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Sicher ist sicher

Eine Geschichte für Personenschützer

Es war einmal ein König, der sein Land mit fester Hand regierte. Einigen reichen Kaufleuten passte das nicht. Sie taten sich zusammen mit dem Ziel, den König unschädlich zu machen. Zu diesem Zweck engagierten sie den besten Attentäter der Welt. Er fragte nach ihren genauen Wünschen. Sollte der König sterben oder reichte es, ihn ins Gefängnis zu schicken? Die Verschwörer waren keine Unmenschen und schlossen Mord aus. Das Gefängnis sollte aber so beschaffen sein, dass Flucht unmöglich ist.

 

Der Attentäter nickte und sagte ihnen, dass er für seine Maßnahmen ungefähr ein Jahr Zeit einplane und sie so lange nichts von ihm hören würden. Man trennte sich im gegenseitigen Einverständnis.

Nun begab es sich, dass unter der Verschwörerbande ein Spitzel des Herrschers war. Der König erfuhr schon am nächsten Tag von dem Auftrag, den der Attentäter bekommen hatte. Er kannte den Ruf des Attentäters und befehligte seine Wachleute und Sicherheitsexperten, aus seinem Schloss eine Festung, ja besser noch einen Bunker zu machen, in den niemand Fremdes einzudringen vermag. Absolute Sicherheit war das Ziel. Die beste Alarmanlage der Welt war gerade gut genug. Die Fenster wurden vergittert und schussfest gemacht.  

Der König wurde immer misstrauischer und zog sich mehr und mehr zurück. Statt persönlichen Audienzen sprach er nur noch über das Fernsehen mit seinen Untertanen. Schließlich verließ er lediglich in Ausnahmefällen und mit großem Begleitschutz sein Domizil. Die Fenster seiner gepanzerten Limousine waren mit Vorhängen verhüllt. Die Straßen, die er befuhr, wurden vorher geräumt und waren menschenleer. Die einzigen Personen, die er in seine Nähe ließ, waren wenige wortkarge Leibwächter.

Eines Tages meldeten seine Wachmänner, dass der Attentäter vor der Tür steht und ihn sprechen wollte. Nachdem sie ihn gründlich durchsucht hatten, brachten sie ihn zum König, der ihn mit folgenden Worten empfing: „ Was willst du? Ich kenne deinen Auftrag und wie du siehst, hast du keinen Erfolg gehabt. Ich bin hier absolut sicher und du hast versagt.“ Da sah sich der Attentäter um, lächelte wissend und entgegnet: „Wie kommst du auf die Idee, dass ich versagt hätte?“

Heidi Prochaska

 

 

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