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Management diskret

Mit BER hat nicht nur Berlins Regierender sein Golgatha gefunden, sondern offenbar auch der Chef des bislang einzigen Sicherheitskonzerns in Deutschland. Wir wollen keine Namen nennen, obwohl Herr Wowereit Kummer gewohnt ist. Der Konzernchef eigentlich auch, das bringt der Job mit sich. Wir erreichten Manfred Buhl im August im Auto, wo er auf die einfache Frage, wie das denn mit dem Islamisten unter seinen Mitarbeitern gewesen sei, in ungewohnter Lautstärke „Sub, Sub, Sub“ ins Handy röhrte. Marketingtechnisch betrachtet war die Affaire für Securitas sehr preiswert, denn alle Gazetten der Bundeshauptstadt nebst Radio und TV überboten sich in der Berichterstattung unter Nennung des Unternehmens und stellten bange Fragen, scheinheilige, versteht sich. Die Sache war an sich sehr einfach: Securitas hatte einen banalen Bewachungsauftrag am neuen Flughafen in Berlin erhalten, aber keine Leute zur Umsetzung. Also wurde, wie branchenüblich, ein Subunternehmen angeheuert, welches verpflichtet wurde, nur mit einwandfreiem Personal und keinem Subunternehmen zu arbeiten. Für einen solchen Fall hat Securitas sogar ein Vertragsunternehmen, die City Control Gebäude- und Sicherheitsservice. Pech nur, dass man dort den Auftrag wegen Personalmangels auch nicht durchführen konnte und deshalb vertragswidrig einen weiteren Sub anheuerte.

 

Ibragim Security übernahm den Auftrag und Securitas den Schwarzen Peter, denn die Zuverlässigkeit der Sub-Sub-Mannschaft kontrollierte keiner mehr. BILD hatte seine Schlagzeile und Securitas einen deutschlandweiten Skandal. Und heiße Ohren im Konzern gab’s wohl auch.

Die gab’s Ende September auch in Tschechien, der Heimat des braven Soldaten Schwejk. Staatspräsident Václav Klaus besuchte im nordböhmischen Chrastava ein Volksfest und nahm das übliche Bad in der Menge, mit Personenschützern, na klar. Plötzlich wurden von einem Mann in militärischer Tarnkleidung aus nächster Nähe mit einer Pistole sieben Schüsse auf den Präsidenten abgegeben, wie sich später herausstellte, mit harmlosen Übungsgeschossen. In den USA wäre der Schütze ein toter Mann gewesen, nicht aber in Böhmen. Der Präsident ging seelenruhig weiter und gab dann ein TV-Interview; seine Personenschützer schauten ungläubig auf die Szene und waren offenbar leicht belustigt. Schwejk lässt grüßen.

Andererseits sind die Präsidentenschützer von ihrer Schutzperson auch einiges gewohnt. Die ließ schon mal bei einem Staatsbesuch in Chile anlässlich einer Vertragsunterzeichnung den Kugelschreiber mitgehen, in Australien weigerte der Präsident sich, durch eine Sicherheitsschleuse zu gehen.

Apropos Sicherheitsschleuse. Bekanntlich werden an Flughäfen die Passagierkontrollen von privaten Dienstleistern unter Oberaufsicht der Bundespolizei vorgenommen. gewerkschaftlich organisiert wird von einer der beiden Polizeigewerkschaften GdP oder DPolG, während das Wachgewerbe von Ver.di organisiert werden soll. Klare Verhältnisse, sollte man meinen. Weit gefehlt, denn die DPolG kam plötzlich auf die Idee, ihren Mitgliederbestand durch private Wachleute aufzustocken. Damit das satzungskonform geschieht, hat sie den Verband Private Sicherheit (VPS) gegründet und damit ihre Pforten für neue Mitglieder aus dem einstmals verächtlich behandelten Privatsektor geöffnet. Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (Arbeitgeberverband) sieht das Ganze mit Wohlgefallen, die Arbeitnehmer auch, Ver.di nicht. Es riecht nach Zoff.

Und da wäre noch in Dresden nachzufragen, was eigentlich Dr. Birgit Kretzschmar macht, wenn ihr Geschäftsführervertrag mit DWSI Ende des Jahres endgültig abgewickelt ist. Sie wird garantiert nicht zu Hause sitzen…