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Die Gefahr vom Buffet

Was nicht nur ein Personenschützer wissen sollte

Von Volker Wilken

Der Personenschutz gewinnt immer mehr an Bedeutung, denn wir leben in einer unruhigen Zeit. Zurecht wird befürchtet, dass die internationalen Akteure der unterschiedlichsten, gewaltbereiten Gruppen, ihre Aktivitäten auch in das reiche Deutschland verlegen. Nicht nur Politiker, auch Industriebosse sind nicht selten gefährdet, insbesondere, wenn sie weltweit unterwegs sind.

Das schlägt sich auch auf die Ausbildung des Personenschutzes nieder. Dort geht es um Fahrsicherheitstraining, angewandtes Schießen, Auswertung besonderer Ereignisse, lebensrettende Sofortmaßnahmen und so weiter. Die Aufzählung ist nur beispielhaft, doch in keinem Ausbildungsplan werden biologische Gefahren auch nur erwähnt, geschweige denn als Lehrstoff vermittelt. Dabei sind solche Gefahren immer und überall schon von Natur aus präsent. In der Hand eines Attentäters aber besonders wirkungsvoll, wenn es gilt, eine Persönlichkeit oder sogar einen Vorstand oder eine ganze Arbeitstagung außer Gefecht zu setzen.

Nicht ohne Grund bringen die Fußballer bei Länderspielen ihre Köche samt Ausrüstung und Naturalien mit. Dabei ist die Notwendigkeit, sich durch bestimmte Maßnahmen vor vergifteten Speisen zu schützen, so alt wie die zivilisierte Menschheit.

 

Seit der Antike nichts Neues

Schon im alten Ägypten war es Brauch, dass sich hochgestellte Persönlichkeiten einen Vorkoster hielten. Das war eigentlich ein schöner Job, denn der Auserwählte durfte mit dem Pharao die besten Speisen und Getränke genießen, d.h. genauer: nicht „mit“, sondern „vor“ dem Herrscher. Ein Job auf Lebenszeit.

Auch in deutschen Landen trafen die Herrschenden Vorkehrungen gegen Vergiftungen. Das Amt des Mundschenks (Verkoster/Vorkoster) war ein Amt mit einer sehr hohen Verantwortung, aber auch eine Vertrauensstellung. Dem Verkoster vertraute der Herrscher seine Gesundheit an. Des Weiteren hatte der Mundschenk direkten Zugang zum Herrscher. Diese Vertrauensstellung führte zu dem hohen Ansehen des Amtes bis ins Hochmittelalter. Vor jeder Mahlzeit hatte er die fertig zubereiteten Speisen und Getränke zu kosten. Wenn nach einer gewissen Wartezeit der Vorkoster keine Anzeichen einer Vergiftung zeigte, war dadurch die (relative) Gewissheit gegeben, dass die Speisen und Getränke gut und nicht vergiftet waren. Jetzt konnte der Herrscher selbst getrost zugreifen – wie zu Pharaos Zeiten. Leider war es auch oft so, dass der Verkoster nur eine kurze Amtszeit hatte, dann erlag er einem Gift. Das war in jener Zeit üblich, wenn es darum ging, die Führung auszuschalten.

In manchen Herrscherhäusern und im Vatikan kam es wiederholt zu Giftmorden. Bis in die 1950er Jahre hatte daher ein Vorkoster bei Papstliturgien in St. Peter bei der Gabenbereitung Wein und Wasser zu kosten, um sicher zu sein, dass sie nicht vergiftet waren.

Um die Schutzwirkung eines Vorkosters zu umgehen, wurden auch Gifte eingesetzt, die zeitverzögert wirkten. Das war zum Beispiel Blei, da dieses erst nach langfristiger, mehrfacher Einnahme durch Akkumulation im Körper zum Tode führt. In diesem Falle wird die Giftwirkung nicht sofort bemerkt, was einen Vorkoster natürlich unbrauchbar macht.

 

Fragen an Sicherheitsschefs

  • Zu jeder Veranstaltung werden Speisen und Getränke gereicht. Werden die bis zum Endverbraucher kontrolliert?
  • Wird bei Speisen und Getränken, dort wo es notwendig ist, die Kühlkette eingehalten?
  • Ist sichergestellt, dass kein betriebsfremdes Personal an die Lebensmittel herankommt?
  • Wer kontrolliert die Lebensmittelhersteller und die Lieferanten?

Besonders kritische Lebensmittel, die uns leider auch besonders gut schmecken !  (Fotos 5: Veko-HB)Wenn sich jemand vor einer Veranstaltung in ausreichendem Zeitraum mit verbrecherischen Absichten einstellen lässt, könnte dieser die Lebensmittel vergiften oder verseuchen. Letzteres ist mit Salmonellen erschreckend einfach.

Achten Sie doch mal darauf, wie bei Events in Hotels kalte oder warme Buffets aufgebaut werden oder die „Häppchen“, die für die Kaffeepause auf einem Tisch im Flur stehen, während der Vorstand noch hinter verschlossenen Türen tagt.

Wer sich auskennt, kann bewirken, dass Stunden später niemand mehr an der Abstimmung teilnimmt. Es ist auch bekannt, dass Lebensmittelvergiftungen bis zu 21 Tage nach der Verabreichung des Giftes auftreten können. Mit diesem Wissen kann man Wahlausgänge, Abstimmungen etc. verhindern, ohne dass jemand einen Anschlag dieser Art vermutet.

Lebensmittelbedingte Infektionen und Vergiftungen (Intoxikationen) des Menschen können von einer Vielzahl bakterieller, viraler und parasitärer Erreger bzw. durch sie gebildete Gifte verursacht werden. Meistens verursachen sie Magen-Darm-Beschwerden, die oft einen milden, selbstlimitierenden Verlauf nehmen; sie können aber auch schwere, mitunter lebensbedrohliche Syndrome verursachen. Der Verdacht auf einen lebensmittelbedingten Krankheitsausbruch besteht bei Erkrankungen von zwei oder mehr Personen, welche im Zusammenhang mit demselben Lebensmittel aufgetreten sind. (Auszug : Bundesinstitut zur Risikobewertung )

Grundsätzlich ist durch das deutsche Recht sichergestellt, dass wir bekömmliche Lebensmittel und Getränke auf den Tisch bekommen. Man sollte bei der Planung eines Auslandsaufenthaltes aber daran denken, dass diese Bestimmungen nicht überall auf der Welt gelten.

Auszug aus dem Heft 6 - Lebensmittelbedingte Erkrankungen in Deutschland aus der Reihe "Gesundheitsberichterstattung des Bundes":

Verbreitung und Krankheitsbilder lebensmittelbedingter Infektionen

Nach Definition der WHO sind durch Lebensmittel verursachte Erkrankungen »Krankheiten infektiöser oder toxischer Natur, die tatsächlich oder wahrscheinlich auf den Verzehr von Lebensmitteln oder Wasser zurückgeführt werden können« 1 .  Bestimmte Erreger werden dabei häufig mit bestimmten Lebensmitteln, vor allem tierischen Ursprungs assoziiert: Salmonellen mit rohen Eiern und mit aus Rohei hergestellten oder verfeinerten Speisen sowie rohem Fleisch, insbesondere Hackfleisch, EHEC mit rohem oder nicht ausreichend gekochtem Rindfleisch oder Rohmilch, Campylobacter mit Rohmilch oder unzureichend gegartem Geflügelfleisch, SRSV (Small Round Structured Viruses) oder Hepatitis A-Viren mit Meeresfrüchten. Durch die analytische epidemiologische Untersuchung von Ausbrüchen wurde erkannt, dass das Spektrum der Lebensmittel, aber auch anderer Vehikel, welche die jeweiligen Erreger übertragen können, erheblich weiter gefasst ist. Vielfach sind auch pflanzliche Lebensmittel für lebensmittelbedingte Erkrankungen verantwortlich. So wurden Salmonellosen mit dem Verzehr von Sprossen, Tomaten oder geräuchertem Aal in Zusammenhang gebracht. EHEC in Rettichsprossen waren für den bisher größten bekannt gewordenen EHEC-Ausbruch in Japan verantwortlich, wurden aber auch mit anderen Sprossen in Zusammenhang gebracht. Dies bedeutet für die Untersuchung von Ausbrüchen, aber auch von sporadischen Fällen mit diesen Erregern, dass die Erhebung der Lebensmittelanamnese sich auch auf diese erweiterten Möglichkeiten erstrecken muss, da andernfallsdie Aufdeckung der Quelle nicht gelingen wird.

 

Das Feiern danach

Nach großen und erfolgreichen Sitzungen oder nach einem besonders wichtigen Vertragsabschluss wird gern gefeiert. Das ist auch gut so.

Doch welche Gefahren lauern dann?

Zum Bespiel die gereichten Knabbereien auf dem Tresen der Bar oder Kneipe . Wir wissen heute, durch Studien mehrfach belegt, dass die „Nüsschen zum Bier“, die verschiedensten Urinspuren an sich haften haben. Davon wird erst mal keiner sterben. Doch auch hier gilt: Jeder kommt an die Schalen mit den Knabbereien ran und kann gezielt eine Verunreinigung vornehmen.

Bild und Beschreibung: Focus-Studie 2012 

Wenn die Feier dann zum Höhepunkt gekommen ist und diesen der ein oder andere auch für sich selbst sucht, Vorsicht! Manche Infektionen sind nicht heilbar (Foto: Bilderbox).wird es erneut sehr problematisch für den Personenschützer. Es ist überhaupt kein Problem, Damen und Herren ins Hotelzimmer kommen zu lassen, die durchaus als nicht gesund einzustufen sind. In dieser Situation gibt es viele Erkrankungen, die man sich zuziehen kann. Tripper oder Syphilis ist heute therapier- und heilbar, führt aber auch zu Ausfallzeiten. Hepatitis und HIV sind nach wie vor schwer therapierbare Erkrankungen und belasten psychisch unglaublich stark. Auch ist HIV nach wie vor nicht wirklich heilbar.

 

Dazu die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):

Die eigentliche Rechnung kommt manchmal später (Foto: Bilderbox).Symptome von sexuell übertragbaren Infektionen( STI): Neben „Jucken“ und  „Brennen“ gibt es eine Reihe anderer charakteristischer Symptome, die auf sexuell übertragbare Infektionen (STI) hinweisen können. Diese zu kennen ist wichtig, denn sich mit einer STI anzustecken, kann immer mal passieren. Sexuell übertragbare Infektionen (STI) können eine Vielzahl von unterschiedlichen Beschwerden verursachen. Sie können aber auch symptomarm verlaufen. Gehen Sie auch dann zum Arzt, wenn die Symptome nach einiger Zeit von alleine zurückgehen oder sogar ganz verschwinden. Denn meist verbleibt die STI trotz der abklingenden Symptome im Körper und kann Ihre Gesundheit auf Dauer schwer schädigen. Lassen Sie sich daher im Zweifelsfall lieber ärztlich untersuchen. Denn behandelt sind die meisten STI heilbar, unbehandelt können Sie jedoch schwere gesundheitliche Folgeschäden verursachen.

Wir denken heute zuerst immer an Angriffe von Tätern, die offensichtlich weil gestört oder aus dem Hintergrund heraus angreifen, deshalb ist Personenschutz wichtig.

Daneben darf der Personenschutz die „Biologische Gefahren“ nicht außer Acht lassen.

Was auch schadet, ist die Vorabinformation durch die Medien, die schon vorher darüber berichten, dass beispielsweise ein “Elefantentreffen“ an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit stattfinden wird. Die Möglichkeit eines Anschlags wird den potenziellen Tätern per Pressestelle frei Haus geliefert.

Da werden Polizei und andere Sicherheitskräfte mobilisiert, es werden bestimmte Routen festgelegt, es werden sogar Gullydeckel verschweißt, damit niemand einen Sprengsatz hinterlegen kann.

Alles unglaubliche Kosten, doch reicht es letztlich aus, dem Opfer etwas in die „Suppe zu streuen“.

 

Wie kann ich mich schützen?

Schutz vor den aufgezeigten Gefahren kann nur eine erhöhte Aufmerksamkeit bieten. Man muss sensibel sein für solcherart von Gefahren, neben dem Einhalten der Hygieneregeln, versteht sich. Deren wichtigste lauten:

  • Vor dem Essen Händewaschen nicht vergessen.
  • Schäl es, koch es oder vergiss es
  • oder wie das Bundesamt für gesundheitliche Aufklärung seit Jahren propagiert :