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Sebastian Bischoff mit seinem Hund Devil
Foto: © Andreas Friese

Guter Riecher für die Luftsicherheit: Securitas-Sprengstoffspürhunde

Von Yvonne Post

Sprengstoffspürhunde werden im privaten Sicherheitsgewerbe seit Jahren erfolgreich zum Absuchen von Veranstaltungsflächen und besonders gefährdeter Objekte eingesetzt. Jetzt erobern sie auch den Luftverkehr und sorgen als zusätzliche „Kontrolleure“ für sichere Fracht, sichere Flughäfen und Flugzeuge.

Der Einsatz von Sprengstoffspürhunden im Luftverkehr war bisher eher eine Aufgabe von Behörden, insbesondere der Polizeien der Länder und des Bundes. Nach der Zulassung von gewerblich tätigen Sprengstoffspürhunde-Teams zur Kontrolle von Luftfracht im Jahr 2013, verbreitet sich der Einsatz privatwirtschaftlicher Hundeteams auch in anderen Bereichen des Luftverkehrs erfolgreich. Securitas zählt zu den Vorreitern in der deutschen Sicherheitsbranche, die eine Zulassung für den Einsatz der gut geschulten Hunde-Teams vom Luftfahrt-Bundesamt (LBA) erhalten hat. Der Marktführer im privaten Sicherheitsgewerbe erweiterte damit sein Portfolio und setzt heute bundesweit eine Vielzahl mobiler Hunde-Teams für die Luftfahrt- und Logistikbranche ein.

Technik allein ist blind – warum der Hund die Lösung sein kann

Die Anschläge vom 11. September 2001 führten maßgeblich zu einer Erhöhung der Sicherheitsstandards und einer Vielzahl bindender EU-Vorgaben in der Luftsicherheit. Um den Herausforderungen von Luftsicherheitskontrollen gemäß EU (VO) 2015/1998 gerecht zu werden und den oft ausgeklügelten Übergriffen durch Attentätern entgegenzutreten, muss die Kontrolltechnik stets dem neuesten Stand der Technik entsprechen. Natürlich müssen die bedienenden Luftsicherheitsassistenten und Kontrollkräfte regelmäßig geschult sowie fortgebildet werden und mit neuen Gerätegenerationen und der technischen Entwicklung Schritt halten.

Die Bandbreite der zum Schutz vor Sprengstoffanschlägen eingesetzten Technik ist groß. „Detektionssysteme sind heute bei der Auffindung von Sprengstoffen und toxischen Gasen unverzichtbar und bestechen oft durch ihre hohe Verfügbarkeit, Dauerhaftigkeit und Präzision. Die Technologien arbeiten auf der Basis von Röntgenstrahlen, Mikrowellen und Gasabsorption.

Doch auch die modernste Technik ist kein unfehlbares Hilfsmittel, sie birgt im stetigen Wettlauf gegen die Zeit sogar Risiken:

  • Ein hundertprozentiges Erkennen von Sprengstoff ist nicht möglich und Technik allein ist blind. Um Situationen ganzheitlich zu beurteilen und kausale Zusammenhänge zu bilden, bedarf es im Einzelfall der Analyse, des Sachverstands und der Intuition eines Menschen.
  • Zunehmend komplexe technische Hilfsmittel sind störanfällig, benötigen eine regelmäßige Wartung, ein unterbrechungsfreies Stromnetz und eine sichere Netzwerkverbindung.
  • Je ausgefeilter und leistungsfähiger die Technik ist, desto sensibler und teurer wird sie in den meisten Fällen.
  • Kontrollanlagen sind oft sehr groß und unflexibel an einen Ort gebunden. Möchte man Prozessschritte in der Transportkette verändern, ist dies nur mit hohem organisatorischen Aufwand und ausreichender Fläche möglich.
  • Neue Entwicklungen bergen immer das Risiko eines zu frühen Einsatzes oder einer zu kurzen Erprobungsphase (Mangel an Langzeitstudien) und verborgener Nebeneffekte (Gesundheitsrisiken).

Spürhunde mit überdurchschnittlich gutem Riecher

Während die neuen Technologien nicht immer vollständig ausgereift auf den Markt treffen, kostenintensiv sind oder sich als nicht alltagstauglich erweisen, erzielen der uralte und fast unerschöpfliche Spieltrieb und die Genetik des Hundes (wie beim Deutschen Schäferhund) eine außerordentlich hohe Erfolgsquote bei der Suche nach Sprengstoffen.

Grund dafür ist das Werk der Evolution an der Hundenase: die Qualität des Riechvermögens und die Größe der Riechschleimhaut sowie die Anzahl der dort angesiedelten Riechzellen. In Zahlen ausgedrückt, ist die Riechschleimhaut beim Hund 150 Quadratzentimeter groß, beim Menschen sind es dagegen nur 5 Quadratzentimeter.

Hunde nehmen Gerüche etwa 1 bis 10 Millionen Mal besser wahr, als der geruchsempfindlichste Mensch. Und Hunde können Gerüche tausendmal besser voneinander unterscheiden. Das Riechvermögen fällt je nach Hunderasse unterschiedlich aus, sodass vor allem Rassen zum Einsatz kommen, deren überdurchschnittliche olfaktorische Wahrnehmung (Geruchssinn) wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Zu diesen Rassen gehören unter anderem der Deutsche wie Belgische Schäferhund sowie Riesenschnauzer und Airedaleterrier – sie eignen sich besonders für die Suche nach Sprengstoff.

Sprengstoffspürhunde suchen neben militärischen und gewerblichen bekannten Stoffen auch nach sogenannten Selbstlaboraten und Waffen. Die Ausbildung ähnelt im Allgemeinen der des Rauschgiftspürhundes und dauert viele Wochen.

Umfangreiche Vorauswahl und Teamwork als Schlüssel zum Ziel

Ein im Luftverkehr eingesetztes Sprengstoffspürhunde-Team besteht aus einem Hundeführer und ein bis zwei Hunden. Die Hunde sind dem Hundeführer fest zugeordnet, um Missbrauch am Tier zu vermeiden und die Suchleistung auf einem stets hohen Niveau zu halten.

„Um als Hundeführer im Bereich der Luftsicherheit arbeiten zu können, reicht es nicht aus, besonders tierlieb oder aktiv im Hundesport zu sein“, erläutert Dirk Fischlein, Geschäftsführer von Securitas Aviation Deutschland. Neben vieler rechtlicher Rahmenbedingungen müssen auch charakterliche und professionelle Kriterien erfüllt sein: „zum Beispiel müsse ein Hundeführer in der Lage sein, seinen Hund auf das Auffinden von Sprengstoff in Luftfracht auszubilden und abzurichten sowie ihn mit der erforderlichen Disziplin und Fürsorge zu führen“, so Fischlein weiter.

Zum Einsatzort geht es meist motorisiert
Foto: © Andreas Friese
Einen guten Hundeführer und einen guten Spürhund zu haben, setzt bestimmte Rahmenbedingungen voraus. „Wir legen zum Beispiel sehr viel Wert auf die soziale Bindung zwischen Mensch und Tier. Die Sprengstoffspürhunde werden daher schon von Beginn der Ausbildung mit ihrem Hundeführer oder ihrer Hundeführerin zusammengeführt – sozusagen in deren Familienleben integriert. Der Hundeführer kann sich voll und ganz auf seine Arbeit mit dem Hund konzentrieren, das Training wird gefördert und wir stellen die benötigte Ausrüstung. Zusätzlich finanzieren wir sämtliche Lebenshaltungskosten des Hundes sowie Arztbesuche und Fuhrpark“, beschreibt der Geschäftsführer der Securitas Aviation Deutschland. Die artgerechte Haltung sei dabei selbstverständlich. 

Die richtige Auswahl des Tieres ist entscheidend. Nicht jeder Schäferhund eignet sich für die Aufgabe eines Sprengstoffspürhundes oder passt zum Charakter des Hundeführers. Ein Hund muss mehrere Voraussetzungen erfüllen, um für diese spezielle Aufgabe ausgebildet werden zu können. Neben einem hohen Spieltrieb und einem einwandfreien Gesundheitszustand, müssen die Vierbeiner ein ausgeprägt positives Sozialverhalten zeigen.

Um im Arbeitsalltag zu bestehen, sind vor allem Konzentrationsfähigkeit und Umweltsicherheit gefragt, denn zahlreiche Nebengeräusche oder Gerüche erschweren die Arbeit für Hund und Hundeführer immens.

In einer gemeinsamen Ausbildung erhalten die Teams das praktische und theoretische Grundwissen. Die Prüfung und Zulassung erfolgt im Anschluss bei der zuständigen Behörde, dem Luftfahrt-Bundesamt. Ein wöchentliches Erkennungstraining und eine permanente theoretische und praktische Weiterbildung sorgen für die stetige Weiterentwicklung der Teams.

Eine bewährte Kontrollmethode erlebt ihren Einzug in die deutsche Luftsicherheit

Die Sicherheitsmaßnahmen im Luftverkehr beschränken sich heutzutage aber nicht mehr nur auf die Fluggäste und das von ihnen mitgeführte Gepäck, auch Luftfracht und Luftpost müssen sicher transportiert werden. Mit den „Jemen-Anschlägen 2010“ folgte in Europa eine Verschärfung der rechtlichen Rahmenbedingungen, die eine Erweiterung des Sicherheitskonzeptes um die „sichere Lieferkette“ und die Freigabe von Sprengstoffspürhunden zum Einsatz der Luftfrachtkontrolle auf europäischen Boden zur Folge hatte. Der Einsatz von Spürhundeteams als zulässige, zusätzliche Kontrolle von Fracht und Post ist rechtlich verankert in der VO (EU) 185/2010 heute VO (EU) 2015/1998 Kapitel 12.9. In Deutschland werden die Hundeteams seit den Jahr 2013 durch das Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig zugelassen und regelmäßig auf ihre Tauglichkeit überprüft.

Hunde sind bei der Suche flexibler und schneller als die gängige Technik

In den USA und Israel zählen gewerbliche Sprengstoffspürhunde-Teams längst zum festen Bestandteil der Luftsicherheit. Sie werden dabei nicht nur für die Kontrolle von Fracht, sondern auch für die Kontrolle von Fluggästen eingesetzt. Die Kontrolle von Passagieren mit Sprengstoffspürhunden ist in Deutschland zwar noch undenkbar, die Kontrolle von Flugzeugkabinen, Fracht- und Gepäck sowie Fahrzeugen, die auf das Flughafengelände wollen, sind jedoch mittlerweile fester Bestandteil der Sicherheitskonzepte an diesen wichtigen Verkehrsknoten.

Flughafenbesucher nehmen die Sprengstoffspürhunde-Teams nur in Ausnahmesituationen wahr, nämlich dann, wenn ein herrenloses Gepäcksstück auf seinen Inhalt hin überprüft wird.

Flughafenbetreiber, Luftfahrtunternehmen und Logistikunternehmen sind über die zusätzliche Kontrolle durch Sprengstoffspürhunde sichtlich erfreut. Im Gegensatz zu fest verankerten Röntgenanlagen sind die Vierbeiner weitaus flexibler einsetzbar. Pakete oder Gepäckstücke müssen darüber hinaus im Verdachtsfall nicht mit viel Aufwand aufgerissen oder aufgebrochen werden.

Arbeitsalltag und besondere Herausforderungen von Sprengstoffspürhunde-Teams

Der Einsatz der Sprengstoffspürhunde-Teams bei Securitas Aviation fällt sehr vielfältig aus. „Im Auftrag von Luftfahrtunternehmen führen wir sogenannte „Secondary Screenings“ durch, das sind Nachkontrollen von Flugzeugen. Darüber hinaus kontrollieren unsere Teams Fahrzeuge beim Zugang auf das Flughafengelände“, erklärt der Geschäftsführer von Securitas Aviation Deutschland.

Dabei ist der Einsatz eines Sprengstoffspürhundes von unterschiedlichen Umweltbedingungen abhängig, die der Hundeführer im Vorfeld der Kontrolle zu bewerten hat, wie zum Beispiel das Raumklima. Das Vorgehen ist dabei immer gleich und nennt sich frei laufende Suche. Hierbei wird der Hund zwar an der Leine geführt, darf aber Dirk Fischlein, Geschäftsführer Securitas Aviation Deutschlandzunächst eigenständig suchen, bevor der Hundeführer übernimmt und den Hund gezielt an ein Objekt leitet. Ein Hundeführer ist immer nur mit einem Hund zur gleichen Zeit im Einsatz. Wenn dieser eine Pause benötigt, wechselt der Hundeführer seinen zweiten Hund ein.

Hunde-Teams arbeiten schnell und zuverlässig, sind flexibel einsetzbar. Das ist besonders von Vorteil, wenn man in engen Flugzeugkabinen suchen muss. „Sicherlich sind die Teams am Flughafen einem hohen Lautstärkepegel ausgesetzt. Wir legen daher sehr viel Wert darauf, dass der Hund sich während seiner Pausen in speziellen, ruhigen Rückzugsmöglichkeiten erholen kann“, so Fischlein weiter.

Und für die Zukunft rechnet Dirk Fischlein damit, dass der Bedarf nach Sprengstoffspürhunden und guten Hundeführern weiter steigen wird. „Auch, wenn sich die Technik stetig weiterentwickelt, bleibt der Hund ein zuverlässiger und bewährter Partner.“

 

Über den Autor
Yvonne Post
Yvonne Post
Die gebürtige Berlinerin Yvonne Post ist diplomierte Politikwissenschaftlerin und ausgebildete Luftverkehrskauffrau. Sie arbeitet seit 2010 im Bereich der Luftverkehrswirtschaft. Davor war sie stellvertretende Pressesprecherin im Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung in Mecklenburg-Vorpommern.
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