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Tod auf dem Pfahl

Von Werner Sabitzer

Vor über 500 Jahren erschlug ein Bäckergeselle aus Regensburg in der Herrengasse in Wien seinen Arbeitgeber, dessen Frau und die siebenjährige Tochter sowie den Knecht und die Magd der Familie. Der fünffache Mörder wurde zum Tod verurteilt und gepfählt.

Pfählung des Fünffach-Mörders Bartholomäus 1501 in Wien.Zuerst hackten ihm die Henkersknechte die Finger einzeln ab und quälten den Delinquenten mit glühenden Zangen. Dann banden sie ihn an ein Pferd und schleiften ihn vom Gefängnis im Rathaus über die fünf großen Plätze Wiens zur Hinrichtungsstätte auf der Gänseweide. Dort hatte sich bereits eine riesige Menschenmenge versammelt, um sich das Schauspiel nicht entgehen zu lassen. Der Verurteilte wurde gerädert und auf einem zugespitzten Pfahl aufgespießt, allerdings glückte erst der zweite Versuch. Die Knechte zogen den schreienden Verurteilten nieder, bis ihm der Pfahl beim Hals herausragte. Sein Todeskampf dauerte Stunden. Die Pfählung des Bartholomäus am 5. März 1501 auf der Gänseweide (heute: Weißgerberlände im dritten Bezirk) wegen fünffachen Mordes war die letzte Hinrichtung auf diese grausame Art in Wien.

 


Bäckergeselle aus Regensburg

Bartholomäus (Barthel) stammte aus Regensburg in Bayern. Er war nach der Bäckerlehre auf seiner Wanderschaft nach Wien gekommen und hatte beim Bäckermeister Leonhart Reisner in der Herrengasse (heute Nr. 17, Ecke Bankgasse) Arbeit und Quartier erhalten. Er gewann das Vertrauen der Bäckersfamilie und wusste, dass sein Meister das Geld hinter dem Ofen versteckte.

In der Nacht auf den 23. November 1500 nahm Bartholomäus ein Beil und erschlug den Knecht, mit dem er die Schlafkammer auf dem Dachboden teilte, mit mehreren Hieben auf den Kopf. Der Geselle schlich sich in das Schlafzimmer seines Chefs und erschlug ihn und dessen Frau. Als die durch den Lärm erwachte Magd in das Zimmer kam, ermordete Barthel auch sie. Danach nahm er die Silbermünzen aus dem Geldversteck, er wurde aber dabei von der siebenjährigen Tochter der Bäckersleute überrascht. Barthel erschlug auch das Mädchen.

Mit der Beute und in der Kleidung des Bäckermeisters verließ der Mörder die Stadt. Da er der einzige Überlebende im Haus war und zudem nach der Bluttat verschwand, richtete sich der Verdacht gegen ihn. Kaiser Maximilian I. wandte sich an den Rat von Regensburg mit einer Beschreibung des Verdächtigen und dem Ersuchen um Auslieferung. Am 2. Jänner 1501 wurde Bartholomäus in Regensburg festgenommen, in Ketten gelegt und kurz darauf auf einem Donau-Schiff nach Wien gebracht. Unter der Folter gestand er die Bluttat. Als Motiv gab er Spielsucht und Habgier an.

Wiens Stadtrichter Laurenz Hutendorfer verurteilte den fünffachen Meuchelmörder zum Tod durch Pfählen. Danach wurde in Wien kein Verurteilter mehr gepfählt.

 

 

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