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Panomera überwacht den Domplatz von Köln

Intelligent beobachten

Von Thomas Lay

Wie so oft, liegen auch im Bereich der Videoüberwachung die Dinge nicht so einfach, wie es scheint. Vieles spricht für eine aktive Videobeobachtung.

Großbritannien gilt als das Land der Videoüberwachung. Vor vier Jahren schätzte der Verband der britischen Sicherheitsindustrie, im United Kingdom seien zwischen vier bis sechs Millionen Überwachungskameras im Einsatz, von denen die meisten privat betrieben würden. Einige spektakuläre Erfolge sprechen für die Videokameras: Dank der Aufzeichnungen konnten die islamistischen Attentäter identifiziert werden, die im Jahr 2005 in der Londoner U-Bahn und in Bussen Bomben zündeten. Jedoch stehen auf der anderen Seite hohe Kosten, seltene Festnahmen aufgrund der Kameras und deren zweifelhafte präventive Wirkung: Die Verbrechensrate nahm nicht ab.

Deutsche Sichtweise

In Deutschland wurden beim Thema „Videoüberwachung“ über viele Jahre zwei Aspekte gegeneinander abgewogen. Zum einen der Eingriff in die individuelle Freiheit, zum anderen die Möglichkeit, durch den Einsatz von Videotechnik Straftaten zu verhindern oder deren Aufklärung zu ermöglichen. Einen Meinungswandel hin zu vermeintlich mehr Sicherheit durch Videoüberwachung brachten die Ereignisse der Silvesternacht 2015/16 in Köln. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wertet gegenwärtig die Videotechnik nicht als Allheilmittel, fordert für ihren Einsatz weitere rechtliche Konkretisierungen und sieht sie nur dann als sinnvoll an, wenn gleichzeitig die polizeiliche Präsenz erhöht wird. Videotechnik ist somit für die GdP keine Alternative zum Polizisten aus Fleisch und Blut.

Der Terroranschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 stellte das Thema Videoüberwachung erneut in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Fachleute warfen zwar ein, ein fanatischer Terrorist lasse sich durch Überwachungssysteme jedweder Art nicht von seinem Vorhaben abhalten. Jens Gnisa, der Vorsitzende des Richterbundes warnte, mehr Videoüberwachung könne Terroranschläge sogar begünstigen, da die Täter videoüberwachte Plätze aufsuchen könnten, „um ihre Taten für eine breite Öffentlichkeit besser sichtbar zu machen.“

Die Öffentlichkeit kommt jedoch zu anderen Ergebnissen. Nach dem Lkw-Anschlag sprachen sich in manchen Umfragen mehr als 80 Prozent der Befragten für eine Ausdehnung der Videoüberwachung im öffentlichen Raum aus. Gerd Landsberg, der Präsident des Städte- und Gemeindebundes, schloss sich dieser Forderung an. Zwar wächst die Zahl der Kommunen, die verstärkt auf den Einsatz von Videokameras setzen wollen, um so das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu verbessern. Jedoch ist die Umsetzung dieser Wünsche nicht immer einfach. So scheitert sie nicht selten an den geltenden (Landes-)Polizeigesetzen. In Nordrhein-Westfalen dürfen Überwachungskameras nur in Stadtvierteln angebracht werden, die aufgrund der Fakten der Polizeilichen Kriminalstatistik als besonders gefährlich einzustufen sind.

Intelligente Videoüberwachung

Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) setzt sich für mehr intelligente Videoüberwachung ein. Grundsätzlich werden dabei zwei unterschiedliche Fähigkeiten unterschieden. Zum einen die automatisierte Auswertung von Videoaufzeichnungen, indem zum Beispiel aktuell aufgenommene Gesichter mit einem Datenbestand abgeglichen werden. Zum anderen das Erkennen gefährlicher Situationen aufgrund bestimmter Handlungsmuster von Personen. Eine Kombination aus beiden Möglichkeiten wird in diesem Jahr unter dem Begriff „Seamless Traveller“ an den Flughäfen Australiens eingeführt werden.

Die Regensburger Firma Dallmeier brachte im Jahr 2011 eine Netzwerkkamera zur aktiven Video-Beobachtung auf den Markt. Mit dem „Multifocal-Sensorsystem Panomera“ ist es möglich, trotz eines großen Betrachtungswinkels auch in einem sehr kleinen Bildausschnitt eine hohe Auflösung zu gewährleisten. Damit ist nach DIN-EN 62676-4 das Erkennen einer Person (125 Pixel/m) oder deren Identifikation (250 Pixel/m) möglich. Das Panomera-System bietet den Vorteil, dass mit nur sehr wenigen Kameras auch große Flächen beobachtet werden können. Zudem können mehrere Operatoren gleichzeitig und unabhängig voneinander das System nutzen.

Seit Jahren wird diese Technik daher zum Beispiel in Fußballstadien oder in Innenstädten – wie in Köln oder Essen – eingesetzt. Dabei bietet Dallmeier, je nach Anforderung unterschiedliche Modelle des Panomera-Systems an. Diese unterscheiden sich in ihrer Lichtempfindlichkeit, der Bildrate und der Zahl der eingebauten Sensoren, was in der Anwendung auch zu unterschiedlichen Betrachtungswinkeln und Reichweiten der Kameras führt.

Nach den Ereignissen in der Silvesternacht 2015/2016 hat die Stadt Köln Brennpunkte wie den Platz zwischen Dom und Hauptbahnhof mit dem patentierten Kamerasystem ausgerüstet. Andere Städte in Nordrhein-Westfalen haben ebenfalls die Panomera mit der sensationellen Technik geordert. Es scheint, dass Firmenchef Dieter Dallmeier mit seiner beispiellosen Kamera wie schon bei den Sportstadien und Flughäfen auf der Erfolgsstraße ist.

Veko-online hat bereits zu früherer Gelegenheit den Unternehmer Dieter Dallmeier porträtiert.
 

Über den Autor
Thomas Lay
Thomas Lay
Thomas Lay ist Mitglied der Redaktion von Veko-online. Aufgrund seiner langjährigen polizeilichen Erfahrung im In- und Ausland widmet er sich vornehmlich Sicherheitsthemen.
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