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Der elektronische Rohrtresor „pylocx“ im Vergleich mit einem mechanischen Rohtresor
Foto: © Lock your world

Platzverweis für Kriminelle: Mechanik vs. Elektronik

Der elektronische Rohrtresor „pylocx“ schließt die Sicherheitslücke mechanischer Lösungen und unterstützt die Digitalisierung 4.0

Und plötzlich waren vier Wohnungen ausgeräubert. Keines der Türschlösser war aufgebrochen worden, die Fenster allesamt intakt. Die Einbrecher mussten über Schlüssel verfügt haben, als sie an jenem Silvesterabend eindrangen und Laptops, Schmuck, Bargeld und Autoschlüssel mitgehen ließen. Zwei Fahrzeuge nahmen sie wohl später aus der Tiefgarage mit. Die Polizei stand vor einem Rätsel. Dass ein geklauter Schlüssel zum Einbruch genutzt wird, kommt nicht selten vor. Aber gleich vier verschiedene aus dem gleichen Mehrfamilienhaus?

Das große Aha-Erlebnis war schließlich einem besonders aufmerksamen Polizisten zu verdanken. Er hatte entdeckt, dass die Schlossabdeckung des neben der Briefkastenanlage installierten mechanischen Rohrtresors leicht verschoben war. Als er den mechanischen Rohrtresor durch den Verwalter öffnen ließ, sah er sofort, dass der Inhalt fehlte – nämlich die Schlüssel zu den Wohnungen und der Hauseingangstür. Die waren hier hinterlegt für den Fall, dass jemand – zum Beispiel bei einem Wasserschaden – die Wohnung betreten muss, wenn die Bewohner nicht zu Hause sind. Der Schlüssel für den Rohrtresor wurde bei der Hausverwaltung aufbewahrt. Da freilich, das ergab die Nachfrage, war er nicht mehr auffindbar.

Wie auch immer er also abhandengekommen sein mag – feststeht, dass die Einbrecher mit seiner Hilfe erst den Rohrtresor geöffnet, dann die Wohnungsschlüssel entnommen hatten und schließlich ohne großen Stress ihrem diebischen Treiben nachgehen konnten.

Neue Masche bereitet Polizei Kopfzerbrechen

Die Masche ist relativ neu und bereitet ebenso der Polizei zunehmend Kopfzerbrechen wie Hausverwaltungen. Gerade in den Regionen an den Landesgrenzen häufen sich die Vorfälle – und das besonders in der dunklen Jahreszeit. Auch die österreichische Polizei meldet an ihren östlichen Grenzen immer öfter Einbrüche, bei denen die Täter zunächst die Schlüssel aus den Rohrtresoren stibitzen, dann in die Wohnungen eindringen und sich mit der Beute über die Grenze absetzen.

Solche Tresore sind inzwischen bei Mehrfamilienhäusern vielseitig im Einsatz – für den Schlüsselzugriff von Hausverwaltung, Handwerkern und Pflegepersonal. Wartungsdienste für Aufzüge haben ebenfalls Zugangsschlüssel hinterlegt, um im Notfall Personen aus Aufzügen zu befreien. Und auch in Feuerwehrschlüsseldepots finden sich Zugangsmedien wie Schlüssel oder auch Ausweiskarten, damit die Rettungskräfte im Notfall ins Gebäude gelangen, ohne Türen aufbrechen zu müssen. Schließlich beherbergen Rohrtresore auch die Schlüssel für den Zugang zu Funkantennen, den das technische Personal von Mobilfunkbetreibern regelmäßig benötigt.

„Der Komfort dieser meist rein mechanischen Sicherheitsvorrichtungen ist zugleich ihre Schwäche: nämlich, dass sie in der Regel gleichschließend sind, also ein Schlüssel in alle Schlösser passt – egal, ob ihn ein Befugter oder ein Unbefugter benutzt“, erklärt Manuela Engel-Dahan. Sie ist Geschäftsführerin der Lock Your World GmbH & Co. KG, die mit pylocx einen elektronischen Rohrtresor entwickelt hat, der genau diese Sicherheitslücke schließt.

Passt auch ins „Internet der Dinge“

Die mobile PIN-Code-geschützte Tastatur „pyKey“
Foto: © Lock your world
Der Tresor besteht aus Metallzylinder und elektronischem Einschubmodul, ist Vandalismus geschützt und wetterfest. Öffnen lässt er sich mit der mobilen PIN-Code-geschützten Tastatur „pyKey“, die dafür nach Eingabe des PIN-Codes (auch Einmal-Code) an eine Kontaktstelle gehalten wird. Mittels Reed-Kontakt lässt sich die Entnahme überwachen und dokumentieren. Was sich zunächst wenig spektakulär anhört, punktet in Sachen Sicherheit: Jeder PIN-Code zur Öffnung ist nicht nur jeweils dem pyKey (Nutzer – Handwerker, Aufzugwartungsdienst, Feuerwehr) zugeordnet, sondern auch dem betroffenen Objekt beziehungsweise Rohrtresor. So lässt sich immer nachvollziehen, wer ihn wann geöffnet hat und welcher Auftrag der Öffnung zu Grunde liegt. „Hinzu kommt, dass das System zwar onlinefähig ist, aber seine Stärke erst in der Offline-Version so richtig ausspielt“, erklärt Lock Your World-Vertriebsleiterin Daniela Kaiser. Dabei wird die acht- bis zehnstellige PIN nicht übers Internet übertragen, sondern dank automatisierter Schnittstelle per Mobiltelefon oder App in einem gesicherten Verfahren abgefragt. Dies nutzen bereits seit Jahren bundesweit tätige Sicherheitsbehörden. Auch über die Stromversorgung muss sich niemand mehr den Kopf zerbrechen. Während der pyKey den Code überträgt, liefert er den Strom gleich mit.

Besonders praktisch: Der elektronische Rohrtresor, von Lock Your World im hessischen Bad Orb entwickelt und in Deutschland produziert, lässt sich natürlich auch in die Digitalisierungsstrategie (Stichwort: „Internet der Dinge“ oder „Digitalisierung 4.0“) von Unternehmen – Immobilienbetreiber und -verwalter, Mobilfunkanbieter, Energieversorger – einbinden.

Platzverweis für Drogendealer

Elektronik bietet gegenüber der Mechanik ohnehin viele Sicherheitsvorteile. Wird der mechanische Schlüssel gestohlen, muss man gleich das ganze Schloss austauschen. Passiert das mit dem pyKey, nimmt man halt einen neuen; der Dieb kann damit nichts anfangen. Geht der mechanische Schlüssel verloren und ist zusammen mit dem Zylinder per Sicherungskarte geschützt, dürfen Schlüsseldienste den Schlüssel eigentlich nur nach Vorlage der Sicherungskarte kopieren. Wer sich aber ein paar Euro nebenbei verdienen will, wird’s an dieser Stelle nicht so genau nehmen. „Eine besondere Herausforderung der jüngsten Zeit sind 3D-Drucker“, weiß Daniela Kaiser. „Die sind mittlerweile technisch so ausgereift, dass sie auch Schlüssel nachmachen können.“ Die Elektronik können sie freilich nicht überlisten.

Sind die mechanischen Rohrtresore erst einmal mit dem geklauten, nachgemachten oder „gedruckten“ Schlüssel geöffnet und die Haustür- und Wohnungsschlüssel entnommen, lassen sich aus den Wohnungen nicht nur die Wertgegenstände entwenden, sondern natürlich auch weitere Schlüssel – zum Keller, zur Garage, zu anderen Tresoren und Bankschließfächern. Besonders perfide ist diese Variante: Drogendealer stehlen Schlüssel aus dem mechanischen Rohrtresor, kopieren sie mehrfach und legen die Originale wieder zurück. Anschließend deponieren sie Päckchen mit Kokain, Haschisch oder Crystal Meth in einem Keller- oder Abstellraum des betreffenden Gebäudes, wo sie sich ihre „Kunden“ dann abholen können – mit einem der kopierten Schlüssel. Ein perfekter Drogenumschlagplatz. Und für den erteilt pylocx elektronisch einen Platzverweis …