Messezentrum Moskau
Foto: © Shukova

INTERPOLITEX 2017

Technik für Polizei, Zoll und Grenzschutz

Von Dr. Tatjana Shukowa

Spezialfahrzeuge, Geräte und Systeme für die operative Polizeiarbeit sowie Produkte und Dienstleistungen für Justiz, Zoll und Grenzschutz waren Schwerpunkte bei der Interpolitex 2017 in Moskau.

Luftkissenboot „XG-8“
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Bis zu 75 km/h über Wasser, 90 km/h über Eis und Schnee und 55 km/h über eine Gras- oder Sandfläche: Diese Geschwindigkeiten erreicht das Luftkissenboot „XG-8“. Es ist acht Meter lang, 3,6 Meter breit und 4,4 Meter hoch. Die Reichweite des mit einem Antivereisungslenksystem ausgestatteten Spezialfahrzeugs beträgt bis zu 750 km.

Dieses unter anderem für den Polizeieinsatz vom „Innovativen Ingenieurszentrum“ in Nischnij Nowgorod, Russland, entwickelte Luftkissenboot war eines der Highlights bei der 21. Internationalen Messe für innere Sicherheit (Interpolitex) vom 17. bis 20. Oktober 2017 im Messezentrum Moskau. 470 Unternehmen und Organisationen stellten ihre Produkte und Dienstleistungen für den Polizei-, Justiz und Grenzdienst vor. Die ausländischen Aussteller kamen unter anderem aus Belgien, Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Tschechien, Polen, Lettland, Israel, Weißrussland, China, Japan, den USA, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Südafrika, Südkorea und Japan.

20.000 Besucher wurden gezählt, darunter offizielle Delegationen von 60 ausländischen Sicherheitsbehörden.

Die Ausstellung gliederte sich in die vier Hauptbereiche Polizeitechnik, Nationalgarde, Grenzschutz und Strafvollzugsdienst. Erstmals präsentierten sich auf der Interpolitex die 75 Justizanstalten Russlands mit Waren, die von Häftlingen produziert werden. Mehr als 60.000 Häftlinge werden in Arbeitsbereichen beschäftigt, in denen verschiedene Waren hergestellt werden. Während der Messe wurden von den Justizanstalten Lieferverträge mit Unternehmen im Volumen von elf Millionen Euro abgeschlossen, hauptsächlich handelt es sich um Nahrungsmittel, Textilien und Maschinenbauerzeugnissen.

Polizeitechnik

Viele Unternehmen stellten neue Geräte und Systeme für die operative Polizeiarbeit, den Informationsschutz, die Verkehrssicherheit und die Kriminaltechnik vor. Gezeigt wurden unter anderem Spezialfahrzeuge, Geräte zur Frachtkontrolle, Roboter und Waffen.

Allzweck-Schnellboot „14M“
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Die 2010 gegründete russische Firma „Osernaja Werft“ präsentierte das Allzweck-Schnellboot „14M“ für Polizeieinsätze auf Seen und Flüssen. Das Schnellboot ist 14,5 Meter lang und 4 Meter breit, der Tiefgang beträgt 85 Zentimeter. Aufgetankt hat das Boot eine Reichweite bis zu 400 Seemeilen. Zur Ausstattung gehören GPS, Autopilot, Echolot und ein Rettungsfloss.

Unter den präsentierten Spezialkraftfahrzeugen befanden sich „Trekol“-Autos. „Trekol“ steht für „Transport Ekologitscheskij“ (ökologisches Fahrzeug). Diese Kfz haben große, weiche Reifen mit niedrigem Reifendruck. Sie eignen Das Spezialkraftfahrzeug „Trekol“
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sich für Einsätze etwa auf verschneiten Feldern und auf weichem Boden. Die Gefahr des Einsinkens ist durch den niedrigen Reifendruck geringer. Die „Trekols“ können auch in Naturschutzgebieten eingesetzt werden.

Mehr als 20 Produkte präsentierte das Moskauer Unternehmen „DEDAL-NV“, darunter Nachtsichtgeräte, Wärmebildsysteme für den Tag- und Nachteinsatz, Zielgeräte und Systeme für verdeckte Film- und Fotoaufnahmen in der Dunkelheit. Das Unternehmen beliefert seit zehn Jahren Polizeieinheiten in Russland mit diesen Produkten, darunter Scharfschützen, Personenschutz- und Antiterroreinheiten.

Die Moskauer Firma „MART“ stellt Elektroschockgeräte für die Selbstverteidigung her. Das Modell „Malvina 200 A/B“ funktioniert wie der „Taser“: Es werden Nadeln verschossen, die den Getroffenen durch den Stromstoß für einige Minuten angriffsunfähig machen.

Einige Unternehmen, darunter „K1ASS“ aus Moskau, präsentierten Schutzausrüstung für Polizistinnen und Polizisten, darunter Schutzanzüge, Schlagschutzteile, Schilde, Helme und feuerbeständige Einsatzkleidung.

Ein mobiles Inspektionssystem für Lkws und Eisenbahnzüge führte die Moskauer Firma „Rosselektronika“ anhand eines Modells vor. Mit dem System kann ein Container rasch und effizient durchleuchtet und so seine Fracht kontrolliert werden, ohne dass der Container geöffnet werden muss.

Roboter und Drohnen

Der von „POLUS-ST“ entwickelte, ferngesteuerte Roboter „KRMM-06“ für Polizeieinsätze ist geländegängig und mit einem Farbkamerasystem ausgestattet. Der Roboter mit Allradantrieb misst 77 x 49 x 56 Zentimeter und ist 27 Kilogramm schwer. Die Akkus reichen bis zu zwei Stunden Einsatzzeit, die Akku-Ladezeit beträgt drei Stunden.

Designstudie „Ssapjor“
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Das russische Unternehmen „NELK“ stellte neu entwickelte unbemannte Fluggeräte vor, darunter die Designstudie „Ssapjor“ für die Luftaufklärung. Diese Drohne spürt aus der Luft elektronische Komponenten von Sprengkörpern und Minen auf und sendet die Standortdaten an den Bediener. Die Drohne kann Sprengkörper auch zerstören – durch gezieltes Abwerfen eines bis zu drei Kilogramm schweren Gegenstandes. Die Flugdauer beträgt – abhängig von Wetter und Lastfracht bis zu 40 Minuten mit Akkus, bis zu zwei Stunden mit einem Brennstoffmotor und bis zu drei Stunden mit einem Hydrogen-Antrieb.

Vorträge und Vorführungen

Messebegleitend gab es mehr als 60 Veranstaltungen mit allein 160 Vorträgen zu Sicherheitsthemen. Es gab Fachseminare zum Thema Informationssicherheit, bei denen unter anderem über neue Cybercrime-Formen berichtet wurde, darunter Datendiebstahl aus Cloud-Services und Messenger-Diensten wie Facebook und WhatsApp.

Auf dem Freigelände gab es Vorführungen der Verkehrspolizei, einer Diensthundeeinheit und der Nationalgarde.

Die 22. Interpolitex wird vom 23. bis 26. Oktober 2018 wieder im Messezentrum Moskau stattfinden.

Über den Autor
Dr. Tatjana Shukowa
Dr. Tatjana Shukowa
Frau Oberst (a.D.) Dr. M.M. Tatjana Shukowa hat mehr als 20 Jahre in der Russischen Polizei gearbeitet, davon die letzten 13 Jahre als Dozentin am Lehrstuhl für Strafprozessrecht an der Universität des Innenministeriums der Russischen Föderation in Moskau. Sie beschäftigt sich mit Problemen der Kriminalitätsbekämpfung und Drogenbekämpfung in Russland und in anderen Staaten. Seit 2005 steht sie in ständigem Kontakt mit der österreichischen Polizei. Tatjana Shukowa ist die Autorin zahlreicher Artikel über Kriminalitätsbekämpfung. Ihre Fremdsprachenkenntnisse helfen bei der Auseinandersetzung mit den Ergebnissen der Kriminalitätsbekämpfung in anderen Staaten. Bücher: „Drogenbekämpfung in Österreich“ (2009), „Polizei in Russland: Geschichte und Gegenwart“ (2014).
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