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Lausch- & Spionageabwehr

Von Dr. Erich GEMEINER, CEO TRIAS Solutions AG

Zweifellos ist der Schutz von geistigem Eigentum und vertraulichen Daten im Informationszeitalter von entscheidender Bedeutung. Nicht nur für die Entwicklung eines Unternehmens, sondern auch um dieses auf dem modernen, hart umkämpften Markt "am Leben" zu erhalten.

Ob vertrauliche Bankgeheimnisse der Kunden, Unternehmensstrategien, vertrauliche Gespräche oder geheime Dokumente, alles und jeder kann Opfer einer professionellen Aufklärung mit technischen Hilfsmitteln werden. Dadurch wird die Lausch- sowie Spionageabwehr wichtiger denn je. Es stehen teilweise enorme Geldbeträge auf dem Spiel. Insbesondere in Zeiten globaler Krisen, in denen Spionage und nachrichtendienstliche Tätigkeiten verstärkt auftreten, wird der Wert und der Schutz von Informationen kritischer Infrastruktur, internationaler Konzerne, Banken etc. noch wichtiger.

Die Mitarbeiter unterschiedlicher Unternehmen haben Zugang zu Systemen, Servern, Akten etc., auf denen sensible Informationen, Quellcodes, Kreditkartendaten, Baupläne, Betriebsgeheimnisse usw. gespeichert sind. In vielen Fällen sind die Mitarbeiter weder über die kriminellen Möglichkeiten informiert noch kennen sie den Wert der Informationen, auf die sie Zugriff haben, was unweigerlich zu einem unzureichenden Schutz jener führt. Der Faktor Mensch ist und bleibt die größte Schwachstelle, wenn in einem Unternehmen oder bei vertraulichen Treffen (siehe „Ibiza-Affäre“), keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden.

In diesem Beitrag gehen wir als TRIAS Solutions auf ein paar Gefahren und deren Abwehrmöglichkeiten (int. Technical Surveillance Countermeasures kurz „TSCM“) ein.

„Wanzen“

Wie wir bereits erwähnt haben, werden Informationen nicht nur auf Computern gespeichert, sondern auch von Einzelpersonen über Gespräche und Telefonanrufe übermittelt. Daher gibt es eine Reihe verschiedener Abhörgeräte, die darauf abzielen, Audio und/oder Video mit dem Ziel aufzuzeichnen, diese Informationen möglicherweise an einen anderen Ort zu übertragen. Diese Geräte werden im Volksmund auch „Wanzen“ genannt. Die rasche Entwicklung der Technologie ermöglicht den Zugang zu einer Fülle von elektronischen Geräten und Teilen, die für Abhörmaßnahmen verwendet werden und mittlerweile so klein sind, dass ihre visuelle Verfolgung für das ungeübte Auge fast unmöglich ist.

"Wanzen" können zur Überwachung von Telefonen, Konferenzräumen und allen möglichen Orten, an denen vertrauliche Gespräche geführt werden, platziert werden. Diese Art von technischen Aufklärungsmitteln wurden sogar versteckt in Flugzeugsitzen der Business Class, in Konferenzräumen, Suiten sowie in feinen Restaurants gefunden, in denen Führungskräfte während des Geschäftsessens wichtige Themen besprachen. Eine weit verbreitete Praxis besteht auch darin, jemandem ein Geschenk zu schicken. Wie ein modernes "Trojanisches Pferd" wird das Geschenk mit einem Abhörgerät "verwanzt". Es gibt Dutzende solcher Produkte, die auch leicht und kostengünstig erhältlich sind.

Wanze
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Transmitter / Repeater

Video- und Audiorekorder sind "passiv" in dem Sinne, dass sie keine Informationen übertragen. Daher kann es schwieriger sein, sie zu orten. „Sendende“ Geräte haben jedoch einen wichtigen Vorteil. Die abgefangenen Informationen sind sofort verfügbar und erfordern keinen zweiten Besuch vor Ort, um das Abhörgerät zu finden. Dies ist besonders wichtig in Fällen, in denen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen und die Informationen in Echtzeit verfügbar sein müssen. Andererseits ist die Reichweite der Geräte aufgrund ihrer geringen Größe und der erforderlichen Energieeffizienz begrenzt. Aus diesem Grund gibt es häufig einen Repeater in einem Büro in der Nähe des abgehörten Bereichs oder in einem Auto, das außerhalb des Bereichs, in dem die Überwachung stattfindet, geparkt ist. Der Repeater, der sich an einem Ort befindet, an dem mehr Platz zur Verfügung steht, empfängt die ursprüngliche Übertragung, verstärkt sie und sendet sie in großer Entfernung weiter, sodass der „Spion“ Zugang erhält. So könnte der ursprüngliche Minisender im Schreibtisch der Zielperson versteckt sein, während ein größerer, netzbetriebener Repeater in einem benachbarten Büro (sogar in einem anderen Stockwerk) oder vor dem Gebäude aufgestellt werden kann. Eine sehr wirksame Methode zur Vergrößerung der Übertragungsreichweite ist die Verwendung eines modifizierten Mobiltelefons, welches vom „Spion“ sorgfältig im Raum versteckt wird. In diesem Fall nimmt das Handy automatisch und geräuschlos einen vorher festgelegten Anruf entgegen und überträgt das Gespräch an das andere Ende. Daher ist es nicht mehr notwendig, einen Verstärker zu verwenden, da das abgefangene Material sogar aus einem anderen Land empfangen werden kann. Diese Praxis hat den Nachteil, dass das Mobiltelefon relativ groß ist und es nicht ganz so einfach ist, dieses zu verstecken.

Mikrofone

Mikrofone sind das Herzstück eines jeden Geräts, um Umgebungsgeräusche abzufangen. Sie können nicht nur in Geräten verwendet werden, sondern auch eigenständig eingesetzt werden. Die Installation eines hochempfindlichen Mikrofons und dessen Verkabelung mit einem angrenzenden Büro ist eine einfache Lösung. Natürlich ist die Verkabelung der auffälligste Teil und kann entdeckt werden. Die Verwendung eines leitfähigen Kugelschreibers (oder leitfähiger Farbe) ist dabei besonders beeindruckend. Diese Farbe im Stift (in der Regel auf Silberbasis) wird häufig verwendet, um kaputte Heizelemente in der Heckscheibe von Autos zu reparieren. Die Spur des Stifts erzeugt einen leitfähigen Film, wie eine elektrische Leiter, von praktisch null Dicke. Sie ermöglicht es daher, ein Mikrofon über die gesamte Länge einer Wand anzuschließen. Wird die Wand neu gestrichen, um die Spur des Stifts zu verdecken, erhält man eine völlig unauffällige Verbindung. Das Abhören aus einem angrenzenden Raum, der eine gemeinsame Wand hat, ist mit einem modernen Stethoskop ebenfalls sehr effektiv.

Exotische Aufklärungsmittel

Zu den fortschrittlicheren "Werkzeugen" gehört eine modifizierte Glühbirne, deren Lichtintensität durch die Geräusche der Umgebung moduliert wird, sodass ein für das menschliche Auge nicht wahrnehmbares Flackern entsteht. Mit den entsprechenden Geräten werden diese geringfügigen Änderungen der Lichtintensität wieder in Töne umgewandelt. Eine ähnliche Analogie in der realen Welt ist jene der Disco-Lichter, die je nach Musik aufleuchten. In diesem Fall ist der Effekt mit dem bloßen Auge sichtbar. Unnötig zu erwähnen, dass es eine Sichtverbindung zwischen dem Ziel und dem Spion bestehen muss, was aber beispielsweise von einem benachbarten Gebäude (Fenster zu Fenster) erfolgen kann.

Eine andere Übertragungstechnik lässt sich anhand des Spionagefalls im Büro des US-Botschafters in Moskau im Jahr 1945 beschreiben. Damals schenkten die Sowjets dem US-Botschafter eine geschnitzte Holzplakette mit dem Großen Siegel der Vereinigten Staaten als "Geste der Freundschaft".

Außenansicht
© Von NSA - http://www.nsa.gov/gallery/photo/photo00023.jpg (from [1]), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1364325
Dieses Geschenk war jedoch nichts weiter als ein verdecktes Abhörgerät. Der beeindruckendste Aspekt des Gehäuses ist das Design der Wanze. Das von Leon Theremin entworfene Gerät war passiv und wurde nur aktiviert, wenn es von einem Signal mit einer bestimmten Frequenz angestrahlt wurde (es gilt daher als Vorläufer von RFID). Dies konnte auch aus der Ferne geschehen, so dass es sich perfekt für diesen Zweck eignete. Das Gerät war mit einer Membran in einem Hohlraum ausgestattet, die in der Frequenz des ausgestrahlten Signals mitschwang. Wenn das Signal gesendet wurde, modulierte das Gerät den Ton, den es durch die Holzplatte vor ihm empfing, und sendete ihn mit einer anderen, höheren Frequenz weiter. Das Sendesignal der Wanze konnte dann aufgefangen und demoduliert werden. Obwohl die Wanze über eine Antenne verfügte, um die abgehörten Gespräche zu übertragen, war sie aufgrund ihrer Konstruktion sehr schwer zu entdecken. Da sie völlig passiv war, musste sie mit Strom versorgt werden und sendete nur dann Signale aus, wenn sie von dem Signal bei 330 MHz in Resonanz geriet. („Quelle: Wikipedia – The THING Abhörgerät“)

Es ist offensichtlich, dass die in Spionagefilmen gezeigten Geräte, die vor einigen Jahrzehnten noch jenseits aller Vorstellungskraft lagen, heute Realität sind. Das Besorgniserregende daran ist, dass ihre Kosten heutzutage sehr niedrig sind (selbst 20 € reichen für ein voll funktionsfähiges Gerät) und sie relativ leicht auf dem Markt zu finden sind. Das Aufspüren hingegen erfordert eine viel teurere Ausrüstung und Fachwissen, wie wir im entsprechenden Kapitel erörtern werden, vor allem wenn es sich um professionelle und fortschrittliche Abhörgeräte handelt.

Ausrüstung zum Aufspüren des elektronischen Aufklärungsmitteln

Einige der wichtigsten technischen Hilfsmittel werden näher erläutert um die Komplexität und den Zeitaufwand je nach Bereich verständlicher darzustellen.

Frequenzscanner

Uniden-Hand-Funkscanner
© Von Matthias "Moosmutzel" Döll - Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=904316
Eines der wichtigsten Detektionswerkzeuge ist der Frequenzscanner zum Empfangen von Funkfrequenzen. Ein guter Scanner muss eine sehr hohe Empfindlichkeit und eine ausgezeichnete Frequenzauflösung haben (die Fähigkeit, zwischen Emissionen in nahegelegenen Frequenzen zu unterscheiden) sowie die Möglichkeit, unerwünschte Signale in der Nähe des zu prüfenden Signals auszuschließen. Außerdem sollte er in der Lage sein, einen großen Teil des Funkspektrums abzutasten. Es ist wichtig, dass der Empfänger in der Lage ist, verschiedene analoge Modulationsverfahren (AM, NFM, WFM, SSB) zu demodulieren, sodass der Bediener in der Lage ist, genau zu erkennen, was ausgestrahlt wird. Das analoge Abtasten von Videoübertragen ist de facto ausgestorben, da fast alle Geräte mittlerweile im digitalen Bereich agieren. Der analoge Bereich darf jedoch NIEMALS ausgeschlossen werden, da es eine logische Schlussfolgerung wäre, um unentdeckt zu bleiben wieder auf den analogen Bereich zu wechseln, wenn nur noch mit digitalen Signalen gerechnet wird. In jenem Fall scannt der Bediener den größtmöglichen Bereich und untersucht alle verdächtigen Signale, wobei er Emissionen ausschließt, die von anderen abstrahlenden Quellen stammen könnten. Das Verfahren ist sehr mühsam und zeitaufwändig, da je nach Gebiet Hunderte von Signalen identifiziert werden können, die sortiert und untersucht werden müssen, um die Möglichkeit eines Abhörgeräts auszuschließen.

Spektrum-Analyzer

Bei dem teureren Spektrumanalysator handelt es sich um einen Frequenzempfänger mit visueller Darstellung, der in der Lage ist, große Frequenzbänder abzutasten und die Leistung der Emissionen auf jeder abgetasteten Funkfrequenz visuell darzustellen. Die horizontale Achse auf dem Bildschirm stellt die Signalfrequenz dar, die vertikale Achse die Leistung, die den Emissionshintergrund in diesem Bereich wiedergibt.

Die analytische Darstellung der Aktivität im Spektrum hilft dem Bediener, auf einen Blick jene verdächtigen Bereiche auszuwählen, die dann weiter sorgfältig analysiert werden. Natürlich kann der Bediener die zentrale Frequenz, die Empfindlichkeit und die Spanne des Erfassungsbereichs einstellen. Anhand der angezeigten Wellenformen ist der erfahrene Bediener in der Lage, die Art der Modulation zu erkennen, die von der Sendeeinheit ausgeht, um diese dann zu identifizieren. Dabei werden sogenannte White Lists erstellt die ein erneutes Abtasten der Frequenzen am selben Standort beschleunigen.

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NLJD: Nonlinear Junction Detector

Dieses schwere Gerät (das wie ein Golddetektor aussieht) hat einen ganz entscheidenden Vorteil gegenüber anderen. Es kann jedes elektronische Abhörgerät (mit Dioden, Transistoren, integrierten Schaltkreisen, Kondensatormikrofonen und Halbleitern im Allgemeinen) aufspüren, auch wenn es zum Zeitpunkt der Detektion nicht sendet, nicht mehr funktioniert oder nicht mit Strom versorgt wird! Dies ist möglich, weil das Gerät keine aktiven Emissionen erkennt, sondern das Vorhandensein von Festkörperübergängen feststellt. Kurz gesagt, das Gerät detektiert die Bauelemente von elektronischen Geräten. Technisch gesehen ist der Detektor ein Mikrowellen-Sendeempfänger. Sein Kopf besteht aus einer Antenne (oder einer Kombination von zwei Antennen), die Mikrowellenstrahlung senden und empfangen. Der Empfangskreis ist nicht auf die Sendefrequenz, sondern auf deren Oberwellen abgestimmt. Das Funktionsprinzip beruht auf der Tatsache, dass sich ein Halbleiterbauelement, das eine andere Art von Halbleiterübergängen enthält, bei Vorhandensein geeigneter Hochfrequenzsignale (im Mikrowellenbereich) resoniert und in der zweiten und dritten harmonischen Frequenz des empfangenen Signals weiter sendet. Die Erkennung von Oberschwingungen weist daher auf die Existenz eines solchen Geräts in einer bestimmten Entfernung vom Detektorkopf, in Wänden, Decken und anderen Objekten hin. Der Bediener wird durch visuelle sowie akustische Signale über Kopfhörer informiert.

Neben den oben aufgelisteten Geräten gibt es viele weitere, um die Arbeit beim sogenannten „sweepen“ zu erleichtern. Unter anderem:

  • Infrarotscanner
  • Wärmebildkameras
  • Kameralinsen-Detektoren zum Erfassen von optischen Mitteln
  • Röntgenkameras etc.

Die Gesamtheit aller Maßnahmen ergeben eine sehr hohe Erfolgsrate, um die ungewünschte Informationsabschöpfung bestmöglich zu verhindern. Am Ende spielt der Faktor Mensch eine entscheidende Rolle, indem die ausgearbeiteten Sicherheitskonzepte und Vorsichtsmaßnahmen auch eingehalten werden.

In den vergangenen Monaten wurde ein steigender Bedarf an Lauchabwehrmaßnahmen verzeichnet. Dieser Umstand kann zweifelsohne der aktuellen geo- und wirtschaftspolitischen Situation zugeschrieben werden. Europäische Nachrichtendienste berichten regelmäßig von erhöhten Spionageaktivitäten in diversen Europäischen Ländern vor allem im zivilen Bereich (kritische Infrastruktur, Konzerne, Banken, etc.).

Beratungsgespräche ergaben, dass die Gefahr von Lauschangriffen bisher stets unterschätzt wurde und die Unternehmen auf derartige Gefahren nicht vorbereitet sind.

TRIAS Solutions berät Klienten und deren Mitarbeiter in speziellen Fragen zur Lauschabwehr und agiert operativ weltweit. Fundierte Fachkompetenz, jahrzehntelange Erfahrung und das aktuellste technische Equipment dienen TRIAS als Grundlage für erfolgreiche Abwehrmaßnahmen.

Über TRIAS SOLUTIONS – EFFEKTIV UND VERTRAULICH

Die TRIAS Solutions AG (www.trias-solutions.li) ist ein international agierendes Sicherheitsunternehmen mit Sitz in Liechtenstein. Weitere rechtlich selbständige Firmensitze befinden sich in Österreich und in der Schweiz.

Gerne stehen wir Ihnen für ein erstes Beratungsgespräch sowie dem operativen Einsatz zur Verfügung.

 

Über den Autor
Dr. Erich Gemeiner
Dr. Erich Gemeiner, CEO von Trias Solutions in Liechtenstein, Österreich und der Schweiz, ist seit vielen Jahren auch als Anwalt mit seiner Kanzlei unter anderem in den Bereichen Wirtschaftsrecht und Strafrecht für HNW-Klienten international tätig. Er verfügt über umfangreiche Ausbildungen im Bereich Sicherheit und Technik.
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