Skip to main content

 

Security Made in Germany

Von Peter Sehr, Stellv. Chefredakteur

Die Stoof International Vertriebsgesellschaft mbH aus Borkheide in Brandenburg ist weltweit eines der besten High Tech Unternehmen in der Fertigung von gepanzerten Kraftfahrzeugen.
Nicht zuletzt die Exklusivbelieferung der EU  mit sondergeschützten Toyota-SUV[1] bezeugt die Kompetenz der Firma und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Herstellung hochwertiger Produkte.
Helmut Brückmann und ich hatten Gelegenheit für einen Blick hinter die Kulissen eines traditionellen Familienunternehmen, dessen Gründung auf das Jahr 1865 zurückgeht.

 

Wir fahren in Beelitz, bekannt für seine guten Spargelfelder, von der Autobahn nach Leipzig ab und fahren durch die markanten Pinienwälder Brandenburgs, bis wir nach rechts in ein neues Industriegebiet abbiegen. Wir sitzen in einem noblen Kleinbus, und Fred Stoof, Chef eines mittelständischen Unternehmens, das Autos mit hochwertiger Panzerung ausstattet, sitzt persönlich am Steuer. Auf der Fahrt von Potsdam zu seinem Betrieb nutzt er die Gelegenheit, uns bereits einiges über sein Unternehmen zu erzählen.

 

EU-Missionen

Unternehmerische Erfolge gibt es genügend, so zum Beispiel, dass er die Ausschreibung der EU über die Bereitstellung sondergeschützter SUVs der Marke Toyota gewonnen hat. Dreißig gepanzerte Fahrzeuge dieses Gepanzerte Fahrzeuge, u.a. als ständiger Vorrat für die EUTyps muss er für Sofortaktionen der EU liefern können, egal wohin. Der letzte Einsatz sei in Syrien gewesen, als UN-Inspektoren den Giftgaseinsatz untersucht hatten. Hier half die EU der UN aus, montags sei die Bitte um Bereitstellung von zehn SUVs erfolgt, am Sonntag saßen die Kontrolleure der UN in Damaskus in diesen Fahrzeugen. Alles wurde von der Fa. Stoof geregelt, von der Verschiffung über die Zollmodalitäten bis zur Bereitstellung vor dem Hotel, in dem die Kontrolleure wohnten. Fred Stoof sagt dies fast beiläufig, doch man merkt ihm durchaus an, dass er auf diese logistische Leistung stolz ist. Und dies ist auch Teil seines Firmenkonzeptes – hohe Qualität, Zuverlässigkeit und Kundenzufriedenheit sind ihm wichtig. Aber er hat nicht nur die dreißig fertigen Fahrzeuge zur Verfügung. Hinzu kommen bis zu hundert ungepanzerte Fahrzeuge. Daneben gibt es ein besonders geschütztes Zoll-/Warenlager, sodass die Firma Stoof alle Notwendigkeiten für einen EU-Einsatz abdecken kann. Seit über drei Jahren beliefert sie die EU mit Auf dem weitläufigen Firmengelände befindet sich eine beachtliche Fahrzeugflotte auf Abruf.sondergeschützten Kraftfahrzeugen; hinzu kam vor etwa einem Jahr das Zoll-/Warenlager. Dort befindet sich alles, was für eine EU-Mission gebraucht wird. Die Bezahlung dieser EU-Fahrzeuge, so Fred Stoof, erfolgt erst, wenn diese vor Ort im Einsatz übergeben werden. Bis zu diesem Zeitpunkt handelt es sich um Produkte, die die Firma herstellen muss und dann in ihrem Besitz hat. Alles kein Problem, so Fred Stoof, die EU benötigt laufend Fahrzeuge. Man habe sich bei der Ausschreibung gegen große und namhafte Unternehmen durchsetzen können. Mit eingeschlossen sei ein „Mission Package Handling“, was bedeutet, dass alles Nötige wie beispielsweise schusssichere Westen, Schutzhelme, gesicherte Funkgeräte und andere Ausrüstungsgegenstände bereitgestellt werden. All diese Gegenstände, so Fred Stoof, befinden sich im Warenlager. Es gibt ein spezielles Zugangssystem und natürlich auch spezielle Sicherungen. Alles wird videoüberwacht, die Zutritte werden registriert und aufgezeichnet. Die EU verfügt auch über einen Fernzugriff auf das Lager und kann jederzeit die Bestände prüfen. Im Haus befände sich auch ein mehrköpfiges ‚EU‘-Team, gebildet von STOOF-Mitarbeitern, das in Brüssel speziell für die Einsätze geschult wurde. In diesem Team sei er, Fred Stoof, nicht vertreten, damit mögliche Beeinflussungen nicht erfolgen können. Insbesondere bei den ständigen Ausschreibungen, die durch das Team initiiert werden, z.B. wenn neue Schutzhelme benötigt werden, wird neutral ausgeschrieben, neutral bewertet und ausgewählt. Das sind die üblichen Vorgaben von Brüssel. Derzeit ist die EU in 12 Missionen gebunden, was bedeutet, dass das Unternehmen Stoof dauernd Equipment zur Verfügung stellen muss. Wenn es schnell gehen soll, werden Fahrzeuge oder Ausrichtungsgegenstände per Flugzeug verschickt. Sonst werden Transportmittel wie LKW oder Container eingesetzt. Wir fragen ihn, wie viel Fahrzeuge eigentlich produziert werden können. „So einer wird pro Arbeitstag fertig, in der Produktion befinden sich allerdings mehrere, eben in unterschiedlichen Fertigungsstadien“, sagt Fred Stoof.

Der gepanzerte Hyundai EQUUS beeindruckt den Besucher.Wir biegen auf das Firmengelände ein. Ein moderner Komplex, bestehend aus mehreren Fabrikationsgebäuden, ein großer Platz mit Kraftfahrzeugen, und da kann man sie auch sehen, die z.B. weißen Toyota SUVs, die für EU-Einsätze vorgehalten werden. Wir betreten das Gebäude. Ein großer Show-Room, wir werden freundlich empfangen, nach der Begrüßung richtet sich unsere Aufmerksamkeit aber schnell auf eine ausgestellte gepanzerte Limousine des asiatischen Herstellers Hyundai. Das Auto wirkt deutlich länger als die Serienversion. „Stimmt“, sagt Fred Stoof, „es handelt sich um eine Sonderanfertigung, die mein Unternehmen gemeinsam mit dem Autohersteller Hyundai konzipiert hat.“ Wer dieses Fahrzeug bekommt, darf er nicht sagen, tut es auch nicht. Aber dass Ban Ki Moon, Generalsekretär der UN, dieses Auto fährt, das kann er uns sagen. Und es ist richtig hochwertige Arbeit.Fred Stoof (links) mit Gästen.

Auf Stoof warten heute Gäste, Vertreter eines der größten Autohersteller der Welt. Die Herren möchten gerne ihre Geschäftsbeziehungen zur Fa. Stoof intensivieren.

Fahrzeug mit Beschussmarken

Wir haben noch Gelegenheit, ein weiteres gepanzertes Fahrzeug zu besichtigen, auf das eine Reihe von Schüssen abgegeben wurde. Es gibt kaum Stellen, wo keine Projektilspuren sichtbar sind. Aber offensichtlich hat die Panzerung einschließlich der gepanzerten Verglasung gehalten. Im Innenraum sind keine Projektilspuren zu sehen.

 

Kundenwünsche und Fertigung

Holger Stockey, mitverantwortlich für den internationalen Vertrieb, übernimmt während eines Firmenrundganges unsere Betreuung. „Die Basisfahrzeuge werden angeliefert“, schildert er den Prozess, wenn ein Kunde ein Fahrzeug gepanzert haben möchte, „sie werden dann von uns inspiziert, dann wird ein Anlieferungsprotokoll aufgenommen. Danach werden die Fahrzeuge auseinandergebaut, um entsprechend für die Panzerung vorbereitet zu werden. Die Teile, die wieder verwendet werden, lagern wir dann ein. Das Fahrzeug kommt anschließend in die Vorbereitung für die PanzerungPanzerung. Dort werden die eigens zugeschnittenen ballistischen Schutzstahlteile verbaut, das heißt, eingeschweißt. Dieser Vorgang wird durch Teamarbeit erledigt, so wie alle Fertigungsschritte durch Teams abgearbeitet werden. Dies deshalb, weil die Teams untereinander eingespielt sein müssen, damit eine Hand in die andere greift.“

Die Firma Stoof verfüge über zwei Laserschneidanlagen, die individuell die ballistischen Stahlplatten zurechtschneiden. Das Unternehmen besitze im Übrigen alle Maschinen und Techniken, damit nichts im Arbeitsprozess außer Haus gefertigt werden muss. Dabei werden extrem hohe Qualitätsstandards eingehalten, damit der Kunde ein absolut hochwertiges, gepanzertes Fahrzeug zurückerhält. Auch auf Sonderwünsche kann umfassend eingegangen werden. Wir erfahren Weiteres zum Fertigungsprozess. Nach dem Einbringen der Extrem hohe Qualitätsstandards werden bei jeder Phase der Panzerung eingehalten.Stahlelemente wird die Karosserie nochmals grundiert und mit einem Speziallack versehen. Danach wird das Fahrzeug wieder zusammengebaut, zum Teil mit den wieder verwendbaren Teilen, aber auch mit neuen, die zum Beispiel auf spezielle Kundenwünsche zurückgehen. Da können schon einmal extravagante Wünsche erfüllt werden, wie beispielsweise eine eigene Sauerstoffversorgung im Fahrzeuginneren, Gaswurf- oder Vernebelungssysteme, James Bond und sein Chefentwickler Q lassen grüßen. Zum Schluss werden die Fahrzeuge in der Auslieferungshalle nochmals überprüft und abgenommen. Dann wird das Fahrzeug dem Kunden oder aber einem Sachverständigen präsentiert, der dann seinerseits die Übernahme vornimmt. Dies alles, so Holger Stockey, sei auf Herstellerniveau. Darüber hinaus sei das Unternehmen zertifiziert, man arbeite intensiv mit dem bundesdeutschen Beschussamt und entsprechenden Keine Arbeit wird außer Haus gegeben. Das gilt auch für die Innenausstattung.Stellen der IABG zusammen. Weiterhin sei man mit Hyundai eine Kooperation zur Fertigung einer gepanzerten Oberklasselimousine eingegangen. Man produziere den gepanzerten Equus, im Fachjargon ‚Werkspanzer‘ genannt. Weitere wesentliche Qualitätsmerkmale sind Aftersales und Service, was bedeutet, dass die Kunden auch nach der Auslieferung ihrer Fahrzeuge weiter betreut werden. Hierzu gehören die so genannten „Flying Doctors“, also Techniker, die jederzeit zu jedem Punkt auf der Welt reisen, um notwendigen Service, beispielsweise eine Reparatur, zu bieten. „Alle drei Monate wird von uns auch eine Sichtprüfung durchgeführt“, so Holger Stockey, „fälliger Austausch von Teilen steht dann ebenso an wie die Lieferung von Ersatzteilen. Nur so kann ein Gesamtkonzept sondergeschützte Fahrzeuge funktionieren.“

 

Rundgang durch die Fertigung

Holger Stockey führte die Besucher sachkundig durch das Unternehmen.Holger Stockey führt uns durch den Betrieb, und so bekommen wir Gelegenheit, die Fertigung der Fahrzeuge nachzuvollziehen. Hier sehen wir nun Fahrzeuge von unterschiedlichen Herstellern, unterschiedlicher Bauart wie Limousinen, SUV, auch Klein-LKW. Manche sind völlig entkernt, das bedeutet, vor uns steht die nackte Karosserie. Jedes noch so kleine Teilchen wurde entfernt. Dann beginnt der Aufbau mit Stahlplatten. Besonderes Augenmerk legt die Firma auf ausgemachte Schwachstellen wie zum Beispiel an den Türöffnungen. „Das macht den Unterschied aus“, so Fred Stoof, der zwischenzeitlich wieder zu uns gestoßen ist. „Natürlich werden die Fahrzeuge schwerer. In der Regel müssen hier völlig neue Systeme wie Federung, Fahrwerk oder Bremssysteme entwickelt werden.“ Auch das übernimmt die Firma bei der Fertigung neuer Fahrzeugtypen. Wir können uns ein Bild über alle Arbeitsprozesse machen und begegnen vielen Mitarbeitern. In der Fertigung ist das fast eine Männergesellschaft. Hochmoderne Elektronik steht ebenso zur Verfügung wie sinnvolle Tools, Arbeitsgeräte und Schutzvorrichtungen. Man betreibt hohen Aufwand, um die Fahrzeuge sicher zu bekommen. „In unseren Fahrzeugen kam noch nie jemand bei einem Anschlag zu Tode.“ Fred Stoof sagt dies mit spürbarem Stolz. Wir verfolgen den fortlaufenden Prozess der Aufarbeitung der Fahrzeuge. Es sind mehr als zehn Stationen, überall sind Teams damit beschäftigt, den Fahrzeugen ihre lendgültige Gestalt zu geben. Hier werden die Panzerscheiben eingesetzt, dort die verstärkten Achsen eingepasst. Der Betrieb wirkt Eine nackte Karosserie wartet auf ihren Aufbau, um Leben zu schützen. Noch nie kam bei einem Anschlag auf ein Stoof-Fahrzeug ein Insasse zu Tode. aufgeräumt, hell und sauber, und überall ist geschäftiges Treiben. Nach einer Stunde Führung sind wir schließlich in der Auslieferungshalle, in der zwei fertig aufgerüstete Fahrzeuge stehen. Man sieht ihnen von außen auf den ersten Blick nicht an, dass es sich um gepanzerte Limousinen handelt. Erst bei näherem Hinschauen erkennt man an den Details, an der Gediegenheit der Werkstoffe und dem Panzerglas, was vor einem steht. Beim Abschlussgespräch mit den beiden Herren gehen wir nochmals das Gehörte und Gesehene durch. Das Unternehmen, so Fred Stoof, wird aufgrund der Tatsache, dass kürzlich ein tragischer Anschlag auf einen Fahrzeugkonvoi des Innenministers in Ägypten passiert sei, deutlich mehr Aufträge für die nahe Zukunft zu erwarten haben, da Qualität gefragt sei. Bei dem Anschlag gab es einen Toten im Begleitfahrzeug zu beklagen, der zwar in einem (nicht von der Firma Stoof präparierten) sondergeschützten Fahrzeug saß, das aber wohl doch Schwachstellen aufwies. Umso mehr sei die Firmenstrategie zukunftsweisend, und hohe Qualität hat ihren Preis. „Im Vergleich mit anderen Premiumunternehmen“, so Fred Stoof, „sind wir aber durchaus konkurrenzfähig. Dies belegen unsere Auftragszahlen. Und wir werden unsere hohe Qualität auch in Zukunft halten.“
Alle Fotos: Helmut Brückmann

 



[i] SUV, Abkürzung für Sport Utility Vehicle, aus dem Englischen, bedeutet etwa Sport- und Nutzfahrzeug beziehungsweise Geländelimousine.