Management diskret

Zum Jahresabschluss befassen wir uns nicht ohne Grund im SPECIAL dieser Ausgabe mit dem Thema Geld & Wert. Schließlich steht Weihnachten vor der Tür, und mancher Zeitgenosse besorgt sich sein Weihnachtsgeld nach eigenem Gusto. Manchmal ist die Freude allerdings von kurzer Dauer und umgekehrt proportional zum Knastaufenthalt, wie ein vorweihnachtlicher Gerichtsprozess zeigt. Rund 800.000 Euro hinterzogene Steuern und Sozialversicherungsabgaben, zwei Strafverfahren, sechs Beschuldigte und Freiheitsstrafen von insgesamt 12 Jahren und 6 Monaten - das ist das Ergebnis zweier Ermittlungsverfahren der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) des Hauptzollamts Münster. Es sind gleich mehrere Sicherheitsunternehmen betroffen. In der nächsten Ausgabe werden wir über Einzelheiten berichten, bei denen es auch um „Abdeckrechnungen“ gehen wird, ein beliebter Sport anscheinend.

 

Was fällt dem geneigten Leser bei Shamrock ein? Bitte unterlassen Sie das Grinsen. Gemeint ist auch nicht das heimliche Wappen von Irland, ein Kleeblatt. Nein, es geht um eine Aktionärsgruppe Shamrock Holdings Inc., die am 2. November einen zackigen Brief an The Brink’s Company in Richmond, VA, geschickt hatte. Geantwortet hat dann am 12. November Mr. Thomas C. Schievelbein, Chairman of the Board and Chief Executive Officer. Der war beileibe nicht überrascht, als der Brief ankam; er hatte ihn schon zuvor in der Zeitung gelesen. Aber auch sonst war er not amused, denn Shamrock verlangte schlicht den Verkauf von Brink’s an die spanische Prosegur oder die britische G4S. Die andauernden Kursverluste waren den Shareholders zuviel, wie Shamrocks CEO und Briefschreiber Stanley P. Gold (nomen est omen)  seine Forderung begründete. Dass diese Nachricht unter Insidern auch in deutschen Landen zu Spekulationen Anlass bot, war klar.

Inzwischen ist die Luft raus, und der Vorsitzende der Geschäftsleitung von Brink’s Deutschland, Oliever Hecht, darf weiter ackern. Acht Monate im Amt, ist er immer noch mit dem  Riesenberg vorgefundener unerledigter Management-Aufgaben beschäftigt. Er wird zweifellos die Brink’s Deutschland GmbH auf Vordermann bringen, was ihm auch seine Konkurrenten im heimischen Geldgeschäft zutrauen. Genügend Erfahrung bringt er von der METRO mit. Man darf gespannt sein, wie Deutschlands Marktführer im Geldtransport, die Prosegur GmbH, weiter agieren wird. Deren Geschäftsführer Dr. Lothar Thoma verantwortet die Bereiche Operations und Vertrieb. Vor just drei Jahren kam er dem Rauswurf aus dem Verband BDGW mit seinem Austritt zuvor. Er hatte sich nämlich mit ver.di geeinigt, wegen einer Notlage seines Unternehmens keinen Tariflohn zu bezahlen. Die Gewerkschaft zog mit, der Verband nicht.

Nachdem die Notlage vorbei war, stellte er wieder einen Aufnahmeantrag, dem der Verband entsprach. Ein Gang nach Canossa war das nicht. Im Gegenteil, während der Verbandstagung am 27. November in München wurde Dr. Thoma zu einem der sechs Stellvertreter des Vorsitzenden Mewes gewählt. Kompliment, Frau Dr. Merkel hat nur fünf Stellvertreter. Man muss bei diesen Zahlenspielen natürlich berücksichtigen, dass der BDGW 43 ordentliche Mitgliedsunternehmen hat; dazu kommen nochmals 38 unordentliche. Nach der geglückten Wahl in München lächelt Dr. Thoma am linken Rand des Pressefotos. Er ist der Größte und hat auch schon seine Ansichten kundgetan: Wer keinen Tariflohn zahlt, fliegt aus dem Verband. Er meint dabei auch die Mitglieder, die den Tariflohn anderweitig unterlaufen, indem sie zum Beispiel die Geldtransporter gemischt besetzen, nämlich den 2. Mann der Besatzung nicht mit einem GWT-Mitarbeiter, sondern mit einem einfachen Wachmann besetzen; der erhält natürlich nicht den höheren Tariflohn der Geldtransporteure. Oder es werden bei der Befüllung von Geldausgabeautomaten nicht die vorgeschriebenen drei Mann Besatzung eingesetzt, nach dem Motto „zwei tun’s auch“.

Der Verband hat solche und ähnliche Arbeitsweisen bisher nur dann verfolgt, wenn dies auch mitgeteilt wurde. Ein guter Trick scheint auch zu sein, dass der Tariflohn nur für die Zeit bezahlt wird, in der das Geld auch tatsächlich transportiert wird. Ein gewisser Einfallsreichtum kann man dem ein oder anderen Unternehmen schon attestieren. Dr. Lothar Thomaist gegen diese Machenschaften. Aus dem Saulus wurde ein Paulus.

 

 

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