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Mit Kettenschild gegen Hochsee-Piraten

Das neue Anti-Schiffsentersystem ASES

Von Peter Sehr

Ob am Horn von Afrika oder in der Straße von Malakka: Immer wieder versuchen Piraten, Hochseeschiffe zu entern. Ziele sind zum einen alle möglichen Produkte, die sich versilbern lassen, aber auch die Besatzungen an Bord. Sei es, um sie für immer zum Schweigen zu bringen, oder aber hohe Lösegelder für sie zu erpressen. Trotz vieler mehr oder weniger tauglicher Abwehrmaßnahmen lassen sich die Angriffe nur mit dem Einsatz teuren Sicherheitspersonals erfolgreich abwehren. Und der Trend zum Kapern von Hochseeschiffen dürfte eher noch zunehmen. Eine interessante Alternative wird nunmehr mit dem Anti-Schiffsentersystem (ASES) angeboten. Einzelheiten erfahren Sie hier.

Ausgangslage für die Notwendigkeit von ASES

Jeder kennt die Überfälle somalischer Piraten auf Handelsschiffe am Horn von Afrika. Jetzt auch ganz aktuell Piraterie vor Westafrika.

Piraten, bis an die Zähne bewaffnet, jagen mit schnellen schnittigen Booten heran, kapern Schiffe und bringen Besatzung und Ladung in ihre Gewalt. In den letzten Jahren wurden die Angriffe derart extensiv, dass sich mehrere Staaten, darunter Deutschland, entschlossen, Marineeinheiten in das betroffene Seegebiet zu entsenden. Seitdem patrouillieren die Schiffe in einem Seegebiet, das von der Fläche her fast so groß wie Westeuropa ist. Kein Wunder, dass sich oftmals Einsätze auf bloße Präsenz beschränken oder aber auf eine Aktion im unmittelbaren Küstenbereich. Die Nutzung von Stacheldraht, Schmierfett, Elektrozäune, Wasserwerfer oder aber das Fahren mit sehr hoher Geschwindigkeit brachten nicht wirklich durchgreifende Verbesserungen. Lediglich das Einsetzen bewaffneter Begleitkräfte, die notfalls von Schusswaffen Gebrauch machen, scheinen Piraten abzuhalten. Ein teueres Verfahren. Übersteigt die Anzahl der Piraten deutlich die des Schutzpersonals (in der Regel höchsten vier Bewaffnete), sind auch diese Maßnahmen vergeblich: Das Schiff wird gekapert, und oft bleibt nur der Rückzug in den Panic-Room. Das Schiff mit gesamter Ladung fällt in die Hand der Piraten. Schutzpersonal ist teuer. Für eine Reise am Horn von Afrika kommen da schnell Summen von bis zu 60.000 Euro zusammen, pro Fahrt, versteht sich. Auch Zahlungen von 100.000 Euro waren in der Vergangenheit keine Seltenheit. Natürlich kann man das Gebiet großräumig umfahren. Wählt man aber den Suez-Kanal als Route in den Mittleren oder Fernen Osten, kommt man zwangsläufig in die Nähe der gefährdeten Gebiete. Dazu führen alle Routen in die ostafrikanischen Häfen an der somalischen Küste entlang, es sei denn, man wählt den Weg um das Kap der guten Hoffnung. Dies dauert deutlich länger und kostet somit erheblich mehr Geld.

 

Die Idee

Während einer Autofahrt sah Dipl.-Ing. Heinz Weiss zufällig Straßenarbeiter mit Motorsensen und stellte sich die Frage, ob das Rotationsprinzip der Sense nicht auch als Abwehrsystem bei Piratenangriffen eingesetzt werden könnte. Nach und nach setzte er die ungewöhnliche Idee in ein Projekt um, wobei er Wert auf die effektive Defensivwirkung setzte. Das von ihm entwickelte System arbeitet vollautomatisch und bietet Schutz gegen alle möglichen Angriffe, sogar gegen solche aus der Luft.

 

Funktionsweise

Funktionsweise des außergewöhnlichen SystemsDas Anti-Schiffsentersystem besteht aus mehreren Seitenschwenkarmen aus hochfestem Stahl, an denen der Rotor mit Kettenrad befestigt sind. Diese werden bei einem Angriff zu einer schnellen Rotation gebracht. Die Seitenschwenkarme mit den Ketten sind so um das Schiff herum angeordnet, dass durch die rotierenden Ketten ein Rundumschutz entsteht. Zusätzlich lassen sich die Ketten auch in eine horizontale Position bringen, so dass auch Schutz gegen einen Angriff aus der Luft besteht. Gestartet wird das System per Knopfdruck.

Bei normaler Fahrt lassen sich die Schwenkarme einklappen. Somit sind dann alle routinemäßigen Schiffsarbeiten durchführbar. Ein weiterer Vorteil bei einem Angriff ist, dass die Ketten das Seewasser aufwirbeln können, sofern man den Neigungswinkel entsprechend einstellt. Es entsteht eine Wasserwand, die die Sicht auf das Schiff stark einschränkt. Selbst direkter Beschuss, so der Entwickler, lässt das System unbeeindruckt. Hierfür sorgen die hochwertigen Qualitätsstoffe wie N-A-XTRA /XABO Stahl, aus denen die Schwenkarme gefertigt sind. Die Ketten sind entweder aus Edelstahl oder beschussfesten Kunststoffen. Die Startphase bis zur vollständigen Schutzwirkung gibt der Entwickler mit weniger als fünf Minuten an. Da sich die Kettenräder mit weit mehr als 1.000 km/h drehen, ist laut Entwickler auch ein wirksamer Schutz gegen Panzerfaustbeschuss vorhanden.

 

 

Weitere Vorteile

Laut Hersteller besteht die Möglichkeit, eine Grundausrüstung auf Hochseeschiffen zu installieren. Bei „normalen“ Routen können die Rotorsysteme in den entsprechenden Häfen in der Nähe der gefährlichen Gebiete gelagert werden. So lassen sich Kosten sparen. Die Kosten für die Ausstattung eines bis zu 250 Meter langen Schiffes beziffert der Entwickler auf 75.000 bis maximal 95.000 Euro. Dafür werden 10 Komplettsysteme geboten. Das Angebot beinhaltet die Montage der Kompakthydraulik (Schiffsmaschinen unabhängig) für die Auslegerarme sowie die Motoren, die 10 Adapterplatten für das Schnellwechselsystem sowie den Stromanschluss für die Steuerung und Funk.

 

Stand der Dinge

Vor der Markteinführung sind vom Entwickler noch Hürden zu nehmen. So bedarf es einer Zulassung im Rahmen der Zertifizierung für Schiffe. Das bedeutet im Klartext, dass sich Reedereien entschließen müssten, dieses System einzusetzen. Auch Werften, maritime Behörden oder Organisationen könnten Interesse an diesem System bekunden. Heinz Weiss steht für Interessenten gerne als technischer Berater für den ASES-Einsatz im Rahmen einer Projektbegleitung (vom Einbau bis zum Betrieb) zu Verfügung.

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