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BKA-Präsident unterzeichnet Charta der Vielfalt

Von Peter Sehr

Am 16.Mai 2014 unterzeichneten Staatsministerin Aydan Ozoguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, und BKA-Präsident Ziercke im Rahmen der Auftaktveranstaltung „Kulturelle Vielfalt in Deutschland/Migranten in der Polizei“ die Charta der Vielfalt. Somit gehört das BKA zu den 20 Prozent der deutschen Behörden, die neben Wirtschaftsunternehmen die Anerkennung, Wertschätzung und Einbeziehung von Vielfalt in der Unternehmenskultur in Deutschland zum Ziel hat.

Die Charta der Vielfalt verpflichtet Unternehmen, Institute und Behörden ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen ist. Unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter oder sexueller Orientierung, sollen allen Beschäftigten gleichermaßen respektiert werden. Als Vorteile einer Unterzeichnung werden neben einer verbesserten Bindung der Beschäftigten an den Arbeitgeber auch verbessertes Recruiting, Effizienzsteigerung und Imagebildung gesehen. In seiner Rede zog Präsident Ziercke Lehren aus dem NSU-Ermittlungsprozess. Hier führte er mangelnde Sensibilität und Mangel an interkultureller Kompetenz als wesentliche Faktoren für den Vertrauensverlust an, den die Sicherheitsbehörden hinnehmen mussten. Man müsse dieses Vertrauen wiedergewinnen und wachsam gegen über Vorurteilen sein, so Ziercke. Er skizzierte seine Vorstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die über entsprechende Sprachkenntnisse verfügen sollten, Wissen über die unterschiedlichen Kulturen und Bräuche sowie Empathie als Schlüssel für soziale Intelligenz. Gegenseitiger Respekt als unverzichtbarer Bestandteil der Interaktion ist für Ziercke selbstverständliche Grundlage. Ziercke sieht das BKA da bereits auf einem guten Weg, ist das BKA seit Jahrzehnten die Schnittstelle der deutschen Kriminalpolizeien zu ausländischen Strafverfolgungsbehörden und damit in ständiger Kommunikation mit Ausländern. Neben dem Historienprojekt, eine Aufarbeitung der Geschichte des BKA und seiner Bediensteten nach dem 3. Reich, dem begonnenen Dialog mit Muslimen, der Themenwoche „Interkulturelle Kompetenz“ Anfang 2014 und interaktivem Computertraining zur Stärkung der interkulturellen Kompetenz, werbe das BKA auch vermehrt um Migranten, beispielsweise mit Anzeigen in der türkischen Tageszeitung „Hürriyet“, für die Ausbildung zum Kriminalkommissar. „Dies alles lässt sich ständig verbessern“, so Ziercke zum Abschluss seiner Rede.

 

Zuwanderung als Chance

Staatsministerin Özoguz wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass ihre Beauftragung nicht nur Ausländer beträfe, sondern auch die Aufnehmenden mit umfasse. Am größten sei die Angst vor Überfremdung erstaunlicher Weise bei denen, die kaum Kontakte zu Ausländern hätten. Zuwanderung müsse man auch als Chancen begreifen, auch wenn damit vermeintliche Konflikte entstehen. So freue es sie, dass das BKA die Charta unterzeichnen will. Mittlerweile wären Unternehmen, Institutionen sowie Behörden mit über 6,7 Millionen Beschäftigten von der Charta umfasst, darunter auch neun der zehn größten Städte Deutschlands. Die Polizeien Deutschlands, so die Staatsministerin, hätten lediglich bis zu zwei Prozent Polizistinnen und Polizisten mit Migrationshintergrund, und das bei einem Durchschnittsanteil von 20 % in der Gesamtbevölkerung. Aber auch hier sei eine positive Entwicklung feststellbar: Der Anteil von Anwärterinnen und Anwärtern mit Migrationshintergrund für den Polizeiberuf sei in den Ländern teilweise auf bis zu 16% gestiegen. Dies werde ein Gewinn für die Polizeien, die diese jungen Menschen nicht nur Sprachkompetenz mitbringen, sondern auch die Fähigkeiten zur ethnischen Kompetenz, was zur Konfliktminimierung entscheidend beitragen kann. Frau Özoguz ging auch kritisch auf die Rolle der Polizei in den NSU-Ermittlungen ein, wobei sie das BKA nicht ausnahm. Auch das BKA habe einseitig die Ermittlungsansätze in Umfeld der Organisierten Kriminalität gesehen. Die Charta, so Frau Özoguz, sei nicht nur ein unterschriebenes Dokument. Vielmehr gehe man damit auch eine Selbstverpflichtung ein, die Inhalte zu leben.

 

Kritik nur als Einzelfall

Der Vorsitzende des örtlichen Personalrats Berlin, Thomas Helf, ging in seiner Rede auf Kritik aus den Reihen der Beschäftigten des BKA ein. Was, wenn Menschen nicht mitmachen wollen? Bei aller Zustimmung zur Charta gebe es durchaus auch Kritik an der Möglichkeit der Umsetzung. Helf nimmt diese Dinge ernst, ordnet aber die kritischen Stimmen als eine deutliche Minderheit im BKA ein. Integration und Respekt hält er für die zentralen Punkte bei der Umsetzung der Charta, und im BKA sind trotz vieler guter Initiativen Verbesserungen immer machbar. Dahin gehend gäbe es in den Reihen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele Gedanken. Trotz der einzeln aufgetretenen Kritik wehrt sich Helf entschieden gegen Vorwürfe der Partei „Die Linke“, das BKA sei eine Basis für institutionellen Rassismus. Dem müsse auf allen Ebenen entschieden entgegen getreten werden.

 

Weitere Veranstaltungen

Martina Link, Leiterin des Kriminalistischen Instituts des BKAMartina Link, Leiterin des Kriminalistischen Instituts, die die Vortragsreihe auch eröffnete, wies nach erfolgter Unterzeichnung in ihrem Schlusswort auf die nächste Veranstaltung am 25. Juni hin, in der das Konfliktfeld Polizei und Jugendliche im Mittelpunkt steht. Hierzu sind interessante Beiträge des Max-Planck-Institutes und der Uni aus Hamburg zu erwarten. Die Schlussveranstaltung wird voraussichtlich im September dieses Jahres stattfinden.

 

Interesse an der Charta der Vielfalt? Jedes Unternehmen kann teilnehmen: www.charta-der-vielfalt.de; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.; Geschäftsstelle; Albrechtstraße 22, 10117 Berlin