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 Personen- und Objektschutz in Krisengebieten

Von Klaus-Henning Glitza

Die Anfänge der Sondereinheit PSA BPOL lagen im April 2008, als das Bundesinnenministerium die Aufgabe Botschafterschutz komplett vom Bundeskriminalamt auf die Bundespolizei übertrug. Daraufhin nahm der Aufbaustab Schutzaufgaben in Krisengebieten, das spätere Referat 44, die Arbeit im Bundespolizeipräsidium auf. Vordringlichste Aufgabenstellung dieser kleinen Projektgruppe war es, „den Personen- und Objektschutz in Krisengebieten unter der Devise ‚Schutz aus einer Hand‘ neu zu organisieren“ (Wikipedia).

Ein neues Konzept sollte den Flickenteppich an Zuständigkeiten beenden, der bis dahin den Personen- und Objektschutz an Deutschlands diplomatischen und konsularischen Vertretungen im Ausland geprägt hatte. So waren für die Personenkontrolle und den Objektschutz Bundespolizeibeamte des „Hausordnungs- und Objektschutzdienstes“ (HOD) zuständig, während der Personenschutz (Botschafterschutz) in den Händen des Bundeskriminalamtes lag. In Krisengebieten wiederum trug die GSG 9 der Bundespolizei die Verantwortung für den Botschafterschutz. Die dauerhafte personelle Bindung dieser Spezialeinheit erschien aber wegen der zunehmenden Auftragslage im In- und Ausland als nicht zweckmäßig.

Wohl aber spielte die GSG 9 eine wichtige Rolle in der Gründungsphase. Der erste Leiter der zunächst „Schutzaufgaben in Krisengebieten“ (SIK) genannten PS-Sondereinheit war Polizeidirektor Reinhard Pürkenauer, zuvor stellvertretender Kommandeur der GSG 9. Nachdem das erste Personenschutzteam neuen Typus‘, das im August 2008 nach Kabul entsandt wurde, noch ein sogenanntes Mischteam war (je vier Beamten der GSG 9 und des BKA), übernahm nach fünf Monaten Übergangszeit ein Team von zehn Bundespolizeibeamten der Sondereinheit SIK diese Aufgabe. Im Januar 2010 wurde ein weiteres PS-Team dieser Art nach Bagdad geschickt. Seit 2012 schützen Bundespolizeibeamte auch das Leben der Botschafter in Sanaa, Tripolis (Libyen) und Bogotá (Kolumbien). Mit dem Personenschutz in Kabul, Bagdad, Tripolis, Sanaa und Bogotá sind derzeit 31 Beamte, darunter auch drei Frauen, befasst.

 

Stoof

 

Neben Mirko K. verloren bisher fünf polizeiliche Personenschützer im Einsatz ihr Leben. Am 7. April 2004 wurden die GSG-9-Angehörigen Thomas Hafenecker und Tobias Retterath bei einem Überfall in der Nähe von Falludscha getötet. Am 15. August 2007 starben der BKA-Beamte Jörg Ringel und die Polizeibeamten Mario Keller und Alexander Stoffels bei einem Sprengstoffanschlag in Afghanistan. Mario Keller war ein zum BKA abgeordneter Landespolizist aus Baden-Württemberg. Alexander Stoffels war aus einer Bundespolizei-Inspektion in den BKA-Pool der Bundespolizei abgeordnet worden.

Insgesamt 500 Bundespolizisten leisten als sogenannte Auslandsverwender in mehr als 80 Ländern der Erde ihren Dienst. Neben dem ganzheitlichen Schutz der Auslandsvertretungen nehmen die Beamten Aufgaben als Grenzpolizeilicher Verbindungsbeamter (Stichwort „Vorverlagerungsstrategie“), als Visa- und Dokumentenberater oder als Mitglieder internationaler Missionen oder bilateralen Projekten wahr.