Skip to main content

BER Marktplatz
Foto: © Günther Wicker Flughafen Berlin Brandenburg GmbH

Luftsicherheit im Spannungsfeld zwischen Kosten- und Qualitätsdruck

Von Yvonne Post

Die öffentliche Sicherheit ist Aufgabe des Staates. Vor dem Hintergrund immer stärker steigender akuter Gefahren, beziehungsweise Terrordrohungen, wächst auch die Herausforderung, dieser staatlichen Aufgabe noch gerecht zu werden. Flughäfen, Kernkraftwerke, Seehäfen, Bahnhöfe, Großveranstaltungen wie Fußballspiele oder Konzerte sorgen für vielfältige polizeiliche Aufgaben, die ohne private Sicherheitsdienstleister nicht zu bewältigen wären. Kein Wunder: Die Sicherheitsbranche boomt. In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt. Mittlerweile arbeiten rund 250.000 Menschen in dieser Branche und sorgen rund um die Uhr für Sicherheit. Neben dem Objektschutz ist die Flughafensicherheit der zweitgrößte Wirtschaftszweig privater Sicherheitsdienstleister. Allein Securitas beschäftigt rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an zehn Flughäfen und gehört damit zu den führenden Luftsicherheitsdienstleistern in Deutschland.

Doch wer Luftsicherheit an Flughäfen gewährleisten möchte, hat es selten leicht: Private Dienstleister stehen permanent im Spannungsverhältnis zwischen dem Passagier, der zügig und mit möglichst geringem Aufwand die Sicherheitskontrolle passieren möchte sowie den Auftraggebern, wie Bundespolizei oder Flughafenbetreiber. Die Bundespolizei erwartet zu Recht ein hundertprozentiges Maß an Luftsicherheit. Der Flughafenbetreiber ist bestrebt auch andere Geschäftsfelder wie den Bereich Non-Aviation weiterzuentwickeln und ist bemüht mit, immer neuen Einzelhandelskonzepten (Retail) den flughafenspezifischen Gewinn zu maximieren. Dieser Vierklang stellt private Sicherheitsdienstleister an Flughäfen vor immer neue Herausforderungen, die nach innovativen Konzepten verlangen.

Architektur von Kontrollstellen: zentral versus dezentral

An den meisten deutschen Flughäfen bilden sich vor den Kontrollstellen Warteschlangen. Zum Unmut der Fluggäste sind diese gerade zu Spitzenzeiten mit einer hohen Wartezeit verbunden. Das Bild gleicht buchstäblich einem Nadelöhr. Viele Flughäfen sind heutzutage so gestaltet, dass die Fluggäste durch eine zentrale Sicherheitskontrolle geleitet werden. Dies hat zur Folge, dass die Passagiere meist einen langen Weg zu ihrem Abfluggate zurücklegen müssen. Nicht selten kommt es vor, dass Fluggäste vor lauter Shoppingbegeisterung ihren Flug (beinahe) verpassen.

Im Hinblick auf den Wettbewerbs- und Kostendruck privater Sicherheitsdienstleister bieten zentrale Sicherheitskontrollen verbunden mit einem effizienten Personaleinsatzkonzept ein gewisses Maß an Einsparpotenzial. Anders als bei dezentralen Sicherheitskontrollen, wo die Kontrollstelle nur für einen speziellen Flug geöffnet ist, gibt es bei zentralen Kontrollstellen einen kontinuierlichen Andrang von Fluggästen mit verschiedenen Flugzielen. Dadurch ergeben sich so gut wie keine Leerzeiten zwischen den Kontrollen.

Betrachtet man ausschließlich den Sicherheitsaspekt zentraler Kontrollstellen, so ist festzustellen, dass oftmals unzureichend auf individuelle Flüge eingegangen werden Flughafen Hamburg Pier Moevenpick
Foto: © Michael Penner
kann. Denn gerade bei situativ bedingten Gefährdungshinweisen – wie sie beispielsweise nur für ein bestimmtes Flugziel auftreten können – beeinflussen Maßnahmen, die alle Kontrolllinien betreffen maßgeblich den gesamten Ablauf am Flughafen.

Kosten versus Qualität

Aufgrund regelmäßiger EU-Inspektionen sind in den vergangenen Jahren Sicherheitslücken an deutschen Flughäfen aufgedeckt worden. Diese sind zum einen auf die architektonische Konzeption (zentral / dezentral) der Sicherheitskontrollstellen und zum anderen auf den hohen Qualitätsanspruch oder Kontrolldruck zurückzuführen. Private Luftsicherheitsdienstleister werden in diesem Zusammenhang öfters als Lohndumpingunternehmen mit niedrigen Qualitätsansprüchen diffamiert. Diese Kritik ist nicht haltbar. Da einerseits – mit den Gewerkschaften ausgehandelte – überdurchschnittlich hohe Tarifverträge im Luftsicherheitsgewerbe gelten und andererseits EU-Inspektionen, nationale Auditierungen sowie lokale Qualitätsprüfungen in regelmäßigen Abständen erfolgen. Damit werden Sicherheitslücken – wie in der Vergangenheit geschehen – aufgedeckt, analysiert und Verbesserungsmaßnahmen entwickelt und eingeführt.

Laut offizieller Vergabekriterien ist eine Kombination zwischen Preis und Qualität für die Auftragsvergabe entscheidend. In vielen Fällen findet eine paritätische Gewichtung allerdings kaum Beachtung. Hierbei sollte berücksichtigt werden, dass nur die privaten Sicherheitsdienstleister die Aufträge zu einhundert Prozent erfüllen, die qualitäts- und verantwortungsvoll als Unternehmen gegenüber Kunden und gegenüber ihren eigenen Mitarbeitern agieren. Nur diese Dienstleister sind in der Lage, eine hochwertige Sicherheit zu gewährleisten.

Private Sicherheitsdienstleister als innovative Lösungsanbieter – ein Ausblick

Seit den neunziger Jahren sind in Deutschland private Sicherheitsdienstleister erfolgreich mit Luftsicherheitskontrollen im Einsatz. Dabei wurde das Qualitätsmanagement sowie die Aus- und Fortbildung stetig weiterentwickelt und befindet sich bei seriösen Sicherheitsdienstleistern wie Securitas auf einem sehr hohen Niveau.

Vor dem Hintergrund einer sich ständig verändernden Gefahrenlage fühlt sich Securitas verpflichtet, neue Lösungen zu entwickeln, um weiterhin eine qualitativ anspruchsvolle Sicherheitskontrolle zu gewährleisten. Eine Rückkehr zur hundertprozentigen Verstaatlichung hoheitlicher Aufgaben im Luftsicherheitsbereich (wie sie alle Jahre von neuem gefordert wird) würde nicht nur den öffentlichen Apparat vor vielschichtige Herausforderungen stellen, sondern auch die treibenden Innovationen der privaten Sicherheitsdienstleister einstellen.

Derzeit arbeiten alle Beteiligten der Luftsicherheitsinfrastruktur in mehreren Pilotprojekten an deutschen Flughäfen daran, die Kontrollprozesse weiter zu optimieren. Denn statt intensivere, längere Kontrollen wünschen sich die Flughäfen im Sinne der Passagiere ohnehin schlankere, schnellere Abläufe. Die Fluggäste sollen weniger Zeit beim Sicherheitscheck verbringen, stattdessen sich lieber länger im Shoppingbereich des Flughafens aufhalten – allerdings ohne qualitative Sicherheitseinbußen.

Einen ersten Schritt in diese Richtung hat der Flughafen Köln/Bonn unternommen. Hier wurde jüngst eine Musterkontrollstelle von der Bundespolizei eingerichtet. Diese neue Sicherheitskontrolle soll sechs Mal so viele Passagiere abfertigen können wie zu bisherigen Standards. Das dürfte zu Stoßzeiten die Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen erheblich reduzieren. Andere Pilotprojekte in Hamburg und Berlin zielen jeweils individuell auf die Optimierung der Prozesskommunikation zwischen allen Beteiligten und im Ergebnis auf eine qualitative Beschleunigung des gesamten Kontrollprozesses. Nach ersten Analysen des Ist-Standes befinden sich die Projekte derzeit im Verbesserungsmodus. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Sicher ist, dass es an jedem deutschen Flughafen individueller Anpassungen bedarf. Und zwar fortwährend.

Über den Autor
Yvonne Post
Yvonne Post
Die gebürtige Berlinerin Yvonne Post ist diplomierte Politikwissenschaftlerin und ausgebildete Luftverkehrskauffrau. Sie arbeitet seit 2010 im Bereich der Luftverkehrswirtschaft. Davor war sie stellvertretende Pressesprecherin im Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern.
Weitere Artikel des Autoren