Karl Heinz Amft †
Am 07. Januar 2017 verstarb der ehemalige Inspekteur des Bundesgrenzschutzes, Karl Heinz Amft, im 92. Lebensjahr in Meckenheim bei Bonn. Es war still geworden, um einen der erfolgreichsten Polizeiführer der Nachkriegszeit. Seit mehr als 30 Jahren wohnte er in Meckenheim und hat sich bis ins hohe Alter seine Weltoffenheit und seine Tatkraft für Neues bewahrt. Seine Polizeilaufbahn begann er 1946 – nach Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft – bei der Polizei in Niedersachsen. Mit dem Wechsel zur Polizei Nordrhein-Westfalens stellte er sich allen neuen Herausforderungen und meisterte so seine außergewöhnliche Karriere. Anlässlich einer Würdigung zum 90. Geburtstag im Jahre 2015 titelte der Bonner General-Anzeiger mit dem Aufmacher „Dorfjunge macht Polizeikarriere“ und brachte seine Lebensgeschichte; dabei wurde auch sein Geburtsort Kapsdorf in Schlesien erwähnt.
Die Verwendungsbreite von Karl Heinz Amft wird deutlich, wenn man die unterschiedlichen Aufgabenschwerpunkte seiner Karrierestationen betrachtet. Als Dozent im Lehrerseminar am Polizeiinstitut in Münster-Hiltrup wird ein Schwerpunkt seines Interesses geprägt, das ihn während seiner gesamten Dienstzeit begleitet: die Aus- und Fortbildung in allen Laufbahngruppen. Er wird später in seinen vielfältigen Verwendungen immer wieder auf die Bedeutung einer professionellen Aus- und Fortbildung in der Polizei hinweisen und an Verbesserungen mitarbeiten. So ist es seinen Initiativen im sog. „Ausbildungsbeirat“ zu verdanken, dass die Ausbildung beim Bundesgrenzschutz nach sehr schwierigen Umsetzungsbemühungen letztlich reformiert und von den Ländern als gleichwertig anerkannt wurde. Als Chef der Bereitschaftspolizeiabteilung in Linnich sammelte er Einsatzerfahrungen, die er später (ab 1974) als Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder im Bundesinnenministerium bei den in seiner Amtszeit laufenden Großdemonstrationen an Kernkraftanlagen umsetzen kann: bei Fortbildungsveranstaltungen für Führungskräfte an der Polizei-Führungsakademie, die er initiiert, organisiert und auch selbst moderiert. Auch die Modernisierung der vom Bund für die Länder beschaffte Ausstattung mit Führungs- und Einsatzmitteln ist ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder. Die Taktiker und Techniker der Bundesländer haben sehr unterschiedliche Vorstellungen und stellen hohe Anforderungen an das vom Bund zu liefernde Material. Der Bundesfinanzminister ist oftmals anderer Ansicht, und auch die Führung des Bundesgrenzschutzes muss von Änderungen überzeugt werden, damit die Technik bei Großlagen kompatibel bleibt. Dabei kommen ihm natürlich die Erfahrungen aus seiner Zeit als Leiter der Schutzpolizei in Münster und als Vize-Präsident der Polizei-Führungsakademie zu Gute. Er galt als souveräner Verhandlungsführer und sachkundiger Berater in vielfältigen Gremien der Innenministerkonferenz, wo er persönlich oder durch Mitarbeiter vertreten war ( z.B. Technische Kommission des AK II, Vorschriftenkommission des AK II, Mitglied im Kuratorium der Polizei-Führungsakademie, Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft der Polizeipräsidenten).
1980 wird Karl Heinz Amft Inspekteur des Bundesgrenzschutzes. Ein schwieriger Wechsel. Als Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder war er an einer Nahtstelle der Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern und dem Bund als Koordinator und auch als Berater in Krisenlagen tätig. Jetzt trug er Verantwortung für die Polizei des Bundes, die damals – mehr als heute – sehr kritisch in ihrer Aufgabenwahrnehmung betrachtet wurde. Er arbeitet weiter an der Verbesserung der Aus- und Fortbildung im Bundesgrenzschutz, um sie an die der Länder heranzuführen. So schaffte er im Verhältnis zu den Ländern ein Klima der gegenseitigen Akzeptanz und des Vertrauens.
In einem Rückblick anlässlich seines 90. Geburtstages sagte er: „Jede Aufgabe, die sich mir stellte, habe ich gerne übernommen.“
Im April 1985, kurz vor Ende seiner Dienstzeit, wird er vom Bundespräsidenten mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Er hat es verdient!
Redaktion Veko-online