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Bengalisches Feuer im Gästeblock beim Champions League Spiel zwischen Genk und Leverkusen am 10. April 2012.Bengalisches Feuer im Gästeblock beim Champions League Spiel zwischen Genk und Leverkusen am 10. April 2012.
Foto: Bengalos, Wikimedia Commons | Lizenz: CreativeCommons by-sa-3.0

Legalisierung oder Verbot von Pyrotechnik in Fußballstadien?


Von Frank D. Stolt

Der Einsatz Bengalischer Fackeln ist nicht zuletzt durch die jüngsten Ausschreitungen in Fußballstadien oder bei der EM 2012 in Polen und der Ukraine in Verruf geraten. In Österreich, Deutschland und der Schweiz ist das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen, allgemein auch „Feuerwerkskörper“ genannt, Feuerwerken oder anderen feuergefährlichen Substanzen in Anlagen und Geräten zur Erzeugung von Spezialeffekten in Fußballstadien nicht eindeutig rechtlich geregelt.



Pyrotechnik ist in deutschen Fußballstadien verboten. Dennoch setzen immer mehr Fußballfans, sogenannte Ultras und Hooligans ihre Auftritte vor und in den Stadien mit Pyrotechnik erst richtig in Szene. Es vergeht derzeit kaum ein Spieltag in den deutschen Fußballstadien ohne Feuerwerk, Rauchschwaden und Spielunterbrechungen. Die Ausschreitungen vor und nach dem Pokalspiel von Dynamo Dresden bei Hannover 96 oder Ende der letzten Spielsaison führen immer wieder zu einer hitzigen Debatte nicht nur um die zunehmende Eskalation von Gewalt im deutschen Fußball. Denn auch die Auswüchse beim Abbrand von „Bengalos“ und Böllern sind Teil dieser öffentlich geführten Auseinandersetzungen. In manchen Medien war sogar schon von „Pyro-Orgien“ die Rede.

Die Diskussion um Pyrotechnik in Fußballstadien hat nicht nur in Deutschland Brisanz. Trotz einer klaren Absage seitens des DFB und - mittlerweile - auch der DFL ist das Problem aber noch lange nicht gelöst, denn insbesondere für viele Vertreter der Fanszene ist ein grundsätzliches Verbot inakzeptabel und nicht nachvollziehbar. Und auch der eine oder andere Verein diskutiert immer wieder über mögliche Kompromisse bzw., dass unter gewissen Umständen eine Legalisierung durchaus vorstellbar sei. So erklärte Marcell Jansen: „Ich finde das schon grundsätzlich klasse, aber die Sicherheit muss dabei absolut vorne stehen. Wenn man gewährleisten kann, dass keiner zu Schaden kommt, dann bin ich absoluter Befürworter. Im Ausland gehört es dazu, in Deutschland gibt es doch schon genug Verbote und wenn man irgendwann nur noch einen Schal mit ins Stadion nehmen darf, wird es auch langweilig.“

Diese Signale werden von den Organisatoren der Kampagne „Pyrotechnik legalisieren – Emotionen respektieren“ nur zu gerne gehört. Geht es nach den Vorstellungen in Fan-Kreisen, sollten zugelassene Feuerwerkskörper in speziellen Zonen und nur von qualifiziertem Personal gezündet werden. Dafür sollten aus den Fan-Blöcken keine Böller und keine unkontrollierbaren Leuchtspurmunition bzw. Raketen gezündet werden. Sebastian Scheffler, einer von vier offiziellen Fanvertretern beim Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern, sieht "bengalische Feuer als unverzichtbare Stilmittel, die zu einer Fankurve gehören wie Fahnen oder Gesänge".

Es waren gerade die Fußballverbände, die in den letzten Jahren immer wieder bei den Fan-Vertretern die Hoffnung auf eine Lockerung des Pyrotechnikverbots in Stadien genährt hatten. Nach einer bis dato größten Demo mit mehreren Tausend Fans vor etwa zwei Jahren in Berlin hatte sich der Deutsche Fußball-Bund mit Fan-Vertretern an einen Tisch gesetzt und Pilotprojekte für die Legalisierung von Pyrotechnik in Aussicht gestellt. Einige Monate hatten Vertreter von DFB und DFL mit Befürwortern von Pyrotechnik in den Stadien die jeweiligen Argumente ausgetauscht und nach „Kompromissen“ gesucht. Zwischenzeitlich ist dieser „Dialog“ über Pyrotechnik in Stadien des DFB und der DFL mit Vertretern der Initiative „Pyrotechnik legalisieren…“ gescheitert.

Auch in den Medien gibt es Unterstützer von Pyrotechnik beim Fußball, insbesondere wenn es um bengalische Feuer in den deutschen Stadien geht. ZDF-Kommentator Oliver Schmidt bekannte sich coram publico beim Länderspiel Deutschland – Belgien zum Einsatz von Pyrotechnik. Er sagte, dass er nichts gegen Pyrotechnik habe, solange sie verantwortungsvoll gehandhabt wird. Mit dieser Meinung steht er nicht allein. Meist ist in diesem Zusammenhang von "südländischer Begeisterung im Stadion" die Rede. In italienischen Stadien werden häufig zu Spielbeginn oder nach einem Tor sogenannte „Bengal-Sätze“ gezündet, die rot, grün oder orange abbrennen. Die Zuschauer derartiger Spektakel sind von der durch die Pyrotechnik entstandenen „Choreographie“ begeistert. Ein anderer Sportreporter des öffentlich-rechtlichen Fernsehens spricht bei einem Spiel in Kaiserslautern vom „Betzenberg als Gesamtkunstwerk“ oder von einem „Fußballfest von Anfang an“.

Es gibt keine Pyrotechnik, die für Fußballstadien geeignet ist, sondern nur Fußballstadien, die nicht für Pyrotechnik geeignet sind! Mit diesem plakativen und vielleicht etwas überzogenen Satz soll aus Sicht des Brandschutzes Stellung bezogen werden.

 

Kötter


Pyrotechnik und Gewalt

Im „Fußball“-Alltag kommt es immer wieder zu Sachbeschädigungen (§ 303 StGB) und Brandstiftungen (§ 306 ff StGB) durch den unsachgemäßen Umgang mit pyrotechnischen Gegenständen. In den meisten Fällen solcher Beschädigungen legten es die Täter sehr wohl darauf an, die Sprengkraft der Knallkörper an anderen Dingen auszuprobieren. Nicht selten werden dabei auch Personen geschädigt. Dabei werden als Tatmittel auch in Deutschland nicht zugelassene „Böller“ verwendet, die unerlaubt z. B. aus den bevorzugten Ländern Polen, der Tschechischen Republik oder China nach Deutschland eingeführt wurden. Nicht selten werden diese Feuerwerkskörper noch zusätzlich insbesondere durch eine zusätzliche Verdämmung bzw. Bündelung modifiziert, um einen noch größeren Knall- oder Lichteffekt herbeizuführen. Bei Krawallen beim „Westderby“, Fortuna Düsseldorf – VfL Bochum, am 21.2.2011 zündeten Fans aus Düsseldorf gleich nach ihrer Ankunft im Hauptbahnhof bengalische Feuer und Feuerwerkskörper. Ein Unbeteiligter wurde dabei leicht verletzt. Am 14.5.2011 warfen Fans des Fußball-Bundesligisten Hannover 96 bei einem kurzen Halt am Bahnhof Ringelheim Feuerwerkskörper oder bengalisches Feuer aus dem Zug ins trockene Gras, weil sie Fans von Eintracht Braunschweig ärgern wollten, die auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig auf ihren Zug warteten. Im Februar 2010 wurden in Bochum im Bereich der Fankurve des 1. FC Nürnberg unmittelbar vor Spielbeginn bengalische Fackeln und pyrotechnische Gegenstände gezündet, so dass das Stadion minutenlang in Rauch gehüllt war. Dabei wurden acht Fans verletzt. Zwei davon hatten schwere Brandverletzungen an den unteren Gliedmaßen erlitten und kamen auf die Intensivstation.

Am 21.7.2010 wurden beim Fußball-Testspiel im Borussia-Park zwischen Galatasaray und Fenerbahce Istanbul mehrfach Feuerwerkskörper gezündet. Nach einer halben Stunde musste der Schiedsrichter das Spiel wegen dichter Rauchschwaden für zehn Minuten unterbrechen. Eine 19-jährige Frau wurde von einem bengalischen Feuer getroffen, worauf ihre Kleidung in Brand geriet. Sie erlitt am gesamten Rücken schwere Verbrennungen dritten Grades. Zwei weitere Personen waren von leichteren Brandverletzungen betroffen.

In einem „Offenen Brief“ von einigen Wissenschaftlern anlässlich des „Runden Tisches“ beim Innenminister am 14.11.2011 heißt es: „In der Wahrnehmung wird Pyrotechnik weder von Gewalt getrennt betrachtet, noch werden die Gründe dafür als Grundlage für kontinuierliche Maßnahmen zu Rate gezogen.“ Auch legte BVB-Trainer Jürgen Klopp als auch der Mainzer Manager Christian Heidel Wert darauf, zwischen dem Einsatz von „Bengalos“ und Gewalt zu unterscheiden.


Pyrotechnik und Events

Feuerwerke sind traditionell ein wesentlicher Bestandteil der Silvesterfeiern und von Volksfesten. In einem zunehmenden Maße sind aber auch private Feierlichkeiten und Feste ohne Feuerwerke kaum vorstellbar. Ein Teil der Bevölkerung steht jedoch dem Abbrand von Feuerwerken kritisch gegenüber. In Ermangelung wissenschaftlich fundierter Grundlagen wurde die resultierende Debatte oftmals auf einer gefühlsbetonten, wenig rationalen Ebene geführt.

Schon längst gibt es kaum noch Großkonzerte oder andere publikumsträchtige Events, bei denen nicht als zusätzliche Showeffekte pyrotechnische Bühnenfeuer gezündet werden.
Durch den zunehmenden Abbrand von Feuerwerkskörpern im Rahmen von Fußball-Veranstaltungen stand dieses Thema häufiger im Vordergrund der öffentlichen Diskussion.
In diesem Sinne spricht sich auch die Millionen Mitglieder starke, von der UEFA geförderte Fanorganisation mit Sitz in Hamburg „Football Supporters Europe“ (FSE) immer wieder aus. Dabei wird von der FSE betont, dass es einige Beispiele in Europa dafür gibt, wo ein geordnetes Abbrennen von Pyrotechnik unter bestimmten Umständen durchaus üblich ist.

Es muss jedoch allen Befürwortern der Pyrotechnik in Stadien klar sein, dass es nicht möglich ist, Feuereffektmittel so zu konstruieren, dass sie in jedem Stadion gefahrlos angewendet werden können.


Pyrotechnik und deren Gefahren

Grundsätzlich unterscheidet sich eine normale Verbrennung nur wenig von der eines pyrotechnischen Satzes, allgemein auch „Feuerwerkskörper“ genannt. Dennoch gibt es Unterschiede, wie die Verbrennungsgeschwindigkeit oder auch in der Komplexität, in der die Reaktionen ablaufen. Pyrotechnische Gegenstände enthalten brand- und explosionsgefährliche Stoffe oder Stoffgemische. Pyrotechnische Reaktionen laufen weitaus komplizierter ab als normale Verbrennungen. Auch in pyrotechnischen Sätzen werden Brennstoffe (Reduktionsmittel) durch ein Oxidationsmittel, meist noch unter Anwesenheit von weiteren Stoffen wie Katalysatoren usw., oxidiert. Abhängig ist das Abbrandverhalten von Feuerwerkssätzen aber noch von anderen Faktoren wie die Partikelgröße, die Abbrandbedingungen (Temperatur, Druck oder Verdämmung) und in wenigen Fällen auch der Art der Entzündung.

Pyrotechnische Sätze erzeugen die gewünschten Effekte der Feuerwerkskörper (Antrieb, Knalleffekte, Leuchteffekte, usw.). Sie enthalten üblicherweise mehrere Komponenten, die gepresst, in loser Form oder als Granulate und Pellets verwendet werden können und in Karton-, Plastik- oder Leichtmetallhülsen gegeben werden. Zu den wichtigsten Sätzen gehören Schwarzpulver, sowie Leucht-, Knall- und Pfeifsätze:

  1. Schwarzpulver ist seit dem Mittelalter bekannt und besitzt auch heute noch eine dominierende Stellung in der Pyrotechnik. Es besteht aus Kaliumnitrat, Holzkohle und Schwefel.
  2. Leuchtsätze werden in großen Mengen zur Lichterzeugung verwendet. Für Farbeffekte werden auch Barium-, Strontium- und Kupfersalze eingesetzt.
  3. Knallsätze stellen sehr energiereiche pyrotechnische Systeme mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit dar. Sie bestehen üblicherweise aus Gemischen von feinen Metallpulvern mit Oxidationsmitteln.
  4. Pfeifsätze zeichnen sich durch einen oszillierenden Abbrand aus, der den charakteristischen Pfeifton erzeugt. Dafür werden Chlorate und Perchlorate sowie Salze aromatischer Säuren eingesetzt.

Darüber hinaus gibt es weitere Sätze. Zum Beispiel enthalten „Rauchsätze“ nebst dem verbrennbaren Teil verdampfbare oder sublimierbare Stoffe.

Bei den in den pyrotechnischen Sätzen enthaltenen Stoffen (Additiven) handelt es sich oft um Salze von Alkali- und Erdalkalimetallen. Um das Abbrandverhalten und die Reaktionsgeschwindigkeit zu modifizieren, werden darüber hinaus Katalysatoren und Inhibitoren verwendet. Ferner werden Zusatzstoffe zur Vermeidung der Klumpenbildung sowie Bindemittel und Schmiermittel dazugegeben. Ausgangsstoffe für pyrotechnische Sätze und Gegenstände müssen aus Sicherheitsgründen sehr rein sein.

Aufgrund der Vielzahl der verschiedenen Feuerwerksprodukte mit unterschiedlichen Zusammensetzungen, deren Mengen nicht genau bekannt sind, kann immer nur eine grob geschätzte durchschnittliche Zusammensetzung der Feuerwerkskörper angegeben werden. In einer neueren unveröffentlichten Studie wurde eine größere Zahl unterschiedlicher Feuerwerkskörper analysiert und ein Inertstoffanteil von ca. 75% und 25% pyrotechnisches Pulver berechnet. In dieser Studie wurde auch die Zusammensetzung des pyrotechnischen Pulvers untersucht. Danach ist Schwarzpulver mit 53% der weitaus wichtigste Bestandteil. Unter den Chemikalien werden vor allem Perchlorate (K), Nitrate (Ba, K) sowie Metalle (Al und Al/Mg) verwendet.

Der Abbrand pyrotechnischer Mischungen erfolgt bei hohen Temperaturen (zwischen 1000 und 3000°C) innerhalb kürzester Zeit und führt zu einer Vielzahl chemischer Reaktionen. Die Umsetzung von Schwarzpulver auf der Reaktion zwischen geschmolzenem Schwefel mit triklinem Kaliumnitrat und der Reaktion zwischen festem Kohlenstoff und geschmolzenem Kaliumnitrat. In Zahlen ausgedrückt fallen beim Schwarzpulver die Verbrennungsprodukte überwiegend als Feststoff zu 56% bis 69% an.

„Bengalische Lichte/Feuer“ werden häufig bei großen Veranstaltungen (Freiluftkonzerten, Kunstmessen, Unterhaltungsshows, auch am Theater, bei Musicals, beim Film) als eindrucksvolle Spezialeffekte eingesetzt. „Bengalisches Licht/Feuer“ kommt auch bei der Seenotrettung zum Einsatz.

Bengalisches Licht oder bengalische Feuer sind langsam brennende farbige pyrotechnische Sätze, welche in einem Gefäß, einer Hülse aus Papier oder von Stanniol sowie an einem teilweise überzogenen Stab abbrennen und zum Halten in der Hand, zum Stellen auf dem Boden oder zum Aufhängen vorgesehen sind. Wird der Bengal-Satz in Pappröhren gepresst, so spricht man von kleinen Lanzen oder großen bengalischen Zylinderflammen.
„Bengalische Licht/Feuer“ sind in verschiedenen Varianten im Handel zu erhalten. Es gibt die Handfackel, die auch Bengal-Fackel genannt wird. In deren Kern wird Magnesium verbrannt.

Die extrem hohe Abbrenntemperatur der "Bengalos" von rund 2000°C sorgt für zusätzliche Gefahren Selbst die Reste ausgebrannter Behälter sind noch lange so heiß, dass sie auch bei kurzer Berührung schwerste Verbrennungen verursachen. Durch die hohen Temperaturen, die die Fackeln und Feuer entwickeln, sollte immer genügend Abstand gewahrt werden.

 

Axis

 

Weiterhin erzeugen diese „Bengalisches Licht/Feuer“ heiße Schlacke, die bei „Fackeln“ meistens heiß abtropfend ist und die ebenfalls nach dem Abbrennen noch lange heiß bleibt.
Ebenfalls können durch ungewolltes „Abknicken“ heiße Teile „Bengalische Lichte/Feuer“ unkontrolliert in die Zuschauermenge gelangen und zu erheblichen Verletzungen führen.
„Bengalische Lichte/Feuer“ erzeugen ein grelles Licht, das Menschen in direkter Nähe kurzzeitig blenden kann. Ebenso kann es durch den beim Abbrand auftretenden dichten Rauch zu Sichtbehinderungen kommen. In der Kombination mit anderen gefährlichen Situationen, insbesondere innerhalb von größeren Menschenmengen (z. B. stehende Zuschauer in den „Fan-Kurven“ und auf den Stadionrängen) kann ggf. eine Paniksituation zusätzlich dramatisiert oder sogar eine Panik ausgelöst werden. Das Einatmen größerer Mengen dieses Rauchs kann auch zu gesundheitlichen Schäden führen und sollte deshalb vermieden werden.

Keine Gefahr im eigentlichen Sinne stellt eine erhebliche Behinderung des Spiels durch diese Rauchentwicklung dar. Darüber hinaus ist diese meist extreme Rauchentwicklung der Bengalischen Flammen ein Ärgernis für alle umstehenden Fußballfans. In der Folge kann es bei verärgerten Fans zu einer gefährlichen Gewalteskalation mit entsprechenden Risiken (s. o.) kommen.

Ein Löschen dieser bengalischen Feuer ist schwierig und mit normalen Mitteln nicht möglich. Die Verletzungsgefahr hingegen ist enorm. Nicht zuletzt weisen aus diesem Grund auch Hersteller auf Vorsichtsmaßnahmen hin, die eingehalten werden müssen.


Unfälle und Pyrotechnik gehören leider zusammen.

Fast immer spielt Leichtsinn eine entscheidende Rolle. Dabei ist es egal, ob man etwas falsch macht, weil man es nicht besser weiß oder ob man aus falscher Routine schlampig wird.

Aufgrund ihrer chemischen und physikalischen Eigenschaften sind Feuerwerkskörper gefährliche Produkte, deren Umgang wegen der Verbrennungs- und Explosionsgefahr besondere Vorsicht erfordert. Unfälle beim Abbrennen von Feuerwerkskörpern können zum einen zu Verletzungen von Personen bis hin zu Todesfällen führen. Zum anderen können durch Funkenwürfe Brände entstehen, die Verletzungen oder Sachschäden zur Folge haben.
Statistiken belegen, dass feuerwerksbedingte Verletzungen vorwiegend Hände, Kopf und Augen betreffen. Die Unfallursachen sind vielfältig. Die überwiegende Zahl der Unfälle dürfte auf den unsachgemäßen Umgang oder auf mangelnde Sicherheitsmaßnahmen zurückzuführen sein. Das Basteln mit Feuerwerkskörpern ist eine weitere Ursache, der in verschiedenen Studien eine unterschiedliche Bedeutung beigemessen wird. Auch der Alkoholkonsum kann zu einem unvorsichtigen Umgang mit Feuerwerkskörpern verleiten und das Unfallrisiko erhöhen.

Zur Vermeidung von Personen- und Sachschäden werden deshalb der Umgang und der Verkehr mit diesen Gegenständen durch das Sprengstoffrecht geregelt.


Pyrotechnik und Brandschutz

„Sicherheitsphilosophisch“ gesehen herrscht heute die Auffassung, dass der sogenannte „erste Fehler" in einem System nicht zu einer Katastrophe bzw. zu anderen schlimmen Folgen führen darf. Bei sachgerechter Organisation muss das Versagen eines Elements durch redundante, besser mehrfache, diversitär redundante Sicherheitseinrichtungen ohne großen Schaden aufgefangen werden. Die Abfolge der Ereignisse bei der „Love-Parade“ in Duisburg hat dies nachdrücklich bestätigt.

Selbstverständlich werden pyrotechnische Gegenstände von seriösen Herstellern besonders in Hinblick auf die Sicherheit der Anwender entwickelt und gefertigt. Ein Fan schreibt dazu: „… Vor einem Fußballspiel hatte ich mir drei Bengalische Fackeln gekauft (3 Minuten). Naja, habe halt nicht die Sicherheitshinweise gelesen und habe mich und meinen Vordermann mit dieser heißen Schlacke betropft. Hatte danach lauter kleine Brandwunden auf dem Arm und er auf dem Kopf.

Er fand es wenig lustig und danach kam es zur ausgewachsenen Schlägerei mit immer mehr Beteiligten. Als dann die Security eingriff, bin ich zum Glück im Gewusel weggekommen. Hätte aber auch ins Auge gehen können… “
Das illegale Abbrennen von Feuerwerkskörper bei Fußball-Veranstaltungen hat in den letzten Jahren erheblichen zugenommen.

Die möglichen Auswirkungen von Feuerwerken auf die Sicherheit und Gesundheit können wie folgt zusammengefasst werden:

  1. Schwere Verbrennungen sowie Verletzungen können die Folgen eines unsachgemäßem Umgang mit Feuerwerkskörpern sein. Insbesondere Leichtsinn und Einfluss von zu viel Alkohol führen oft bei der Verwendung dieser Artikel zu schweren Verletzungen. Hinzu kommt, dass im Blick auf Menschen mit Erkrankungen der Atemwege und Kreislauferkrankungen und Vorschädigungen des Gehörs empfohlen werden muss, den Abbrand von Feuerwerken in Stadien u. a. aufgrund der geringen Abstände zu unterlassen. In Abständen, in denen sich üblicherweise Zuschauer von Großfeuerwerken aufhalten, können Lärm-Spitzenpegel erzeugt werden, die als Gehör gefährdend einzustufen sind.
  2. Verbunden mit dem Abbrand von Feuerwerken sind auch erhebliche Brandgefahren. Heiße Schlackenteile von „Bengalischen Lichten/Feuer“ können im Umkreis von ca. 5 Meter brennbare Gegenstände entzünden. Die Schlacke kann Temperaturen von 2000°C erreichen.
  3. Der illegale Abbrand von Feuerwerk – insbesondere von „Bengalische Lichte/Feuer“ kann u. U. sogar eine Panik auslösen oder zumindest verstärken.
  4. Beim Abbrennen von Feuerwerken entstehen aus dem Hauptbestandteil Schwarzpulver als feste Reaktionsprodukte Kaliumcarbonat, -sulfat und -sulfid neben nicht umgesetztem Schwefel. Bei den Effektsätzen fallen die Reaktionsprodukte im Wesentlichen in fester Form an und bestehen aus Metalloxiden sowie in geringerem Umfang aus -chloriden. Die Belastung der Luft durch Feuerwerksreaktionsprodukte ist durch Messungen im In- und Ausland gut dokumentiert. Vor allem Feinstaub erreicht kurzzeitige Spitzenbelastungen.

Das Gefährliche an den Feuerwerkskörpern ist, dass man sie nicht bzw. nur schwer und dies nur mit besonderen Löschmitteln löschen kann.
Hinsichtlich der Brand- und Unfallgefahren muss angesichts der möglichen schwerwiegenden Unfallfolgen immer wieder unmissverständlich betont werden, dass Feuerwerkskörper keine Spielzeuge sind.
Dies gilt auch für Überlegungen zu Möglichkeiten der Legalisierung des Umgangs mit Pyrotechnik in den Stadien.
Letztendlich bestimmt der sachgerechte Zustand des Abbrennortes alleine, ob feuergefährliche Aktivitäten dort sicherheitstechnisch verantwortet werden können. Die meisten modernen Fußballstadien sind dafür nicht geeignet.

 

Dallmeier

 

Weder „Namenslisten“ derjenigen, die „Pyrotechnik“ verwenden dürfen, noch abgesteckte zeitliche und räumliche Rahmen für das kontrollierte Abbrennen (z. B. vor dem Spiel, vor dem Wiederanpfiff oder nach dem Spiel) können an der Gefährlichkeit, die von der Verwendung von Pyrotechnik im Stadion ausgehen kann, etwas ändern. Es sollte den Besuchern nicht gleichgültig sein, dass der Betreiber des Stadions, der Fußballverein, eigentlich die Hauptverantwortung hat.

Die von vielen Fanprojekten geforderte Legalisierung muss aus Sicht des Brandschutzes strikt abgelehnt werden. Es ist der falsche Weg, Pyrotechnik künftig zu erlauben, insbesondere wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass Zuschauer dadurch gefährdet werden.

Angesichts der Gefahren sollten auch die Vertreter der Fanprojekte so viel Vernunft beweisen und diese Forderung ohne Einschränkungen unterstützen. In Umkehr des Sinnspruchs einer Initiative für die Legalisierung sollte es daher heißen: „Emotionen respektieren - Pyrotechnik trotzdem nicht legalisieren!“

In keinem Fall sollte die Feuerwehr als Garant für die Sicherheit in den Stadien bei der Legalisierung von Pyrotechnik bei Fußballspielen herhalten. In diesem Sinn erscheint es auch fragwürdig, dass ausgerechnet Brandschutz-Fachleuten gemeinsam mit Juristen Lösungen für eine Legalisierung erarbeiten sollen.


Fazit

Pyrotechnik hat beim Fußball genauso wie Flaschen und andere Wurfgeschosse nichts zu suchen. Hier sollte eine klare Botschaft von den Verantwortlichen in den Vereinen und Offiziellen der Fußballverbände ausgehen. Dies gilt auch für Überlegungen zu Möglichkeiten des Umganges mit Pyrotechnik in den Stadien. Die von vielen Fanprojekten geforderte Legalisierung muss aus Sicht des Brandschutzes strikt abgelehnt werden. Es ist der falsche Weg, Pyrotechnik künftig zu erlauben, insbesondere wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass Zuschauer dadurch gefährdet werden.

Schön wäre es, wenn auch die Vertreter der Fanprojekte so viel Vernunft beweisen und diese Forderung ohne Einschränkungen unterstützen würden. In Umkehr des Sinnspruchs einer Initiative für die Legalisierung sollte es daher heißen: „Emotionen respektieren - Pyrotechnik trotzdem nicht legalisieren!"

 

 

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