Zwei Schüsse führten in die Katastrophe
Das Attentat von Sarajevo
Von Werner Sabitzer
Zwei Schüsse, die Europa veränderten: Vor 100 Jahren, am 28. Juni 1914 wurde in Sarajevo der Thronfolger Österreich-Ungarns, Franz Ferdinand, ermordet. Das Attentat war Auslöser des Ersten Weltkriegs, dem zehn Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Als Erzherzog Franz Ferdinand und seine Frau Sophie während ihres Bosnien-Aufenthalts am 28. Juni 1914 die Hauptstadt Sarajevo besuchten, hatten sich etwa zehn Extremisten mit Faustfeuerwaffen und Sprengkörpern bewaffnet an verschiedenen Stellen in der Stadt postiert. Die jungen Männer gehörten der serbischen Geheimbewegung „Mlada Bosna“ („Junges Bosnien“) an. Diese Bewegung stand unter dem Einfluss der serbischen Untergrundorganisation „Ujedinjenje ili Smrt“ („Vereinigung oder Tod“), auch genannt „Crna ruka“ („Schwarze Hand“), und wurde von ihr unterstützt. Aktivisten der „Schwarzen Hand“ verübten ab 1910 in Bosnien zahlreiche Anschläge. Nun sollte das Ziel der Thronfolger Österreich-Ungarns sein.
Hintergrund: Konfliktherd Balkan
Nachdem russische Truppen im Krieg 1877/78 große Teile des Osmanischen Reichs auf europäischem Boden erobert hatten, wurde die Balkanregion beim Berliner Kongress von den Großmächten neu gestaltet. Serbien, Montenegro, Rumänien und Bulgarien wurden als souveräne Staaten anerkannt; Bosnien und die Herzegowina wurden unter die Verwaltung Österreich-Ungarns gestellt und von österreichischen Truppen besetzt.
Der österreichfreundliche serbische König Aleksandar Obrenović wurde im Juni 1903 bei einem Offiziersputsch abgesetzt und ermordet. Sein Nachfolger König Peter I. Karadordjević wollte alle (Süd-)Slawen in einem großserbischen Reich vereinen. Die österreichisch-ungarische Monarchie reagierte mit Handelsbeschränkungen, wie dem Ein- und Durchfuhrverbot für serbische Agrargüter („Schweinekrieg“).
1908 folgte die formelle Annexion der damals noch getrennten Länder Bosnien und Herzegowina als k. u. k. Kronkolonien durch Österreich-Ungarn. Viele Bosnier und bosnische Serben wollten nicht von der Monarchie ausgebeutet werden, sondern strebten die Unabhängigkeit oder den Anschluss an das Königreich Serbien an.
Serbien mobilisierte seine Truppen und wollte mit Unterstützung Russlands das teilweise von Serben besiedelte Gebiet erobern. Da Frankreich Russland die Unterstützung verweigerte und Österreich-Ungarn vom Deutschen Reich unterstützt wurde, gab Serbien nach und akzeptierte die Annexion Bosniens und Herzegowinas.
1912 kam es zum „Ersten Balkankrieg“: Serbien, Montenegro, Bulgarien und Griechenland verbündeten sich unter dem Schutz Russlands gegen das Osmanische Reich. Auf der folgenden Konferenz der Großmächte wurde aber der Staat Albanien gegründet. Damit war der kurz zuvor erkämpfte, für den Handel sehr wichtige Zugang Serbiens zum Mittelmeer wieder weg. Der Streit um die Gebietsaufteilung führte 1913 zum „Zweiten Balkankrieg“, bei dem sich Bulgarien gegen seine Bündnispartner wandte. Nach der Niederlage Bulgariens wurde Serbien die stärkste Macht in der Balkanregion. Das Osmanische Reich besaß nun auf dem europäischen Kontinent nur mehr ein kleines Gebiet mit Istanbul. In Serbien, Bosnien und Herzegowina verstärkten sich die Bestrebungen von Extremisten, Bosnien und Herzegowina von der österreichisch-ungarischen Fremdherrschaft zu befreien.
Gavrilo Princip und die „Schwarze Hand“
Einer der Verschwörer von Sarajevo war Gavrilo (Gavre) Princip, geboren am 25. Juli 1894 in Obljaj, einem Ortsteil von Bosansko Grahovo im Bezirk Livno in Bosnien. Er galt als intelligent und ambitioniert; er besuchte die Handelsschule in Tuzla und das Untergymnasium in Sarajevo. 1912 zog er nach Belgrad, wo er das Gymnasium besuchen wollte, aber zunächst an der Aufnahme scheiterte. Er schlug sich daraufhin als Hilfsarbeiter durch. Der junge Bosnier war belesen und identifizierte sich mit nationalistischen Ideen und der serbischen Propaganda gegen das „verfaulte Österreich“.
Princip war Mitglied der losen Bewegung „Mlada Bosna“, in der sich Schüler und Studenten, aber auch Schriftsteller und andere Intellektuelle zusammenschlossen. Eines der Ziele der Bewegung war es, Bosnien-Herzegowina vom österreichischen „Joch“ zu befreien und die südslawischen Provinzen der Monarchie mit Serbien und Montenegro zu vereinen.
Im Oktober 1912 wollte sich Princip in Projuplje den Tschetniks anschließen. Der Kommandant der dortigen Tschetnik-Truppe lehnte aber eine Aufnahme mit der Begründung ab, Princip sei für den anstrengenden Dienst körperlich zu schwach. Princip kehrte nach den Balkankriegen nach Belgrad zurück und besuchte bis August 1913 das Gymnasium.
Beeindruckt vom fehlgeschlagenen Attentat eines serbischen Studenten auf den Statthalter der Monarchie in Bosnien am 15. Juni 1910 in Sarajevo, beschloss Princip, ebenfalls einen Terrorakt zu begehen und Thronfolger Franz Ferdinand zu ermorden. Von dessen geplantem Besuch in Bosnien hatte er Wochen davor aus Zeitungen erfahren. Mit Unterstützung von zwei anderen Mitgliedern der „Mlada Bosna“ wollte er die Tat verwirklichen. Es handelte sich um den 19-jährigen Nedeljko Čabrinović und dem 18-jährigen Trifun „Trifko“ Grabež.
Princip wandte sich an seinen Bekannten Milan Ciganović, der für den serbischen Geheimdienst arbeitete und ein führendes Mitglied der „Schwarzen Hand“ war. Ciganović gab den drei jungen Nationalisten Schießunterricht und stattete sie schon Ende Mai 1914 mit Pistolen und Sprengkörpern aus. Princip und seine Freunde erhielten auch Geld für die Reise sowie Zyankali, um sich umzubringen, falls sie gefasst würden.
Princip, Čabrinović und Grabež wurden über die Grenze nach Bosnien geschleust. In Tuzla schloss sich ihnen der Lehrer Danilo Ilić an, der drei weitere Mitglieder der „Mlada Bosna“ für den Anschlag anwarb: Vaso Čubrilović, Cvetko Popović und Muhamed Mehmedbašić.
Weitere „Mlada Bosna“-Angehörige und Sympathisanten unterstützten das geplante Attentat, darunter der Lehrer Veljko Čubrilović, ein Bruder Vasos und der Kaufmann Miško Jovanović.
In Sarajevo erhielt Danilo Ilić von einem Führer der „Schwarzen Hand“ den Auftrag, den geplanten Anschlag nicht durchzuführen. Die Führung der Organisation befürchtete nämlich heftige Vergeltungsschläge, falls das Attentat gelingen sollte. Princip beharrte aber auf die Aktion und überredete Ilić, trotz des Befehls aus Belgrad mitzuwirken.
Zufall und Schlamperei
Am Tag des Anschlags stellten sich zwei Verschwörer bei der Ćumurija-Brücke auf und die anderen fünf Attentäter postierten sich entlang der Straße zur Kaiser-Brücke. Ilić fungierte als Kontaktmann zwischen den Verschwörern.
Der Konvoi, der sich vom Bahnhof in Sarajevo Richtung Rathaus bewegte, bestand aus sechs Autos. Franz Ferdinand, seine Frau und der Statthalter befanden sich im zweiten Auto. Neben dem Lenker saß Franz Graf Harrach, dem das Auto gehörte. Gegen zehn Uhr fuhr der Konvoi an der Stelle vorbei, an der Muhamed Mehmedbašić stand. Dieser verzichtete aber darauf, seine Bombe zu werfen. Später gab er an, nicht gewusst zu haben, in welchem Auto der Thronfolger saß.
Kurz darauf passierte der Konvoi den Standort von Čabrinović. Dieser fragte einen Polizisten, in welchem Auto Franz Ferdinand sitze. Dann schlug er die Sicherung des Sprengkörpers an einem Laternenmast ab und warf die Bombe auf das zweite Auto. Der Lenker bemerkte dies und gab Gas, gleichzeitig hob Franz Ferdinand einen Arm, von dem der Sprengkörper abprallte, über das zurückgeklappte Verdeck auf die Straße fiel und vor dem nächsten Automobil detonierte. Durch die Detonation wurden zwei Insassen dieses Fahrzeugs und mehrere Schaulustige verletzt.
Nach dem Attentat schluckte Čabrinović Zyankali und sprang in den Fluss Miljacka. Das Gift entfaltete aber fast keine Wirkung, sodass Čabrinović überlebte. Er wurde von Schaulustigen überwältigt, misshandelt und den Sicherheitskräften übergeben.
Der Konvoi setzte seine Fahrt fort und fuhr an den Verschwörern Vaso Čubrilović und Cvetko Popović vorbei, die ihr Vorhaben, den Thronfolger zu ermorden, nicht umsetzten. Beim Empfang im Rathaus beschimpfte Franz Ferdinand den Bürgermeister von Sarajevo wegen des Attentatsversuchs.
Nach dem Empfang wurde die Fahrtroute geändert. Franz Ferdinand wollte im Krankenhaus am Rande der Stadt einen der verletzten Begleiter besuchen und erst dann den geplanten Besuch des Museums absolvieren.
Auf der Fahrt bog der erste Wagen der Kolonne gegen elf Uhr bei der Lateinerbrücke in die ursprünglich geplante Route ein. Der Fahrer des Thronfolger-Wagens blieb stehen und legte den Rückwärtsgang ein, um zurück auf den Kai zu fahren. Das war zufällig vor dem Café, in dem sich Princip aufhielt. Als dieser das Automobil sah, lief er auf die Straße, zog seine Browning-Pistole, Kaliber 7,65, und feuerte aus wenigen Metern zwei Schüsse auf den Thronfolger ab.
Das erste Projektil durchschlug die Seitenwand des Automobils, verformte sich und drang in den Unterleib von Sophie ein. Die Getroffene starb kurz darauf an ihren schweren Verletzungen. Franz Ferdinand soll gerufen haben: „Sopherl! Sopherl! Stirb nicht! Bleib' am Leben für unsere Kinder!“ So berichtete es später Franz Graf Harrach, der dem Thronfolger sein Auto für den Bosnien-Besuch zur Verfügung gestellt und an der Unglücksfahrt teilgenommen hatte.
Der zweite Schuss traf Franz Ferdinand in den Hals. Der Fahrer des Wagens fuhr nach den Schüssen zum Konak, der Residenz des Militärgouverneurs Potiorek. Dort bemühten sich Helfer, das Leben des Thronfolgers zu retten. Die Bemühungen waren vergeblich, Franz Ferdinand von Österreich-Este verblutete.
Wie Čabrinović schluckte auch Gavrilo Princip nach der Tat Zyankali, musste es aber erbrechen. Daraufhin wollte er sich erschießen. Aufgebrachte Zuschauer rissen ihm aber die Pistole aus der Hand und wollten ihn lynchen. Gendarmen ergriffen den Attentäter und führten ihn ab.
Ungenügende Sicherheitsvorkehrungen
Das Attentat von Sarajevo hätte verhindert werden können. Die serbische Regierung hatte von Attentatsplänen gegen den Thronfolger erfahren. Der Regierungschef beauftragte den Gesandten Serbiens in Wien, das Kaiserhaus zu warnen. Der Gesandte informierte den k. u. k. Finanzminister Leon von Biliński, der in dieser Funktion gleichzeitig (ziviler) Gouverneur von Bosnien und Herzegowina war. Dieser nahm die Warnung aber nicht besonders ernst. Trotz des hohen Risikos wurden für den Sarajevo-Besuch keine besonderen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Die Reiseroute durch die Hauptstadt und der Zeitplan wurden in Tageszeitungen veröffentlicht, wohl auch um mehr jubelnde Zuschauer anzulocken. Auch nach dem ersten, erfolglosen Anschlag am Appel-Kai brach Franz Ferdinand den Besuch nicht ab. Nach der Routenänderung soll Potiorek den Thronfolger wegen dessen Sicherheitsbedenken beruhigt und die weitere Verantwortung für die Sicherheit auf der neuen Strecke übernommen haben.
Der 28. Juni war vom k. u. k. Statthalter (Militärgouverneur) in Bosnien-Herzegowina, General Oskar Potiorek, als Besuchstag in Sarajevo vorgeschlagen worden. Der 28. Juni, der Sankt-Veits-Tag („Vidovdan“) im Julianischen Kalender, ist für Serben ein wichtiger Gedenk- und Feiertag. Er erinnert an die historische Schlacht am Amselfeld (Kosovo Polje) am 28. Juni 1389, bei dem das serbische Heer gegen die Osmanen verlor. Die Schlacht gilt für Serben als Symbol der Aufopferung für christliche Werte und des Kampfes gegen die osmanische Fremdherrschaft. Für den 525. Jahrestag dieser symbolhaften Schlacht waren in Serbien viele Gedenkveranstaltungen geplant. Der Besuch des Thronfolgers an diesem Tag in Sarajevo könnte bei Serben als Provokation oder Demütigung angesehen worden sein. Umgekehrt hätte ein Attentat auf einen hohen Repräsentanten der Fremdherrschaft am Sankt-Veits-Tag eine besondere Bedeutung bekommen.
Hinrichtungen und Festungshaft
Vom 12. Oktober bis 23. Oktober 1914 fand in Sarajevo der Gerichtsprozess gegen insgesamt 25 Angeklagte wegen Hochverrats und Meuchelmordes statt. Die Festgenommenen hatten nach langen Verhören den Anschlag gestanden und weitere Tatbeteiligte genannt. Auch Gravilo Princips Bruder Jovo und andere Familienmitglieder wurden festgenommen. Sie dürften aber vom Attentatsplan Gravilos nichts gewusst haben.
Im Prozess bestritten die Angeklagten eine Verbindung mit dem offiziellen Serbien. Princip erwähnte im Gerichtsverfahren auch den Befehl der „Schwarzen Hand“, das geplante Attentat nicht auszuführen.
Da Princip zur Tatzeit knapp unter 20 Jahre alt war, wurde er nicht zur Todesstrafe auf dem Würgegalgen verurteilt, sondern zu 20 Jahren schweren Kerkers. Angekettet in einer kalten, feuchten und dunklen Kerkerzelle in der Kleinen Festung in Theresienstadt erkrankte er bald schwer. Wegen Knochentuberkulose musste ihm am 17. November 1917 der linke Unterarm amputiert werden. Princip starb am 28. April 1918 in der gesperrten Abteilung des Garnisonsspitals in Theresienstadt. Seine Leiche wurde zunächst geheim bestattet und später auf dem katholischen Friedhof in Theresienstadt begraben. Die Grabstelle wurde geheim gehalten. Einer der Soldaten, die zur Bestattung eingeteilt waren, fertigte eine Skizze an. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Grab von diesem Soldaten wiederentdeckt. Die Gebeine wurden am 9. Juni 1920 exhumiert und mit den sterblichen Überresten anderer Verschwörer auf dem Friedhof Koševo in Sarajevo beigesetzt. Eine Gedenkinschrift in der dortigen Kapelle erinnert an Princip und andere Mitglieder der Bewegung „Mlada Bosna“.
Veljko Čubrilović, Miško Jovanović und Danilo Ilić wurden wegen Beihilfe zum Mord am 2. Februar 1915 in Sarajevo am Würgegalgen hingerichtet. Veljkos minderjähriger Bruder Vaso Čubrilović wurde zu 16 Jahren Kerker verurteilt. Nach dem Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie kam er frei. Er studierte Geschichte, wurde Universitätsprofessor und im Tito-Regime Minister für Forstwirtschaft. Trifko Grabež erhielt 20 Jahre schweren verschärften Kerker. Er wurde in der Kleinen Festung Theresienstadt eingekerkert und starb 1918 an Tuberkulose.
Nedeljko Čabrinović entging wie Princip, Popović und Vaso Čubrilović wegen Minderjährigkeit der Todesstrafe. Er wurde zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt und starb am 23. Jänner 1916 in der Kleinen Festung Theresienstadt an Tuberkulose. Cvetko Popović erhielt wegen Hochverrats eine dreizehnjährige Kerkerstrafe. Er kam nach dem Ende der Monarchie frei und arbeitete später im Museum von Sarajevo.
Muhamed Mehmedbašić konnte sich nach Montenegro absetzen. Da er sich aber mit seiner Tatbeteiligung rühmte, wurde er verhaftet. Er konnte aus dem Gefängnis flüchten, nachdem Österreich-Ungarn seine Auslieferung verlangt hatte. 1917 wurden er und der Führer der „Schwarzen Hand“, Dragutin „Apis“ Dimitrijević, wegen eines Mordkomplotts gegen Prinz Aleksandar Karadordjević verhaftet und zu 15 Jahren Haft verurteilt. Dimitrijević, ab 1913 Leiter des Militärgeheimdienstes, war schon 1903 an der Absetzung und Ermordung des Königs Aleksandar Obrenović beteiligt. Mehmedbašić kam 1919 frei und kehrte nach Sarajevo zurück. Ivo Kranjčević, der nach dem Attentat Čubrilovićs Waffen versteckt hatte, wurde zu zehn Jahren Kerker verurteilt.
Im Sommer 1917 wurden die Haftbedingungen erleichtert, die Einzelhaft unter verschärften Bedingungen wurde aufgehoben. Die überlebenden Häftlinge wurden bald darauf nach Bosnien überstellt.
„Julikrise“ und Beginn des Ersten Weltkriegs
Nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand stellte Österreich-Ungarn, das eine Beteiligung Serbiens am Attentat angenommen hatte, ein hart formuliertes und kaum annehmbares Ultimatum. Serbien akzeptierte das Ultimatum bis auf einen Punkt – die Mitwirkung österreichischer Organe bei den Ermittlungen in Serbien. Das wäre laut der serbischen Regierung eine Verletzung der Verfassung und des Strafprozessgesetzes gewesen.
Es folgte die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914. „Die Umtriebe eines hasserfüllten Gegners zwingen mich, zur Wahrung der Ehre Meiner Monarchie, zum Schutze ihres Ansehens und ihrer Machtstellung zur Sicherung ihres Berufsstandes nach langen Jahren des Friedens zum Schwerte zu greifen“, schrieb Kaiser Franz Joseph nach dem abgelaufenen Ultimatum in seinem Manifest „an meine Völker“. „Ich habe alles geprüft und erwogen ... Und ich vertraue auf den Allmächtigen, dass er Meinen Waffen den Sieg verleihen werde“. Der Erste Weltkrieg begann.
Der Krieg, bei dem auch Giftgas eingesetzt wurde, forderte zehn Millionen Tote und 20 Millionen Verwundete. Millionen Menschen gerieten in Kriegsgefangenschaft oder wurden vertrieben. Nach Kriegsende waren das Deutsche Kaiserreich, die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und das russische Zarenreich von der Landkarte verschwunden und Europa wurde neu aufgeteilt.
Quellen/Literatur:
Wladimir Aichelburg. Sarajevo – das Attentat 28. Juni 1914: das Attentat auf Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich. Österreichische Staatsdruckerei, Wien 1999
Gordon Brook-Shepherd: Die Opfer von Sarajevo. Erzherzog Franz Ferdinand und Sophie von Chotek. Engelhorn, Stuttgart, 1988.
Vladimir Dedijer: Die Zeitbombe. Sarajewo 1914. Europa-Verlag, Wien, Frankfurt am Main, Zürich, 1967.
Hans Fronius: Das Attentat von Sarajevo. Verlag Styria, Graz u. a., 1988.
Gerbert, Frank: Endstation Sarajevo: Die letzten sieben Tage des Thronfolgers Franz Ferdinand. Eine Spurensuche von Böhmen bis Bosnien. Verlag Kremayr und Scheriau, Wien, 2014.
Hirschfeld, Gerhard; Krumeich, Gerd; Renz, Irina: Enzyklopädie Erster Weltkrieg. Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn, 2004.
Hans Magenschab: Der große Krieg. Österreich im Ersten Weltkrieg 1914 – 1918. Tyrolia Verlag, Innsbruck, Wien, 2013.
Friedrich Weissensteiner: Franz Ferdinand, der verhinderte Herrscher. Kremayr & Scheriau, Wien, München, Zürich, 2007.
Friedrich Würthle: Die Spur führt nach Belgrad. Die Hintergründe des Dramas von Sarajevo 1914. Molden, Wien u. a., 1975.