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Helmut Brückmann

Helmut Brückmann - ein ganz besonderer Mensch ist von uns gegangen

Es gibt nur wenige Medien, die nicht mit der ersten Seite aufgeschlagen werden. Das CD Sicherheits-Management gehörte dazu. Die Lektüre dieses Magazins begann für die meisten Leser ganz hinten. Dort wo „Management diskret“ platziert war. Eine Rubrik, in der Gründer, Herausgeber und Chefredakteur Helmut Brückmann kenntnisreich, wohlformuliert und oft mit spitzer Feder Schlüsselereignisse des Sicherheitswesens beleuchtete.

Jetzt wurde die letzte Seite im Leben des Helmut Brückmann aufgeschlagen.

Der langjährige Polizeibeamte, der sich nach seiner dienstlichen Karriere dem Journalismus verschrieb, ist nach langer schwerer Krankheit verstorben. Mit ihm ist einer der profiliertesten Kenner des gesamten Sicherheitswesens von uns gegangen. Ein hochkarätiger Fachjournalist, an dem sich viele andere messen lassen müssen.

Helmut Brückmann, Jahrgang 1942, hat der Sicherheitsbranche unendlich viel gegeben. Es war immer an ihrer Seite, scheute sich aber auch nicht, den Finger in die Wunde zu legen. Dann, wenn etwas nicht ganz so rund lief. Das Verhältnis zur Branche war von gegenseitigem Respekt geprägt. Das ließ es zu, dass Helmut Brückmann auch in der Kritik geachtet wurde.

Er war ein ganz besonderer Mensch. Ein Mensch mit vielen Begabungen und Interessen. Viele suchten seinen Rat und wurden nie enttäuscht. Alles war er tat, tat er mit Leidenschaft, mit Engagement und mit Freude. Helmut Brückmanns Leben, es war ein erfülltes Leben. Eines seiner letzten Worte war „Ich habe mein Leben gelebt , und es war schön“.

Wer Helmut Brückmann kannte, weiß, dass er das lebende Gedächtnis der Branche war. Mit einer höheren Speicherkapazität als jede Festplatte. Ein Stichwort genügte, und das geballte Wissen sprudelte nur so aus ihm heraus. Er konnte sich auf ein phänomenales Erinnerungsvermögen an Personen und Ereignisse verlassen. Sein Geist blieb wach, bis zuletzt.

Aufgewachsen ist Helmut Brückmann im hessischen Bürstadt, gelegen zwischen Rhein und Odenwald. Mit 18 Jahren trat er in den Polizeidienst und machte Karriere. Sein letzter Dienstgrad war Erster Polizeihauptkommissar (EPHK).

Wegbegleiter schätzten ihn als Ordnungshüter mit Leib und Seele. Immer korrekt. Immer pflichtbewusst. Dabei sehr sozial eingestellt, kameradschaftlich und immer mit einem offenen Ohr für die Anliegen seiner Kollegen. Wer Rat und Tat brauchte, klopfte bei Helmut Brückmann nie vergebens an. In der Polizei und auch danach hat Helmut Brückmann viele junge Leute geprägt, sie unterstützt und ihnen ein gehöriges Stück Ethik und Moral mit auf den Weg gegeben.

Kein Wunder, dass das stete Engagement für seine Kollegen Helmut Brückmann in den Personalrat und die Gewerkschaftsarbeit führte. Lange Jahre war er Mitglied des örtlichen Personalrats der Bereitschaftspolizei am Standort Hanau und gehörte dem Bezirkspersonalrat an. Auch wurde er in den Hauptpersonalrat berufen, in dem er 20 Jahre lang wirkte. Mehr als 20 Jahre fungierte er zudem als Bezirksgruppenvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei (GdP) und gehörte ebenso lange dem Bundesvorstand an. Darüber hinaus setze er sich im Bundesfachausschuss Bereitschaftspolizei der GdP für seine Kollegen ein. Das Besondere: Helmut Brückmann war als Personalrat niemals freigestellt, er leistete die Arbeit neben seinem regulären Dienst.

Sein Engagement brachte ihm nicht nur Freunde ein. Doch das Pflichtbewusstsein und die stets korrekte Dienstausübung eröffnete auch weniger Wohlgesonnenen keinerlei Angriffsflächen,

Um ein Haar wäre es schon 1987 um Helmut Brückmann geschehen gewesen. Als zwei seiner Kollegen im Zuge einer scheußlichen Tat am 2. November dieses Jahres ihr Leben verloren, war er gleichfalls für den Dienst an der Startbahn West des Frankfurter Flughafens eingeteilt. Ein 33-jähriges Mitglied einer autonomen Gruppe hatte seinerzeit 14 Pistolenschüsse auf Einsatzkräfte der hessischen Bereitschaftspolizei abgegeben. Klaus Eichhöfer, Hundertschaftsführer der IV. Bereitschaftspolizeiabteilung Hanau, und der 23-jährige Polizeimeister Thorsten Schwalm wurden tödlich getroffen. Ein glücklicher Zufall bewahrte Helmut Brückmann davor, dasselbe Schicksal zu erleiden. Der Dienstplan war kurzfristig geändert worden.

Anfang 1989 kam es dennoch zu einem Schicksalsschlag. Helmut Brückmann, damals 49 Jahre alt, erlitt zusammen mit seiner Ehefrau Gerlinde einen schweren Verkehrsunfall. Die Verletzungsfolgen waren so massiv, dass er den Polizeidienst aufgeben musste.

Viele andere hätten fortan die Hände in den Schoß gelegt. Nicht so Helmut Brückmann. Er begann, seine zweite große Berufung in den Lebensmittelpunkt zu stellen: den Journalismus. Kein Neuland für Helmut Brückmann. Schon zu Polizeizeiten hatte er mit offizieller Genehmigung die Hessische Polizeirundschau mitgegründet und sich ebenso mit „Bereitschaftspolizei heute“ einen guten Namen gemacht. Schreiben, informieren, den Horizont der Leser erweitern - das lag ihm schon zu Polizeizeiten im Blut.

Helmut Brückmann wandelte dabei nicht auf ausgetretenen Pfaden. Ihm ging es nicht um einen weiteren Lichtpunkt am Sternenhimmel. Das „Criminal Digest“, das CD Sicherheits-Management, wurde zu einem Medienformat, das es in dieser Art vorher allenfalls ansatzweise gegeben hatte. Helmut Brückmann wich von der gängigen Linie ab, Fachbeitrag an Fachbeitrag zu reihen. Vielmehr hielt sich Fachliches mit oft aufwändig recherchierten Reportagen und Artikeln die Waage. „Heiße Themen“ und Kontroverses zum „Mainstream“, das war kein Tabu. Ein weltweites Korrespondentennetz sorgte für eine unvergleichliche Tiefe der Informationen. Vieles, was im CD stand, war exklusiv und wurde zum Teil in größeren Medien zitiert oder sogar wörtlich nachgedruckt.

Anders als andere Publikation, die Jahre brauchten, um bekannt zu werden, machte die Neuerscheinung im Sicherheitsbereich schnell Furore. Der Themenmix, die Aufmachung und die journalistische Qualität begeisterten. Dazu imponierte Helmut Brückmann, der nicht als Seiteneinsteiger agierte, sondern auf einen reichen Erfahrungsschatz aufbauen konnte. Wegbegleiter schätzten ihn als guten und verständigen Gesprächspartner. Auf einem Feld, auf dem sich damals einige tummelten, profilierte er sich, das lässt sich ohne Übertreibung sagen, als ungekrönter König der sicherheitsbezogenen Medienwelt. Es dürfte in Deutschland keinen Mann gegeben haben, der einen auch nur ähnlichen Ruf und Einfluss hatte.

Es war nicht allein CD Sicherheits-Management, das Helmut Brückmann herausgab und leitete. Zu seinem kleinen Imperium gehörten auch die Formate SecurityPoint, sicherheitshalber und Polizei heute.

Helmut Brückmann bereicherte die Sicherheitsbranche aber nicht nur mit Medienformaten. Legendär sind beispielsweise die Fachkonferenzen PERSONENSCHUTZ. Wer zu den Teilnehmern gehörte, konnte sicher sein, mit gediegenem Know-how und reichem Fachwissen nach Hause zurückzukehren. „Es gibt kaum eine Veranstaltung in Deutschland, die sich mit diesem Event messen kann“, schrieb eine Fachzeitschrift. Die Fachkonferenzen und Konferenzen mit anderen Themen werden von VEKO online weitergeführt.

Apropos VEKO online. Mit diesem Format schaffte Helmut Brückmann erfolgreich den Sprung in die digitale Welt. Als sich CD Sicherheits-Management nach einem Eigentümerwechsel irgendwo in der hochalpinen Welt eines Nachbarlandes verlor, hob er VEKO online aus der Taufe. Ein Fachmedium, das in der Ausrichtung und Themenauswahl CD Sicherheits-Management ähnelte, aber ausschließlich online erschien. Auch als Helmut Brückmann dieses Format an seinen Freund, den heutigen geschäftsführenden Gesellschafter und Chefredakteur Thomas Lay übergab, blieb er als Herausgeber und Berater an Bord.

Ein Mann mit so vielen Talenten setzte auch bei seinen Hobbys nicht 08/15 als Maßstab an. So war er, was nicht alle wissen, ein begeisterter Pilot. In Deutschland erwarb er die Privatpilotenlizenz. Als er in Nordamerika fliegen wollte, machte er auch noch den dort erforderlichen US-Berufspilotenschein. In den Lüften hielt es Helmut Brückmann wie auch sonst im Leben: er war kein Schönwetterflieger. Zusammen mit Freunden flog er von den niederländischen Antillen mit einer einmotorigen Cessna nach Venezuela und Kolumbien. Dabei galt es, einen erheblichen Höhenunterschied zu überwinden. Es war alles andere als ein Sonntagstrip. Bei der Landung in Bogota waren alle heilfroh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Das Leben des Helmut Brückmann war von dessen sozialer Ader geprägt. Autoren mussten niemals lange auf ihr Honorar warten, selbst wenn die Ausgaben nicht vor Anzeigen strotzten. „Zuerst bekommen meine Leute ihr Geld“, sagte er in solchen Fällen. Seine soziale Art stellte er auch bei einem Projekt in Südamerika unter Beweis. In Erinnerung an seinen Großonkel, der als Missionar nach Peru ging, unterstützte er das südamerikanisches Hilfswerk Don Bosco. Wenn er Geburtstag hatte, bat er anstelle von Geschenken um Spenden. Dass alles Geld vor Ort ankam war für ihn und seine Ehefrau Ehrensache.

Helmut Brückmann hatte das Glück, dass seine Arbeit breite Anerkennung fand.

Am 15. Juni 1992 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. Die Ehrung war vom damaligen Inspekteur der Bereitschaftspolizeien der Länder, Gilbert Welter, angeregt worden. Gewürdigt wurde mit der hohen Auszeichnung „sein weit über den Dienst hinausgehendes Engagement auf verschiedensten Feldern“, wie es der damalige Landrat Karl Eyerkaufer in seiner Laudatio zum Ausdruck brachte. Der Verwaltungschef der Main-Kinzig-Kreises bezog ausdrücklich auch die Ehefrau des Geehrten in die Danksagung ein. Sie war ein starker Part in seinem Leben.

Ebenso brachte der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) seine Anerkennung für herausragende Verdienste um die Sicherheitswirtschaft in Deutschland zum Ausdruck. Im Rahmen der 25. Fachkonferenz „Personenschutz“ in Dresden überreichte ihm der damalige Hauptgeschäftsführer Dr. Harald Olschok eine Ehrenurkunde. Dabei hob er hervor, dass Helmut Brückmann „seit vielen Jahren fester Bestandteil der Sicherheitsbranche“ sei. Schon früh habe er seine Leidenschaft für den Journalismus entdeckt. Seit Jahrzehnten schreibe Helmut Brückmann kompetent und zuverlässig über alle Aufgabengebiete der Sicherheitswirtschaft. Der Titel seiner Online-Plattform sei gleichzeitig „auch sein persönliches Markenzeichen: Vernetzte Kompetenz!“, so Olschok.

„Wir trauern mit den Hinterbliebenen um einen langjährigen Begleiter der Sicherheitswirtschaft“, so der heutige BDSW- und BDGW- Hauptgeschäftsführer Florian Graf. Helmut Brückmann sei „viele Jahre einer der wichtigsten Fachjournalisten der Sicherheitsbranche, der kompetent und mit Leidenschaft über die Branche geschrieben und diskutiert hat“, schrieb er in einem Nachruf.

Es ist eine schmerzliche Lücke, die Helmut Brückmann hinterlassen hat. Einen wie ihn, einen so vielseitig Talentierten und Engagierten, wird es so schnell nicht wieder geben. Das Team von VEKO online verneigt sich in Trauer vor dem Verstorbenen. Unsere Gedanken sind bei seiner Ehefrau Gerlinde und den Hinterbliebenen. Die liebevolle Erinnerung an einen ganz besonderen Menschen mag ihnen Trost sein. „Das Schönste, was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken“, so lautet ein Dichterwort.

In diesem Sinne: Ruhe sanft, Helmut Brückmann! Du wirst unvergessen bleiben. Und ein Maßstab sein - jetzt und immerdar.