Ein eingespieltes Team

Der beste Freund des Menschen

Ein Einblick in das TCRH in Mosbach

Von Thomas Lay

Im Jahr 1976 wurde im badischen Mülheim der BRH Bundesverband Rettungshunde e. V. (BRH) gegründet. Mit zurzeit 1871 aktiven Mitgliedern ist dies die älteste und größte rettungshundeführende Organisation der Welt. In seinem Trainingszentrum in Mosbach kann der BRH viele Einsatzszenarien üben.

Bereits in der Steinzeit war der Hund der treue Begleiter des Menschen. Als Wach- und Hütehund war er unverzichtbar. Bald erkannte man, dass die feine Nase des Hundes bei der Suche eingesetzt werden kann. Bei der Jagd wurden Hunde verwendet, um waidwundes Wild aufzuspüren. Sie konnten aber auch trainiert werden, Lebensmittel zu erschnüffeln.

Wann Hunde zum ersten Mal bei der Suche nach verschütteten oder verschollenen Menschen eingesetzt wurden, ist nicht bekannt. Wir wissen aber, dass im Ersten BRH UniformWeltkrieg fast alle Nationen Hunde abrichteten, um auf den Schlachtfeldern nach verwundeten Soldaten zu suchen. Im Zweiten Weltkrieg spürten Hunde in den zerbombten Städten Überlebende auf.

Privates Rettungshundewesen

In Deutschland war das Rettungshundewesen bis in die Nachkriegszeit eine staatliche Aufgabe und ging danach an private Dienstleister über. Im Rettungsdienst werden in der Gegenwart Hunde von vielen unterschiedlichen Institutionen eingesetzt: Das Technische Hilfswerk setzt sie ebenso ein wie der Arbeiter-Samariter-Bund, die Johanniter-Unfall-Hilfe, das Rote Kreuz und die Feuerwehr.

Davon zu unterscheiden ist der BRH Bundesverband Rettungshunde e. V., der im Jahr 1976 im badischen Mülheim gegründet wurde und bis heute das gesamte Rettungshundewesen in allen kynologischen Fachgremien vertritt . Im Jahr 2018 waren im BRH 85 rechtlich und wirtschaftlich selbständige Rettungshundestaffeln organisiert. Darüber hinaus bestehen Tochterorganisationen in der Schweiz, Japan und Nepal und mit Italien, Taiwan, Mexiko, Philippinen und Peru schloss man Kooperationsverträge ab.

In Deutschland standen im Jahr 2018 1.130 Hunde – meist Mischlinge – beim BRH in der Ausbildung. Die 724 geprüften Hunde wurden in fünf Arbeitsgebieten eingesetzt, wobei den größten Anteil der Einsätze mit 48 Prozent die Flächensuche einnahm, es folgte die Wasserortung (10%), die Suche nach vermissten Menschen (6%) und die Trümmersuche (1%). In 35% der Einsatzfälle erfolgte nach Alarmierung ein Abbruch – in der Regel wurden in diesen Fällen zwischenzeitlich die Vermisstenfälle durch andere Maßnahmen geklärt. Neben diesen nationalen Einsatzgebieten, bei denen in der Regel die Polizei der Auftraggeber ist, bilden Auslandseinsätze unter dem Mandat der Vereinten Nationen (UN) oder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Tätigkeitsschwerpunkt des BRH und seiner Auslandsorganisation I.S.A.R. Germany . Der gute Ruf eilt dem BRH und der I.S.A.R Germany voraus, daher wurden sie zu fast allen Unwetterkatastrophen und Großschadensereignissen wie zum Beispiel dem Erdbeben in Mexiko und Haiti sowie dem Taifun auf den Philippinen gerufen. Aktuell wird ein UN-zertifiziertes medium-USAR-Team (Urban Search and Rescue) und ein WHO-zertifiziertes EMT (Emergency Medical Team) gestellt.

Üben für den Einsatz

Üben für den Einsatz im TrümmergeländeFür diese vielfältigen Einsätze müssen die Staffeln des BRH ständig üben. Dies geschieht in drei Übungseinrichtungen die recht gleichmäßig über die Republik verteilt sind in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg. In diesen Anlagen ist es möglich, organisations- und fachdienstübergreifend zu üben. Dies bietet den großen Vorteil, dass hier auch die immer wieder im Einsatz festzustellende Schnittstellenproblematik angegangen werden kann. Das Training beinhaltet sowohl theoretische als auch praktische operative Elemente. Hierbei wird großer Wert darauf gelegt, möglichst viele verschiedenartige Schadenslagen darzustellen, um so eine hohe Trainingseffizienz im Rahmen einer Ausbildungsmaßnahme zu erreichen.

Am Beispiel des Trainingszentrums in Mosbach wollen wir die Möglichkeiten näher betrachten. Als sich der BRH im Jahr 2011 auf die Suche nach einem Trainingsgelände in Süddeutschland machte, war es ein Ziel, langfristig planen zu können. Dabei gab es vielfältige Unterstützung durch verschiedene Institutionen, insbesondere durch das zuständige Staatsministerium Baden-Württemberg. Um das rund 27 Hektar große Gelände in Mosbach nutzen zu können waren dann noch zahlreiche Maßnahmen erforderlich, so zum Beispiel mussten Naturschutzausgleichsmaßnahmen ergriffen werden. Das Bundesumweltministerium entschloß sich aufgrund der gemeinsamen Bemühungen des Geländeeigentümers und des BRH die Konversion der ehemaligen Neckartalkaserne zu einem Leuchtturmprojekt für naturnahe Firmengelände werden zu lassen.

Ideale Trainingsbedingungen

Um das bereits beschriebene Ziel eines möglichst vielfältigen Übens erreichen zu können, bietet das Training Center Retten und Helfen (TCRH) in Mosbach ideale Voraussetzungen. Das Gelände liegt fernab von Siedlungen und gehört einem Entsorgungsunternehmen. Da die höchste Genehmigungsstufe nach dem Realistische Einsatzszenarien Bundesimmissionsschutzgesetz vorliegt, kann hier am Tag und in der Nacht geübt werden, wobei entstehender Lärm niemanden stört. Somit ist es möglich, ehrenamtlich Tätige verstärkt am Wochenende in Mosbach üben zu lassen, während sich die Ausbildungszeiten der hauptamtlich Tätigen auf die Wochentage konzentrieren. Im TCRH wurden bereits Großschadensereignisse mit über 500 Personen geübt, so zum Beispiel die Zerstörung eines großen Hauptbahnhofes durch ein Explosionsunglück. Wegen der großen Räumlichkeiten können bei Bedarf – zum Beispiel bei schlechtem Wetter – viele Übungsszenarien auch in die Gebäude verlagert werden. Somit ist die Übungsanlage nahezu wetterunabhängig. Modern eingerichtete Seminarräume stehen in Mosbach zur Verfügung, es besteht hier die Möglichkeit der Übernachtung und eine eigene Gastronomie wird auch angeboten.

Mosbach lebt nicht nur von dem, was es an vielen unterschiedlichen Trainingsmöglichkeiten vorhält, sondern es lebt auch von den Übungsinteressen der Anwender. So richtete man nach den Starkregenereignissen der letzten Jahre ein großes Regenwasserrückhaltebecken ein, das gleichzeitig als Löschwasserreservoir dient. Die gesamte Anlage ist 85 Meter lang, viereinhalb Meter breit, die Tiefe variiert bis hin zu elf Metern. Man kann sie als Tauchanlage nutzen, die über eine Unterwasserbeleuchtung verfügt. Dort ist es möglich, eine Unterwasserwerkstatt zu nutzen, unterschiedliche Forensikarbeiten unter Wasser durchzuführen, die Beweismittelsicherung zu üben oder das Retten beziehungsweise Bergen von Personen aus Fahrzeugen zu trainieren. Hier kann aber auch das schwierige Vorgehen der Rettungskräfte in einer überfluteten Tiefgarage nachgestellt werden. Dass die Szenarien möglichst nah dran an der Einsatzwirklichkeit sind, garantiert die enge Zusammenarbeit mit Arbeitsgruppen der Berufsfeuerwehr und der Wasserschutzpolizei.

Während die BRH-Einsatzkräfte bei Ereignissen im Inland unter anderem mit Polizei, Feuerwehr und weiteren Hilfskräften zusammenarbeiten können, stellt sich die Lage bei Auslandseinsätzen häufig ganz anders dar. Bei einem Massenanfall von toten und verletzten Personen herrschen häufig chaotische Verhältnisse. Dann sind mitunter großräumige Absicherungen erforderlich. Terroristische Anschläge oder ein Amoklauf hingegen erfordern eine andere Herangehensweise. Auch solche Ereignisse können in Mosbach geübt werden. Hierbei stehen auch Fragen des taktischen Vorgehens im Mittelpunkt und besonders die Eigensicherung muss beachtet werden.

Die Nutzfläche wird größer

Ein Überblick über das GeländeGegenwärtig werden fünf Hektar der Gesamtfläche für BOS-Einheiten genutzt. Bereits ab Ende 2019 sollen weitere fünf Hektar für die Nutzung durch das Land Baden-Württemberg zur Verfügung gestellt werden. Hier wird ein Trainingszentrum der Hochschule der Polizei Baden-Württemberg geschaffen werden, wo das Training für lebensbedrohliche Einsatzlagen (lebEL) stattfinden kann. Für diesen Zweck steht eine , 900 m2 große Sporthalle mit Übungsszenarien sowie zwei mehrstöckige Gebäude mit Szenariozimmern zur Verfügung. Hier können zukünftig zwei Übungsgruppen parallel arbeiten, um zum Beispiel das taktische Vorgehen in Gebäuden zu üben. Dazu können unterschiedliche Lichtverhältnisse geschaffen werden und eine aufwendige Videoanlage ermöglicht den Trainern eine detaillierte Nachbereitung der Übung. Als eine weitere Möglichkeit wird eine große Containerstadt auf mehr als 10.000 qm gebaut. Des Weiteren soll noch ein Trainingszentrum für die Beamten des Polizeipräsidiums Heilbronn aufgebaut werden. In der Zeit, in der die Polizei in diesem neuen Geländeabschnitt nicht übt, ist er auch für andere BOS-Organisationen zugängig. Ganz bewusst wird hier auf Synergieeffekte gesetzt, indem für mehrere Bedarfsträger geeignete Anlagen geschaffen werden.

Aus dem breiten thematischen Spektrum, das in Mosbach abgedeckt werden kann, stechen die biologische und technische Ortung für Trümmerflächen und Suchdienste heraus, wie sie im Landesinnern bei Großschadens-, Amok- und Terrorlagen auftreten, wobei dabei auch die Kooperation zwischen polizeilichen und militärischen Dienststellen trainiert werden kann. Des Weiteren stellt die Einsatzmedizin einen Schwerpunkt dar. Dies zeigt sich daran, dass zum Team ein ärztlicher Direktor und eine Medizinpädagogin gehören, die an der Praxis orientierte Trainingskonzepte entwickeln. Hierbei arbeiten sie eng mit verschiedenen Stellen der baden-württembergischen Polizei zusammen, um gemeinsam Konzepte für taktische Einsatzmedizin entwickeln.

Spezialeinheiten beim TrainingFür die nahe Zukunft ist eine weitere Ausdehnung des Themenspektrums geplant. Es sollen Szenario-Gebäude eingerichtet werden, in denen mit FX-Munition – also einer Farbmarkierungsmunition – trainiert werden kann. Dabei erleben die Übenden einen Treffer im Feuergefecht hautnah. Darüber hinaus ist auch vorgesehen, Präzisionsschützen der Polizei und auch Scharfschützen der Bundeswehr die Möglichkeit zu geben Einsatzlagen von Gebäude zu Gebäude zu trainieren. Diese Szenario Räume können so ausgestattet werden, dass viele unterschiedliche Einsätze durchgespielt werden können: Ein Schlafzimmer, ein Besprechungsraum, ein Klassenzimmer oder ein Kinosaal. Über vergleichbare Trainings-Möglichkeiten verfügen in Deutschland mehrere Spezialeinheiten der Polizei und des Militärs, unter anderem die GSG 9 und das Kommando Spezialkräfte, aber auch die Feldjäger der Bundeswehr. So wie bei den Übungsanlagen der Spezialkräfte können auch in Mosbach bestimmte Geisellagen geübt werden. Es besteht die Möglichkeit an Kraftfahrzeugen, Bussen, Lastkraftwagen und Schienenfahrzeugen Einsatzlagen des „Retten und Befreien“ zu üben. Dementsprechend können unterschiedliche Verfahren des taktischen Türöffnens dargestellt werden und bei allem ist es möglich, die Übungen unter Einsatz von Atemschutzgeräten durchzuführen. Breaching-Container zur variablen Positionierung ergänzen das Portfolio der Bestandsimmobilien. Darüberhinaus sind Raumschießanlagen mit 25- bzw. 100m-Distanzen in Vorbereitung, eine 360-Grad-Anlage soll für Spezialkräfte weitere Trainingsmöglichkeiten eröffnen.

Tagungsraum mit modernster TechnikMosbach bietet somit sehr viele unterschiedliche Trainingsmöglichkeiten für zivile, polizeiliche und militärischen Institutionen. Hier ist es möglich, realitätsnah die Kooperation unterschiedlicher Einsatzkräfte in speziellen Einsatz- oder Großlagen zu trainieren.

Viele Veranstalter nutzen bereits das TCRH für regelmäßige Veranstaltungen, zum Beispiel:
TREMA-Tage https://www.trema-europe.de
SRHT-Symposium von ECMS https://ecms-academy.de/
Weber Rescue Days https://www.weber-rescue.com/de/rescue-days/about.php

Weitere Informationen: www.tcrh.de

 Alle Bilder © TCRH