Mehr Sicherheit für Entschärfer
Von Simon Weiss
Der EOD 9 des kanadischen Herstellers Med-Eng stellte fast zehn Jahre lang den weltweiten Standard für Bombenschutzanzüge dar. Trotz höchstem Schutzniveau erschwerte der Anzug Entschärfer-Einsätze durch seine eingeschränkte Mobilität und sein Gewicht. Bei der Entwicklung des Nachfolgermodells EOD 10 hat Med-Eng diese Defizite behoben und damit die Sicherheit für die Träger erhöht. Auch die Ausstattung mit modernen, technischen Komponenten trägt zu einer deutlichen Entlastung der Anwender bei.
Ermüdung und Ablenkung stellen für Entschärfer während einer Mission signifikante Risikofaktoren dar. Nicht nur das Gewicht des Bombenschutzanzuges ist dafür verantwortlich, auch Faktoren wie Bewegungseinschränkungen und Hitzestress gefährden Einsätze. Selbst weltweit etablierte Bombenschutzanzüge wie EOD 9 von Med-Eng wiesen im Hinblick auf Mobilität, Flexibilität und Kühlung noch Optimierungsbedarf auf. Über drei Jahre hat das kanadische Unternehmen deswegen in die Weiterentwicklung des EOD 9 investiert. Das Resultat, der EOD 10, wurde Anfang dieses Jahres vorgestellt.
Neues, ergonomisches Design ermöglicht mehr Bewegungsfreiheit und Flexibilität
Die Innovationsstärke des neuen Bombenschutzanzuges zeigt sich besonders in seinem ergonomischen Design: Belastete das Gewicht des EOD 9 noch vornehmlich die Schultern des Trägers, wird es beim EOD 10 nun verstärkt zwischen Schultern und Hüfte verteilt. Dabei ist das Gewicht von Vorgänger- und Nachfolgermodell nicht gleich geblieben, sondern wurde durch die Verwendung eines anderen Schutzmaterials bei einem gleichbleibenden und vereinzelt sogar stärkeren Schutzniveau deutlich reduziert. Der EOD 10 beinhaltet zudem eine Brust-, Hals-und Unterleibsplatte, die der Träger im Einsatz ohne fremde Hilfe an- und ablegen kann, um in oder durch enge Räume zu gelangen. Bewegungen, die beim Tragen älterer Bombenschutzanzüge, nicht denkbar gewesen wären, wie hinknien, strecken oder den Kopf neigen, sind mit dem EOD 10 nun ausführbar.
Das Design des Bombenschutzanzuges wurde zudem auf mehr Flexibilität in Notfallsituationen ausgerichtet. Neben der Möglichkeit zum schnellen Entfernen der Brustplatte im Notfall (z.B. für Reanimationszwecke), gestalteten die Entwickler auch den Zugang zu den Armen unkomplizierter. Innovativ zudem: Durch ein patentiertes System können verletzte Entschärfer mithilfe eines Roboters oder Haken- und Leinensatzes aus der Gefahrenzone gezogen werden, wenn sie aufgrund ihrer Verletzungen nicht mehr imstande sind, sich zu bewegen.
Reduzierter Hitzestress durch integriertes Kühlsystem
Mussten Anwender beim EOD 9 noch einen separaten Kühlanzug anziehen, so verfügt der EOD 10 über ein integriertes Kühlungssystem, das nicht nur Zeit spart, sondern auch effektiver gegen Hitzestress arbeitet. Zwei Belüftungskomponenten in Helm und Jacke befördern Umgebungsluft in den Anzug und sorgen für eine bessere
Schweißverdunstung. Ergänzend können Entschärfer bei warmen Außentemperaturen eine Zusatzkomponente an den EOD 10 anschließen, die als Klimaanlage fungiert und die Temperatur im Anzug reguliert.Technische Komponenten sorgen für zusätzliche Entlastung
Der EOD 10 verfügt über moderne, technische Komponenten, die dem Entschärfer assistieren und ihn entlasten. Zum Großteil werden diese Komponenten über den Helm bedient: Mithilfe einer Sprachsteuerung kann der Träger die integrierte Beleuchtung (verschiedenfarbige LED-Leuchten), Belüftungsstufen und Lautstärke einstellen. Somit bleiben die Hände für wichtige Aufgaben frei, was dem Entschärfer die volle Konzentration auf den Einsatz erlaubt. Über den Helm empfängt der Anwender zudem akustische und optische Warnungen sowie Informationen über Systemstatus und -funktion, wie z.B. den aktuellen Batterieladestand. Auch Stereolautsprecher, mit Hilfe derer der Träger die Position einer externen Geräuschquelle bestimmen kann, sind in dem Helm integriert.
Alle Fotos: ELP Wuppertal