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Dienststelle Polizeiliche Schutzaufgaben Ausland

Spezialkräfte der Bundespolizei zum Schutz deutscher Auslandsvertretungen.

Christoph Lippay,
Stumpf + Kossendey Verlag,
Edewecht 2025,
88 Seiten.
ISBN 3-96461-080-5.
Das Auswärtige Amt unterhält gegenwärtig 225 Vertretungen im Ausland und in mehreren internationalen Organisationen „Ständige Vertretungen“. Des Weiteren sind 333 Honorarkonsuln für Deutschland tätig.

Die Auslandsvertretungen decken ein breites Aufgabenspektrum ab. Dieses reicht von der kulturellen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit über die Förderung der politischen und wirtschaftlichen Beziehungen, dem Wahren deutscher Interessen in dem jeweiligen Land bis zum Schutz der Deutschen im Gastland.

Seit Mitte der 1950er Jahre gehört der Schutz der Auslandsvertretungen und ihrer Mitarbeiter zu den Aufgaben des Bundesgrenzschutzes bzw. seit 2005 der Bundespolizei. Zunächst waren dafür die Mitarbeiter des „Hausordnungs- und Objektschutzdienstes (HOD)“ zuständig. Mit den sich verändernden Gegebenheiten, insbesondere einer in vielen Staaten problematischen Sicherheitslage, wuchsen die Anforderungen für den Schutz. Zunehmend übernahmen Mitarbeiter des Bundeskriminalamtes und dann seit den 1970er Jahren auch Angehörige der Anti-Terror-Spezialeinheit GSG 9 solche Schutzaufgaben. Schrittweise wurde die Tätigkeit immer weiter ausgebaut, so etwa seit 2009 in den „Schutzaufgaben in Krisengebieten SiK“.

Eine wesentliche Veränderung in der Struktur der Bundespolizei brachte die Schaffung der Bundespolizeidirektion 11, in der seither zahlreiche Spezialkräfte unter einem Dach vereint sind. Dazu zählen auch die Frauen und Männer, die in der Dienststelle „Polizeiliche Schutzaufgaben Ausland (PSA BPOL)“ ihren Dienst verrichten.

Christoph Lippay veröffentlichte mehrere Bücher und Fachaufsätze zu Themen der öffentlichen Sicherheit. In dem hier zu besprechenden Buch geht er nach einem kurzen Blick in die Geschichte des Schutzes deutscher Auslandsvertretungen auf die Organisation der PSA BPOL ein. Er beschreibt das Auswahlverfahren und die sich daran anschließende spezielle Ausbildung der Beamten. In einer 13-wöchigen Grundausbildung werden die angehenden PSAler, die ja allesamt bereits fertig ausgebildete Bundespolizisten sind, unter anderem in Einsatzlehre und Einsatzrecht, in einer Schießausbildung und einem Fahr- und Sicherheitstraining auf ihre späteren Einsätze vorbereitet. Beamte, die später im Personenschutz eingesetzt werden möchten, absolvieren danach eine nochmals sieben Wochen dauernde Ausbildung.

Danach geht der Autor auf die Aufträge der PSA-Beamten ein, beschreibt die dabei angewandten Taktiken und skizziert deren Ausrüstung. Gegenwärtig befindet sich die PSA in 80 Ländern im Einsatz. Näher geht der Verfasser auf die Verwendungen in der irakischen Hauptstadt Bagdad und im pakistanischen Islamabad ein.

Nur sehr kurz beschreibt Lippay die Kooperationen zwischen der PSA und nationalen und internationalen Einheiten und Verbänden. Die besonders fordernden Aktionen, die notwendig sind um deutsche Staatsbürger aus Krisen- und Konfliktregionen zu evakuieren oder gar zu befreien, lässt Lippay nur erahnen. Über diese Militärischen Evakuierungs Operationen (MilEvakOp) wird im Allgemeinen ein breiter Mantel des Schweigens gehüllt.

In einem Gespräch, das der Verfasser mit dem Leiter der PSA, Polizeidirektor Jürgen Hennig, führte, werden die besonderen Herausforderungen beschrieben, die dieser Dienst mit sich bringt, wozu auch die Fähigkeit zählt, „behördenübergreifend zu denken.“ Hennig beschreibt die aktuelle Personalsituation als gut, stellt jedoch fest: „Wir müssen aber dennoch attraktiv für die Besten bleiben.“

Der Dienst in der PSA ist gefährlich, das verschweigt der Autor nicht und führt die sechs im Dienst getöteten Beamten mit ihren Lebensdaten, jedoch ohne ihre Familiennamen auf. Diese sind jedoch nicht geheim, sondern auf der offiziellen Seite des Auswärtigen Amtes wird ihrer gedacht: Tobias Retterath, Thomas Andreas Hafenecker, Jörg Ringel, Mario Keller, Alexander Stephan Stoffels und Mirko Kanzler.

Lippay liefert mit seinem Buch eine eindrucksvolle Einführung in ein Thema, das in der Öffentlichkeit meist nur ein Randthema darstellt. Eines ist gewiss: Ohne die professionellen Beschützer würde es in vielen Ländern der Erde keine diplomatischen Vertretungen der Bundesrepublik Deutschland geben.

-Dr. Reinhard Scholzen-

 

Über den Autor
Dr. Reinhard Scholzen
Dr. Reinhard Scholzen
Dr. Reinhard Scholzen, M. A. wurde 1959 in Essen geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte er Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Trier. Nach dem Magister Artium arbeitete er dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter und promovierte 1992. Anschließend absolvierte der Autor eine Ausbildung zum Public Relations (PR) Berater. Als Abschlussarbeit verfasste er eine Konzeption für die Öffentlichkeitsarbeit der GSG 9. Danach veröffentlichte er Aufsätze und Bücher über die innere und äußere Sicherheit sowie über Spezialeinheiten der Polizei und des Militärs: Unter anderem über die GSG 9, die Spezialeinsatzkommandos der Bundesländer und das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr.
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