nicht manchmal übertrieben, was da so gefordert wird?
Was ist Übertreibung? Derjenige, der die Forderung oder das Brandschutzkonzept erstellt hat, hat sich schon was dabei gedacht und das Konzept wird somit erläutert. Früher haben die Bauämter ihre Forderungen vorgegeben, heute ist es so, dass der Bauherr ein Brandschutzkonzept vorlegen muss – auch die statischen Berechnungen mit allem was dazugehört – dann wird es durch das Bauordnungsamt geprüft und ggf. abgenickt.

Heißt das, dass die Forderungen in den letzten Jahren gestiegen sind?
Ja, schauen Sie sich doch mal die alten Filme aus den 1940er und 1950er Jahren an, da waren die Themen Flucht- und Rettungswege, Brandschutztüren u.v.m. quasi nicht vorhanden.

Und warum die Änderungen, woran liegt es?
An der Technik, die sich rasant geändert hat. Heute ist vieles automatisiert, auch aus gutem Grund. Es wird überall an Personal gespart, also muss die Technik ran, auch bei den Feuerwehren, die sich immer häufiger über Personalmangel beklagen. Die Einsätze werden immer vielseitiger, heutzutage muss man auf besondere Technik zurückgreifen.

Dadurch sind höhere Forderungen berechtigt?

Ja klar, es geht auch um die statischen Berechnungen. Wenn man schaut, wie man heutzutage baut, muss das schon genau berechnet werden. Wo das nicht der Fall ist, kann es zu fatalen Folgen kommen. Man hat schon Häuser einstürzen sehen im Weltgeschehen, ich denke da zum Beispiel an das Kaufhaus in Asien, das zusammengefallen ist, weil die Klimaanlage auf dem Dach vibriert hatte. Damals gab es viele Tote.

Meinen Sie, dass man mit den Forderungen bei der Politik durchkommt?

Nein, ganz und gar nicht. Der Politiker, der auf diese Forderungen eingeht, müsste schon ein politischer Selbstmörder seiner Karriere sein.

Wie darf ich das denn verstehen?

Heutzutage sind auch Politiker gut beraten, sich vorher sachkundig zu machen. Natürlich könnte da viel Geld eingespart werden, aber dies ginge zulasten der Sicherheit, und jeder Anwalt würde dann sagen, das ist sogenannte Gewinnabschöpfung, hier nimmt man billigend den Tod von Gästen in Kauf, um Kosten niedrig zu halten.

Heißt das, die Lockerung wird nicht kommen?

Diese Forderungen wird keiner lockern, weder die Bauordnungsbehörde noch die Ministerien der Länder werden das zulassen, ganz einfach, weil die Gefahr besteht, dass die sich eines Tages vor dem Kadi befinden, und in diese Situation will sich kein Politiker, Beamter oder Gutachter begeben.

Nun, wir sehen ja, dass Brände in den letzten Jahren zugenommen haben.

Ja, das ist richtig. Wir haben pro Tag etwa drei bis vier Brände, die uns deutschlandweit über ein spezielles Programm gemeldet werden, da sieht man schon, wie wichtig diese Dinge auch sind. Sehr häufig können durch die Frühdetektierung größere Schäden verhindert werden.“

Sie haben ja lange Jahre auch realistische Räumungsübungen durchgeführt, warum hat dies denn nachgelassen?

Wir haben über 200 Räumungsübungen bei diversen Hotelketten gemacht, dabei wurden immer wieder Probleme festgestellt, die dann auch behoben wurden. Aus diesen ganzen Übungen sind Lehrfilme bzw. auch eine TV-Reportage  wie ‚Notruf mit Hans Meiser’ hervorgegangen.

Warum bieten Sie diese Leistung nicht mehr an?

Hotels wollen diese umfangreichen Übungen nicht haben, sie argumentieren damit, dass sie die Gäste nicht verschrecken wollen und sie wollen die Feuerwehr nicht im Hause haben. Am liebsten ist es ihnen, mal auf den Knopf zu drücken und dann, wenn der Löschzug vor dem Hotel steht, zu sagen, wie toll, es hat funktioniert, und ihr könnt wieder fahren. Doch dazu ist die Feuerwehr überhaupt nicht da.

Und wie gehen Sie jetzt mit dem Thema um?

Ich berate die Hoteliers, erkläre ihnen die Wichtigkeit solcher Übungen, sage Ihnen auch, dass sie es selbst organisieren müssen, und kläre sie dann haftungsrechtlich auf.

Also, es gibt viel zu tun!
So ist es, ändern können wir es nicht, aber man kann versuchen, die Hotellerie ein bisschen sicherer zu machen. Es gibt nur wenige, die erkannt haben, dass man mit SICHERHEIT mehr Gäste bekommt, die sich dann auch wohlfühlen.“

 

 

So sind Sie für den Brandfall gerüstet

Brandschutz ist Chefsache, sagt der Sicherheitsexperte Ulrich Jander. Für Hoteliers hat er deshalb eine Checkliste aufgestellt. Mit diesen Tipps sind Sie für den Brandfall gerüstet:

  • Die Telefonnummer 112 der Feuerwehr sollte gespeichert sein, sodass alle Mitarbeiter im Notfall nur eine Taste des Telefons drücken müssen.
  • Ein Ansprechpartner des Hotels sollte im Brandfall den Einsatzleiter der Feuerwehr am Eingang erwarten, zur Brandmeldezentrale führen und ihn informieren, wie viele Gäste sich im Haus befinden.
  • Alarmieren Sie Ihre Gäste mit Durchsagen, auch in Fremdsprachen: „Dies ist ein Notfall. Das Hotel wird evakuiert. Folgen Sie den Anweisungen des Personals. Die Fluchtwege sind ausgeschildert. Bitte bewahren Sie Ruhe. Die Feuerwehr ist bereits unterwegs. Benutzen Sie keinesfalls die Aufzüge.“
  • Nutzen Sie alle Möglichkeiten, Ihre Gäste zu warnen. Aktivieren Sie auch die Alarmierung per Telefon und kontrollieren Sie soweit möglich, ob sich noch Gäste in den Zimmern befinden. Ein Alarmsignal sollte so lange zu hören sein, bis die Feuerwehr das Hotel wieder freigibt.
  • In der Feuerwehranfahrtszone des Hotels dürfen keine Fahrzeuge stehen. Sorgen Sie dafür, dass sämtliche Fenster frei zugänglich sind, damit Gäste auch über die Feuerwehrdrehleiter gerettet werden können.
  • Rauchmelder müssen auf die Brandmeldezentrale geschaltet sein.
  • Bei Stromausfall kann die Brandmeldeanlage ausfallen. Sie muss deshalb an die Notstromversorgung angeschlossen sein.
  • Brandabschnittstüren dürfen weder zugestellt, noch verkeilt sein.
  • Sorgen Sie dafür, dass Aufzüge im Brandfall nicht funktionieren. Auch Sie selbst und Ihre Mitarbeiter dürfen diese nicht mehr benutzen.
  • Wo sich die Hydranten um Ihr Hotel herum befinden, sollte bekannt sein. Diese sollten ordnungsgemäß beschildert sein. Für alle Wasseranschlüsse und Hydranten, die sich auf dem Hotelgelände befinden, ist das Haus verantwortlich. Denken Sie daran, den Wasserdruck in den Hydranten regelmäßig durch das zuständige Wasserwerk überprüfen zu lassen.
  • Generalschlüssel für unterschiedliche Gebäudeteile sollten Sie im Brandfall dabei haben und die Feuerwehr über das hauseigene Schlüsselsystem informieren.
  • Servierwägen sollten nicht im Bereich von Fluchtwegen stehen.
  • Lassen Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig schulen, auch Mitarbeiter von Fremdfirmen oder ausländische Kollegen sollten Bescheid wissen.
  • Weisen Sie die Mitarbeiter aller Abteilungen an, was sie im Brandfall zu tun haben. Stellen Sie sicher, dass bei Brandschutzübungen alle Mitarbeiter involviert sind.
  • Denken Sie daran, der Feuerwehr mitzuteilen, wenn ihr Haus umbenannt wurde.
  • Kümmern Sie sich um Ihre Gäste! Das Wohl der Gäste hat neben der Brandbekämpfung höchste Priorität.

Die Tipps zum richtigen Handeln im Brandfall können Sie sich auch noch einmal im Kurzfilm der Betriebsfeuerwehr anschauen:

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