Für die kompetente Betreuung hat das Thema Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter hohe Relevanz.
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Sicherheitsdienstleistungen in Flüchtlingsunterkünften

„Die Vergabe muss nach dem wirtschaftlichsten Angebot erfolgen“

Von Klaus Wedekind

„Flüchtlinge“ war das Wort des Jahres 2015 und dokumentiert, dass kaum ein anderes Thema die Bundesbürger so sehr bewegt hat wie der Zustrom der vor Krieg und Vertreibung fliehenden Menschen und die Frage ihrer erfolgreichen Integration. Eine Aufgabe, die unser Land auch in den kommenden Monaten weiter vor erhebliche Seit Anfang der 1990er Jahre sind KÖTTER Mitarbeiter in Abschiebehaft-anstalten tätig.Herausforderungen stellen wird. Mit Blick auf die Unterbringung und Sicherheit der Flüchtlinge stehen die Sicherheitswirtschaft sowie die Partnerschaft von öffentlicher Hand und privaten Dienstleistern ebenfalls vor großen Herausforderungen.

Auch die Sparte Security unserer Unternehmensgruppe ist mit diesen anspruchsvollen Aufgaben in Flüchtlingsunterkünften betraut. Hierzu zählen unter anderem Pfortendienste mit Zutritts- und Zufahrtskontrollen, Begleitdienste innerhalb der Liegenschaft sowie Aufsichtsdienste zum Beispiel bei der Essensausgabe.

Dabei können wir umfassende Kompetenzen und langjährige Erfahrungen einbringen, die unter anderem aus der Tätigkeit in Abschiebehaftanstalten bzw. Unterbringungseinrichtungen für Ausreisepflichtige resultieren. Das Spektrum umfasst dort beispielsweise Sprach- und interkulturellen Kompetenzen kommen besondere Bedeutung zu.unterstützende Aufgaben wie Pfortendienste, Essensausgabe oder Begleitung von Freizeitaktivitäten. Vorteil: Die öffentlichen Bediensteten können sich auf ihre hoheitlichen Kernaufgaben konzentrieren und sind nicht mehr zur Erfüllung von Routineaufgaben gebunden. Dies steigert nicht zuletzt auch die Motivation. Gleichzeitig trägt der Einsatz privater Dienstleister zu einer verlässlichen Dienstorganisation bei, da krankheits- oder urlaubsbedingte Ausfälle kompensiert werden.

Weiterer Pluspunkt für die öffentliche Hand sind die Sprachkenntnisse und interkulturellen Kompetenzen, über die die Mitarbeiter verfügen. Denn wer dieselbe Sprache spricht und mit den kulturellen Unterschieden bzw. Verhaltensweisen verschiedener Ethnien vertraut ist, kann zum Beispiel mögliche Konflikte frühzeitig erkennen und präventiv wirken.

Aus- und Weiterbildung als A und O

Das A und O für diese erfolgreiche Dienstleistungserbringung ist dabei die Aus- und Weiterbildung der eingesetzten Mitarbeiter, die in Private Mitarbeiter entlasten die staatlichen Beschäftigten von nicht-originären Aufgaben wie z. B. Tätigkeiten in der Bücherei.Kooperation mit unserer unternehmenseigenen Akademie erfolgt, die bereits seit mehr als 15 Jahren am Markt präsent ist. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem verfassungsrechtliche Grundlagen, Dienst- und Sicherheitsvorschriften und interkulturelle Kompetenzen. Besonderes Kennzeichen der Ausbildung sind darüber hinaus Konfliktmanagement- und Deeskalationstrainings.

Flüchtlingsunterkünfte: Sicherheit für hochsensible Sektoren

Schon der Bereich der Abschiebehaftanstalten bzw. Unterbringungseinrichtungen für Ausreisepflichtige verlangt somit besondere Qualitätsstandards. Dieser Anspruch muss erst recht für die Sicherheit von Flüchtlingsunterkünften gelten. Sie sind als hochsensible Sektoren zu klassifizieren und gehören damit auf eine Stufe mit dem Schutz kritischer Infrastrukturen (Energieversorgung, politische Institutionen etc.).

Anforderungen an Ausschreibung, Vergabe und Entlohnung in diesem Bereich

Da bei der Dienstleistungsvergabe in diesem Segment für die öffentlichen Auftraggeber nach wie vor viel zu häufig der billigste Preis das allein ausschlaggebende Kriterium ist, sind Änderungen bei der aktuellen Ausschreibungs- und Vergabepraxis inklusive Anforderungen an die Entlohnung, Qualifikation und Überprüfung der eingesetzten Mitarbeiter unabdingbar. Im Fokus stehen dabei die folgenden Aspekte:

  • Eine Beteiligung von Subunternehmern an diesen Ausschreibungen sollte grundsätzlich ausgeschlossen werden. Zentraler Grund ist die schon aus anderen Bereichen bekannte Erfahrung, wonach mit dem Einsatz von Subunternehmern die Sicherheitsrisiken und die Intransparenz bei der Auftragsumsetzung massiv steigen.
  • Die Vergabe muss nach dem Bestbieterprinzip erfolgen. Nur so wird gewährleistet, dass Preis und Leistung auch in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.
  • Es genügt nicht, dass die teilnehmenden Unternehmen Referenzen bzw. Erfahrungen in diesem Bereich nachweisen und ein Implementierungskonzept vorlegen. Viel entscheidender: Der jeweilige Anbieter muss die Machbarkeit seines Vorgehens nachhaltig darlegen und die ausschreibende Stelle ist gehalten, diese kritisch zu hinterfragen. Nur so wird nachvollziehbar, wie die einzelnen Unternehmen den Auftrag konkret umsetzen wollen und ob sie hierzu überhaupt seriös in der Lage sind.
  • Das Auftragsverhältnis muss über eine Dienstanweisung exakt beschrieben sein. Dies beinhaltet insbesondere, dass das Sicherheitsunternehmen einen festen und mit den erforderlichen Entscheidungsbefugnissen ausgestatteten Ansprechpartner erhält − und das gemäß dem „24/7“-Prinzip1 rund um die Uhr. Dies schafft kurze Entscheidungswege und Handlungssicherheit, die gerade in kritischen Situationen höchste Relevanz besitzen.
  • Die wahrzunehmenden Aufgaben können somit ausdrücklich nicht auf Grundlage des tariflichen und gesetzlichen Mindestlohns vergeben werden, sondern erfordern höhere tarifliche Eingruppierungen. Zwingend zu beachten sind auch die ortsüblichen Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit.

Qualifikationen und Überprüfung der Mitarbeiter

Und die Anforderungen an die Beschäftigten selbst? Zugangsvoraussetzung für die Tätigkeit in Flüchtlingsunterkünften muss die Sachkundeprüfung sein. Darüber hinaus Die Absicherung der Liegenschaften gehört zu den Aufgaben von KÖTTER Security.sollten die dort eingesetzten Mitarbeiter über Zusatzqualifikationen wie Brandschutz- und Ersthelfer, sichere Sprachkenntnisse (Deutsch und Englisch, weitere Sprachen wie Arabisch/Somali wünschenswert) und die bereits angeführten interkulturellen Kompetenzen verfügen. Regelmäßige Zuverlässigkeitsüberprüfungen durch die Behörden sind ebenfalls von entscheidender Bedeutung, die im Rahmen der Einstellung durch eine verfassungsschutzmäßige Überprüfung flankiert werden müssen.

 

1 Die Abkürzung 24/7 (englisch ausgesprochen „twentyfourseven“) bezeichnet die ständige Bereitschaft bzw. Verfügbarkeit einer Dienstleistung oder seltener die Fähigkeit zum Dauerbetrieb eines Gerätes oder einer Maschine. Die Abkürzung steht für 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche – also schlichtweg immer oder auch Rund um die Uhr. Der Begriff stammt aus den USA und ist mittlerweile in fast allen Ländern verbreitet, die der anglo-amerikanischen Kultur nahestehen. In Deutschland und Österreich ist statt 24/7 eher 24h oder „rund um die Uhr“ verbreitet. (Quelle: Wikipedia)

Über den Autor
Klaus Wedekind
Klaus Wedekind
Klaus Wedekind ist unter anderem Geschäftsführender Direktor der KÖTTER Justizdienstleistungen SE & Co. KG. Der Diplom-Kaufmann begleitet die Umsetzung von Privatisierungsprozessen bereits seit mehr als 15 Jahren. Als Verantwortlicher für Großprojekte wie das Public-Private-Partnership (PPP)-Projekt JVA Burg war er maßgeblich an der Umsetzung dieser Outsourcingvorhaben und dem Ausbau des Dienstleistungsbereiches Justizdienste von KÖTTER Services beteiligt.
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