Waldbrandexperte fordert umfangreichen Maßnahmenkatalog
Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) hat einen umfangreichen Maßnahmenkatalog zum Schutz vor gefährlichen Wald- und Vegetationsbränden gefordert. „Die derzeit in Deutschland auftretenden Brände sind ein eindeutiges Warnsignal und zeigen uns, dass es dringenden Handlungsbedarf gibt“, bekräftigte vfdb-Präsident Dirk Aschenbrenner.
Eine der Konsequenzen müsse eine stärkere aktive Begleitung des „Waldumbaus“ durch die Feuerwehren sein. Zu beobachten sei eine zunehmende, aber planlose „Entfichtung“ mit dem Ergebnis von Totholzbeständen über viele Quadratkilometer. Das führe dazu, dass sich gerade bei längeren Trockenphasen mit starkem Wind Feuer entwickeln können, „die wir in Deutschland seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben“. Unter Entfichtung verstehen Fachleute das Entfernen von Fichten aus Wäldern, um unter anderem Platz für andere heimische Pflanzen zu schaffen.
Ergänzend warnte der vfdb-Brandexperte Dr. Ulrich Cimolino: „Wenn die Feuerwehren nicht die taktischen und technischen Voraussetzungen schaffen und den richtigen Umgang auf allen Ebenen in der Ausbildung umsetzen, werden wir in absehbarer Zeit wieder Tote im Einsatz zu beklagen haben.“ Von den schlimmen Folgen betroffen seien nicht nur die Feuerwehren, sondern auch zur Unterstützung eingesetzte Land- oder Forstwirte.
„Forstwirtschaft, Umwelt- bzw. Naturschutz und Feuerwehren müssen als Partner zusammenarbeiten“, sagte Cimolino. „Dazu gehört, dass gemeinsame Lösungen gefunden werden. Ebenfalls müssen Bereiche definiert werden, die notfalls im Fall eines Brandes von vornherein aufgegeben werden.“
Als dringend erforderlich bezeichnete der Waldbrandexperte eine stärkere aktive Berücksichtigung eines vorbeugenden Waldbrandschutzes. Dazu zähle neben der Wegeunterhaltung oder –wiederherstellung die Vorbereitung oder Unterhaltung von Schneisen sowie von Löschwasserentnahmestellen. Auch müsse ein Bewuchs von mehr Mischwäldern anstelle von Nadelmonokulturen angestrebt werden.
Ein besonderes Problem bedeuten nach den Worten von Cimolino Flächen, auf denen noch Munitionsreste vorhanden oder vermutet werden. „Sie müssen dringend geräumt werden, um bei Löscheinsätzen nicht Menschenleben zu gefährden“, forderte er. „Wo das zunächst nicht möglich ist, müssen übergangsweise Lösungen her.“ Wichtig sei es, Wege für die Feuerwehr zu räumen, die Kartierung laufen anzupassen und Gefahrenbereiche zu markieren.
Cimolino bekräftigte zugleich die Forderung des vfdb-Präsidenten vom vergangenen Dienstag, die bereits vorhandenen Erkenntnisse zu nutzen und neue Technologien zu nutzen. Das gelte für alle Arten von Wald- und Vegetationsbränden. Der Einsatz von Luftfahrzeugen muss schneller erfolgen können, dazu müssen auch in Deutschland die Taktiken weiterentwickelt werden. Für Flächen mit Munitionsresten müssten zudem gepanzerte Einsatzfahrzeuge vorgehalten werden.
vfdb-Präsident Aschenbrenner verwies auf eine Bestandsaufnahme des Arbeitskreises Forschung in der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren AGBF Nordrhein-Westfalen, das den Forschungsbedarf, der im Zusammenhang mit aktuellen Waldbrandereignissen darstellt. Darin geht es um die Abläufe vor und in einem Einsatz. Unter anderem wird betont, dass der Einsatz von bemannten Luftfahrzeugen, Hubschraubern und Flugzeugen nicht ausreichend sei. „Einerseits sind die offensichtlich aus Sicherheitsgründen einzuhaltenden Abwurfhöhen teilweise für eine effektive Löschwirkung zu hoch, andererseits stehen diese Einsatzmittel für ausgedehnte Lagen nicht im notwendigen Umfang zur Verfügung“, heißt es in dem Papier. „Darüber hinaus ist die Einsatzflugstunde und laufende Vorhaltung dieser Einsatzmittel sehr teuer.“ Hingewiesen wird stattdessen auf autonom oder teilautonom agierende Roboter und ferngesteuerte Systeme. Sie könnten Bereiche erreichen, die für Einsatzkräfte aus Sicherheitsgründen tabu sind.
Die AGBF-Bestandsaufnahme steht Ihnen zum download bereit.