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Muslimische Afghanen beim Gebet
© Von Staff Sgt. Teddy Wade (U.S. Armed Forces) - Dieses Bild wurde von der US Army mit der ID 091207-A-6365W-283 herausgegeben.Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechts-Status des anhängenden Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenz-Vorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22598610

Afghanistan und die Taliban – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Prof. Dr. Stefan Goertz, Hochschule des Bundes, Bundespolizei

Innerhalb von zehn Tagen brauch zusammen, was die westliche Koalition in 20 Jahren aufgebaut hatte, der neue afghanischen Staat nach der Taliban-Herrschaft vor dem 11. September 2001. Die afghanischen Soldaten der Afghan National Army und die afghanischen Polizisten der Afghan National Police waren den Taliban zahlenmäßig und was die Ausrüstung betrifft haushoch überlegen. Trotzdem haben sie sich im August 2021 in zahlreichen Fällen kampflos den Taliban ergeben. Dieser Artikel skizziert zu Beginn die Entstehung der Taliban und ihr erstes „Steinzeit-Kalifat“ in den 1990er Jahren und beleuchtet dann die Niederlage der Regierung Ashraf Ghani und zieht eine erste Bilanz der gescheiterten westliche Nation-building-Mission in Afghanistan.

Afghanistan und die Taliban vor dem 11. September 2001

Die Taliban sind Islamisten, die vor allem unter Paschtunen rekrutieren. Paschtunen machen in Afghanistan ca. 42 % der Bevölkerung aus. Die Taliban – der Name Taliban ist der Plural des arabischen Wortes Talib, das Schüler oder Suchender bedeutet – entwickelten sich 1994 aus den „Mujahedin“ hervor. Diese selbsternannten „Gotteskrieger“ kämpften von 1979 bis 1989 gegen die Besatzung Afghanistans durch die Sowjetarmee. Im Jahr 1989 zogen die sowjetischen Truppen besiegt aus Afghanistan ab und aus dem Machtvakuum entwickelte sich ein Bürgerkrieg, in dem 1996 die Taliban die Kontrolle über Afghanistan übernahmen.1

Innerhalb weniger Wochen konnte Mullah Omar im Jahr 1994 15.000 Kämpfer, ehemalige Mujahedin, um sich sammeln. Die meisten dieser Kämpfer hatten noch die Waffen, die sie von den USA im Stellvertreterkrieg gegen die Sowjettruppen erhalten hatten. Nur zwei Monate nach ihrer Gründung eroberten die Taliban die strategisch wichtige Stadt Kandahar. Die Taliban wurden als Miliz von Pakistan unterstützt, eilten 1994 von Sieg zu Sieg und wurden von vielen Afghanen nach Jahren des Bürgerkrieges als „Befreier“ begrüßt, weil sie die Korruption bekämpften und – streng islamisches – Recht sprachen.2 Im Jahr 1996 eroberten die Taliban Kabul und riefen das „Islamische Emirat Afghanistan“ aus, im September 2021 taten sie dies ein zweites Mal. Obwohl die afghanische Bevölkerung durch die Folgen des Krieges gegen die Sowjettruppen und den jahrelangen Bürgerkrieg nach dem Abzug der Sowjettruppen in der dramatischen humanitären Krise war, verwiesen die Taliban 1996 alle internationalen Hilfsorganisationen (NGO) des Landes. Während der ersten Taliban-Herrschaft bis zum Herbst 2001 – bis die Taliban nach den islamistischen Anschlägen am 11. September 2001 durch eine westliche Koalition gestürzt wurden – waren Musik, Sport, Fotos und Fernseher in Afghanistan verboten, die meisten Schulen und Universitäten geschlossen. Wer sich nicht fünfmal täglich zum Gebet in einer Moschee einfand sah sich Prügelstrafen ausgesetzt.3 Auf der Analyseebene der Menschenrechte wurden die Frauenrechte von den Taliban am stärksten beschränkt. Frauen durften sich nur komplett verschleiert – meistens in einer Burka – und in männlicher Begleitung aus dem Haus bewegen. Vom öffentlichen Leben waren sie nahezu komplett ausgeschlossen. Mädchen durften nur zur Grundschule gehen und keine höhere Bildung anstreben. Immer wieder gab es Berichte über öffentliche Steinigungen angeblicher Ehebrecherinnen.4

Die westliche Intervention in Afghanistan und die Taliban

Diese oben beschriebene – erste – Schreckensherrschaft der Taliban, das „Steinzeit-Kalifat“, fand erst nach dem 11. September 2001 ein Ende, als US-Truppen und andere westliche Truppen in Afghanistan intervenierten. Doch trotz des schnellen Sturzes der Taliban-Regierung wurden die Taliban nie vollständig militärisch besiegt. Sie zogen sich ins unwirtliche Bergland zurück und nutzten – wie bereits gegen die Sowjettruppen – ihren Vorteil der Ortskundigkeit, um die westlichen Streitkräfte in einen Kleinkrieg zu verwickeln (Guerilla Warfare, Insurgency, Small War). Obwohl die Taliban dabei hohe Verluste hinnehmen mussten, hatten sie nie Rekrutierungsprobleme. Die US-Militärhistorikerin Elise Meszaros bezeichnete die Taliban daher als die „womöglich innovativsten und anpassungsfähigsten Aufständischen in der neueren Geschichte“.5

Afghanistan seit dem 11. September 2001 steht für eine Kooperation von Akteuren im Bereich Organisierte Kriminalität, Islamismus und islamistischer Terrorismus, sprich: für eine Verflechtung der Akteure Taliban, Warlords, Stammesälteste und der Al Qaida beim Opiumanbau, Drogenschmuggel und -handel. Nach dem 11. September 2001 entwickelte sich Afghanistan innerhalb weniger Jahre zu einem key player im Bereich des transnationalen Drogenschmuggels. So stieg die vom United Nations Office on Drugs and Crime geschätzte Anbaufläche von Opium in Afghanistan zwischen 2015 und 2017 von 200.000 Hektar auf 328.000.6 Der soeben abgesetzte Präsident und damalige afghanische Finanzminister, Ashraf Ghani, erklärte im Jahr 2008, dass über 60% des jährlichen Wirtschaftsaufkommens Afghanistans auf illegalem Handel basiere, wovon wiederum der Drogenhandel den überwiegenden Anteil ausmache.7 Vor dem Sturz der afghanischen Regierung im August 2021 wurde ca. 90% der weltweit angebauten Menge an Opium in Afghanistan angebaut und seit 2005 – trotz der internationalen Nation-building-Mission – war ein besonderer Anstieg des in Afghanistan angebauten Anteils an Opium festzustellen.8 Durch den Anbau und Verkauf von Opium wurden im Jahr 2019 nach Angaben des United Nations Office of Drugs (UNODC) bis zu 2,1 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Im Jahr 2019 waren ca. 119.000 Schlafmohn-Erntehelfer in Afghanistan aktiv, die ca. 4 US-Dollar am Tag für ihre Arbeit erhielten.9 Die staatlich durchgeführte Vernichtung von Schlafmohnfeldern sank nach Angaben des UNODC im Jahr 2019 gegenüber dem Vorjahr um 95% auf 21 Hektar.10Innerhalb kürzester Zeit nach dem Sturz der Taliban durch die westliche Intervention 2001/2002 und dem Beginn der Amtszeit der neuen afghanischen Regierung konnten sich parallele wirtschaftliche Strukturen in den Regionen und Provinzen Afghanistans entwickeln. Zwischen dörflichen Clanchefs, deren Provinzkommandeuren, den Taliban und der Al Qaida entstand ein hybrides transnationales Drogen-Terrorismus-Netzwerk, das trotz regionaler, ethnischer Unterschiede durch die islamistische Ideologie über die Grenzen der regionalen Provinzen und Landesgrenzen hinaus vernetzt war und ist. Dieses Netzwerk ist eine hybride Fusion regionaler und internationaler Akteure und profitiert von gemeinsamen Kapazitäten und Fähigkeiten im Bereich Bewaffnung, Personal, Ausbildung, Transportrouten und Taktiken.11Die Analyse des Anbaus von und Handels mit Drogen in Afghanistan und der Entwicklung der Taliban und der Al Qaida nach 2001 ergibt, dass die Taliban ohne die seit der westlichen Intervention 2001 weiterhin bestehenden Einnahmequellen kaum weiter hätten existieren können. Zusammenfassend: Afghanistan ist nach der westlichen Intervention im Jahr 2001 innerhalb kürzester Zeit zu einem weltweiten key player im Bereich des Anbaus und Verkaufs von Opium geworden, wovon zahlreiche Akteure der Organisierten Kriminalität und des islamistischen Terrorismus profitiert und die Qualität und Quantität zahlreicher terroristischer Anschläge gegen die neue afghanische Staatsform und die westlichen Akteure überhaupt erst ermöglicht haben.

Zerstörung der Buddhas von Bamiyan durch die Taliban, Foto von vor und nach der Zerstörung
© Von Buddha_Bamiyan_1963.jpg: UNESCO/A Lezine; Original uploader was Tsui at de.wikipedia.Later version(s) were uploaded by Liberal Freemason at de.wikipedia.Buddhas_of_Bamiyan4.jpg: Carl Montgomeryderivative work: Zaccarias (talk) - Buddha_Bamiyan_1963.jpg Buddhas_of_Bamiyan4.jpg, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8249891

Die Niederlage der Regierung Ashraf Ghani, Afghan National Army und Afghan National Police – Der Sieg der Taliban

Die USA beendeten zum 11. September 2021 – dem 20. Jahrestag der historischen jihadistischen Anschläge in den USA – den längsten Kriegseinsatz ihrer Geschichte. Der Abzug war an keine weiteren Bedingungen geknüpft. Direkt nach dem Beginn des Abzuges der NATO-Truppen im Mai 2021 starteten die Taliban landesweit zahlreiche Offensiven und eroberten innerhalb von Wochen, bzw. im Fall von Kabul gar innerhalb von Tagen gesamt Afghanistan und errichteten das „Islamische Emirat Afghanistan“.

Dass die Taliban die afghanische Hauptstadt Kabul im August 2021 innerhalb von Tagen erobern konnten und dabei kaum auf Widerstand der afghanischen Sicherheitskräfte Afghan National Army (ANA) und Afghan National Police (ANP) stießen war von den westlichen Regierungen und Nachrichtendiensten weder erwartet noch in dieser immensen und historischen Geschwindigkeit vorhergesehen worden und stellte die westlichen Nachrichtendienste und Politiker vor ein Rätsel. Die afghanischen Soldaten der ANA und die afghanischen Polizisten der ANP waren den Taliban zahlenmäßig und technologisch haushoch überlegen und trotzdem haben sie sich im Laufe des Sommers 2021 in vielen Fällen kampflos ergeben.12

Mit ihren gepanzerten Fahrzeugen, Hubschraubern und (auf dem Papier) 350.000 Soldaten und Polizeikräften hätte der afghanische Staat den Taliban hoch überlegen sein sollen. Scheinbar setzten die NATO, allen voran die USA, zu sehr auf den Faktor Technologie. Die Desertionen afghanischer Soldaten waren bereits im Jahr 2020 kontinuierlich angestiegen und hätten von den westlichen Analysten und Politikern nach einem realistischen Verständnis von Sicherheitspolitik analysiert werden müssen. Die Rekrutierung neuer Soldaten war seit Jahren immer schwieriger geworden und das Bildungsniveau der ANA massiv gesunken.13

Der deutsche General a.D. Hans-Lothar Domröse, von 2012 bis 2016 Befehlshaber des NATO Allied Joint Force Command, macht sowohl die Moral der ANA als auch Fehler des Westens verantwortlich: „Wir haben offensichtlich die Seele vernachlässigt“ […] „Das wofür.“ Man habe die Armee ausgerüstet, an die Logistik gedacht. Was man nicht gesehen habe, sei die Frage: „Wofür mache ich das alles“, für meinen Staat, für meinen Kommandeur oder für meinen Präsidenten - das hat offenbar gefehlt, und das haben wir unterschätzt. Also ich jedenfalls.“14

Der General a.D. der Bundeswehr, Egon Ramm, früherer Kommandeur des Allied Joint Force
Command der NATO, erklärte am 17.8. in einem Interview, dass es Absprachen zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung, respektive dem Verteidigungsministerium und der ANA, gegeben haben könnte.15 Die in der Regel sehr gut informierte Tageszeitung Washington Post schrieb am 15.8., dass die Kapitulation der ANA von den Taliban auch erkauft worden sei: „Der spektakuläre Zusammenbruch des afghanischen Militärs, der es Taliban-Kämpfern ermöglichte, trotz 20-jähriger Ausbildung und amerikanischer Hilfe in Milliardenhöhe am Sonntag bis vor die Tore Kabuls vorzudringen, begann mit einer Reihe von Vereinbarungen, die in ländlichen Dörfern zwischen der militanten Gruppe und einigen der rangniedrigsten afghanischen Regierungsbeamten getroffen wurden”16.

Die gescheiterte westliche Nation-building-Mission in Afghanistan – Eine erste Bilanz

Dieser Absatz kann aus Gründen der Aktualität und des Zugangs zu Quellen nur eine erste, kurze Bilanz der gescheiterten westlichen Nation-building-Mission in Afghanistan bieten. Mit zeitlichem Abstand und dem Zugang zu mehr Quellen muss diese westliche Nation-building-Mission, die 20 Jahre lang gedauert hat – länger als die beiden Weltkriege zusammen, länger als der Vietnamkrieg – gründlich analysiert werden, um etwaige Konsequenzen für die zukünftige Sicherheitspolitik Deutschlands, Europas und der NATO zu ziehen.17

Members of Afghan Uniformed Police receive final orders before departing on patrol to visit Shamair Girls School, Kunar province, Afghanistan, May 29, 2012. U.S. soldiers and AUP deliver school supplies and meet with school key leaders. (Photo ID: 593308)
© Von Sgt. 1st Class Lawree Washingtonn (U.S. Armed Forces) - Dieses Bild wurde von der US Army mit der ID 120529-A-XU607-013 herausgegeben.Diese Markierung zeigt nicht den Urheberrechts-Status des anhängenden Werks an. Es ist in jedem Falle zusätzlich eine normale Lizenz-Vorlage erforderlich. Siehe Commons:Lizenzen für weitere Informationen. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22605894

„Ihr habt die Uhren - wir haben Zeit“, dieses Motto der Taliban kursierte bereits seit 2006 in Afghanistan, als sich die Sicherheitslage nach der westlichen Intervention im Oktober 2001 dramatisch verschlechterte. Die politisch-militärische Message der Taliban war an die westlichen Staaten und deren Streitkräfte gerichtet: „Wir müssen doch nur abwarten. Ihr seid irgendwann wieder weg und wir dann zurück.“ 20 Jahre nachdem die USA und ihre westlichen Verbündeten die Taliban entmachtet und vertrieben hatten, konnten die Taliban im August 2021 innerhalb von wenigen Tagen die Kontrolle über Kabul und weite Teile Afghanistan übernehmen. Aber nicht nur die Taliban haben die Kontrolle über Afghanistan wiedererlangt, auch die Al Qaida und der von zahlreichen westlichen Medien und Politikwissenschaftlern „tot geglaubte“ „Islamische Staat“ konnten sich in Afghanistan halten und werden zukünftig Einfluss auf die Zukunft des Landes ausüben. Damit ist auch das Minimalziel der westlichen Intervention in Afghanistan gescheitert, die „terroristische Bedrohung“ zu neutralisieren.18

Der Einsatz von US-Truppen und zahlreicher anderer westlicher Truppen in Afghanistan dauerte länger als der Vietnamkrieg. Was Ende 2001 und Anfang 2002 nach einem schnellen kompletten militärischen Sieg aussah, wurde zum längsten militärischen Auslandseinsatz in der Geschichte der USA und der NATO. Angaben über genaue Zahlen getöteter Soldaten der westlichen Koalition sind schwer zu recherchieren, aber eine Auswertung verschiedener Quellen kommt zur Zahl von über 3.750 getöteten westlichen Koalitionssoldaten. Dazu kommen die finanziellen Kosten des Afghanistankrieges, die enorm sind. Allein für die USA hatte das US-Congressional Budget Office die Kosten bis 2017 auf 2,4 Bio. USD geschätzt. Es gibt keine vergleichbaren Schätzungen für die anderen NATO-Verbündeten, aber man kann annehmen, dass sich die Gesamtkosten des Krieges bis zu einem endgültigen Abzug auf über 4 Bio. USD summieren könnten. Das würde dem Doppelten des jährlichen Bruttoinlandsprodukts des gesamten afrikanischen Kontinents entsprechen.19

Trotz enormer militärischer, technischer und finanzieller Überlegenheit und totaler Lufthoheit gelang es der westlichen Koalition zu keinem Zeitpunkt zwischen 2001 und 2021, die Taliban militärisch entscheidend zu besiegen. Auf dem Höhepunkt des Krieges standen ca. 180.000 Koalitions-Soldaten und Tausende private Sicherheitskräfte unter NATO-Kommando, während es wohl nie mehr als 60.000 Taliban-Kämpfer gab. Auch wurden die Taliban im Gegensatz zu den Mudschaheddin in den 1980er-Jahren von keiner Großmacht unterstützt. Die Stärke der afghanischen Armee, Polizei und anderer Sicherheitskräfte wurde – auf dem Papier – mit 350.000 beziffert. Sie wurden von der NATO nicht nur ausgerüstet und trainiert, sondern auch finanziert.

Der Afghanistan-Experte des deutschen Think Tanks Stiftung Wissenschaft und Politik, Markus Kaim, erklärte am 10.8.2021, vor der Einnahme Kabuls durch die Taliban: „Die Erwartung in vielen westlichen Hauptstädten, dass gut ausgebildete und gut ausgerüstete afghanische Sicherheitskräfte ausreichen würden, um der Taliban Herr zu werden, stellt sich als Illusion heraus“ […] „Die NATO hat an den falschen Stellschrauben gedreht. In einem westlichen Glauben an das Machbare hat man auf technische Aspekte wie den Ausbildungs- und den Ausrüstungsstand verwiesen und dabei ausgeblendet, dass eine zentrale Frage die der politischen Loyalität ist. Es gab immer die Annahme, dass man Streitkräfte ausbildet, die loyal zur afghanischen Regierung stünden. Jetzt sehen wir, dass viele Angehörige desertieren, die Waffen von sich werfen, Stellungen kampflos an die Taliban übergeben, nicht die Kampfkraft entwickeln, die man ihnen zugeschrieben hat. Nun stellt sich heraus, dass die politische Loyalität offensichtlich nicht der Zentralregierung, sondern lokalen Machthabern, Warlords und anderen Akteuren gilt.“20 Kaim hält für fatal, dass die politisch Verantwortlichen die Anzeichen der letzten 15 Jahre in Afghanistan nicht erkannt haben. „Es sind in Rekordzeit die Potemkinschen Dörfer deutscher Afghanistanpolitik zusammengebrochen.“21

Der Bundesnachrichtendienst (BND) räumte bei einer Befragung durch den Bundestag Mitte August 2021 eine Fehleinschätzung der Lage in Kabul ein. Der BND als deutscher Auslandsnachrichtendienst hatte die Entwicklung in Afghanistan, die in die chaotische Evakuierung des internationalen Flughafens mündete, entscheidend falsch eingeschätzt. Der BND war noch weniger als 48 Stunden vor der Einnahme Kabuls durch die Taliban davon ausgegangen, „dass es wohl Wochen dauern werde, bis die Taliban in die Hauptstadt Kabul einrücken werden“. „An einem Vormarsch haben die Islamisten derzeit kein Interesse“, hieß es in einem Lagebericht – „zudem würden ihnen die militärischen Mittel dafür fehlen“. „Eine Übernahme Kabuls in nächster Zeit sei ‚eher unwahrscheinlich‘“.22 Nach dem Verlauf einer Befragung des BND durch Mitglieder des Parlamentarischen Kontrollgremiums im Bundestag Mitte August gab es nicht nur ein Versagen des BND. Gravierende Fehler wurden ganz offensichtlich auch bei der Bewertung der gesammelten Informationen und der Wahl der folgenden Maßnahmen durch die Politik und die zuständigen Ministerien Auswärtiges Amt und BMVg gemacht. Mitarbeiter des BND räumten nach Angaben medialer Berichterstattung ihren Anteil an der Fehleinschätzung der Lage in verschiedenen Sitzungen mit Bundestagsabgeordneten ein: „Wir haben es nicht gesehen“.23

Das „Islamische Emirat Afghanistan“ – Die Zukunft

Das Regierungskabinett des „Islamischen Emirats Afghanistan“, der Taliban, von Anfang September 2021, wird medial als „Talibanriege der Hardliner“ bezeichnet. Verschiedene Minister dieser Taliban-Regierung stehen auf internationalen Terrorlisten, der Verteidigungsminister beispielsweise ist der Sohn von Taliban-Gründer Mullah Omar. Die Taliban signalisieren mit dieser aktuellen Regierung, dass sie sich im Augenblick als autark von Wohlwollen der internationalen westlichen Staatengemeinschaft sehen. Kurz vor der Verkündigung dieser neuen Regierung, einer Taliban-Regierung für Afghanistan, hatten verschiedene Politiker und Medien von Verhandlungen mit „moderaten Taliban“ gesprochen. Dieses neue Kabinett allerdings ist sicherlich alles andere als eine Regierung von „moderaten Taliban“. Aber die westliche Staatenwelt weiß, dass noch immer Zehntausende ehemalige Mitarbeiter in Afghanistan festsitzen und ausgeflogen werden sollen, wofür die Kooperation dieser Taliban-Regierung Voraussetzung ist.24

Das Ministerium für Frauenangelegenheiten wurde von der neuen Taliban sofort abgeschafft. Dafür haben die Taliban in ihrem zweiten „Islamischen Emirat“ wieder ein „Ministerium für die Förderung der Tugend und die Bekämpfung des Lasters“ eingeführt. Die alte Taliban-Elite, die schon in den 1990er Jahren zentrale Regierungsposten besetzte, wurde ergänzt mit jungen Taliban-Führern, die im ersten Emirat noch zu jung waren, um zu regieren. Der UN-Sicherheitsrat forderte wenige Tage nach der Vorstellung der neuen afghanischen Regierung in einer einstimmig verabschiedeten Resolution von den Taliban die Bildung einer inklusiven Regierung mit der Beteiligung von Frauen.

Afghanistan steht kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps und einer humanitären Krise. Die Lebensmittelpreise sind schnell und rapide angestiegen, das Finanzsystem befindet sich im freien Fall. Nach Angaben der UN hatten bereits im Sommer 2021 93 % der Haushalte in Afghanistan nicht genug zu essen, die Grundversorgung stehe demnach vor dem Zusammenbruch. Verschiedene Experten raten, Deutschland und die westliche Staatenwelt solle mit den Taliban verhandeln, finanzielle Hilfe aber an Bedingungen knüpfen, um ein Mindestmaß an Menschenrechten für die afghanische Bevölkerung zu gewährleisten. In Bezug auf die aktuellen Berichte und Spekulationen über einen tödlichen Machtkampf in dieser neuen Taliban-Regierung ist festzustellen: Die Taliban sind kein monolithischer Block, verschiedene Strömungen ringen miteinander. Der Ausgang dieses Konflikts wird massive Konsequenzen für Afghanistan haben, für die afghanische Bevölkerung sowie die afghanische Innen- und Außenpolitik. Afghanistan droht von einem failing state zu einem failed state zu werden.25

Dieser Beitrag stellt die persönliche Auffassung des Autors dar.

 

Quellen:

1  Vgl. https://www.waz.de/politik/afghanistan-taliban-kabul-ziele-amnestie-id233070625.html (20.9.2021).
2  Vgl. https://www.nzz.ch/international/afghanistan-die-rueckkehr-der-taliban-ld.1545817 (20.9.2021).
3  Vgl. ebd.
4  https://www.waz.de/politik/afghanistan-taliban-kabul-ziele-amnestie-id233070625.html (21.9.2021).
5  Vgl. https://www.nzz.ch/international/afghanistan-die-rueckkehr-der-taliban-ld.1545817 (21.9.2021); Goertz, S. (2021): Afghanistan Eine aktuelle sicherheitspolitische Analyse - erste Bilanz und Ausblick. In: Österreichische Militärische Zeitschrift 6/2021, S. 740.
6  Vgl. United Nations Office on Drugs and Crime (2019): Afghanistan Opium Survey, S. 10.
7  Vgl. Shelley, L. (2014): Dirty Entanglements: Corruption, Crime, and Terrorism. Cambridge, S. 238.
8  Vgl. United Nations Office of Drugs and Crime (2008): Afghanistan Opium Survey 2007.
9  Vgl. United Nations Office on Drugs and Crime (2019): Afghanistan Opium Survey, S. 5-6.
10  Vgl. ebd., S. 10.
11  Vgl. Goertz, S. (2021): Der neue Terrorismus. Neue Akteure, Strategien, Taktiken und Mittel. Wiesbaden, 2. Auflage, Kapitel 3.3.3.
12  Vgl. Goertz, S. (2021): Das gescheiterte Nation-building in Afghanistan durch die westliche Staatengemeinschaft. In: Kriminalistik 10/2021, S. 543.
13  Vgl. Goertz 2021, Das gescheiterte Nation-building in Afghanistan durch die westliche Staatengemeinschaft, S. 545.
14  https://www.welt.de/politik/deutschland/plus233172637/Afghanistan-Wir-haben-die-Dimension-der-Korruption-unterschaetzt.html (24.9.2021); Goertz 2021, Das gescheiterte Nation-building in Afghanistan durch die westliche Staatengemeinschaft, S. 545.
15  Vgl. https://www.n-tv.de/politik/Es-koennte-Absprachen-gegeben-haben-article22748551.html (21.9.2021).
16  Vgl. https://www.behoerden-spiegel.de/2021/08/16/wurde-afghanistan-erobert-oder-abgekauft/ (22.9.2021).
17  Vgl. ebd.
18  Vgl. Goertz 2021, Afghanistan Eine aktuelle sicherheitspolitische Analyse – erste Bilanz und Ausblick, S. 742.
19  Vgl. ebd.
20  https://www.tagesschau.de/ausland/asien/afghanistan-vormarsch-taliban-101.html (24.9.2021); Goertz 2021, Das gescheiterte Nation-building in Afghanistan durch die westliche Staatengemeinschaft, S. 545.
21  https://www.nzz.ch/international/wer-das-land-kennt-ist-vom-rasanten-fall-afghanistans-nicht-ueberrascht-ld.1640894 (24.9.2021); Goertz 2021, Das gescheiterte Nation-building in Afghanistan durch die westliche Staatengemeinschaft, S. 545.
22  Vgl. https://www.welt.de/politik/deutschland/article233245699/Bundesnachrichtendienst-Fehleinschaetzungen-zu-Afghanistan.html (25.9.2021).
23  Vgl. ebd.
24  Vgl. https://www.sueddeutsche.de/meinung/afghanistan-taliban-regierung-kabul-1.5404465 (26.9.2021)
25  Vgl. https://www.reservistenverband.de/magazin-loyal/ministerium-zur-bekaempfung-des-lasters/ (30.9.2021).

 

Sicherheit in einer digitalen Welt

Patrick Ernst Sensburg (Hrsg.),
Baden-Baden 2017,
192 Seiten.
ISBN 978-3-8487-3639-3.
Ladenverkaufspreis 34 €.
Ein vier Jahre altes Buch zu rezensieren, braucht einen guten Grund. Jeder einzelne Beitrag dieses Sammelbandes liefert diesen guten Grund, denn allesamt sind diese nach wie vor aktuell. Manche Aufsätze haben sogar noch an Aktualität, man könnte auch sagen an Brisanz, gewonnen.

So nimmt, trotz der in der Zwischenzeit erfolgten Gesetzesänderungen – allen anderen voran die im Mai 2018 erlassene Europäische Datenschutzgrundverordnung – der Schaden durch Cyber-Kriminalität zu. Das ist zu einem Teil eine Folge der Corona-Pandemie, die die Nutzung des Internets in allen Lebensbereichen – auch in der Arbeitswelt – sehr deutlich erhöhte. Mehr Fragen als Antworten werfen im Jahr 2021 auch die Nachrichtendienste auf, trotz zwischenzeitlich geschehener Gesetzes- und Strukturveränderungen.

Grob können die Aufsätze des im Jahr 2017 erschienenen Sammelbandes zwei Kategorien zugeordnet werden. Zum einen ist es der Missbrauch der Digitalisierung durch Kriminelle, zum anderen sind es Terroristen, die diese noch relativ neue Technik für ihre Zwecke nutzen.

Bei den Beiträgen, die sich im weiteren Sinne mit dem Thema Terrorismus befassen, müssen die Zeitumstände mitbedacht werden. Das heißt, die Anschläge von 2015 und 2016 in Paris, Brüssel und Nizza, aber auch die Anschläge in Deutschland, unter anderem in Ansbach, Würzburg und Berlin prägen die einzelnen Darstellungen.

Der Bundestagsabgeordnete Patrick Ernst Sensburg war unter anderem Vorsitzender des NSA-Untersuchungsausschusses. Er listet in seinem Aufsatz die vereitelten Terror-Akte auf, die in Deutschland seit dem Dezember 2000 begangen werden sollten, beziehungsweise von Deutschland aus geplant wurden. So etwa das Attentat algerischer Islamisten auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg. Gleichsam als Kontrapunkt führt Sensburg als letzten Punkt in seiner chronologischen Auflistung den Anschlag des Tunesiers Anis Amri auf den Berliner Breitscheidplatz auf. Vier Jahre später ist gewiss, dass die bisherige Aufarbeitung des Falles eine Vielzahl von Versäumnissen mehrerer staatlicher Institutionen an den Tag brachte.

Trotz vieler Erfolge im Kampf gegen den Terrorismus zeigen sich auch bedenkliche Entwicklungen. Sensburg führt unter anderem „Verstöße gegen den Datenschutz“ beim BND auf, geht aber auch auf die damals und heute immer noch offene Frage ein, „ob die NSA über Jahre versucht hat, Ziele in Europa aufzuklären und dafür auch den BND mit Suchbegriffen – den so genannten Selektoren – versorgt hat.“ Er räumt aber ein, „… dass Nachrichtendienste sich nicht untereinander vertrauen, sondern ohnehin mit allen Mitteln im Ausland Erkenntnisse gewinnen.“

In diesem Buch kommen auch die zu Wort, die im Jahr 2017 durch ihr Amt „ausgewiesene Experten“ waren. Zwei von ihnen, die Präsidenten des Bundeskriminalamtes (BKA) und des Bundesnachrichtendienstes (BND) sind auch in der Gegenwart noch im Amt. Hans-Georg Maaßen, der damalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV), nicht mehr. In den Darstellungen über BKA, BND und BfV nimmt jeweils eine Aufgabenbeschreibung und die Darstellung der Behördenstruktur einen größeren Raum ein.

Seit Jahrzehnten wird in Deutschland eine engere Zusammenarbeit zwischen Polizeien und Nachrichtendiensten gefordert. Es kann nicht verwundern, dass diese Debatte in erster Linie von ehemaligen Mitarbeitern dieser Institutionen befeuert wird. Als Beispiel sei nur der Gründer der GSG 9, Ulrich Wegener, genannt, der nicht müde wurde, die Überwindung des Trennungsgebotes zu fordern. Sollte dies nicht geschehen, würde Deutschland wieder Schiffbruch erleiden, sagte er bereits im Jahr 2007 in einem Interview.

Eine gewisse Zusammenarbeit zwischen den Nachrichtendiensten und der Polizei gab es bereits seit den 1950er Jahren, als der Bundesgrenzschutz bestimmte Bereiche der Fernmeldeüberwachung übernahm und diese Ergebnisse auch für das BfV bestimmt waren. Seither hat sich vieles verändert, wie Stefan Süss in seinem Aufsatz über das „Gemeinsame Analyse- und Strategiezentrum Illegale Migration“ nachweist. Jedoch zeigt sein Resümee die Grenzen deutlich auf: Wegen der „organisatorischen Trennung von Polizei und Nachrichtendiensten“ findet eine „Koordinierung operativer Maßnahmen nicht statt.“ Dies gilt cum grano salis auch noch im Jahr 2021.

Auch die zweite thematische Säule dieses Buches bilden Beiträge, in denen die damit einhergehenden Probleme herausgestellt werden. So geht Rainer Franosch der Frage nach, ob das Darknet ein rechtsfreier Raum sei. Andreas Könen beschreibt die „Gefahren für die innere Sicherheit aus dem Cyber Raum“ und fragt: „Wie kann Deutschland sich schützen?“ An das Ende seines Beitrags stellte Könen einen zuversichtlichen Satz: „Die in der neuen Cyber-Sicherheitsstrategie genannten Maßnahmen werden die Cyber-Sicherheit in Deutschland in den kommenden Jahren weiter erhöhen.“

Die aktuelle Polizeiliche Kriminalstatistik zeichnet leider ein anderes Bild: Die Cyber Kriminalität boomt. Somit hat Sensburgs Zusammenfassung aus dem Jahr 2017 nichts von ihrer Gültigkeit verloren: „Wir sehen uns neuen Gefährdungsszenarien ausgesetzt, die eine Vernetzung und Abstimmung nationaler Polizeibehörden und Nachrichtendienste erfordern. Zugleich gelingt uns der Kampf gegen diese asymmetrische und hybride Gefahr nur, wenn wir nicht nur national, sondern auch international enger zusammenarbeiten.“

-Dr. Reinhard Scholzen-

 

Die spanische Astra, Modell 600/43, war im Bundesgrenzschutz unbeliebt.

Schwierige Anfänge

Die Geschichte der spanischen Pistole Astra 600 im deutschen Bundesgrenzschutz

Von Dr. Reinhard Scholzen

In der Gegenwart gilt die Bundespolizei als die am besten ausgestattete deutsche Polizei. Die Rahmenbedingungen der Vorgängerorganisation – des Bundesgrenzschutzes – waren in den 1950er Jahren sehr dürftig und die beschafften Waffen oft nur zweite Wahl.

In der ersten Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs schränkten die Alliierten den Waffenbesitz der Deutschen drastisch ein. Des Weiteren verboten sie den Wiederaufbau einer Waffenindustrie. Um kein Schlupfloch zu öffnen, war es der deutschen Polizei untersagt, Waffen aus heimischer Produktion zu verwenden. Dieses Verbot besaß auch noch nach der Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 Gültigkeit. Als wenig später konkrete Pläne für den Aufbau des Bundesgrenzschutzes (BGS) erarbeitet wurden, war sehr viel Kreativität gefordert, um die von den Grenzschützern dringend benötigten Waffen und die dazugehörende Munition zu beschaffen. Es war ein Glücksfall, dass sich einige Ministerialbeamte im Bundesinnenministerium (BMI) an gute alte Wirtschaftsbeziehungen erinnerten.

Alte Beziehungen1

Zu Beginn des Jahres 1951 nahm der ehemalige Wehrmachts-General Hans Dörr, der in den letzten Kriegsjahren Militärattaché in Madrid gewesen war, Kontakte zur spanischen Regierung unter General Franco auf. Die Gespräche kamen rasch voran. Bald sicherten die Spanier die Lieferung von 20.000 Astra-Pistolen nach Deutschland zu. Die Faustfeuerwaffen, die zum Stückpreis von 70 DM erworben werden sollten, waren in Deutschland nicht unbekannt: Während des Krieges hatte das Heeresamt 50 Astras Modell 600/43 zur Prüfung beschafft. Nachdem sie dort für gut befunden worden waren, bestellte man 10.450 Pistolen, die im Frühjahr 1944 geliefert wurden. Kurze Zeit später orderten die Deutschen, die unter einem notorischen Mangel an Pistolen litten, noch einmal 10.500 Astras. Diese Lieferung wurde aber von den Alliierten im Sommer 1944 an der südfranzösischen Küste abgefangen und zurück ins Herstellerland geschickt.

Vor dem Vertragsabschluss musste noch eine Hürde überwunden werden: Es galt, die Tauglichkeit der Pistolen aus Spanien für den Dienst im BGS nachzuweisen. Aus diesem Grund beauftragte das Bundesministerium des Innern (BMI) einen anerkannten Sachverständigen. Der frühere Leiter des deutschen Heereswaffenamtes, General a. D. Dipl. Ing. Heinrich Kittel, führte umfangreiche Tests mit unterschiedlichen Waffen für den aufzustellenden Bundesgrenzschutz durch. Seine Ergebnisse legte er im März 1951 Ministerialdirektor Hans Egidi aus dem BMI vor. Der klare Sieger des Vergleichs war die von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft produzierte Pistole SIG P 210. Kittel beugte sich jedoch den Notwendigkeiten und stellte daher fest: „In Anbetracht des zur Zeit bestehenden dringendsten Bedarfs kann zur Überbrückung die spanische Pistole ‚Astra’ ...beschafft werden“. Jedoch schränkte er ein, nur, wenn sie „nicht mehr als DM 50,– frei Haus kostet.“

Nach diesen Sondierungen ordnete Bundesinnenminister Dr. Robert Lehr die Aufnahme konkreter Vertragsverhandlungen mit den Spaniern an. Daraufhin fuhr Referatsleiter Walter Bargatzky aus dem BMI in Begleitung von Kurt Lemke, dem Leiter des Beschaffungsreferates, am 18. April 1951 nach Madrid. Über die Gespräche fertigte Bargatzky wenige Tage später einen ausführlichen Bericht: „Über die Verhandlungen betr. Lieferung spanischer Waffen für die Bereitschaftspolizei der Länder und den BGS (18.-26. 4. 1951).“ Bargatzky suchte den direkten Weg. Daher war er erfreut, dass seine kleine Delegation die Gespräche mit dem spanischen Heereswaffenamt führte. Damit wurden die privaten Waffenhändler „ausgeschaltet“, schrieb er nicht ohne Freude. Allerdings waren damit auch Gegenforderungen verbunden, „die im privaten Waffenhandel nicht üblich sind“. Insbesondere galt dies für die Zahlungsweise: General Francos Spanien wollte als Bezahlung nur zum Teil Geld, für den Restbetrag sollte Deutschland 50 Tonnen Kupfer liefern. Damit erklärte sich die devisenschwache Bonner Regierung einverstanden. Somit war das erste Geschäft, das nach dem Ende des 2. Weltkriegs zwischen Spanien und der Bundesrepublik Deutschland geschlossen wurde, perfekt.

Die schweizerische SIG 210/4 galt als eine der besten Pistolen ihrer Zeit, war aber auch sehr teuer.

Der Kontrakt besaß einen Wert von mehr als 3,6 Millionen Mark. Er bestand aus 38.000 Astra-Pistolen zum Stückpreis von 70 Mark und 7.600.000 Schuss Munition im Kaliber 9 x 19 mm für 128,10 DM je 1000 Patronen. Der Preis war fob. (free on board) Bilbao. Somit mussten die Deutschen für den Seetransport die Kosten und Risiken tragen. Im Ministerium verglich man die Angebote mehrerer Spediteure und gab schließlich Kühne & Nagel aus Hamburg den Zuschlag.

Völlig einwandfrei

Es war bei solchen Geschäften üblich, die Qualität der Ware noch vor ihrer Verschiffung zu überprüfen. Zu diesem Zweck stellte das BMI eine Kommission zusammen. Diesen Sachverständigen gehörten neben mehreren BGS-Beamten auch die beiden ehemaligen Generäle Kittel und Dörr an. Aber noch bevor sie die Waffen unter die Lupe nehmen konnten, gab es Streit. Die Deutschen litten an einem notorischen Mangel an harten Währungen und wollten daher zumindest einen Teil der Summe in spanischen Peseten zahlen. Dies stieß bei den Spaniern, die um die Schwäche ihrer Landeswährung wussten, auf heftigen Widerstand. Dörr sah das ganze Vorhaben in Gefahr. Er telegrafierte daher am 30. Mai an Bundesinnenminister Lehr und warnte, die Spanier könnten den Vertrag rückgängig machen. Umgehend informierte der Minister den Bundeskanzler über das Zahlungsproblem. Daraufhin wies Konrad Adenauer den Handelspolitischen Ausschuss an, das erforderliche Geld in US-Dollar zur Verfügung zu stellen.

Erst nachdem den Spaniern die Zahlung in harter Währung zugesichert worden war, durften die BGS-Beamten Albert und Naujokat die Qualität der Waffen und der Munition überprüfen. Sie begutachteten die erste Tranche, die aus 15.000 Pistolen aus dem Artilleriepark Vitoria und 14.000 Astras aus dem Herstellerwerk Unceta in Guernica bestand. Darüber hinaus nahmen sie – ebenfalls stichprobenartig – die Patronen aus dem Munitionspark im spanischen Berango unter die Lupe. In ihrem schriftlichen Bericht hoben sie hervor, die Pistolen seien auf Verlangen des Herstellers mit 50 Prozent Überdruck beschossen worden, anstatt der üblichen 30 Prozent. Darüber hinaus seien aus den Waffen auch deutlich unterladene Patronen verfeuert worden, um so die Funktionsgrenze der Selbstladepistolen zu testen. An zwei bis fünf Prozent der Waffen führten sie einen Funktionsbeschuss, einen Dauerfunktionsbeschuss, einen Funktionsbeschuss unter erschwerten Betriebsbedingungen und einen Treffgenauigkeitsbeschuss durch. Insgesamt kamen die Grenzschützer zu dem Urteil: „Pistole ist ordentlich gearbeitet und absolut funktionssicher. Gute Handlage beim Schuss und sehr gute Treffgenauigkeit.“ Das Zerlegen zur normalen Reinigung sei „sehr gut gelöst und einfach durchzuführen.“ Zu einem ähnlich guten Ergebnis kamen sie auch bei der Bewertung der Munition. Sie stellten fest, dass diese im Jahr 1936 in Deutschland gefertigt und eigentlich für die Pistole „08“ bestimmt gewesen waren. Die Patronen befanden sich in den Originalverpackungen, also in Kisten mit Zinkeinsätzen, die luftdicht verlötet waren. Stichproben ergaben: „völlig einwandfrei“.

Ende Juni 1951 wurde das Motorschiff „Iran“ im Hafen von Bilbao mit 29.000 Astra Pistolen, Modell 600/43, und zwei Millionen Patronen im Kaliber 9 mm Parabellum beladen. Am 9. Juli kam es im Hamburger Freihafen an. In Gegenwart eines Beamten aus dem BMI-Referat I C 6 verluden Arbeiter die Kisten auf drei Lastkraftwagen. Den Transport durch die Republik bewachte ein Kommando der Grenzschutzabteilung Nord aus Hamburg-Rahlstedt. Nachdem die Fracht zunächst in die Gallwitz-Kaserne in Bonn gebracht worden war, wurde sie wenige Tage später an die Standorte des BGS und der Bereitschaftspolizeien der Länder verteilt.

Die Schilderung des Beamten lässt eine völlig reibungslose Prozedur vermuten. Diesen Eindruck ändert jedoch ein Aktenvermerk, den er wenige Tage später verfasste. Er schrieb, in Erwartung von Problemen hätte er gebeten, „daß sämtliche Beamten nicht in Uniform, sondern in Zivil diesen Überwachungs- und Überführungsdienst machen sollten.“ Trotzdem habe es beim Löschen der Fracht Proteste gegeben. Als die Hafenarbeiter die spanische Aufschrift auf den Kisten lasen, die deren Inhalt als Pistolen und Munition auswies, weigerten sie sich, ihre Arbeit fortzusetzen. Die Hafenleitung stellte daraufhin eine neue Mannschaft, die das Entladen der Fracht beendete. Der Beamte fürchtete, es sei zukünftig mit Streiks der Stauer zu rechnen. Für spätere Waffen-Transporte riet er daher, die Hamburger Polizisten sollten ihre Fahrzeuge nicht mehr unmittelbar vor dem Liegeplatz des Schiffes parken. Obwohl die Polizeibeamten Zivilkleidung getragen hätten, sei es wegen der grünen Minnas für die Hafenarbeiter nicht schwierig gewesen, die Ladung in einen Zusammenhang mit der Polizei zu bringen. Und zum anderen schlug er vor, in Zukunft auf die eindeutige Beschriftung der Kisten zu verzichten.

Bei der Abnahme der Restlieferung der Astra-Pistolen, die in der Zeit vom 17. bis 31. August 1951 erfolgte, entdeckten die BGS-Beamten bei 771 Pistolen Mängel, die sie auf deren schlechte Pflege zurückführten. Nachdem die Spanier die Waffen überarbeitet hatten, kamen sie mit der zweiten Sendung nach Hamburg.

Über den Preis für die Pistolen (2.660.000 DM) und die Munition (973.560 DM) hinaus musste das BMI noch die Kosten für die Fracht auf dem See- und Landweg (44.258,23 DM), den Zoll sowie die Umsatzausgleichsteuer (409.930,65 DM) zahlen. Somit ergab sich ein Gesamtpreis von 4.087.748,88 DM. In Anbetracht der hohen Gesamtsumme fiel das Honorar für General Dörr, der das Geschäft mit den Spaniern eingefädelt hatte, bescheiden aus. Für die Verhandlungen, die er vom 1. Januar 1951 bis zum 31. Mai führte, erhielt er 750 Mark und zusätzlich einen Ersatz für „näher zu belegende Ausgaben“. Für das 3. Quartal 1951 zahlte ihm das BMI weitere 600 Mark.

Wie die spanischen Pistolen verteilt wurden, geht zum Teil aus einem im November 1953 im BMI erstellten Verzeichnis hervor:

BGS 6291
Bereitschaftspolizei der Länder   9667
Bereitschaftspolizei Berlin 3190
Für beim BGS in Verlust geratene Pistolen 8
Für bei den Bereitschaftspolizeien in Verlust geratene Pistolen 2
Bundesministerium der Finanzen  1800
Landespolizei Württemberg-Baden 1
Innenministerium Hessen 1
Innenministerium Baden-Württemberg 1
leihweise an Hamburg 264
leihweise an Bremen    69
leihweise an Dienststelle Blank    2
an Firma Genschow, Köln 15
an Firma Sidem, Bonn     1
Referat VI C 5 im BMI     1
Beschaffungsstelle des BGS    2
Waffenwerkstatt    2

Zusammen mit dem Bestand in Höhe von 16683 Pistolen ergab sich eine Gesamtmenge von 38.000 Astras.

Viel zu teuer

Unmittelbar nachdem das Geschäft mit den spanischen Pistolen abgewickelt worden war, bemühte sich das BMI darum, einen Teil der Waffen wieder zu verkaufen, denn man hatte sich finanziell übernommen. Am 30. August 1951 informierte der Ministerialbeamte Lemke die Innenminister der Länder über die Möglichkeit, Astra-Pistolen und Beretta Maschinenpistolen zu erwerben. Der Preis je Pistole sollte bei 79 DM liegen, die Mpis bot das Ministerium zum Stückpreis von 220 DM an.

Das Angebot des Bundes stieß in den Ländern auf wenig Interesse. Baden teilte in einem Fernschreiben vom 14. September mit, die Polizisten des Einzeldienstes seien mit französischen MAB-Pistolen im Kaliber 7,65 mm ausgestattet. Sie hätten daher an den Astras kein Interesse. Auch für die Berettas konnten sich die Badener nicht erwärmen, da sie in Kürze über die Firma Waffen Kirsch in Freiburg Hotchkiss Mpis beschaffen wollten. Die Rheinland-Pfälzer lehnten das Angebot aus Bonn ebenfalls ab. Nach ihrer festen Überzeugung waren beide Waffen für den Polizei-Einzeldienst „wenig geeignet“.

Am 31. Oktober fasste das BMI das Ergebnis seines Verkaufsangebotes zusammen: „Die mit Fernschreiben vom 30. 8. 51 aufgeforderten Innenminister der Länder betr. Erwerb von Pistolen und Pistolen-Munition haben nur in einem ganz geringen Umfang von diesem Angebot Gebrauch gemacht.“ Eine auf den 6. November datierte Zusammenstellung der verkauften Waffen bestätigt dies:

  • 1800 Astras und 180.000 Patronen 9 x 19 mm erhielt das Bundesministerium der Finanzen,
  • 21 Beretta Maschinenpistolen und 10.500 Patronen erwarb Hessen,
  • 450 Maschinenpistolen und 225.000 Patronen kaufte Niedersachsen,
  • die Landespolizei-Direktion Tübingen stellte den Erwerb von 50 Maschinenpistolen und 25.000 Schuss Munition „in Aussicht“.
  • eine Astra erhielt Württemberg-Baden zur Ansicht, zusätzlich 1100 Patronen.

Ein Ministerialbeamter addierte den Verkaufserlös auf 322.644,81 DM, was kaum als Erfolg zu werten war.

In der Folgezeit bot das BMI die spanischen Waffen auf dem freien Markt an. Am 17. September 1952 schrieb die Waffenfirma Hämmerli aus Lenzburg in der Schweiz wegen der Astra-Pistolen an das Bonner Ministerium: „Ein ernsthafter Interessent teilt uns mit, dass der Preis, den wir verlangt haben (DM 80 + 5%) unmöglich in Frage komme, da solche Pistolen per Dutzend billiger zu haben seien ... Wir glauben deshalb, dass es in Ihrem Interesse liegt, einmal mehr zu prüfen, ob Sie die Pistole nicht wenigstens zu dem Preis, den Sie dafür bezahlt haben, abgeben können. Wir dürfen doch wohl annehmen, dass Sie bei diesen großen Quantitäten nicht soviel bezahlt haben, wie von der Fabrik bei kleineren Posten verlangt wird.“ Das BMI wusste zu diesem Zeitpunkt, dass der Kauf der Astras nicht gerade ein Schnäppchen gewesen war, hielt aber stur am Preis fest. Lemke antwortete der Firma Hämmerli am 26. September 1952 lakonisch, unter 80 DM gehe nichts. Die Schweizer blieben hartnäckig und schrieben dem deutschen Ministerialbeamten am 2. Oktober erneut, wobei sie durchaus geschickt die nationale Karte spielten: „Wir erhalten laufend Anfragen aus Deutschland betreffend Lieferung von Pistolen und zwar von Landes- und Stadtbehörden, sowohl wie anderen Institutionen.“ Selbstbewusst fragten die Schweizer: „Wie wäre in diesem Fall der Preis?“ Dieser Bluff beeindruckte Lemke nicht. Er antwortete vier Tage später ehrlich, aber aus kaufmännischer Sicht beispielhaft naiv: „Ich habe die spanischen Parabellum 9 mm wiederholt sowohl den Landes- und Stadtbehörden in der Bundesrepublik als auch anderen Institutionen zum Kauf angeboten. Von meinem Angebot wurde jedoch kein Gebrauch gemacht, da nur Pistolen Kal. 7,65 mm gewünscht werden.“ Josef Bertschinger von der Firma Hämmerli ließ nicht locker. Im April 1953 schrieb er erbost an das BMI. Er habe erfahren, von Spanien werde die Astra zum Preis von 4 ½ britischen Pfund angeboten, also fast halb so teuer, wie Hämmerli sie offerieren könne.

Wenige Monate später kam es erneut zu Verstimmungen zwischen der Firma Hämmerli und dem deutschen Innenministerium. Oberst im BGS Büscher forderte im Oktober drei Astras (Seriennummern 15451, 21702 und 29299) zurück, die einige Zeit zuvor an die Schweizer zur Ansicht geliefert worden waren. Zwei Wochen später sandte die Firma aus Lenzburg statt der Pistolen ein Gutachten über Qualität und Preis der Astras an die Bonner Behörde: Der unverriegelte Verschluss (Masseverschluss) werde in diesem Kaliber seit langem nicht mehr verwendet, schrieben sie. Zudem sei die Grifflage schlecht, ihr Rückstoß „kolossal“, ihr Gewicht hoch und insbesondere falle das Abzugsgewicht von rund zehn Kilogramm unangenehm auf. Als weitere Kritikpunkte führten sie an, häufig würden sich Patronenhülsen aufbauchen – ein möglicher Hinweis auf ein falsch bemessenes Patronenlager – und die Pistole lasse sich aufgrund ihrer konstruktionsbedingten starken Vorhol- und Hahnfedern nur schwer bedienen. Bei einer auftretenden Laufaufbauchung könne der Verschluss beim folgenden Schuss nicht mehr frei zurücklaufen. Als möglichen Verkaufspreis für die Astras sahen die Eidgenossen eine Spanne von 20 bis höchstens 50 DM.

Ganz sicher erfreute dieses Gutachten die Ministerialbeamten nicht, jedoch glätteten sich die Wogen. Am 13. November 1953 erging der Erlass, die an Hämmerli probeweise gesandten Astras sollten nicht zurückgefordert werden. Die Ministerialbeamten begründeten ihre Entscheidung intern: Es sei beim „Verkauf von Waffen handelsüblich“, dem Käufer Musterwaffen „für Erprobungen und Versuche unentgeltlich zur Verfügung“ zu stellen.

Auch andere Firmen zeigten Interesse für die Astras. Die belgische Firma Sidem schrieb dem Ministerium am 18. Oktober 1952, sie hätten einen möglichen Käufer für 15.000 der spanischen Pistolen an der Hand, der pro Stück 80 DM zusätzlich fünf Prozent für die Frachtkosten zahlen wolle. Um die Qualität der Ware zu prüfen, bat der potentielle Kunde um eine Waffe zur Ansicht an: „Imperial Government Ministry of War, z. Hd. Colonel Abeba Kabbada, Addis Abeba“. Am 13. Dezember 1952 wurde die Astra mit der Fertigungsnummer 54642 per Luftpost ins äthiopische Kriegsministerium geschickt. Für die Versandkosten setzte ein Ministerialbeamter einen Betrag von 55,20 DM ein. Drei Monate später klagte ein Vertreter der Firma W. Roloff & Co. aus Addis Abeba, die bestellte Astra sei bisher noch nicht eingetroffen. Nach weiteren drei Wochen fand man sie zwar, aber ein Vertreter der Firma Sidem teilte den Deutschen mit: „leider wird uns vom Imperial Ethiopian Government, Ministry of War, ferner mitgeteilt, daß sie von einem Kauf absehen müssen, da die Pistole nicht ihren Anforderungen entspricht.“ Zunächst wollten die Afrikaner die Waffe wieder zurücksenden, entschieden sich angesichts der hohen Transportkosten aber, sie zu kaufen. Am 19. Januar 1954 erhielt die Firma Sidem eine Überweisung von 141,05 DM. Im Preis waren die den Deutschen entstandenen Frachtkosten und 18,65 DM für die mitgeschickten 100 Patronen enthalten.

Auch die Waffenfirma „Star“ aus dem spanischen Eibar zeigte Interesse an den Pistolen. Sie bat das BMI, ihnen mehrere Bedienungsanleitungen für die Astras zuzusenden. Gleichzeitig fragten sie, ob die beim BGS eingeführten Waffen über irgendwelche Kennzeichnungen verfügen würden. Diese, so nahmen die Spanier an, müssten vor einem Wiederverkauf ja beseitigt werden.

Nicht nur der hohe Verkaufspreis vereitelte manches Geschäft. Am 17. März 1953 teilte die Firma Genschow aus Hamburg dem BMI mit, sie habe einen Interessenten für zwölf Astras an der Hand. Der Stückpreis sollte bei 79,25 DM liegen. Aber vor einen möglichen Verkauf hatten die Alliierten ihre Bestimmungen über den Handel mit Waffen gesetzt. Daher musste Genschow zuerst eine Genehmigung der in Koblenz residierenden Militärischen Sicherheits Behörde (MSB) vorlegen.

Gestiegener Bedarf

Die Ausbildung der BGS-Beamten war in den 1950er Jahren sehr intensiv und anspruchsvoll. Dies schloss auch eine gute infanteristische Ausbildung mit ein.Im November 1953 berechnete das Bundesinnenministerium seinen Waffenbedarf neu. Der zuständige Referent Lemke kam zu dem Ergebnis, voraussichtlich 9500 Pistolen „werden zur Ausstattung der zweiten Welle des BGS benötigt. Dadurch reduziere sich die Zahl der zu verkaufenden Astras auf rund 7000. Den Selbstkostenpreis inklusive Zoll, Umsatzausgleichsteuer, Transport- und Nebenkosten setzte der Beamte unverdrossen mit 79,25 DM an, obwohl er wusste: „Es steht fest, daß Astra-Pistolen zu diesem Preis heute nicht veräußert werden können.“ Der Preis müsse folglich gesenkt werden, was möglich sei, wenn ein Gutachten vorliege, das den niedrigeren Preis bestätige.

Mit der Erstellung dieses Gutachtens beauftrage das BMI im Frühjahr 1954 die Firma Carl Walther aus Ulm an der Donau. Am „11. 5. 2954“ (sic!) erstellte der Firmeninhaber das gewünschte Gutachten. Abgesehen von dem Tippfehler, der ihm beim Datum unterlief, ließ die Expertise an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und bewies ein gesundes Selbstbewusstsein: „Als Erfinder und Hersteller der bekannten Selbstladepistolen System `Walther`... geben wir nachstehende gutachtliche Äußerung ab: Den heutigen Wert der Pistole Astra, Modell 600/43 festzustellen, ist außerordentlich schwierig; er dürfte je nach Marktlage keinesfalls über DM 50 liegen.“

Beim Verkauf der Astras machte die Firma Genschow die größten Fortschritte. Dies lag wohl in ersten Linie daran, dass das Ministerium die Pistolen zu einem Stückpreis von nur noch 55 DM anbot. Die Hamburger Firma wollte dafür 4000 Astras abnehmen, die in den Irak geliefert werden sollten. Der Verkaufserlös sollte aber nicht an das BMI gezahlt, sondern dafür von Genschow SIG Pistolen des Modells 210 erworben werden. Die Firma errechnete, für 4000 verkaufte Astras könnten rund 1000 SIGs erstanden werden. Nachdem das MSB das Geschäft genehmigt hatte, kam der Vertrag mit Bagdad zustande. Es waren aber nur 155 Astras, die am 13. Oktober 1954 zum Stückpreis von 55 DM vom BGS an die Filiale von Genschow in Köln-Niehl geliefert wurden. Von dort gingen die Waffen ins Morgenland.

Im Herbst 1954 gingen einige Ministerialbeamte im BMI von einer deutlichen personellen Aufstockung des BGS aus, was sich auf den errechneten Bedarf an Waffen für die Grenzschützer auswirkte. Dabei ließen sie aber außer Acht, dass an anderer Stelle der Aufbau der Bundeswehr eine beschlossene Sache war und feststand, dass der Kern der Truppe aus BGS-Beamten bestehen sollte.

Am 19. Oktober 1954 kam man im BMI zu dem Ergebnis, gegenwärtig könne man höchstens 2000 der spanischen Pistolen veräußern. Der größte Aufkäufer war wieder die Firma Genschow: Sie erwarb im März 1955 75 Pistolen vom BMI, im Juli 55 weitere 25, die für den Export nach Israel bestimmt waren, und sechs Pistolen am 9. Januar 1956, die die Firma Ernst von Mallinckrodt in Windhoek (Südafrika) geordert hatte.

Am 20. Oktober 1954 interessierte sich auch ein Oberstleutnant a. D. aus Hamburg-Altona für die spanischen Pistolen. Unter der Überschrift „streng vertraulich“ teilte der ehemalige Wehrmachtsoffizier der Beschaffungsstelle des BGS mit: „Wahrscheinlich besteht die Möglichkeit, obigen Posten Pistolen an zwei verschiedene Länder, die zur ‚NATO’ gehören, verkaufen zu können“ und er konkretisierte: „Als Abnehmer kommen zwei überseeische Länder in Frage.“ Diese Mitteilung interessierte die Beschaffungsstelle, weckte aufgrund der kryptischen Andeutungen aber auch ihr Misstrauen. Man beauftragte daher die renommierte Auskunftei „Schimmelpfeng“ mit Ermittlungen. Bald lag deren Dossier auf dem Tisch: Der Vermittler war 1898 in Lichtenau in Schlesien geboren, hatte als aktiver Offizier im I. Weltkrieg gedient, wurde 1920 Kaufmann und studierte gleichzeitig sechs Semester Jura und Staatswissenschaften in Berlin. 1935 ließ er sich reaktivieren und wurde als Oberstleutnant entlassen. 1946 nahm er in der Abteilung für Reichsvermögen eine Stelle als Betriebsprüfer an. Seit 1951 war er Abwesenheitspfleger für die Norddeutschen Dornierwerke. Er beziehe eine Pension (als ehemaliger Offizier) von 635 DM im Monat und „seine Ehefrau verfügt über etwas Vermögen.“

Somit sprach nichts dagegen, mit dem Hamburger ins Geschäft zu kommen. Am 7. Januar 1956 ließ er wieder von sich hören: „Als Abnehmer kommt ein südamerikanischer Staat in Frage, der zur NATO gehört.“ Ein halbes Jahr später hatte sich sein Wissen über die Mitgliedstaaten des westlichen Bündnisses nicht vergrößert, aber er wusste jetzt: „bedauerlicherweise lässt sich der Verkauf der restlichen 923 Astra-Pistolen an Columbien wegen inzwischen aufgetretener Devisenschwierigkeiten in diesem Lande nicht durchführen.“

Andere Geschäfte verliefen für das Ministerium erfolgreicher. Die Hamburger Im- und Exportfirma Brock & Schnars kaufte im Jahr 1955 vom BMI 100 Astras. Im April interessierte sich SIG für die Pistolen aus Spanien. Die Schweizer baten, ihnen eine Musterwaffe zuzusenden. Zehn Wochen später informierten sie die deutschen Beamten, die Firma Steiner de Mexico sei an den Astras interessiert.

Mitte 1955 schien es so, als käme das Astra-Problem mit einem Schlag aus der Welt. Brock & Schnars wollte 1000 Pistolen an Hassan Salami, P.O. Box 33 Bagdad, Irak, liefern. Dann gab es aber – wie so häufig – Probleme mit den Ausfuhrgenehmigungen. Nach einigem Hin und Her durften lediglich 100 Waffen in die irakische Hauptstadt geliefert werden. Weitere Versuche mit der Regierung König Faisal II. ins Geschäft zu kommen, scheiterten. Am 14. November 1956 wurde ein Antrag auf Lieferung von 200 Astras nach Bagdad abgelehnt, da aufgrund der Spannungen im Nahen Osten ein UNO-Beschluss Lieferungen von Waffen und Kriegsmaterial in die Krisenregion verbot.

Am 2. Mai 1956 fragte die Bereitschaftspolizei-Direktion in Göppingen im BMI an, was 241 Astra-Pistolen kosten würden. Das BMI nannte als Stückpreis 55 DM und die Württemberger bestellten daraufhin am 9. Mai die Waffen, die für die Schulabteilung der Bereitschaftspolizei in Biberach an der Riß bestimmt waren.

Die Firma Svetsky aus Frankfurt am Main schrieb wenige Tage später, eine „der NATO angeschlossene befreundete Macht“ interessiere sich für die Pistolen. Die Sache verlief im Sande. Ebenso kam die Firma Herbert Bauer aus Hamburg in ihren Bemühungen, die 600/43 nach Schweden zu verkaufen, nicht voran. Lediglich mehrere vom BMI zugeschickte Bedienungsanleitungen konnten die Norddeutschen an den Mann bringen.

 Der Nachfolger der Astra-Pistole war die Walther P 1.

Mit der steigenden Nachfrage entwickelte sich in Bonn der Geschäftssinn. Als die Firma International Firearms aus Montreal im Juli 1956 ihr Interesse an den Astras bekundete, antwortete das BMI, einen konkreten Preis könne man nicht nennen, die Waffen würden „gegen Höchstgebot verkauft.“ Die Kanadier boten daraufhin fünf US-Dollar pro Stück, also umgerechnet 21 DM. Das quittierte der deutsche Unterhändler der kanadischen Firma, Generalleutnant a. D. Theodor Osterkamp, mit einem Kopfschütteln. Besonders kränkte den ehemaligen Jagdflieger diese Offerte, weil er seinen kanadischen Partnern zuvor einen weitaus höheren Preis, nämlich „16 – 17 Dollar genannt hatte.“

Drei Tage vor Weihnachten 1956 trat eine entscheidende Wende ein. Mit gleichlautenden Briefen informierte das Ministerium die Firmen Herbert Bauer und Brock & Schnars aus Hamburg, das Industrie-Kontor Bonn – das Astras nach Kuwait liefern wollte –, Gustav Genschow in Köln-Niehl und die International Firearms 1011 Bleury Street in Montreal: „Ich bedauere, Ihnen mitteilen zu müssen, daß ich den Verkauf von Astra-Pistolen Kal. 9mm bis auf weiteres eingestellt habe.“ Gleichzeitig wurde im BMI die interne Anweisung ausgegeben, die Astras würden zur Ausrüstung von Hilfspolizisten benötigt. Das Referat VI B 1 ordnete an, diese Planung in dem Schreiben an die Firmen nicht zu erwähnen. Dies war aber nicht der einzige Grund. Am 3. Januar 1957 schrieb der Leiter des Referates VI C 5: „Beim Übertritt der BGS-Verbände zur Bundeswehr wurden insgesamt 3671 Astra-Pistolen mit übergeben. Das bedeutet, daß für die Wiederauffüllung des Bundesgrenzschutzes auf 20.000 Mann 2123 Pistolen Kal 9mm fehlen. Unter diesen Umständen erscheint es nicht mehr vertretbar, weiterhin noch Astra-Pistolen zu verkaufen.“

Zehn Jahre nachdem die Astras für den Bundesgrenzschutz und die Bereitschaftspolizei der Länder angeschafft worden waren, begann man damit, sie durch die P 1 von Walther, den „Erfinder und Hersteller der bekannten Selbstladepistolen System Walther“ zu ersetzen.

 

Quelle:

1  Die folgenden Zitate stammen aus dem Bestand B 106/13883 im Bundesarchiv in Koblenz.

 

Die 5 Ringe der Sicherheit.

Mit Risiken und Gefahren souverän umgehen im Alltag und auf Reisen.

Florian Peil,
Hamburg 2021, 180 Seiten.
ISBN 978-3-347-34938-4.
Ladenverkaufspreis 14,90 €.
Seit einigen Jahren liefert die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKI) ein eindeutiges Bild: Die Zahl der Straftaten nimmt in Deutschland ab. 2020 verzeichnete das vom Bundeskriminalamt zusammengestellte Zahlenwerk den niedrigsten Stand seit 1993, obwohl seither die Bevölkerungszahl gestiegen ist. Bundesinnenminister Horst Seehofer stellte bei der Pressekonferenz zur Veröffentlichung der PKI fest: „Unsere Polizistinnen und Polizisten leisten hervorragende Arbeit!“

Abgesehen vom digitalen Raum, in dem seit Jahren eine zunehmende Zahl von Straftaten registriert wird, sanken in der Zeit der Corona-Pandemie die Fallzahlen für Taschendiebstähle um elf Prozent, die Wohnungseinbrüche gingen um 14 Prozent und die Kfz-Diebstähle gar um 16 Prozent zurück. Auch die Gewaltkriminalität nahm ab: 2020 gab es 2,4 Prozent weniger Fälle als im Jahr 2019.

Die Wahrnehmung der Deutschen scheint jedoch eine andere zu sein. Glaubt man wissenschaftlichen Studien von Psychologen, Soziologen und Kriminologen so wächst in Deutschland sogar die Furcht, Opfer einer Straftat zu werden. Und das hat Folgen. Seit Jahren nimmt die Zahl der Anträge auf Erteilung eines Kleinen Waffenscheins zu. Damit ist es dem mindestens 18 Jahre alten Bürger erlaubt, zum Selbstschutz eine Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffe zu führen. Im Jahr 2020 waren 704.000 derartige Genehmigungen von den Behörden ausgestellt worden, rund 40.000 mehr als im Jahr zuvor. Die gesamte Sicherheitsbranche kann nicht klagen: Einbruchhemmendes Glas und abschließbare Fenster, Alarmanlagen und Tresore verkaufen sich seit Jahren wie geschnitten Brot. Private Personenschützer sind ein Zukunftsmarkt und großer Beliebtheit erfreuen sich auch Kurse, in denen Selbstverteidigung gelehrt wird.

An Ratgebern zu allen möglichen Fragen rund um das Thema Sicherheit besteht kein Mangel. Zahlreiche Bücher und eine schier endlose Zahl von Videos im Internet zeigt, was bei einem Messerangriff zu tun ist.

Florian Peil schrieb auch einen Ratgeber, allerdings der etwas anderen Art. Peil ist Sicherheitsberater und geht in diesem Buch der Frage nach. „Wie jeder für seine persönliche Sicherheit sorgen kann.“ Dazu bietet der Autor einen Werkzeugkasten an, der fünf Fertigkeiten enthält: Mindset, Risikoformel, situative Aufmerksamkeit, OODA-Loop und Low Profile. Im Einzelnen beinhalten diese fünf Ringe der Sicherheit die eigene Haltung, die einen direkten Einfluss auf die Sicherheit hat. Des Weiteren ergibt sich das individuelle Risiko aus einer Formel in die die Bedrohung und Verwundbarkeit und die eigenen Ressourcen einfließen. Als drittes beschreibt Peil die Wirkung der bewussten Wahrnehmung der eigenen Umgebung. Hieran schließt sich der vierte Ring an, der beinhaltet, erkannte Gefahren in konkretes Handeln umzusetzen. Das Akronym OODA steht dabei ins Deutsche übersetzt für Beobachten, Orientieren, Entscheiden und Handeln. Und schließlich noch der fünfte Ring, die Unauffälligkeit. Gleichsam als Konklusion beschreibt der Autor fünf Regeln für Gefahrensituationen. Er rät unter anderem dazu, gefährliche Orte zu meiden oder schnell zu verlassen, er empfiehlt, Lärm als Gefahrenquelle zu deuten, keine Waffen mitzuführen und den direkten Augenkontakt zu meiden. Peil ist sicher: „Die fünf Ringe anzuwenden und in das eigene Leben zu integrieren, ist ein fortlaufender Prozess. Das dauert, aber es lohnt sich. Wer Risiken und Gefahren souverän zu begegnen vermag, dem stehen neue Welten offen.“

-Dr. Reinhard Scholzen-

 

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DEKRA Experte gibt Sicherheitstipps

Rolltreppe – große Gefahr für kleine Kinder

Für Millionen von Menschen ist die alltägliche Fahrt auf einer Rolltreppe eine Selbstverständlichkeit – am Bahnhof, im Einkaufszentrum oder Flughafen. Vielen ist nicht bewusst, dass es versteckte Unfallrisiken gibt. Vor allem Kinder und ältere Menschen sind gefährdet.

„Leicht können sich in den Spalten von Fahrtreppen lange oder weite Kleidungsstücke, Schals, Schnürsenkel oder Flip-Flops verfangen und eingezogen werden. Das gilt auch für Finger, Zehen und Haare“, warnt Dirk Blettermann, Sachverständiger für Aufzüge und Fahrtreppen bei DEKRA. „Die Folge sind immer wieder schwere Verletzungen und Situationen, aus denen sich die Betroffenen nicht mehr selbständig befreien können.“

Wer mit kleinen Kindern unterwegs ist, muss sie auf der Rolltreppe immer gut im Auge behalten. Sie können stürzen oder mit ihren Fingern in einen Spalt geraten. „Kinder können diese Risiken nicht erkennen. Deshalb darf man auf Fahrtreppen nicht spielen, rennen oder klettern. Eltern haben hier die Aufsichtspflicht“, betont der DEKRA Experte. „Kleinkinder nimmt man besser auf den Arm oder an die Hand und hält sich möglichst in der Mitte der Treppe auf.“ Haustiere können sich ebenfalls verletzen und sollten ebenfalls auf den Arm genommen werden.

Auch für ältere Menschen sind die bewegten Stufen nicht ohne Risiko. Hält die Treppe plötzlich an oder fährt unvermittelt los, können Senioren stürzen oder sich in der Treppe verhaken. Experte Blettermanns Tipp: „Auf Fahrtreppen immer gut am Handlauf festhalten und auf sicheren Stand achten! Lassen Sie sich nicht ablenken und achten auf andere Personen.“

Der Sachverständige weist darauf hin, dass es gemäß der ISO-Norm für Fahrtreppen der Sturzgefahr wegen nicht gestattet ist, eine Rolltreppe mit Kinderwagen, Rollstuhl oder anderen Transportwagen zu benutzen. Ein Aufzug ist hier die Alternative. Auch E-Scooter, Skateboards und Rollerskates sind auf Rolltreppen nicht erlaubt. Kommt es zu einem Unfall, haften in der Regel die Verursacher.

Notstopp: Im Notfall lässt sich jede Rolltreppe mit dem Notstoppschalter anhalten, der beim Einstieg und Ausstieg angebracht ist.

-PM DEKRA-

 

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Erste E-Drehleiter

Rosenbauer realisiert die erste elektrische L32A-XS auf Volvo FE Electric

Rosenbauer arbeitet intensiv an der Ausweitung der elektrischen Fahrzeugflotte für die Feuerwehren. Nach dem Tanklöschfahrzeug RT und einem Logistikfahrzeug wird nun auch die erste Drehleiter L32A-XS elektrifiziert. Oberste Priorität der Entwicklungsingenieure ist es, die E-Drehleiter ebenso funktionell, leistungsfähig und zuverlässig wie die bewährte Standarddrehleiter zu machen und die gleiche Bedienbarkeit, Servicefreundlichkeit und Ersatzteilverfügbarkeit sicherzustellen. Deshalb werden für die elektrische Drehleiter nur hochwertige OEM-Komponenten verwendet: der Leiterpark der bewährten L32A-XS und das Serienchassis des Volvo FE Electric.

Gleiche Technologie, gleicher Nutzen

Beide, die klassische und die elektrische L32A-XS basieren auf derselben Drehleitertechnologie von Rosenbauer Karlsruhe und bieten denselben feuerwehrtaktischen Nutzen. Der Hubrettungsaufbau ist weitgehend ident, das Antriebskonzept unterscheidet sich deutlich. Während die klassische XS von einem Verbrennungsmotor angetrieben wird, sind es bei der elektrischen Drehleiter drei Elektromotoren, zwei für den Fahrantrieb und einer für den Drehleiterbetrieb (ePTO mit 70 kW). Die Energie kommt aus zwei bzw. drei Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von jeweils 66 kWh.

Ausreichend Energie an Bord

Mit der Batteriekapazität von 132 bzw. 198 kWh hat die elektrische L32A-XS mehr als genug Energie an Bord, um einen typischen Drehleitereinsatz zuverlässig und unterbrechungsfrei durchführen zu können. So werden beispielsweise bei einem Stadteinsatz mit fünf Kilometern Anfahrt, einem Abstützvorgang, drei Leiterbewegungen (Lastzyklen), 30 Minuten Lichtmastbetrieb inklusive Rückfahrt rund 20 kWh verbraucht. Die Drehleiter mit zwei Batteriepaketen verfügt dann immer noch über genügend „Restkapazität“, mit der bis zu vier weitere, solcher Einsätze abgearbeitet werden könnten. Ein Einsatz am Land (30 km An- und Abfahrt, zwei Abstützvorgänge, fünf Leiterbewegungen und eine Stunde Lichtmastbetrieb) schlägt mit rd. 52 kWh zu Buche, womit sich bei einer Drehleiter mit drei Batteriepaketen eine Stromreserve für mindestens zwei weitere Einsätze ergibt.

Das Aufladen der Batteriepakete kann sowohl mit Wechselstrom aus industrieüblichen Starkstromdosen oder an geeigneten Gleichstromladestationen durchgeführt werden. Auch eine externe Einspeisung während des Drehleiterbetriebes ist möglich.

Erfahrungen aus dem Regelbetrieb

Seit mehr als sieben Jahren beschäftigt sich Rosenbauer mit der Elektrifizierung von Feuerwehrfahrzeugen und hat im Herbst 2020 mit dem RT das erste elektrische Tanklöschfahrzeug der neuen Generation auf den Markt gebracht. Die Berliner Feuerwehr testet den RT seit Februar im Regelbetrieb (Feuerwache Berlin Mitte und Suarez, ab November Feuerwache Schönberg) und hat in den letzten acht Monaten rund 800 Einsätze absolviert, mehr als 90 % davon rein batterie-elektrisch, ohne Stromerzeugung durch den Range Extender. Die Einsatzkräfte sind mit ihrem eLHF nicht nur umweltfreundlich unterwegs, sondern auch an der Einsatzstelle weniger Abgas- und Lärmemissionen ausgesetzt. Das verbessert die Arbeitsbedingungen um das Fahrzeug, reduziert den Stresspegel und kommt nicht zuletzt auch den Anwohnern zugute.

Das in den letzten Jahren erarbeitet Know-how im Bereich der Hochvolt-Technologie wird nun auch bei der Entwicklung der ersten elektrischen Drehleiter genutzt. Der Prototyp auf Basis der DIN EN 14043:2014 und EN 1846 wird im Sommer 2022 präsentiert. Mit Schutz & Rettung Zürich, der größten zivilen Rettungsorganisation in der Schweiz, steht auch der erste Leadkunde für den Testbetrieb bereits fest. Rosenbauer unterstreicht somit einmal mehr seine führende Rolle als Trendsetter der Feuerwehrbranche und zeigt mit der ersten elektrischen L32A-XS nun auch im Hubrettungsbereich, wie Feuerwehrfahrzeuge in Zukunft aussehen werden.

Rosenbauer produziert Hubrettungsfahrzeuge im Konzern-Kompetenzzentrum Karlsruhe und an den US-Fertigungsstandorten Wyoming, MN und Lyons, SD. Hubrettungsaufbauten werden von RK Aerials in Fremont, NE und von Rosenbauer Rovereto, Italien zugeliefert. Das Produktprogramm umfasst Drehleitern mit Arbeitshöhen von 20 bis 64 m und Hubrettungsbühnen mit Arbeitshöhen von 32 bis 64 m sowie teleskopierbare Löscharme mit bis zu 20 m Länge, die auf Industrie- und Flughafenlöschfahrzeuge aufgesetzt werden. Im Geschäftsjahr 2020 produzierte Rosenbauer rund 280 Hubrettungsfahrzeuge und erzielte damit 14 % der Gesamterlöse im Konzern.

-PM Rosenbauer International AG-

 

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Startschuss für digitales Notfalltraining „#vorbereitet“

Interaktives Training bringt jungen Menschen Selbstschutz- und Vorsorgethemen näher

Anlässlich des heutigen Internationalen Tages der Katastrophenvorsorge stellt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) das neue digitale Trainingsformat „#vorbereitet – Das 360° Notfalltraining“ vor, um insbesondere junge Menschen dazu anzuregen, sich mit Themen der Vorsorge intensiv und interaktiv auseinanderzusetzen.

Dabei können die Nutzerinnen und Nutzer sich selbst testen und herausfinden, wie gut sie für den Ernstfall wie Starkregen, Hitze oder Dürre vorbereitet sind.

Interaktive Alltagswelt stellt Wissen auf die Probe

Notfallgepäck
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In einem interaktiven 360°-Apartment lösen Nutzerinnen und Nutzer verschiedene Aufgaben rund um die Themen Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Gefahrenlagen. Es werden Antworten gesucht auf drängende Fragen wie: Was gehört alles in einen Notfallrucksack? Wie verhalte ich mich, wenn es brennt? Welche Möglichkeiten gibt es, Lebensmittelvorräte praktisch zu verstauen?

Im Spielverlauf wird dieses Wissen getestet und weiter ausgebaut.
„Eine unserer Kernaufgaben im BBK ist es, die Menschen dabei zu unterstützen, damit sie sich in Krisen selbst schützen können. Ein wichtiger Schritt dabei ist unsere im Oktober gestartete Kampagne „Für alle Fälle vorbereitet“, die Selbstschutz- und Selbsthilfefähigkeiten fördert. Wir möchten noch mehr Menschen als bisher für diese Aspekte sensibilisieren. Mit diesem Spiel haben wir jetzt ein interaktives Format im Repertoire, das auch junge Menschen für Vorsorge begeistern wird. Denn die persönliche Vorbereitung kann im Krisenfall den entscheidenden Unterschied ausmachen“, erklärt BBK-Präsident Armin Schuster.

Das Notfalltraining ist kostenfrei auf der Internetseite des BBK zu finden unter: www.bbk.bund.de/notfalltraining

Hintergrundinformationen zur Kampagne „Für alle Fälle vorbereitet“

Die bundesweite Informationskampagne hatte ihren Auftakt am 1. Oktober 2021 und verfolgt das Ziel, Menschen für die Themen Notfallvorsorge und richtiges Handeln in Notsituationen aufmerksam zu machen. Dabei werden in der ersten Phase der Kampagne TV- und Online-Werbespots, Plakate und Social-Media-Aktivitäten genutzt, um Interesse für diese Themen zu wecken. Die Veröffentlichung von „#vorbereitet – Das 360° Notfalltraining“ ist ebenfalls Teil der Auftaktphase.

In der zweiten Phase, die Anfang 2022 startet, rücken die vier Fokusthemen ins Zentrum: Extremwetter, Bevorratung, Stromausfall und Notgepäck inklusive Dokumentensicherung. Eine Podcast-Reihe und eine YouTube-Serie werden durch diese Fokusthemen leiten. Weitere Informationen sowie aktuelle Neuigkeiten zur Kampagne finden Sie unter www.notfallvorsorge-bbk.de.

-PM BBK-

 

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Jetzt aus der Starkregenkatastrophe lernen

vfdb setzt Expertenkommission ein – erste Ergebnisse für Herbst angekündigt

Eine unabhängige Expertenkommission aus Vertreterinnen und Vertretern der zivilen Gefahrenabwehr, Wissenschaft und weiteren Fachleuten wird die Erfahrungen der rheinland-pfälzischen und nordrhein-westfälischen Starkregenkatastrophe auswerten.

Das hat das Präsidium der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) beschlossen. Aus den Ergebnissen sollen Lösungsvorschläge und Initiativen zur Verbesserung der Gefahrenabwehr erarbeitet werden. Erste Ergebnisse sollen noch im Herbst vorliegen.

Zehntausende staatliche und zivile Helferinnen und Helfer waren und sind seit Wochen mit der Bewältigung der Lage beschäftigt. Bereits während des laufenden Einsatzes ist Kritik laut geworden – unter anderem beim Thema Warnung oder der Einbindung ziviler Helfer. Hinzu kommen erste Lagebilder, die weitere Mängel offenbaren.

„Die Kritik kommt nicht überraschend. Die Auswertungen ähnlicher Ereignisse wiederholen sich seit Jahren und kommen jedes Mal zu ähnlichen Erkenntnissen“, sagt Dirk Aschenbrenner, Präsident der vfdb. „Die Ansätze zur Verbesserung sind zwar konsensfähig, sie werden aber dennoch zu spät, zu wenig oder gar nicht umgesetzt.“

Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV) ist einer der Initiatoren der Expertenkommission. „Wir danken den Einsatzkräften, die unermüdlich weiter vor Ort sind. Viele warten darauf, welche Schlüsse gezogen und Erkenntnisse gewonnen werden“, so DFV-Präsident Karl-Heinz Banse. „Als Fachverband wollen wir uns hier fundiert zu Wort melden. Deshalb arbeiten wir mit der vfdb an der Auswertung des Einsatzes durch Experten. Wenn die faktenbasierte Auswertung da ist, wird es auch entsprechende Rückschlüsse und Forderungen geben.“

Die Expertenkommission „Starkregenkatastrophe 2021“ will problematische Abläufe und Ausstattungsdefizite ermitteln, Lösungen vorschlagen und Initiativen zur Verbesserung der Gefahrenabwehr anstoßen. Erste Ergebnisse sollen bis zum Herbst 2021 vorliegen. Eine umfangreiche Vorstellung ist für die Jahresfachtagung der vfdb im Mai 2022 in Würzburg sowie den 29. Deutschen Feuerwehrtag im Juni 2022 in Hannover geplant.

Der unabhängigen Expertenkommission gehören neben Feuerwehren, Technischem Hilfswerk, Bundeswehr, Behörden und Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz und der Johanniter-Unfall-Hilfe auch Wissenschaftler verschiedener Forschungseinrichtung an. Den Vorsitz der Expertenkommission hat Branddirektor Dr. Ulrich Cimolino, Feuerwehr Düsseldorf. Cimolino hat seinerzeit das Hochwasser 2002 ausgewertet. Er verfügt zudem über eigene Einsatzerfahrungen aus mehreren Hochwasser- und Starkregenereignissen in unterschiedlichen Regionen Deutschlands. Zu den Themengebieten Einsatzleitung, Führung in Großschadenslagen sowie Wasserrettung hat er bereits mehrere anerkannte Fachbücher herausgegeben oder mit verfasst.

Die vfdb ist das Expertennetzwerk für Schutz, Rettung und Sicherheit. Der Verein fördert die wissenschaftliche, technische und organisatorische Weiterentwicklung der Gefahrenabwehr für mehr Sicherheit in den Bereichen Brandschutz, technische Hilfeleistung, Umweltschutz, Rettungsdienst und Bevölkerungsschutz. Die vfdb agiert auf nationaler sowie internationaler Ebene und ist als technisch-wissenschaftliche Fachvereinigung unabhängig und neutral.

Der Deutsche Feuerwehrverband bündelt und vertritt die Interessen seiner ordentlichen Mitglieder: der 16 Landesfeuerwehrverbände und der beiden Bundesgruppen. Die Fachbereiche, zum Teil in Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren (AGBF) und der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), analysieren Probleme und Ereignisse, begleiten Entwicklungen, erarbeiten fachliche Stellungnahmen und Konzepte für die Arbeit der Feuerwehren und für die Vertretung der Feuerwehrinteressen.

Zur Erstellung einer Situationsbeschreibung als Basis für die weiteren Untersuchun-gen hat die Expertenkommission eine Umfrage entwickelt. Alle Informationen zur Umfrage finden Sie hier:

https://www.vfdb.de/veroeffentlichungen/umfragen/expertenkommission-starkregen/

-PM vfdb-

 

 

SALTO mit mehr Vertriebspräsenz in Deutschland und Luxemburg

SALTO hat seine Vertriebsmannschaft in Deutschland mit Sebastian Pape ausgebaut und ein Büro in Luxemburg mit Ben Blasen als System- und Projektberater eröffnet.

Sebastian Pape, System- und Projektberater für das Gebiet Nord-, Mittel-, Osthessen, Hochsauerlandkreis und Westthüringen bei SALTO.
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Sebastian Pape (34) ist seit September 2021 neuer System- und Projektberater für das Gebiet Nord-, Mittel-, Osthessen, Hochsauerlandkreis und Westthüringen. Er verantwortet dort die Projektberatung sowie Betreuung der SALTO Partner, Architekten und Planer.

Sebastian Pape ist gelernter Mechatroniker und bringt reichlich Erfahrung aus der Zutrittsbranche mit. In den vergangenen fünf Jahren war er als Vertriebsbeauftragter bei der SimonsVoss Technologies GmbH beschäftigt. Zuvor war er mehrere Jahre im First- und Second-Level-Support bei Hewi/Opertis angestellt. Außerdem hat er Berufserfahrung als Teamleiter bei der SMA Solar Technology AG und in der Vertriebskanalsteuerung bei der Städtische Werke AG Kassel gesammelt.

Darüber hinaus hat SALTO in Luxemburg ein Vertriebsbüro eröffnet, um diesen Markt schneller, näher und individueller bedienen zu können. In erster Linie geht es um die Betreuung in allen Landessprachen von einer zentralen Stelle aus. Damit will SALTO die bislang sehr erfolgreiche Präsenz stärken und das große Potenzial für seine vielseitigen Zutrittslösungen im Land noch besser ausschöpfen.

Ben Blasen, System- und Projektberater für Luxemburg bei SALTO.
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Um dieses Ziel zu verwirklichen, wurde das Vertriebsteam um Ben Blasen (33) erweitert. Der Luxemburger spricht Französisch, Deutsch und Luxemburgisch und kann somit in Zukunft alle Kunden und den gesamten Markt in Luxemburg unterstützen.

Ben Blasen kommt von dormakaba Luxembourg, wo er in den vergangenen fünf Jahren unterschiedliche Aufgaben im Bereich Automatiktüren übernommen hatte: von der Architekten- und Planerberatung sowie dem Verkauf und der Nachverfolgung von Großprojekten über die Betreuung von Fachhändlern, Verantwortung für die Serviceabteilung bis hin zum Innendienst. Zuvor war Ben Blasen bei der Glaserei Vitralux angestellt und dort u.a. im Projektmanagement, Einkauf und in der Technik tätig. Ausgiebige IT-Erfahrung hat er davor beim IT-Unternehmen Computrade gesammelt.

 

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So verschwinden Mobilgeräte aus dem Fadenkreuz der Cyberkriminellen

Hacker sind von der mobilen Kommunikation begeistert, denn Smartphones und Tablets machen ihnen die Arbeit verführerisch leicht. Virtual Solution erklärt, welche Angriffsmethoden die Cyberkriminellen dabei nutzen und wie Unternehmen und Organisationen ihnen einen Riegel vorschieben können.

Mobilgeräte sind für Cyberkriminelle ein reizvolles Ziel, denn sie haben damit vergleichsweise leichtes Spiel: Sie enthalten viele persönliche und geschäftliche Daten, darunter auch wertvolle Nutzeridentitäten für Anwendungen oder Portale. Gleichzeitig sind sie vergleichsweise einfach zu attackieren, denn Smartphones und Tablets sind oft always-on mit dem Internet verbunden. Zu guter Letzt sind sie auch noch schlechter vor Malware oder Angriffen geschützt als ein herkömmlicher, besser in die interne Sicherheitsstruktur eingebundener Rechner. Cyberkriminelle können daher Schadprogramme mit geringerem Aufwand einschleusen, um die Geräte zu überwachen oder sensible Daten abzugreifen. Das auf sichere mobile Anwendungen spezialisierte Softwareunternehmen Virtual Solution hat die gefährlichsten Bedrohungen für Mobilgeräte identifiziert und gibt Hinweise zur Gefahrenprophylaxe: 

  1. Phishing: Phishing ist wohl das größte Sicherheitsproblem auf Smartphones oder Tablets. Dabei verschicken Betrüger meist eine gefälschte Mail, SMS oder Messenger-Nachricht mit Links zu vermeintlichen Online-Händlern, Bezahldiensten oder sozialen Netzwerken. Beliebt sind aktuell besonders Versandmitteilungen mit Links zu Paketdienstleistern, Foren, in denen sich Hacker als Supportmitarbeiter ausgeben, und immer noch der klassische betrügerische Telefonanruf. Dabei wird das Opfer auf eine Fake-Webseite gelockt oder zum Installieren eines vermeintlichen Hilfsprogramms überredet. Anschließend werden dann die Versuche gestartet, persönliche Zugangsdaten abzugreifen (Phishing), automatische Downloads zu starten oder auf Basis der Phishing-Daten Malware auf das Gerät zu schleusen. Phishing bildet damit oft den Startpunkt für eine Cyberattacke, wie beispielsweise bei der Spyware Pegasus oder der Video-Attacke auf den Amazon-Chef Anfang 2020. Da bei dienstlichen Mails der administrative Filter greift, bei privaten Mailboxen auf demselben Gerät aber nicht, ist für Angreifer der private E-Mail-Account besonders interessant. Wichtigste Prophylaxe gegen Phishing ist die Multifaktor-Authentifizierung (MFA). Für einen umfassenden Schutz sollte sie kombiniert werden mit Endpunktüberwachung und Webfiltern gegen betrügerische Webseiten sowie Antiviren-Programmen als lokalem Schutz des Endgeräts. Da Phishing-Attacken per se den menschlichen Faktor als schwächstes Glied in der Abwehrkette einkalkulieren, gilt der Security-Schulung der Mitarbeiter besondere Aufmerksamkeit.

  2. Trojaner und Ransomware: Trojaner tarnen sich, indem sie sich entweder als vermeintlich legitime Software ausgeben, sich von einer anderen, legitimen Software nachladen lassen oder sich auf dem System „unsichtbar“ machen. Cyberkriminelle setzen sie ein, um Daten zu stehlen, Benutzer auszuspionieren und unbefugten Zugriff auf Systeme zu erlangen. Mit Hilfe von sogenannten Remote-Access-Trojanern (RAT) können Hacker die infizierten Systeme über eine Netzwerkverbindung fernsteuern. Ransomware nutzt Trojaner für eine moderne Form von Erpressung. Dabei werden meist Daten oder Dateien der Betroffenen per Krypto-Trojaner verschlüsselt. In Einzelfällen, insbesondere im iOS-Universum, werden aber auch immer noch Lockscreen-Trojaner eingesetzt, um dem Nutzer den Zugriff auf sein Gerät zu sperren. Ziel von Ransomware-Attacken ist es, Lösegeld für die Freischaltung der Daten, respektive des Geräts, zu erpressen. Die Verteilung der Schadsoftware erfolgt meist über einen Download-Link. Häufig verteilen die Erpresser ihre Software aber auch über E-Mails, beziehungsweise getarnt als E-Mail-Anhang. Solche betrügerischen Anhänge können über eine Firewall abgefangen werden. Umso wichtiger ist deshalb ein Ransomware-freies Backup, um nach einem Angriff schnell wieder den Betrieb herstellen zu können. Einen besonders effektiven Schutz bieten Container-Lösungen, die sensiblen Daten einen hermetisch abgesicherten Raum bieten und damit das größtmögliche Hindernis für Cyberkriminelle darstellen.

  3. Denial of Service, Brute Force und Zero-Day-Exploits: Die Hacker-Folterkammer kennt noch eine Vielzahl weiterer Instrumente und Methoden. Brute-Force- und Denial-of-Service (DoS)-Angriffe sind für Mobilgeräte weniger relevant. Die Geräte können jedoch unbemerkt als Teil eines DoS-Botnetzwerkes zum Angriff auf Server missbraucht werden. Die Daten des Mobilgeräts selbst sind dabei aber nicht betroffen. Bei der Brute-Force-Methode handelt es sich um den Versuch, Passwörter zu knacken, Login-Seiten anzugreifen oder einen verborgenen Schlüssel zu finden. Sie erfordern hohen Aufwand seitens des Angreifers und richten sich in der Regel auf prominente Ziele. Zero-Day-Exploits sind keine Angriffe im herkömmlichen Sinn, ermöglichen aber Attacken über Schwachstellen in Programmen für iOS- und Android-Geräte, gegen die es noch keine bekannten Schutzmaßnahmen gibt. Diese offenen Einfallstore, wie beispielsweise die im März dieses Jahres publik gewordenen Lücken in Microsoft Exchange, nutzen Cyberkriminelle dann zur Installation von Angriffsvektoren wie Trojanern oder Ransomware.

„Der größte Schwachpunkt in der Abwehrkette ist nach wie vor der Mensch“, erklärt Christian Pohlenz, IT-Security-Experte bei Virtual Solution in München. „Das Bewusstsein der Mitarbeiter für die Gefahren aus dem Cyberraum muss daher immer wieder geschärft werden. Technisch ist es sinnvoll, eine einfache und nutzerfreundliche Container-Lösung einzusetzen. Sie gibt Anwendern die Sicherheit, nichts falsch machen zu können. Und den Security-Verantwortlichen die Gewissheit, dass sie vor unliebsamen Überraschungen geschützt sind.“

-PM Virtual Solution AG-

 

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Rosenbauer liefert Tanklöschfahrzeuge für Waldbrände an die BwFuhrparkService GmbH für den Einsatz bei der Bundeswehr

Das Fuhrpark-Dienstleistungsunternehmen BwFuhrparkService GmbH beschafft im Auftrag der Bundeswehr 76 Feuerlösch-Kfz Waldbrandbekämpfung (FlKfz WBBk) bei Rosenbauer.

Entscheidend für den Zuschlag an Rosenbauer Deutschland war das wirtschaftlichste Angebot im Rahmen der Ausschreibung.

Robuste Offroad-Chassis und hochwertige Löschtechnik

Es handelt sich um Fahrzeuge der MT-Baureihe. Diese werden nach den einsatztaktischen Bedürfnissen der Feuerwehren gebaut und mit modernster Technik ausgestattet. Sie verfügen nicht nur über robuste Aufbauten und hochwertige Löschsysteme, sondern auch über durchgängige LED-Lichtpakete von der Geräteraum- bis zur Umfeldbeleuchtung und lassen sich in allen Funktionen über Displays bedienen.

Aufgebaut werden die Waldbrandfahrzeuge auf Tatra T-815-7 4x4 Force, einem kompromisslos auf Robustheit und Geländegängigkeit ausgelegten Offroad-Chassis.
Angetrieben werden die kompakten Fahrzeuge von 395 PS starken Euro-6-Motoren, wodurch die bis zu 18 t schweren Fahrzeuge auch über Schotterpisten und unbefestigtes Terrain zügig und schnell bewegt werden können. Die Wattiefe beträgt bis zu 1 Meter. Eine Wasserabgabe ist auch während der Fahrt möglich.

-PM Rosenbauer International AG-

 

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Unkomplizierte Warnung für alle Handy-Typen

Die bislang bestehende Mischung an Warnmitteln in Deutschland aus analogem Sirenenalarm und digitalen Warnmeldungen über den Rundfunk oder entsprechende Warnapps (Warnmittelmix) wird nun durch Cell Broadcast ergänzt.

Seit November 2020 steht das Thema im BBK auf der Tagesordnung. Bereits im April 2021 hatte das BBK eine Eignungsprüfung an der Universität der Bundeswehr München in Auftrag gegeben, um die Frage zu klären, inwiefern sich Cell Broadcast als weiterer Warnkanal des BBK im bereits bestehenden Warnmittelmix zur Warnung der Bevölkerung eignet. 

Durch die Nutzung von Cell Broadcast können Warnmeldungen direkt an alle Menschen mit Mobilfunkgerät versendet werden, die sich in einer bestimmten Funkzelle eines Mobilfunknetzes aufhalten. Somit wird eine schnelle und unkomplizierte Warnung ermöglicht. Um die Warnung zu empfangen, ist nicht zwingend ein Smartphone erforderlich. Warnmeldungen über den Cell Broadcast-Warnkanal können auch von älteren Mobilfunkendgeräten ohne Datenempfangsmöglichkeit empfangen werden. Eine Nutzung von Cell Broadcast ist ohne Erhebung, Weitergabe und Speicherung personenbezogener oder vergleichbarer Daten möglich. 

Anschluss von Cell Broadcast an MoWaS

Die Nutzung von Cell Broadcast wird voraussichtlich Ende 2022 möglich sein. Das heute verabschiedete Gesetz verpflichtet die Betreiber, Cell Broadcast technisch umzusetzen und in ihren Netzen dauerhaft zur Verfügung zu stellen. Die technischen Vorgaben zur Umsetzung werden derzeit im BBK vorbereitet. Cell Broadcast soll an das vom BBK den Ländern bundesweit zur Verfügung gestellte Modulare Warnsystem (MoWaS) angeschlossen werden. 

„Die mit dem Modularen Warnsystem MoWaS bereits bestehende Warninfrastruktur ist für die Verbreitung von Meldungen durch Cell Broadcast sehr gut geeignet. MoWaS und Cell Broadcast miteinander zu verbinden, bietet eine ideale Möglichkeit, um Warnungen schnell und gezielt zu verbreiten. Cell Broadcast ergänzt den Sirenenalarm sowie die Warnmeldungen über Rundfunk und Warnapps und trägt damit deutlich zu einer flächendeckenden Warnung der Bevölkerung bei“, sagt Armin Schuster, Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.

BBK baut Warnung der Bevölkerung noch weiter aus 

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hat seit der Vorstellung seines Neuausrichtungskonzeptes zahlreiche Maßnahmen ergriffen, um in Zusammenarbeit mit den Bundesländern die Fähigkeiten zur Bevölkerungswarnung noch weiter zu verbessern. Die Erstellung eines Warnmittelkatasters wird derzeit in einer länderoffenen Arbeitsgruppe unter Moderation des BBK vorbereitet. Die Zulieferung von Daten, beispielsweise der Sirenenstandorte, ist bereits eingeleitet. Mit der Einrichtung des Warnmittelkatasters wird es erstmals einen bundesweiten Überblick darüber geben, wo in Deutschland welche Warnmittel eingesetzt werden und zur Verfügung stehen. 

Das BBK finanziert darüber hinaus ein Förderprogramm zum Ausbau des Sirenennetzwerkes mit knapp 90 Millionen Euro. Neben der flächendeckenderen Verbreitung sollen Bund, Länder und Kommunen die Sirenen über das Modulare Warnsystem auslösen können, womit insbesondere Bund und Länder eine eigene Zugriffsmöglichkeit erhalten. Ein weiteres Ziel der Neuausrichtung des BBK ist es, die Warnapp NINA zur Bundes-Warnapp auszubauen. Der Warnbedarf aller Ressorts soll in Zukunft zunehmend durch die Nutzung des Modularen Warnsystems und der Warnapp NINA abgedeckt werden, die bereits heute unmittelbar über 10 Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreicht.

Der Warnmittelmix, der durch das Modulare Warnsystem angesteuert werden kann, wird ständig weiter auf neue und zukünftige Optionen hin untersucht. Geräte und Strukturen wie etwa DAB+ mit der Emergency Warning Functionality (EWF) und Signalgeber im Indoor-Bereich können Themen zukünftiger Machbarkeitsstudien werden und die Frage beantworten, ob sie als sinnvolle Ergänzung des Warnmittelmixes geeignet sind. 

 -PM BBK-

 

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Checkmarx präsentiert neues Global Channel Partner Programm

Checkmarx, einer der weltweit führenden Anbieter entwicklerzentrierter Application-Security-Testing-Lösungen, dokumentiert heute mit dem Launch des neuen Checkmarx Global Partner Programms sein nachhaltiges Channel-Commitment.

Das neue Programm ermöglicht es Partnern, gemeinsam mit Checkmarx die Weichen für Wachstum und Innovation zu stellen, und legt den Fokus dabei konsequent auf neue Wachstumspotenziale, durchgängiges Enablement und attraktive Prämien und Incentives.

„Unser erklärtes Ziel ist es, Unternehmen weltweit genau die Application-Security-Lösungen an die Hand zu geben, die sie benötigen, um mit der dynamischen Bedrohungslandschaft Schritt zu halten – und den Checkmarx-Partnern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu“, erklärt Roman Tuma, Chief Revenue Officer von Checkmarx. „Daher haben wir unseren Partnern gut zugehört und eine Reihe wichtiger strategischer Investitionen auf den Weg gebracht. So konnten wir unser Programm nicht nur konsolidieren und vereinfachen, sondern auch die Werkzeuge, die Ressourcen und die Benefits, die wir bieten, umfassend überarbeiten. Jetzt freuen wir uns darauf, dieses klare Channel-Commitment unter Beweis zu stellen, unsere Partner noch besser zu unterstützen und ein Weltklasse-Netzwerk von Resellern und Distributoren aufzubauen, die unsere Leidenschaft für AppSec teilen.“

Laut Gartner lagen die „Endanwender-Investitionen im AST-Markt 2020 weltweit bei 2,2 Milliarden US-Dollar.“ Für 2021 erhöhte Gartner die prognostizierte Wachstumsrate „auf 18 %, und die prognostizierten Investments auf 2,6 Milliarden US-Dollar.“1 Angesichts der rasant voranschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Abhängigkeit von der IT – zwei Faktoren, die maßgeblich von der zunehmenden Software-Nutzung befeuert werden – weiten sich die Angriffsflächen immer mehr aus. Damit steigt auch die Nachfrage nach Lösungen, mit denen Unternehmen sichere Software-Anwendungen entwickeln und bereitstellen können.

Aufsetzend auf die tiefe Marktkenntnis von Checkmarx hilft das Global Partner Program den Partnern, das expandierende Produkt- und Service-Portfolio im AST-Umfeld erfolgreich zu vermarkten. Es umfasst virtuelle Schulungen und Enablement-Sessions, Zertifizierungsprogramme und ein leistungsfähiges Partnerportal, über das die Partner einfach und schnell Deals registrieren und Leads teilen können. Das Programm setzt dabei auf einen mehrstufigen Ansatz mit steigenden Benefits, darunter Umsatzrabatte, Vorzugsrabatte, maßgeschneiderte Marketingkampagnen sowie der Zugang zu einem dedizierten Beraterpool. Je höher der Partnerlevel und das Commitment eines Partners sind, desto attraktiver sind auch die Rewards und die Wachstumschancen.

„Zwischen Checkmarx und Datastream gab es schon immer ausgeprägte Synergieeffekte. Wir arbeiten beide hochgradig kooperativ, um Unternehmen gemeinsam zu helfen, ihre Herausforderungen im Bereich der sicheren Anwendungsentwicklung zu meistern“, erklärt Isaias Vara, Consulting & Business Development Director bei Datastream. „Checkmarx ist ein äußerst engagierter Hersteller – und jederzeit bereit, in seine Partner zu investieren, um ihnen herausragende, erstklassige Best-of-Breed-Angebote und Enablement-Ressourcen zu bieten. Das zeichnet das Unternehmen aus, und wir freuen uns sehr darauf, unsere erfolgreiche Partnerschaft weiter auszubauen.“

„Der Ausbau des Partnernetzes hat für uns auch hier im deutschsprachigen Raum sehr hohe Priorität“, berichtet Robert Specht, Channel Manager DACH bei Checkmarx. „Die Nachfrage nach zuverlässiger Application Security hat im Zuge der Digitalisierung rasant angezogen und ist heute ein Thema, das neben klassischen Software-Anbietern auch die vertikalen Märkte und den Mittelstand beschäftigt. Für den Channel ist dies ein extrem attraktiver und dynamischer Wachstumsmarkt – und als einer der etablierten Marktführer sehen wir uns hervorragend positioniert, um bestehende und neue Partner beim erfolgreichen Einstieg zu unterstützen.“

-PM Checkmarx-

 

Feuerwehrfahrzeuge der Modellreihe „Revolutionary Technology“ (RT)
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Rosenbauer erhält ersten Flottenauftrag für seinen „Revolutionary Technology“

Berufsfeuerwehr Basel-Stadt schafft vier vollelektrische Feuerwehrfahrzeuge an

Die Berufsfeuerwehr des Kantons Basel-Stadt hat vier vollelektrische Feuerwehrfahrzeuge der Modellreihe „Revolutionary Technology“ (RT) bei Rosenbauer geordert.

Der Weltmarktführer im Bereich Feuerwehrausstattung konnte damit nach dem Verkaufsstart im September des Vorjahres den ersten Flottenauftrag für das innovative Kommunalfahrzeug entgegennehmen. Aktuell hält der Konzern bei insgesamt 19 fixen Fahrzeugbestellungen und über 20 Reservierungen. Der RT setzt dank seiner einzigartigen Fahrzeugarchitektur, die erst durch den alternativen Antrieb möglich wurde, neue Maßstäbe in Sachen Ergonomie, Digitalisierung und Ökologie. Deutlich über 90 Prozent aller Einsätze können nach ersten Kundenfeedbacks rein batterie-elektrisch ohne Stromerzeugung durch den Range Extender abgewickelt werden. Die Berufsfeuerwehr Basel-Stadt hat rund 100 Mitarbeiter und ist zuletzt über 2.900 Mal im Jahr ausgerückt. 

„Der erste Flottenauftrag für ein neues Produkt ist immer etwas ganz Besonderes. Schon vor 30 Jahren war es eine Schweizer Flughafenfeuerwehr, die den damals ersten PANTHER in den Dienst gestellt hat, und mit dem wir eine neue Fahrzeugkategorie definiert haben“, sagt Dieter Siegel, Vorstandsvorsitzender der Rosenbauer International AG, „Umso mehr freut mich dieser erneute Vertrauensbeweis durch die Berufsfeuerwehr Basel-Stadt. Sie gehört damit zu den Erstanwendern dieser richtungweisenden Technologie, die wir künftig auch auf weitere Fahrzeugtypen übertragen wollen.“

Der Rosenbauer Konzern hat sich vorgenommen, bis 2023 in jeder Fahrzeugkategorie mindestens ein Fahrzeug mit elektrischem Antrieb anzubieten. Dabei setzt die Unternehmensgruppe zum einen auf entsprechende Aufbauten für kommerzielle elektrische Fahrgestelle wie zum Beispiel den Volvo FL Electric und zum anderen auf eigene Entwicklungen. Rosenbauer schätzt allein das weltweite Marktvolumen für den RT und vergleichbare Technologien auf rund 3.200 Fahrzeuge bis 2030, in Europa könnten 2025 bereits 700 bis 800 derartige Fahrzeuge im Einsatz sein.

-PM Rosenbauer International AG-

 

Das SALTO Neoxx Vorhangschloss ist nach EN 16864:2018 Grade 1144-D34 zertifiziert und verbindet somit Robustheit mit höchster Sicherheit.
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SALTO Neoxx Vorhangschloss verbindet Intelligenz, Robustheit und Hochsicherheit

Das elektronische SALTO Neoxx Vorhangschloss eignet sich ideal für Projekte, die das gewisse Extra an Sicherheit benötigen. Es ist nach EN 16864:2018 Grade 1144-D34 zertifiziert und widersteht somit nachweislich extremen Umgebungs- und Witterungsbedingungen. Zugleich ist es mit umfangreichen Funktionen für das Zutrittsmanagement ausgestattet.

Das IP68-zertifizierte SALTO Neoxx Vorhangschloss ist eine vielseitige Lösung für Anwendungen, bei denen bisher nur mechanische Schließlösungen zum Einsatz kamen. Intelligente Vorhangschlösser bieten im Gegensatz zu diesen mehr Sicherheit, eine einfachere Wartung, flexible Zutrittssteuerung und einen besseren Überblick über die Aktivitäten am Schloss.

Das SALTO Neoxx ist eines der widerstandsfähigsten elektronischen Vorhangschlösser weltweit, was die erfolgreiche Zertifizierung nach EN 16864:2018 Grade 1144-D34 dokumentiert. Dieser Grade der speziell für elektronische Vorhangschlösser erarbeiteten Norm ist vergleichbar mit dem Grade 4 der EN 12320 für mechanische Hochsicherheitsvorhangschlösser. Zu den Anforderungen zählten u.a. 100 Stöße mit 40G in drei Richtungen, 240 Stunden in einer Salznebelkammer, ein Betriebstemperaturbereich von -35 bis +65 Grad Celsius, Widerstand des Bügels gegen Ziehen, Sägen, Zerschneiden und Manipulationen, diverse Zutrittskontrollfunktionen, Überspannungsschutz und das Aushalten von elektrostatischer Entladung.

Im Gegensatz zu anderen Produkten im Markt funktioniert das SALTO Neoxx sowohl mit RFID-Identmedien als auch mit Mobile Access. Es arbeitet standardmäßig mit dem SALTO Virtual Network (SVN) sowie bei Bedarf mit Funkvernetzung (SALTO BLUEnet) und Mobile Access (JustIN Mobile) und gilt daher in dieser Hinsicht als das bestausgestattete elektronische Vorhangschloss.

Das SALTO Neoxx ist vollständig kompatibel mit der SALTO Space Systemplattform und der Cloud-Zutrittslösung SALTO KS sowie der intelligenten elektronischen Hardware von SALTO. Somit lassen sich Zutrittspunkte in eine einheitliche Zutrittskontrolle einbinden, die mit elektronischen Beschlägen, Standardzylindern oder Wandlesern nicht ausgestattet werden können. Auf diese Weise erhalten Anwender die Kontrolle über sämtliche relevante Zutrittspunkte ihrer Liegenschaften.

Das doppellagig aufgebaute Gehäuse des SALTO Neoxx Vorhangschlosses garantiert Schutz bei Herunterfallen, Stößen und widrigsten Umgebungsbedingungen oder härtester Nutzung. Außerdem ist es mit einem zusätzlichen UV-Schutz gegen Sonneneinstrahlung versehen. Die verstärkten Puffer um den Körper herum absorbieren die Energie von Stößen und Stürzen. Sie isolieren überdies die Elektronik und Mechanik, um die Funktionsfähigkeit unter kalten oder heißen Bedingungen zu gewährleisten.

Das SALTO Neoxx erreicht dank seines ausgefeilten Energiemanagements bis zu 130.000 Öffnungszyklen mit einem Batteriesatz. Über das SVN sowie BLUEnet und JustIN Mobile wird der Batteriestand bei Bedienung auch in Echtzeit an den Server übermittelt.

Der ergonomische und zum Patent angemeldete Öffnungsmechanismus mit Rückstellsystem sowie das Selbstverschließen beim Herunterdrücken des Bügels führen zu einer leichten und intuitiven Bedienung des Vorhangschlosses.

 

Gerhard Iby, Head of Sales bei anovis
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Akuter Handlungsbedarf: IT-Sicherheit muss dringend verbessert werden

Ransomware-, Cloud- und Phishing-Angriffe, Software-Schwachstellen, veraltete Systeme, unachtsame Mitarbeiter – moderne Unternehmen sind einer ganzen Flut von Security-Risiken ausgesetzt.

Erfolgreiche Cyberattacken führen häufig zu massiven Schäden, von folgenschweren Betriebsausfällen über Lösegeldforderungen bis hin zu groben Imageverlusten und rechtlichen Konsequenzen. Die meisten Unternehmen haben zwar bereits Schutzmaßnahmen ergriffen, häufig reichen diese aber nicht weit genug und umfassen nicht alle notwendigen Bereiche. Mit „Anovis Security Monitoring“ schafft Security- und Connectivity-Spezialist Anovis jetzt Abhilfe.

Die Zahl der Cyberangriffe steigt rasant: IT-Systeme, die ungesichert mit dem Internet verbunden sind, werden bis zu 70mal pro Minute von Hackern angegriffen[1]. Dazu kommt die Alarmmüdigkeit der Security-Verantwortlichen in den Unternehmen: Selbst, wenn Security Events bereits gesammelt und ausgewertet werden, das große Volumen an sicherheitsrelevanten Meldungen und die vielen Fehlalarme bringen Mitarbeiter an ihr Limit. Bei einer Studie von IDC und FireEye gaben 35 % der befragten internen Security-Analysten an, dass sie Alarme ignorieren.[2] Bei täglich Tausenden Meldungen ist es kaum mehr möglich, zu bewerten, welche Sicherheitsvorfälle kritisch sind und welche unwichtig. Das führt dazu, dass Warnmeldungen ignoriert und Alerts deaktiviert werden. Als Konsequenz steigt die Gefahr, dass erfolgreiche Angriffe übersehen werden. Ohnehin dauert es bis zu 300 Tage, bis erfolgreiche Einbrüche in die IT-Systeme von Unternehmen entdeckt werden – mehr als genug Zeit für Hacker, viel Schaden anzurichten. Hier gilt es für Unternehmen, sich nicht nur auf externe Hinweise von CERTs (Computer Emergency Response Team) o.ä. zu verlassen, sondern vor allem vorhandene Log-Daten optimal zu nützen und auszuwerten, um diese so genannte Dwell-Time möglichst zu reduzieren.

„Die Situation ist hochriskant für jedes Unternehmen. Ziel muss es daher sein, nicht nur vor Angriffen geschützt zu sein, sondern vor allem betriebsfähig zu bleiben, auch wenn eine Attacke erfolgreich ist - was im Übrigen auch Prof. Edgar Weippl kürzlich konstatierte“, erklärt Gerhard Iby, Head of Sales bei Anovis. „Ausnahmslos jedes Unternehmen braucht eine ganzheitliche Security-Strategie. Sehr viele Unternehmen benötigen, auch angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels, Experten-Unterstützung bei der Implementierung dieser Strategie und im operativen Betrieb. Darüber hinaus erledigen Managed Services Provider wie Anovis diese Aufgaben meist günstiger, da sie sich Skaleneffekte zu Nutze machen.“

Eine ganzheitliche Security-Strategie hat drei Säulen

Die frühzeitige Identifizierung von Bedrohungen und Risiken, die Erkennung von Angriffen sowie die schnelle Reaktion und Wiederherstellung des ordentlichen Geschäftsbetriebs sind heute zwingend, um einen umfassenden Schutz gewährleisten zu können. Daher muss eine ganzheitliche Strategie folgende Bereiche beinhalten: Prevention – Detection – Response. Die meisten Unternehmen haben bereits in präventive Maßnahmen (Prevention) investiert. Vernachlässigt wurden dagegen das Aufspüren von Angriffen (Detection) und die Antwort auf erfolgreiche Angriffe (Response).

Anovis Security Monitoring erhöht die Sicherheit um ein Vielfaches

Anovis bringt mit dem Managed Security Service „Anovis Security Monitoring (ASM)“ ein Angebot, das aus mehreren Managed Services im Bereich Prevention & Detection, einem Managed Security Monitoring Service sowie einem 24/7 Managed Security Detection & Response Service besteht. Im Detail unterstützt Anovis mit diesem Lösungspaket Unternehmen durch:

  • Proaktive 24/7 Überwachung von Sicherheitsereignissen.
  • Echtzeiterkennung von Sicherheitsvorfällen und Darstellung der Bedrohungslage.
  • Bewertung auftretender Security-Events.
  • Schutz vor internen und externen Bedrohungen.
  • Visualisierung des IT-Sicherheitsstatus.
  • Kontinuierliche Verbesserung der Informationssicherheit.
  • Reduktion der Zeit, um Angriffe zu erkennen.
  • Lieferung der Grundlage für eine schnelle Reaktion auf Cyber Security Vorfälle.
  • Verbesserung der Reaktionsfähigkeit.
  • Proaktives Minimieren von Sicherheitslücken zur Verhinderung von Cyberangriffen.
  • Einleitung von Maßnahmen, um Cyberangriffe abzuwehren.
  • Reduktion von Schäden durch schnelle Angriffserkennung und sofortige Reaktion auf Alarme, 7/24/365.

„Wir wissen, dass die IT-Teams in vielen Unternehmen hoch belastet sind. Daher haben wir unser Angebot als Managed Service ausgerichtet und unterstützen in allen drei Bereichen der Security-Strategie. Nur durch umfassende Sicherheitsmaßnahmen können Cyberangriffe und die daraus resultierenden Schäden abgewehrt oder auf ein Minimum reduziert werden. Häufig sind die Systeme dafür schon vorhanden und es fehlt lediglich jemand, der die Vorfälle sichtbar macht und darauf adäquat reagiert. Professionelle und vor allem ganzheitliche IT-Sicherheit ist in der digitalisierten und wettbewerbsintensiven Geschäftswelt unverzichtbar und für die meisten Unternehmen auch überlebenswichtig“, so Iby.

-PM Anovis-

 

© Guardian Technologies GmbH

Neues Brandlöschsystem Guardian im Vergleich

So schlägt sich KI im Wettbewerb mit Sprinkler und Brandmeldeanlage

Die Planung

In der Planung ähneln sich der Sprinkler und die Brandmeldeanlage sehr. Beide Systeme sind mit hohen Kosten verbunden, da der Prozess der Planung nicht vollständig automatisiert ist und viele Aspekte in Betracht gezogen werden müssen. Die Norm gibt vor, wie die Anlagen positioniert werden müssen. Außerdem ist der Sprinkler durch die dreidimensionale Planung erheblich komplizierter. Beide Maßnahmen benötigen mehrere Wochen in der Planung; für das Löschsystem “Laren” von Guardian Technologies wurde der Prozess vollständig automatisiert und benötigt so nur wenige Minuten.

Die Errichtung

Die Sprinkleranlage hat individuelle Komponenten, die vor Ort im Rohbau montiert werden. Die Montage benötigt meist mehrere Wochen und es werden viele Arbeiter benötigt. Die Brandmeldeanlage hingegen hat standardisierte Komponenten, die an speziell verlegten Leitungen angeschlossen werden. Auch diese Installation erfolgt meist im Rohbau, mit relativem Aufwand ist es aber auch nachträglich noch möglich. Einzuplanen sind hier lediglich einige Tage bis Wochen. Das KI-gesteuerte Löschsystem kommt fertig geliefert und benötigt nur noch einen Anschluss an eine einfache Stromzufuhr. Diese kann von überall aus dem Gebäude genommen werden. Die Installation eines Systems dauert so nur etwa 30 Minuten.

Die Instandhaltung

Sowohl die Sprinkler als auch die Brandmeldeanlage erfordern eine komplexe und menschliche Wartung in kurzen Abständen mit meist teuren Wartungsverträgen. Die Wartung der Sprinkler ist nahezu nicht digitalisiert, die Brandmeldeanlage nur zu einem geringen Anteil. Guardians Ansatz: Tägliche, vollständig digitalisierte Selbsttests. Durch sogenannte "Predictive Maintenance", einer vorausschauenden Wartung basierend auf Big Data, können eventuelle Ausfälle bereits frühzeitig prognostiziert werden. Auch dieses Löschsystem benötigt eine menschliche Wartung, allerdings nur einmal im Jahr, für maximal 15 Minuten pro Gerät.

Brand- und Begleitschäden

Die Sprinkleranlage wird durch die Energie, also durch die hohe Temperatur eines Brandes aktiviert. Das bedeutet, das Feuer muss bereits eine gewisse Größe erreichen, um die Anlage auszulösen. Das Wasser wird dann auf eine fest definierte Fläche appliziert. Nun kann es jedoch vorkommen, dass die eigentliche Brandfläche wesentlich kleiner ist als die fest definierte Schutzfläche, wodurch der Wirkungsgrad der Anlage erheblich variiert. Anlagen, die beispielsweise auf 21m2 (LH) ausgelegt sind, haben bei einem Brand mit etwa 2m2 einen Wirkungsgrad von etwa zehn Prozent. Erst wenn der Brand somit groß genug wäre, wäre der effektive Wirkungsgrad vollständig erreicht. Somit entsteht bei der Sprinkleranlage neben dem entstandenen Brandschaden auch ein sehr großer Wasserschaden. 

Die Brandmeldeanlage reagiert hingegen auf Rauch, der durch das Feuer entsteht, woraufhin Rettungskräfte alarmiert werden. Diese müssen nun allerdings erst am Einsatzort ankommen. Das kann je nach Verkehrslage einige Minuten dauern – man kann in der Regel mit etwa 10 bis 15 Minuten rechnen. Hinzukommend ist die Dauer, die die Sichtung des Brandes und das Vorbereiten des Equipments in Anspruch nimmt. In der Zeit, bis sich der Rauch durch das Feuer gebildet hat, die Rettungskräfte am Einsatzort eingetroffen sind und den Brand zu löschen versuchen, hatte das Feuer sehr viel Zeit, sich auszubreiten. Somit ist bei einer Brandmeldeanlage mit einem großen Brandschaden und ebenfalls mit einem verheerenden Wasserschaden, verursacht durch die Rettungskräfte, zu rechnen.

Mit dem Laren-System entwickelt das KI-Startup eine skalierbare, bezahlbare und zeitgemäße Lösung, Brände entweder im Entstehungsmoment oder auch bereits kurz davor zu detektieren. Die Branderkennung dauert in der Regel etwa zwei Sekunden und die darauffolgende gezielte Löschung des Brandes um die zehn Sekunden. Auf diese Weise wird der Brand so klein wie möglich gehalten. Der gezielte Einsatz der Löschmittel verhindert außerdem einen größeren Wasserschaden.

-PM Guardian Technologies GmbH-