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Private und Öffentliche Sicherheit Hand in Hand Foto: Polizei Hamburg

Öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft

Eine empirische Untersuchung von Lydia Limpach

Aufgrund der aktuellen Sicherheitslage ist es mehr denn je von besonderer Bedeutung, dass private Sicherheitsunternehmen und ihre Mitarbeiter von der Gesellschaft anerkannt, respektiert und akzeptiert werden, denn sie stellen eine wichtige Säule in der Sicherheitsarchitektur in Deutschland dar. Damit sind sie eine wichtige Unterstützung für die Polizei, die die Sicherheit längst nicht mehr alleine ohne private Sicherheitsdienste gewährleisten kann.

Die ansteigende Präsenz und die übernommenen Tätigkeitsbereiche führen zu einer größeren gesellschaftlichen Wahrnehmung, jedoch birgt die verstärkte Präsenz und Wahrnehmung auch Risiken. Denn trotz der verantwortungsvollen Aufgabe von privaten Sicherheitsdienstleistern werden des Öfteren negative Schlagzeilen über dieses Berufsfeld veröffentlicht. Medien setzen sich größtenteils kritisch mit den Aktivitäten der Sicherheitsunternehmen auseinander und sind ein wesentlicher Einflussfaktor, wenn es um die Wahrnehmungsbildung der privaten Sicherheitsdienstleister geht. Wenn Medien berichten, dann häufig über Fehltritte oder negative Ereignisse im Bewachungsgewerbe, und das bleibt der Gesellschaft in Erinnerung. Skandalöse Vorfälle haben zur Folge, dass die Gesellschaft ein negatives Bild über die Sicherheitsbranche erhält. Das wiederum hat zur Folge, dass inkompetente und falsch eingesetzte Mitarbeiter den Ruf der Sicherheitsbranche beeinträchtigen, wenn sie Kompetenzgrenzen überschreiten.

Da der Ruf der Branche von Ablehnung bis hin zur Wertschätzung reicht, ist das Ziel, die ausschlaggebenden Gründe für die Imagewahrnehmung herauszuarbeiten. Der vorliegende Artikel stützt sich auf die Ausarbeitungen zu meiner Masterarbeit mit dem Titel „Öffentliche Wahrnehmung der privaten Sicherheitswirtschaft – Eine empirische Untersuchung –“. Die Recherche ergab, dass Berufsbilder einem ständigen Wahrnehmungswandel unterliegen und von einer Vielzahl von unterschiedlichsten Einflussfaktoren abhängig sind. Dafür wurden positive und negative Einflussfaktoren für die Reputation von Berufsbildern identifiziert Anhand der Erkenntnisse wurde deutlich, dass die Bezahlung der Dienstleistung, das Verhalten der Mitarbeiter, die Berichterstattung der Medien und die Qualität der Dienstleistung die Wahrnehmung von Unternehmen am meisten beeinflussen. Wenn Mitarbeiter also durch finanzielle Mittel motiviert werden, fühlen sie sich wohl und sind in ihrem Beruf zufriedener. Diese Befriedigung spiegelt sich dann automatisch im Mitarbeiterverhalten wider, da der Mitarbeiter bestrebt ist, eine gute Arbeitsqualität zu erzielen. Sobald die Qualität zufriedenstellend ist, werden auch die Berichterstattungen der Medien gut ausfallen; die Berufsbranche erlangt ein positives Ansehen in der Gesellschaft.

Weiterhin wurden die Untersuchungen für private Sicherheitsdienstleister auf europäischer Ebene erweitert. Dadurch wurde herausgearbeitet, ob private Sicherheitsdienstleister im europäischen Raum vergleichsweise positiver oder negativer von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Es stellte sich heraus, dass das Bewachungsgewerbe nicht grundsätzlich ein negatives Image haben muss. Es sollten nur einige grundsätzliche Faktoren eingehalten werden, wie eine angemessene Bezahlung, eine qualifizierte Ausbildung, stärkere Kontrollen sowie strengere Regulierungen und die Kooperation mit der Polizei. Wenn andere EU-Länder noch nie ein Imageproblem mit dem Bewachungsgewerbe hatten oder es geschafft haben, ihr Image zu verbessern, dann kann Deutschland das auch schaffen. Jedoch müssen dafür die privaten Sicherheitsdienstleister, die Entscheidungsträger in der Sicherheitswirtschaft und die Politik an einem Strang ziehen und neue verbindliche Rahmenbedingungen schaffen.

Zur Beantwortung des Untersuchungsgegenstandes wurden nach eingehender Recherche der Literaturlage ebenfalls Interviews mit Verantwortungsträgern aus der Sicherheitswirtschaft durchgeführt. Die Interviews mit den Experten zeigen, dass sich für eine verbesserte Wahrnehmung des Bewachungsgewerbes insbesondere die Qualitätsbedingungen, ein seriöseres Auftreten der Sicherheitsmitarbeiter und gesetzlichen Grundlagen ändern müssen. Zuerst sollte die Zuordnung weg von den Wirtschaftsbehörden und hin zu den Innenbehörden erfolgen. Weiterhin sollte der Gewerbezugang verschärft werden, damit nur noch qualifizierte Personen ein Sicherheitsunternehmen eröffnen dürfen. Ebenso müssen private Sicherheitsdienstleister mit der Polizei enger zusammenarbeiten, schließlich würde sich die Kooperation auf Dauer positiv auf die Wahrnehmung der privaten Sicherheitsdienstleister auswirken. Weiterhin erklärten die Interviewexperten, dass das Image des Bewachungsgewerbes positiv verändert werden kann, wenn Sicherheitsmitarbeiter qualifiziert werden. Jedoch hat die Qualifizierung der Sicherheitsmitarbeiter nicht nur bessere Dienstleistungen zur Folge, sondern auch den Anspruch auf eine höhere Bezahlung. Dem Kunden muss allerdings bewusst werden, dass seine Sicherheit nur gewährleistet werden kann, wenn er qualifiziertes Sicherheitspersonal beauftragt und dementsprechend entlohnt. Dass qualifiziertes Personal nicht zum Mindestlohn erhältlich sein kann, wurde im Interview sehr deutlich. Es ist ebenso erforderlich, dass das Bewachungsgewerbe innovative Maßnahmen ergreift und Technik sowie Personal im angemessenen Verhältnis miteinander kombiniert wird.

Ergänzend spiegelt die selbstständig durchgeführte Onlineumfrage den Querschnitt der gesellschaftlichen Wahrnehmung von privaten Sicherheitsdienstleistern wider. Für die Entstehung eines negativ behafteten Images wurden an erster Stelle die zweifelhaften, unseriösen Mitarbeiter genannt. Die Befragten hatten die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu berichten, und gaben an, dass Sicherheitsmitarbeiter teilweise als „abschreckende Muskeltypen“ wahrgenommen werden, die sich „prollig“ sowie „vulgär“ artikulieren. Auf den ersten Blick wirken manche Sicherheitsmitarbeiter sogar hilflos, kränklich und unsportlich, mit einem unvorteilhaften optischen Erscheinungsbild. Ebenso sei die geringe Bezahlung der privaten Sicherheitsdienstleistungen ausschlaggebend für ein negatives Image. Das Bewachungsgewerbe wird von dem überwiegenden Teil der Befragten als „Niedriglohnsektor mit Dumpinglöhnen“ wahrgenommen, der seine Mitarbeiter „in die Armut“ schickt. Zudem bekämen Mitarbeiter zu wenig Anerkennung für ihre Arbeit und müssen eine hohe Stundenbelastung ertragen, um eben dieser Armut zu entkommen. In der empirischen Untersuchung wurden die Bürger befragt, wie diese selbst zu den privaten Sicherheitsdienstleistern stehen. Hier wurde deutlich, dass die Mehrheit der Befragten positiv gegenüber den privaten Sicherheitsdienstleistern eingestellt ist. Die Ergebnisse der Studie widerlegen somit die Befürchtung, dass private Sicherheitsdienstleister grundsätzlich ein schlechtes Image haben und dadurch von der Gesellschaft abgelehnt werden. Die Antworten der Onlineumfrage zeigen, dass die Medienberichte in der Öffentlichkeit zu Vorbehalten gegenüber den privaten Sicherheitsdienstleistern führen. Es stellt sich die Frage, ob die Gesellschaft nur „denkt“, dass das Bewachungsgewerbe ein schlechtes Image habe, da die Medien hauptsächlich über Negativereignisse berichten. Die Befragten geben an, dass Negativbeispiele von den Medien immer extrem aufgebauscht werden, so dass eine komplette Branche negativ beeinflusst wird. Es wird also nicht alles negativ gesehen, was die privaten Sicherheitsunternehmen an Dienstleistungen erbringen, da der Gesellschaft bewusst ist, dass sie ein wichtiger Indikator für die Sicherheitsgewährleistung sind. Mehr als die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass sich das Ansehen der privaten Sicherheitsdienstleister in der Vergangenheit verbessert hat. Dass wiederum liegt an dem strebsamen Imagewandel zu kompetenten, kundenorientierten und gut ausgebildeten Dienstleistern. Dazu gehört auch ein freundlicheres Erscheinungsbild und die Qualitätssteigerung durch geltende Gesetze und Vorschriften. Diese Veränderungen ziehen eine positive Außendarstellung der Branche mit sich. Zudem sorgen spezifische Zusatzqualifikationen für immer mehr Qualität in der Branche. Diese Qualifizierungsoffensive wird von der Gesellschaft erkannt und der Qualitätsanstieg führt zu einem Imagegewinn. Im Zuge der Globalisierung kann die Sicherheitsbranche eindeutig als Zukunftsbranche identifiziert werden. Das hat zur Folge, dass die privaten Sicherheitsdienstleister immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit geraten und demnach als seriöse und anerkannte Branche angesehen werden sollten. Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass das Bewachungsgewerbe weiterhin an einem positiven Image arbeitet.

 

Über den Autor
Lydia Limpach
Lydia Limpach
2010 schloss Lydia Limpach ihr Bachelorstudium im Studiengang „Sicherheitsmanagement“ an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin erfolgreich ab. Anschließend begann sie als Dozentin in der Erwachsenenbildung an privaten Bildungseinrichtungen zu unterrichten und bestand 2013 ihre Ausbildereignungsprüfung der IHK. Seit 2014 ist sie als Prüferin und Dozentin bei der IHK Berlin berufen. Zudem ist sie seit 2014 ProfilPASS-Beraterin, unterstützt Menschen in neuen Lebenssituationen und reflektiert deren Kompetenzen. 2015 hat sie ihr Masterstudium „Securitymanagement“ an der Technischen Hochschule Brandenburg erfolgreich abgeschlossen. Derzeitig ist Frau Limpach Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Fern- und Onlinebildung mbH und Prokuristin der Bildung4U GmbH (Sicherheitsakademie Berlin).
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