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Die Walther CCP ist nur 163 mm lang, 128 mm hoch und 30 mm breit. Mit einem Gewicht von wenig mehr als 600 Gramm und einer Magazinkapazität von acht Patronen im Kaliber 9 Para eignet sie sich perfekt zum verdeckten Tragen. Alle Fotos: Verfasser

Unauffällig gefällig. Die Pistole Walther CCP

Von Dr. Reinhard Scholzen

In den USA erfreuen sich kleine, aber leistungsfähige Waffen, die verdeckt getragen werden können, großer Beliebtheit. Die Firma Walther brachte zu diesem Zweck eine neue Pistole auf den Markt, die viele bewährte Merkmale aufweist.

 

Die Carl Walther GmbH sieht die größten Verkaufschancen für ihre neue Pistole in den USA. Erfüllen sich die Zielvorgaben des Unternehmens, werden achtzig Prozent der Produktion über den Großen Teich gehen. Diese Erwartung spiegelt sich in dem Namen der Waffe wider; denn „CCP“ steht für zweierlei: einerseits für Concealed Carry Pistol – also für eine verdeckt zu tragende Pistole – andererseits bedeutet dieses Kürzel in den USA Concealed Carry Permit, also die bundesstaatliche Erlaubnis, eine Waffe verdeckt tragen zu dürfen.

 

Ganz schön geformt

Ein Grundsatz der Werbung, etwas bereits Bekanntes und Bewährtes für ein neues Produkt zu verwenden, spiegelt sich nicht nur in der Namensgebung der CCP wider. Altbekannt ist der im Spritzgussverfahren geformte Kunststoff, den Walther für das Griffstück verwendet. Nur Altfränkische werden sich noch gegen dieses Polymer auflehnen, das seine Festigkeit durch Glasfasern erhält. Die Praktiker hingegen, die täglich eine Waffe tragen, freuen sich über die Gewichtsersparnis. Die angeraute Oberfläche des Griffs ermöglicht auch dank der eingearbeiteten Fingerrillen ein festes Zugreifen und damit einen sicheren Halt der Pistole. Dies gilt sowohl für große als auch für recht zierliche Hände. Die CCP passt, auch ohne austauschbare Griffrücke, die bei der Walther P 99 – der bei vielen Länderpolizeien verwendeten Dienstwaffe – in den 1990er Jahren eingeführt wurden.

Der Abzug ist erfreulich groß mit drei längsverlaufenden Einkerbungen, damit der Zeigefinger fühlt, wo er hingehört. Für das beidhändige Schießen brachte Walther an der Vorderseite des breiten Abzugsbügels horizontal verlaufende, ebenfalls tiefe Rillen an, die auch dem anderen Zeigefinger einen sicheren Halt geben.

Die Bedienelemente können leicht mit dem Daumen erreicht werden: Oben rechts der Sicherungshebel, links daneben der Verschlussfang, darunter der Magazinhalteknopf.Unterhalb des Magazinhalteknopfes wurde der Abzugsbügel so gestaltet, dass er auch dem Mittelfinger der Schießhand seinen festen Platz gibt. Magazinhalteknopf, Verschlussfang- und der Sicherungshebel sind so angebracht, dass sie mit dem Daumen der rechten Hand leicht erreicht werden können. Die Anordnung und Gestaltung dieser drei Bedienelemente wurde an den primären Verwendungszweck der CCP angepasst: das verdeckte Tragen. Kleine Erhöhungen beziehungsweise Vertiefungen beugen daher wirksam einem Verhaken der Waffe beim Ziehen oder einer unbeabsichtigten Bedienung vor. Dennoch gehört eine Pistole in ein gutes Holster, nicht nur, weil dies dem Waffenträger in mehreren US-Staaten so vorgeschrieben ist.

Die Oberfläche des aus rostfreiem Stahl bestehenden Verschlussstücks ist schwarz verchromt. Ein Verfahren, dessen Eigenschaften und Optik auch viele Motorradfahrer bei den Felgen und Auspuffanlagen ihrer Mopeds mögen.

Um die inneren Werte der Pistole erkennen zu können, muss nach einer sorgfältigen Sicherheitsüberprüfung der Waffe der Abzug betätigt werden, damit sich das Schlagbolzenschloss entspannt. Befände sich jetzt noch eine Das Zerlegewerkzeug ist klein und das Auseinanderbauen der CCP erfordert etwas Geschick.Patrone im Patronenlager, würde ein Schuss fallen, denn die CCP verfügt nicht über eine Magazinsicherung, die die Schussabgabe verhindert, wenn das Magazin aus der Waffe genommen wurde. Um die Waffe zu zerlegen, braucht es ein kleines Werkzeug, das der Pistole beiliegt. Damit wird das ein wenig herausragende Ende des Schlagbolzens nach oben geschoben und sodann selbiger so weit eingedrückt bis der Verschlusshaken frei liegt. Dann kann das gesamte Verschlussstück abgehoben werden. Das erfordert ein wenig Fingerfertigkeit und Ordnungssinn, ansonsten verschwindet das kleine Helferlein bald im Nirgendwo.

 

Legendäre Vorfahren

Ähnlich gebaut: Die Heckler & Koch P 7 (oben), die Walther CCP (Mitte) und die Walther PPK (unten).Nach dem Zerlegen der Pistole sticht deren saubere Verarbeitung ins Auge und man sieht Altbekanntes. Auf den ersten Blick erinnert der feststehende Lauf der CCP an die weltberühmte Walther PPK, beim zweiten Hinsehen erkennt man auch die Verwandtschaft zur legendären P 7 von Heckler & Koch. Die Polizeipistole Kriminal (PPK) begründete vor mehr als 80 Jahren den Weltruf des Unternehmens Carl Walther; denn sie vereinigte erstmals die an eine Waffe gestellten Kernforderungen in einer Pistole: Zuverlässigkeit, schnelle Einsatzbereitschaft, leichte Bedienbarkeit, Handhabungssicherheit, hohe Leistung und Präzision. Es kann daher nicht verwundern, dass diese Waffe bis zur Gegenwart noch in Lizenz in den USA gebaut wird. Erstaunen mag vielleicht, dass die PPK bereits vor 50 Jahren die Dienstwaffe des britischen Geheimagenten James Bond war und dies – nach mehreren Modellwechseln – in der Gegenwart noch ist.

Unter dem Polygonlauf befindet sich der Zylinder für den Gaskolben.Ein starr eingebauter Lauf liefert a priori eine höhere Präzision als ein Rohr, das sich während des Schusses bewegt. Jedoch bringt eine solche Konstruktion Nachteile, wenn aus der Waffe leistungsstarke Patronen verschossen werden. Dann sind entweder starke Federn oder ein aufwändiges System erforderlich, um die unvermeidlich beim Schuss entstehenden hohen Kräfte zu bändigen. Die Firma Heckler & Koch stellte sich Mitte der 1970er Jahre dieser besonderen Herausforderung als sie eine neue Dienstwaffe für die kurze Zeit zuvor aufgestellte Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) entwickelte. Der damalige Kommandeur der deutschen Anti-Terror-Einheit des Bundesgrenzschutzes hatte dazu klare Vorgaben gemacht: Ulrich Wegener wollte eine vergleichsweise kleine, leistungsstarke, präzise und schnell schießende Pistole. Mit der P7 wurden diese Forderungen allesamt erfüllt. Für die ständig mit ihrer Waffe übenden Elitepolizisten war weder der Griffspanner, der eine rasante Schussabgabe aus der durchgeladen geführten Pistole ermöglicht, noch die starken Federkräfte, die es beim Durchladen der Pistole zu überwinden gilt, ein Problem. Mit der späteren Einführung der P7 bei mehreren Länderpolizeien zeigte sich jedoch, dass ein normaler Schutzmann mit dieser Pistole überfordert sein kann.

Die Walther-Konstrukteure standen in der zweijährigen Entwicklungszeit der CCP vor der Aufgabe, die erwiesenermaßen positiven Elemente der PPK und der P7 in einer Waffe zu vereinigen und die erkannten Schwächen zu vermeiden. Bei der Konstruktion des Laufes entschied sich Walther für einen Polygonlauf. Dieser ist dadurch charakterisiert, dass er nicht über deutlich erkennbare Züge und Felder verfügt, die das Geschoss in eine Drehung versetzen, die den Flug deutlich stabilisiert. Die Ecken des Vielecks – das ist die Übersetzung des griechischen Wortes polygon – sind, vereinfacht ausgedrückt, abgerundet. Als Vorteile dieser Konstruktion gelten das leichte Reinigen des Laufes, eine höhere Präzision und ebenso eine höhere Energie der daraus verschossenen Projektile.

Den Griffspanner übernahmen die Walther-Konstrukteure nicht, statt dessen bauten sie in die CCP ein Schlagbolzenschloss, Kimme und Kornvorgespanntes Schlagbolzenschloss ein. Dies bedeutet, dass die Pistole keinen Hahn besitzt – der bei einer verdeckt getragenen Pistole mehr schadet als nutzt – und konstruktionsbedingt vom ersten bis zum letzten Schuss stets vom Schützen das gleiche Abzugsgewicht von rund 2500 Gramm überwunden werden muss.

Die kleine und nur 630 Gramm wiegende CCP sollte, das war von Beginn an eine Vorgabe, auch von zarten Händen beherrschbar sein. Da gleichzeitig das leistungsstarke Kaliber 9mm x 19 vorgegeben war, musste eine technische Lösung gefunden werden, um die durch diese Munition erzeugten Kräfte zu bändigen. Die Lösung des Problems wurde bereits vor mehr als 80 Jahren gefunden: Das beim Abbrennen des Pulvers entstehende Gas wird genutzt, um den nach hinten gleitenden Verschluss abzubremsen. An der CCP wird bei bereits montiertem Lauf von unten eine Bohrung angebracht. Dies erspart das mühsame Ausrichten der beiden Bohrungen. Dann strömt das Gas durch die unmittelbar vor dem Patronenlager gebohrte Öffnung in einen unterhalb des Laufs angebrachten Zylinder. Dort trifft es auf den Gaskolben, der nach vorne gepresst wird und so die Öffnung des Verschlusses verzögert. Dabei ist die Bremswirkung umso größer, je mehr Gas in den Zylinder gelangt. Sobald das Projektil den Lauf verlassen hat, strömt das angestaute Gas aus dem Zylinder und das Verschlussstück gleitet zurück. Die Firma Walther zog Lehren aus der Vergangenheit. Bei den direkten Vorgängern der P 7 von Heckler & Koch sorgten die heißen Gase bei schnellen Schussserien für Probleme. Walther löste das Problem bei der CCP mit einer kleinen Hartmetallplatte, die unter der Bohrung sitzt und dort wie ein Durchbrennschutz in einem offenen Kamin wirkt.

 

Schussverhalten

Niemand möchte eine Waffe bauen, die in der Handhabung kompliziert und beim Schießen schwer beherrschbar ist. Was eine Pistole wirklich kann, zeigt sich jedoch nicht am Zeichenbrett oder in einer Computer-Simulation, sondern erst im scharfen Schuss. Das Laden des CCP-Magazins mit maximal acht Patronen und dessen Einführen in die Pistole geht einfach von der Hand. Das Durchladen der Waffe funktioniert ohne große Mühe; denn konstruktionsbedingt braucht die CCP keine starke Verschlussfeder, sondern lediglich eine weiche Schließfeder. Auf der Oberseite wurde eine kleine Öffnung in den Schlitten gefräst. So ist es möglich, zu erkennen, ob sich eine Patrone im Lauf befindet. Allerdings ist das Fensterchen sehr klein. Deutlich überzeugender ist dieses Merkmal bei der Walther PPS gelöst. Fraglich ist jedoch, ob es ein solches Sichtfenster überhaupt braucht. Wahrscheinlich ist dieses Detail als Zugeständnis an den US-Markt zu werten. Dort vergibt nämlich das BATFE – die Behörde, die für Alkohol, Tabak, Feuerwaffen und Explosivstoffe zuständig ist – jeder importierten Waffe Punkte. Für ihre geringe Größe erhielt die CCP Abzüge, für das Sichtfenster hingegen wurden der Waffe fünf Punkte gutgeschrieben, was die Vermarktungschancen verbessert.

Der Schuss bricht nach einem nicht zu langen Abzugsweg von sieben Millimetern. Sensible Naturen werden dabei ein leichtes Kratzen verspüren, das aber nicht stört und bei einem vorgespannten Abzug schlichtweg unvermeidlich ist. Sowohl beim einhändigen als auch beim beidhändigen Schießen verhält sich die Pistole gutmütig: Der Rückstoß in die Hand und der Hochschlag der Waffe sind gering. Diese Eigenschaften bilden neben dem bereits beschriebenen gut gestalteten Griff die Voraussetzungen, um mit der CCP auch schnelle Dubletten schießen zu können.

Das Schießergebnis fiel sogar auf eine Distanz von 25 Metern überraschend gut aus, wenn man die kurze Visierlinie von nur 14 Zentimetern und den lediglich 90 Millimeter langen Lauf der Pistole berücksichtigt. Einhändig geschossen, wurde ein Bestergebnis von 90 Ringen bei maximal möglichen 100 Ringen erzielt. Unterschiedliche Munitionssorten bereiteten der CCP keine Probleme, obwohl die Rampe, über die die Patronen ins Patronenlager gleiten, vergleichsweise steil ist. Lediglich bei einer Charge kam es zweimal zu einer Funktionsstörung, die sich jedoch durch ein Zurückziehen des Verschlusses leicht beheben ließ. Eine bei Sportschützen sehr beliebte Munition lieferte einen leichten Tiefschuss, während die Hohlspitzprojektile eines europäischen Herstellers bei gleichem Haltepunkt einen deutlichen Hochschuss erbrachten. Diese Probleme können leicht gelöst werden; denn der CCP liegen zwei weitere Korne bei, ein etwas kleineres und ein höheres, womit die Unterschiede in der Treffpunktlage ausgeglichen werden können. Abweichungen nach links oder rechts kann der Schütze durch die sehr präzise mittels eines beiliegenden Inbusschlüssels verstellbare Kimme korrigieren. Die Visierung ist zwar sehr zu loben, wirkt jedoch für eine ausgewiesene Selbstverteidigungswaffe, die in der Regel auf kürzeste Distanz eingesetzt wird, etwas overdressed.

Angesichts der guten Verarbeitung und der verwendeten Materialien überrascht die vom Hersteller mit 10.000 Schuss angegebene Lebenserwartung der CCP nicht. In einem Dauertest wurden im Walther-Werk in Arnsberg aus einer Waffe sogar 17.500 Patronen verschossen – ohne dass eine Abnutzung sichtbar wurde.

In Deutschland wird die CCP zum Preis von 599 € angeboten, dennoch dürfte bei uns die Zahl der Käufer begrenzt sein; denn für einen Sportschützen ist die neue Walther Pistole unter anderem aufgrund ihrer Abmessungen ungeeignet. Wenige Jäger dürften sich für den Kauf dieser Waffe entscheiden; denn zur Nachsuche sind nach wie vor Revolver sehr beliebt und der Gebrauchtmarkt wurde in den letzten Jahren mit großkalibrigen Pistolen überschwemmt, was deren Preise gewaltig reduzierte. Walther dachte zu keinem Zeitpunkt daran, die CCP als Polizeipistole zu vermarkten. Daher fanden in der Entwicklungszeit der Waffe keine Abstimmungsgespräche mit den diversen Abteilungen für Weiterentwicklung bei Polizei und Bundeswehr statt. Man darf jedoch sicher sein, dass auch dort das gelungene Gesamtpaket CCP mit Interesse betrachtet wird. Zum Selbstschutz wird die neue Walther in Deutschland nur selten zum Einsatz kommen; denn kaum ein Bürger erhält einen Waffenschein, der ihn dazu berechtigt, ständig eine Schusswaffe zu führen. Sicherheitsfirmen, die auch den Personenschutz anbieten, werden sich für die Concealed Carry Pistol interessieren. Nicht zuletzt bietet sie zu einem sehr attraktiven Preis alles, was es für einen unauffälligen Einsatz braucht.

 

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